Rationale Asset-Pricing-Modelle sollten den fundamentalen Zusammenhang zwischen
den realen Risiken einer Volkswirtschaft und den Assetrenditen erklären können. Tatsächlich
gelingt es den rationalen Standard-Modellen weder die Kapitalmarktentwicklungen
zu beschreiben, noch zuverlässige Prognosen zu generieren. Im Wesentlichen
stellen sich die Aktienrenditen auf der Makroebene als zu hoch und zu variabel heraus,
als dass sie über ein rationales Modell erklärt werden könnten. Zudem scheinen Aktienrenditen
auf der Mikroebene vorhersehbar zu sein. Eine Vielzahl von Studien belegt,
dass bestimmte firmenspezifische Charakteristika, sowie die Aktienrenditen der
Vergangenheit, gute Indikatoren für die zukünftigen Assetpreise sind.1 Üblicherweise
setzen rationale Modelle risikoaverse Agenten, die neue Informationen korrekt verarbeiten
und eindeutige Konsumpräferenzen haben, voraus. Der Agent beurteilt Investitionen
nach den von Neumann-Morgenstern (VNM) Axiomen. Neuere rationale Modelle
lösen sich ein wenig von den strengen VNM-Axiomen. Mittels alternativer Nutzenfunktionen
(z.B. Epstein-Zin-Nutzen) oder durch die Einbeziehung der Habit-Bildung in
die Nutzenfunktion können diese Modelle die Aktienprämie besser erklären.2 Hingegen
sehen die Protagonisten der Behavioral Finance eine ganz andere Herausforderung im
Asset-Pricing. Nach ihnen sollten Asset-Pricing-Modelle untersuchen wie die erwartete
Rendite vom Risiko und von der Investorenfehlbewertung abhängt. Der Investor wird
nun nicht mehr als Homo-Oeconomicus, sondern stattdessen als beschränkt rationaler
Agent, dem auch Entscheidungsfehler unterlaufen, gesehen. Makroökonomisch relevant
sind irrationale Entscheidungen auf individueller Ebene allerdings nur, wenn die
Investoreneinschätzungen miteinander korreliert sind. Damit die Fehlbewertung im
Markt persistent bleibt, müsste zudem die Arbitrage limitiert sein.3
Kapitel 1 der Arbeit stellt die traditionelle Asset-Pricing-Theorie vor. In Kapitel 2 werden
anschließend die Schwächen traditioneller Modelle bei der Erklärung und Beschreibung
der realen Kapitalmarktentwicklungen aufgezeigt. Ebenfalls werden in dem Abschnitt
rationale Lösungsansätze für die Anomalien präsentiert. Schließlich diskutiert
Kapitel 3 wie die Behavioral Finance diese Anomalien, über begrenzt rationales Investorenverhalten
und Arbitragebeschränkungen, zu erklären versucht.
1Vgl.z.B.Banz(1981),DeBondt&Thaler(1985),Chan(1988),Chopra u.a.(1992).
2Vgl.Constantinides(2002).
3Vgl.Hirshleifer(2001).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Traditionelles Assetpricing
- 1.1 Markteffizienzhypothese
- 1.2 Rationale Assetpricingmodelle
- 1.3 Stochastischer Diskontfaktor
- 1.3.1 Faktorstruktur des SDF in einperiodigen Modellen
- 1.3.2 Net-Present-Value (NPV)
- 1.3.3 Intertemporale Asset-Pricing-Modelle
- 2 Asset-Pricing Puzzles
- 2.1 CAPM-Anomalien
- 2.2 Anomalien intertemporaler Asset-Pricing-Modelle
- 3 Behavioral Finance
- 3.1 Evidenz für Fehlbewertungen
- 3.2 Limits-of-Arbitrage
- 3.3 Verhaltensanomalien
- 3.4 Prospect - Theorie
- 3.5 Behavioral-Modelle als Alternative
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Frage, wie Assetpreise zustande kommen und welche Rolle dabei traditionelle Theorie und Behavioral Finance spielen. Sie analysiert die Schwächen traditioneller Asset-Pricing-Modelle und zeigt die Anomalien auf, die durch diese Modelle nicht erklärt werden können. Darüber hinaus werden die Ansätze der Behavioral Finance betrachtet, die versuchen, diese Anomalien über begrenzt rationales Verhalten der Investoren und Arbitragebeschränkungen zu erklären.
- Markteffizienz und ihre Grenzen
- Rationale Asset-Pricing-Modelle und ihre Schwächen
- Asset-Pricing-Puzzles und ihre Ursachen
- Behavioral Finance und ihre Ansätze zur Erklärung von Marktphänomenen
- Limits-of-Arbitrage und die Rolle von irrationalem Verhalten
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 stellt die traditionelle Asset-Pricing-Theorie vor, inklusive der Markteffizienzhypothese und rationaler Assetpricingmodelle. Es werden verschiedene Modelle des stochastischen Diskontfaktors, darunter der Net-Present-Value und intertemporale Asset-Pricing-Modelle, vorgestellt.
Kapitel 2 untersucht die Schwächen traditioneller Asset-Pricing-Modelle bei der Erklärung der realen Kapitalmarktentwicklungen. Es werden verschiedene Anomalien, sowohl im CAPM als auch in intertemporalen Modellen, aufgezeigt und diskutiert. Außerdem werden rationale Lösungsansätze für diese Anomalien präsentiert.
Kapitel 3 beleuchtet die Behavioral Finance und ihre Ansätze, um die in Kapitel 2 beschriebenen Anomalien zu erklären. Es werden Evidenz für Fehlbewertungen, die Limits-of-Arbitrage, Verhaltensanomalien und die Prospect-Theorie vorgestellt. Schließlich werden Behavioral-Modelle als Alternative zu rationalen Modellen diskutiert.
Schlüsselwörter
Assetpreise, Markteffizienz, rationale Assetpricingmodelle, stochastischer Diskontfaktor, Asset-Pricing Puzzles, CAPM-Anomalien, Behavioral Finance, Limits-of-Arbitrage, Verhaltensanomalien, Prospect-Theorie.
- Quote paper
- Dominik Jahnke (Author), 2004, Assetpreise: Traditionelle Theorie versus Behavioral Finance, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31721