Das „Nibelungenlied“ als Bestandteil der deutschen Geschichte ist auch im 21. Jahrhundert noch allgegenwärtig. Da das „Nibelungenlied“ noch heute ein fester Bestandteil im Schulunterricht ist, dürfte den meisten Deutschen zumindest der Teil des „Nibelungenliedes“ bekannt sein, in dem der Held Siegfried den Drachen Fafnir erschlägt und anschließend in dessen Blut badet. Nur ein Ahornblatt an seinem Rücken verhindert die vollständige Unverwundbarkeit Siegfrieds, was ihm später zum Verhängnis wird.
Erklärt werden kann dieser Status des „Nibelungenliedes“ einerseits, weil das Werk bereits im Mittelalter zur beliebtesten Lektüre gehörte und in vielen Handschriften verbreitet war. Genauso gewichtig dürfte aber auch die Stilisierung des Werkes zum „deutschen Nationalepos“ gewesen sein, die Mitte des 19. Jahrhunderts begann. Damit ist das „Nibelungenlied“ jedoch auch ein Beispiel dafür, dass literarische Werke in ihrer Rezeptionsgeschichte nicht selten für politische und ideologische Zwecke missbraucht wurden.
Seit seiner Wiederentdeckung durch den Arzt Jakob Hermann Obereit im Jahr 1755 wurde das „Nibelungenlied“ immer wieder aus seinem ursprünglichen literarischen und historischen Kontext herausgelöst. Die Autoren bedienten sich dabei meist nur einiger Elemente des Liedes, die bei der Verbreitung ihrer Meinungen und Ansichten unterstützend interpretiert werden konnten und das Werk für eine nationalistische Rezeption geeigneter machten. Deshalb steht die Rezeptionsgeschichte des „Nibelungenliedes“ auch in einem engen Zusammenhang mit dessen oben erwähnter Stilisierung zum „deutschen Nationalepos“, die schließlich in der Instrumentalisierung für politische Indoktrinierung im Dritten Reich gipfelte.
Eine besondere Rolle in dieser Rezeptionsgeschichte nimmt der deutsche Autor und Historiker Felix Dahn ein. Der „bekannteste und pathetischste Verherrlicher „altdeutscher Vergangenheit““ (Wunderlich 1977: 37) versuchte wie kein zweiter, ab der Mitte des 19. Jahrhunderts das deutsche Nationalbewusstsein zu stärken und den Anspruch auf ein deutsches Reich zu artikulieren.
In der vorliegenden Arbeit soll nun bewiesen werden, dass Dahn zu diesem Zweck einige Elemente des „Nibelungenliedes“ aus ihren Kontexten löste und als Stereotype für seine Gedichte missbrauchte. Dazu werden im zweiten Kapitel exemplarisch zwei Gedichte von Felix Dahn untersucht.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Felix Dahn und der Missbrauch des Nibelungenliedes
- Historischer Kontext
- Geschichtlich
- Auswirkungen auf die Nibelungenlied-Rezeption
- Untersuchung von Dahns Gedichten
- Der Bundestag
- Deutsche Lieder
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Arbeit analysiert die Gedichte "Der Bundestag" und "Deutsche Lieder" von Felix Dahn, um zu zeigen, wie Dahn Elemente des Nibelungenliedes missbrauchte, um das deutsche Nationalbewusstsein zu stärken und einen Anspruch auf ein deutsches Reich zu artikulieren.
- Die instrumentalistische Verwendung des Nibelungenliedes im 19. Jahrhundert
- Die Rolle von Felix Dahn in der Rezeption des Nibelungenliedes
- Die Analyse von Dahns Gedichten im Kontext ihrer Entstehungszeit
- Der Vergleich der Elemente des Nibelungenliedes in Dahns Gedichten mit ihrer ursprünglichen Bedeutung
- Die Auswirkungen von Dahns Gedichtinterpretation auf das deutsche Nationalgefühl
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Einleitung: Das Nibelungenlied als Bestandteil der deutschen Geschichte und sein Missbrauch für politische Zwecke werden dargestellt. Die Arbeit fokussiert auf Felix Dahns Rolle in der Rezeption des Nibelungenliedes und untersucht, wie er Elemente des Werks für seine Gedichte verwendet.
Kapitel 2: Felix Dahn und der Missbrauch des Nibelungenliedes: Dieses Kapitel analysiert den historischen Kontext von Dahns Gedichten "Der Bundestag" und "Deutsche Lieder" sowie ihre Rezeption des Nibelungenliedes. Die Rezeption des Nibelungenliedes im 19. Jahrhundert wird beleuchtet und Dahns Interpretation des Nibelungenliedes in seinen Gedichten im Hinblick auf seine politische Intentionen analysiert.
Schlüsselwörter (Keywords)
Nibelungenlied, Felix Dahn, deutsche Geschichte, Nationalismus, Rezeption, Stereotype, Gedichtanalyse, historischer Kontext, politischer Missbrauch, Deutsches Reich, Siegfried, Drachen, Hort, Bundestag.
- Citar trabajo
- Max Gerstenhuber (Autor), 2013, Felix Dahn und der Missbrauch des Nibelungenliedes, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/318894