Einleitung
Heinrich von Kleist gilt in der Forschung allgemein eher als Tragiker denn als Komödiendichter. Hier ist möglicherweise der Grund für die Art und Weise zu suchen, wie in zahlreichen Untersuchungen mit seinen Lustspielen verfahren wurde. Kleists „Amphitryon“ trägt die Gattungsbezeichnung „Lustspiel“, dennoch wurde es zumeist als Tragödie behandelt oder als solche umgedeutet. Andere Untersuchungen betonen besonders den tragisch-komischen Gehalt seines Lustspiels. Ob sich, wie vielfach behauptet, die komische Handlung tatsächlich zumeist in der Nebenhandlung um die Diener ereignet und demnach nebensächlich ist, wird in dieser Hausarbeit zu klären sein. In der folgenden Arbeit soll zunächst der Stellung Heinrich von Kleists in Hinblick auf die Komödie seiner Zeit untersucht werden, da der Untertitel des Dramas das Lustspiel als Ausgangspunkt der Untersuchung nahe legt. Im weiteren Verlauf werden die aristotelischen Kriterien zur Unterscheidung von Tragödie und Komödie, sowie weitere komödientypische Merkmale vorgestellt und ihre Wirksamkeit in Hinblick auf das zu untersuchende Drama überprüft. Schließlich soll in einer abschließenden Betrachtung dem Platz des „Amphitryon“ innerhalb der Untergattungen des Dramas und dessen Bedeutung für dasselbe nachgegangen werden. Es soll gezeigt werden, dass Kleists „Amphitryon“ seiner vom Verfasser festgelegten Gattung in vielerlei Hinsicht gerecht wird und dass der tragische Gehalt des Dramas zu Unrecht derartig stark in den Vordergrund gerückt wird. Im Folgenden werde ich die Begriffe Lustspiel und Komödie synonym verwenden und auf deren Unterscheidung nur äußerst knapp eingehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Kleist und die Komödie seiner Zeit
- 3. Die Komödie
- 3.1 Allgemeines
- 3.2.1 Unterscheidungskriterien von Komödie und Tragödie
- 3.2.2 Probleme der Unterscheidungskriterien
- 3.2.3 Weitere Bestimmungspunkte der Komödie
- 4. Gattungstechnische Einordnung des „Amphitryon“
- 4.1 Zum Titel
- 4.1.2 Probleme der Einordnung
- 4.2 Die Merkmale der Komödie in Kleists Amphitryon
- 4.2.1 Sozialer Stand der Figuren
- 4.2.2 Redestil der Figuren
- 4.2.3 Stoff
- 4.2.4 Historizität
- 4.2.5 Moralische Qualität
- 4.2.6 Ausgang
- 4.3 Weitere lustspielhafte Züge des Dramas
- 4.3.1 Spiel im Spiel
- 4.3.2 Göttliche Position des Lesers
- 4.3.3 Prügel
- 4.3.4 Blindheit
- 4.3.5 Verwirrungen der Identität
- 4.4 Sprache
- 4.4.1 Verhör des Sosias
- 4.4.2 Wortwitz
- 4.4.3 Opernpartien des Herrscherpaares
- 4.4.4 Anrufen der Götter
- 4.1 Zum Titel
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht Heinrich von Kleists „Amphitryon“ und widmet sich der Frage, ob dieses Werk trotz seines Untertitels „Lustspiel“ tatsächlich den Kriterien dieser Gattung entspricht. Der Fokus liegt dabei auf der Einordnung des Dramas in den Kontext der Komödientheorie seiner Zeit sowie der Analyse komödientypischer Merkmale in Kleists Werk. Es wird erörtert, inwieweit Kleists „Amphitryon“ in der Tat eine Komödie ist und ob der tragische Gehalt des Dramas zu Unrecht im Vordergrund steht.
- Kleists Stellung zur Komödie seiner Zeit
- Unterscheidungskriterien von Komödie und Tragödie
- Gattungstechnische Einordnung des „Amphitryon“
- Merkmale der Komödie in Kleists „Amphitryon“
- Bedeutung des „Amphitryon“ für die Komödientheorie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der komischen Qualität von Kleists „Amphitryon“ vor. Kapitel 2 widmet sich der Einordnung Kleists in den komischen Diskurs seiner Zeit und zeigt, dass seine Komödien außerhalb der gängigen Epochen wie Aufklärung, Sturm und Drang und Klassik stehen.
Kapitel 3 definiert die Komödie allgemein und stellt die aristotelischen Kriterien zur Unterscheidung von Komödie und Tragödie vor. Weiterhin werden weitere komödientypische Merkmale wie die Redeweise der Figuren, der Stoff und die Historizität beleuchtet.
Kapitel 4 untersucht die gattungstechnische Einordnung des „Amphitryon“. Es werden die Probleme der Einordnung aufgrund des Titel und des Stoffes thematisiert. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der komischen Elemente in Kleists Werk, wie dem sozialen Stand der Figuren, dem Redestil, dem Stoff, der Moralischen Qualität und dem Ausgang.
Zusätzlich werden lustspielhafte Züge wie das Spiel im Spiel, die göttliche Position des Lesers, Prügel, Blindheit, Verwirrungen der Identität und die sprachlichen Besonderheiten des Dramas erörtert.
Schlüsselwörter
Kleist, „Amphitryon“, Komödie, Lustspiel, Tragödie, Gattungstechnische Einordnung, Komödientheorie, Zeitgenössischer Diskurs, Merkmale der Komödie, Sprache, Spiel im Spiel, Göttliche Position des Lesers.
- Citation du texte
- Andrea Deutsch (Auteur), 2004, Heinrich von Kleists 'Amphitryon', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31799