Verhaltensanomalien. Eine Betrachtung der Einflussfaktoren auf Kaufentscheidungen in einer Börsensimulation


Term Paper (Advanced seminar), 2016

13 Pages, Grade: 1,7


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ...3

2 Verhaltensanomalien ...3
2.1 Informationswahrnehmung ...4
2.2 Informationsverarbeitung ...5
2.3 Informationsbewertung ...6
2.4 Kontrollverhalten ...7
2.5 Kaufverhalten ...8

3 Transfer der Verhaltensanomalie auf das Berufsleben ...9

4 Fazit ...10

Literaturverzeichnis ...12

1 Einleitung

In vielen Situationen des Lebens müssen Menschen Entscheidungen treffen, wie z. B. beim Kauf von Lebensmitteln im Supermarkt, beim Kauf von Elektronikwaren oder bei der Tätigung von Investitionen. Entscheidungen, die mit einem hohen Kaufrisiko verbunden sind, müssen gut überlegt sein. Nach dem ökonomischen Verhaltensmodell wird unterstellt, dass die Menschen stets ihren Erwartungsnutzen maximieren. Das Ergebnis verschiedener Experimente zeigte, dass sich die Menschen in klar zu unterscheidenden Situationen entgegen der Voraussage nach dem ökonomischen Verhaltensmodell anomal oder paradox verhalten. Sie unterliegen Verhaltensanomalien.[1] In der vorliegenden Arbeit wird eine Verhaltensanalyse auf Basis der grundlegenden Verhaltensmuster durchgeführt. Im Fokus steht das Verhalten der Autorin als Anlegerin an der Börse. Im Rahmen des Seminars Börsensimulation an der Fachhochschule Südwestfalen, trafen die Studierenden Entscheidungen darüber zu welchen Zeitpunkt sie welche Summe ihres Vermögens bzw. „Spielgeldes“ in welche Aktien investieren wollen. Als Informationsgrundlage lagen die Geschäftsberichte der Unternehmen vor. Die Autorin der vorliegenden Arbeit verfolgte die Strategie, Aktien von einigen wenigen Unternehmen zu erwerben, die einen hohen Marktanteil anstreben und planen mit neu entwickelten Produkten auf neuen Märkten Gewinne zu erwirtschaften. Die Autorin änderte ihre Strategie als die ursprünglich gewählte Strategie innerhalb des ersten Jahres der Börsensimulation hohe Verluste und zum Ende des Jahres nur wenig Gewinn einbrachte. Im zweiten Jahr kaufte die Autorin Aktien von mehreren Unternehmen ein, bei denen die Aktienkurse im letzten Jahr stark in die Höhe getrieben wurden und hatte Erfolg. Gewinne und Verluste wurden erwirtschaftet, sodass ihr Vermögen bei + = der ursprünglichen Summe lag. Die Autorin präferierte nun mehrere verschiedene Aktien zu besitzen und behielt ihre Strategie bei. Im Folgenden werden die Verhaltensanomalien dargestellt und untersucht welche Anomalien für die Präferenzumkehrung der Autorin ursächlich waren und weiterhin auf das Verhalten der Autorin wirkten. Im dritten Kapitel erfolgt ein Transfer der gewonnenen Erkenntnisse aus der Börsensimulation auf das Berufsleben. Die vorliegende Arbeit schließt mit einem persönlichen Fazit ab.

2 Verhaltensanomalien

Im Laufe der Jahre haben sich am Finanzmarkt aufgrund verschiedener emotionaler und persönlicher Faktoren, viele Verhaltensanomalien entwickelt. Anomalien bezeichnen dabei ein irrationales Verhalten. Um am Finanzmarkt erfolgreich zu sein, ist es notwendig über eine erfolgreiche Anlagestrategie zu verfügen. Dafür kommt es darauf an Informationen richtig wahrzunehmen. Dies ist der erste Schritt des Informationsprozesses. Im zweiten Schritt werden die wahrgenommenen Informationen verarbeitet und im dritten Schritt bewertet. Im vierten Schritt kommt es zu einer Kaufentscheidung. [2]

2.1 Informationswahrnehmung

Es gibt mehrere Faktoren, die die Wahrnehmung des Anlegers in seiner Kaufentscheidung beeinflussen. Aufgrund der Vielzahl an Reizen, die tagtäglich auf unsere Sinne einströmen, trifft unser Bewusstsein eine Auswahl zwischen relevanten und nicht relevanten Informationen. Wir nehmen unsere Umgebung selektiv wahr.[3] An der Börse ist dieses Phänomen häufig zu beobachten. Kauft ein Anleger gewinnbringende Aktien, hält er gerne an ihnen fest auch wenn einige dieser Aktien nach zwei Jahren in den Keller gehen. Verlustbringende Aktien werden häufig ausgeblendet statt Verkäufe zu tätigen. Um der Gefahr der selektiven Wahrnehmung (Selective Perception) zu entgehen, ist es ist hilfreich die Transaktionen aus der entgegengesetzten Perspektive zu betrachten und sich die Frage zu stellen, im Falle einer Verkaufsabsicht, welche Vorteile sich ergeben würden wenn die Aktien nicht verkauft werden würden. Im anderen Fall ist es hilfreich sich die Frage zu stellen welche Argumente für einen Verkauf sprechen würden. [4] Würden Sie z. B. eine Depotleiche heute auf keinen Fall kaufen, sollten Sie über einen sofortigen Verkauf nachdenken. Mit der Stopp-Loss Order kann der Anleger einen Kurs unterhalb der aktuellen Notierung bestimmen, zu dem die Aktie verkauft werden soll, um weitere Verluste zu ersparen.[5] Die Autorin erwarb im ersten Jahr verlustbringende Aktien und verkaufte sie. Im zweiten Jahr präferierte die Autorin, Aktien verschiedener Firmen zu besitzen, wobei einige verlustbringend und einige andere gewinnbringend waren. Aufgrund des Risikos erneut hohe Verluste zu erwirtschaften, hielt sie zunächst an ihrem Portfolio fest. Bei zunehmender Liquidität verkaufte sie verlustbringende Aktien gegen gewinnbringende Aktien einer anderen Firma. In diesem Fall wurden die Vor- und Nachteile eines Kaufs- oder Verkaufs abgewogen und die selektive Wahrnehmung dadurch vermindert. Da Anleger häufig einem Zeitdruck unterliegen und/oder die Informationsbeschaffung mit hohen Kosten verbunden ist, werden leicht verfügbare Informationen für Entscheidungen herangezogen z. B. eigene Erfahrungen oder Berichterstattungen in Massenmedien. [6] Dabei kann die selektive Wahrnehmung Erinnerungen verzerren. Ohne eine intensive Informationssuche und –bewertung, können daher korrekte aber auch falsche Urteile über einen Sachverhalt gefällt werden. Die Verfügbarkeitsheuristik (Availability) ist ein Phänomen, das Anleger dazu verleitet leicht zu beschaffende Informationen überzubewerten. Nur weil eine Nachricht häufig zu lesen ist, bedeutet es nicht, dass diese relevanter ist als andere Informationen. Daher ist es für Anleger wichtig nach gegensätzlichen Informationen zu suchen, um sich ein vollkommenes Bild über den zu bewertenden Sachverhalt zu verschaffen. Die Autorin verfügte aufgrund des Geschäftsberichtes über umfassende Informationen über die Unternehmen. Medieninformationen wurden als Popup Nachricht während der Börsensimulation eingeblendet z. B. wurden Informationen zu einem Brand in einem Unternehmen oder dazu, dass der Ölpreis gestiegen ist, eingeblendet. Aufgrund des Zeitmangels, konnte die Autorin während der Börsensimulation keine Recherchen tätigen, um an zusätzliche Informationen zu gelangen. Mangels Erfahrung an der Börse und damit verbundenen Verunsicherung, traf die Autorin womöglich Fehlentscheidungen während der Simulation und verkaufte Aktien als Folge einer Überreaktion, um mögliche Verluste zu vermeiden. [7] Außerdem kann der Bezugsrahmen, innerhalb dessen Entscheidungen getroffen werden, Einfluss auf die Entscheidung nehmen (Framing-Effect). Ein Gewinn von 100 auf 50 Euro in Aktien wird als viel bedeutender empfunden als ein Gewinn von 1050 auf 1000 Euro in Aktien. In beiden Fällen beträgt der Gewinn 50 Euro.[8] Der Framing-Effect kann dazu führen, dass Anleger bezogen auf das vorherige Beispiel, die Aktien, die sie fälschlicherweise als weniger gewinnbringend einstufen, verkaufen. Die Autorin bestätigt die Wirkung des Framing-Effects.

2.2 Informationsverarbeitung

Die wahrgenommenen Informationen werden im zweiten Schritt kognitiv verarbeitet. Bei der Informationsverarbeitung neigen Menschen dazu wirtschaftlich gleichwertige Vorfälle aufgrund von unterschiedlichen mentalen Konten, subjektiv unterschiedlich zu bewerten (Mental Accounting). Wie bei der Buchführung in einem Unternehmen erstellt sich der Anleger gedanklich fiktive Konten. Für jede Aktie gibt es ein Konto auf dem Einnahmen und Ausgaben verbucht werden. Der Fokus des Anlegers liegt dabei nur auf den einzelnen Konten anstatt den Gesamtzusammenhang zu betrachten. Zur näheren Erläuterung des Begriffes, folgendes Beispiel: Ein Casino-Spieler gewinnt 20 Euro und verbucht es auf sein gedanklich fiktives „Casino-Konto“. Dies führt dazu, dass er die 20 Euro mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wieder beim nächsten Spiel einsetzt anstatt das Geld sicher zu behalten. Hätte der Casino-Spieler sich die 20 Euro hart erarbeitet und auf seinem gedanklich fiktiven „Eigenem Konto“ verbucht, würde er weniger leichtfertig mit dem Geld umgehen.

[...]


[1] Eichenberger, R. (1992): S.2.
[2] Vgl. Liening et al. (O. J.): S.20.
[3] Vgl. Benecke, H. (2014): Web.
[4] Vgl. Landmesser, D. (2013): Web.
[5] Vgl. Landmesser, D. (2015): Web.
[6] Vgl. Forster, A. (O. J.): Web.
[7] Vgl. Haimerl, M. (2008): Web.
[8] Vgl. Callsen-Bracker, H. (2014): Web.

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Details

Title
Verhaltensanomalien. Eine Betrachtung der Einflussfaktoren auf Kaufentscheidungen in einer Börsensimulation
College
University of Applied Sciences Südwestfalen; Meschede
Course
Markt- und Unternehmenssimulation
Grade
1,7
Author
Year
2016
Pages
13
Catalog Number
V317793
ISBN (eBook)
9783668173309
ISBN (Book)
9783668173316
File size
650 KB
Language
German
Keywords
Börsensimulation, Hauptseminar VWL, VWL, Verhaltensanomalien, Anleger, Börse, Volkswirtschaftslehre, Selective Perception, Availability, Framing-Effect, Mental Accounting, Anchoring, Representativeness, Information-Sources-Effect, Reference Point, Weighting of Probabilities, Overconfidence, Regret Avoidance, Regret Aversion, Home Bias, Disposition Effect, Sunk Cost Effect, Endownment Effect
Quote paper
Anika Heinrich (Author), 2016, Verhaltensanomalien. Eine Betrachtung der Einflussfaktoren auf Kaufentscheidungen in einer Börsensimulation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/317793

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