Macht unterliegt in unserer Gesellschaft einer gewissen Tabuisierung. Werden Personen, die nach einer Position oder einem öffentlichen Amt streben, nach ihrem Motiv gefragt, so geben sie meist an, es nur aus Sorge um die Sache, das Land, den Staat, aus Selbstlosigkeit zu tun. Das Wort Macht in diesem Zusammenhang zu benutzen würde fast anstößig wirken und den Benutzenden schnell in die Nähe radikaler Positionen rücken. Trotzdem ist Macht ein alltägliches Phänomen, jeder Mensch verbindet mit Macht ein Bild, doch worum handelt es sich wirklich, wie ist Macht zu greifen, zu beschreiben?
Die Arbeit beleuchtet Macht in Organisationen aus drei verschiedenen Positionen. Die handlungstheoretische Perspektive Max Webers, die systemthe-oretische Perspektive Niklas Luhmanns sowie das Machtkonzept Michel Croziers und Erhard Friedbergs werden erläutert und auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede untersucht.
Auch wenn es selten thematisiert wird, so ist Macht doch der Kitt der Organisationen zusammenhält und funktionieren lässt. Die produktive Seite der Macht ermöglicht die Verwirklichung von Zielen durch kollektives Handeln. Wie sonst ist es zu erklären, dass Organisationen sich ständig reproduzieren, dass z. B. die Mitarbeiter einer Baufirma auch montags frühmorgens bei Nieselregen und drei Grad Außentemperatur auf der Baustelle erscheinen? Der Charme eines Vorgesetzten, der Appell an gemeinsame Werte würde dazu wahrscheinlich nicht immer ausreichen. Trotz klarer Organigramme, Strukturen und abgegrenzter Kompetenzen kommt es aber in Organisationen nach Managmententscheidungen oft nicht zum gewünschten Ergebnis. Es muss neben der klaren hierarchischen Ordnung noch „Dunkelfaktoren“ geben, die die Wirkungen und das Zustandekommen von Entscheidungen beeinflussen. Diese „Dunkelfaktoren“ sind für das Sozialmanagement und damit für Sozialmanager von großer Bedeutung. Der Hauptteil der beschäftigt sich mit der Kernfrage, wie mikropolitische Aktivitäten entstehen, welche Taktiken die Akteure nutzen und wie sie sich auf die Funktionsweise von Organisationen auswirken, beschäftigen. Dabei wird der Begriff des mikropolitischen Spiels von Crozier und Friedberg untersucht, dem in diesem Zusammenhang eine besondere Wichtigkeit zukommt.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- MACHT IM LICHT AUSGESUCHTER ORGANISATIONSTHEORIEN
- MACHT NACH CROZIER UND FRIEDBERG
- MACHT UND HERRSCHAFT BEI WEBER
- DAS MACHTKONZEPT LUHMANNS
- Macht im Kontext der Austausch- und Verhandlungsbeziehung
- Macht im Kontext des Organisationskonstruktes
- GEMEINSAMKEITEN UND UNTERSCHIEDE DER KONZEPTE
- MIKROPOLITIK
- BEGRIFFSDEFINITION
- VORRAUSSETZUNGEN FÜR MIKROPOLITIK
- MIKROPOLITIK- DAS SPIEL (MIT) DER MACHT IN ORGANISATIONEN
- GRUNDLAGEN MIKROPOLITISCHER MACHT
- MACHIAVELLISMUS UND DAS BEGRÜNDEN VON ABHÄNGIGKEITSVERHÄLTNISSEN
- DAS DON-CORLEONE-PRINZIP IN DER ÖFFENTLICHEN VERWALTUNG
- DAS KONZEPT DES SPIELS
- FUNKTION VON MIKROPOLITISCHEN SPIELEN IN ORGANISATIONEN
- ZUSAMMENFASSUNG
- AUSBLICK
- LITERATUR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Macht in Organisationen und untersucht, wie sich Macht in der Praxis durch mikropolitische Aktivitäten auswirkt. Dabei werden verschiedene Machtkonzepte aus der Organisationstheorie herangezogen, insbesondere das Konzept von Crozier und Friedberg.
- Analyse verschiedener Machtkonzepte aus der Organisationstheorie (Weber, Luhmann, Crozier/Friedberg)
- Untersuchung der Mikropolitik in Organisationen
- Mikropolitische Taktiken und Strategien
- Auswirkungen mikropolitischer Aktivitäten auf die Funktionsweise von Organisationen
- Relevanz mikropolitischer Erkenntnisse für das Sozialmanagement
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Macht in Organisationen ein, thematisiert die Tabuisierung des Machtbegriffs und stellt die zentrale Frage der Arbeit nach der Greifbarkeit und Beschreibung von Macht.
- Macht im Licht ausgesuchter Organisationstheorien: Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Machtkonzepte aus der Organisationstheorie, u.a. von Max Weber, Niklas Luhmann und Michel Crozier/Erhard Friedberg. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede der jeweiligen Ansätze herausgearbeitet.
- Mikropolitik: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Mikropolitik und legt die Voraussetzungen für mikropolitische Aktivitäten dar.
- Mikropolitik- Das Spiel (mit) der Macht in Organisationen: Dieses Kapitel widmet sich den Grundstrukturen mikropolitischer Macht und untersucht verschiedene Taktiken, die Akteure in Organisationen einsetzen, wie z.B. Machiavellismus und das Don-Corleone-Prinzip.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Macht, Organisationstheorie, Mikropolitik, Sozialmanagement, Taktiken, Strategien und Funktionsweise von Organisationen. Zentral sind die Konzepte von Weber, Luhmann, Crozier und Friedberg, sowie das Konzept des mikropolitischen Spiels.
- Quote paper
- Hagen Zywicki (Author), 2004, Macht in Organisationen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31751