Organisationsstrukturen des deutschen Leistungssports - Vergleich Sportclubs der DDR mit den Olympiastützpunkten der BRD


Dossier / Travail de Séminaire, 2004

14 Pages, Note: 1,0


Extrait


Gliederung

1. Einleitung

2. Struktur des Spitzensports in Deutschland
2.1 Entwicklung des Fördersystems
2.2 Strukturelle Bestandteile des Fördersystems
2.2.1 DSB und seine Verbände
2.2.2 Stützpunktsystem
2.2.3 Kadersystem
2.2.4 Sportinternate
2.3 Strukturkonflikte des Systems

3. Vergleich der Sportclubs der ehemaligen DDR und der Olympiastützpunkte

4. Literatur

1. Einleitung

Leistung ist nicht nur der Ausdruck der Begabung und das Ergebnis intensiven Trainings, sondern auch das Resultat zielgerichteter Hilfestellungen und Förderleistungen verschiedener Personen und Organisationen. Vorrausetzung für eine leistungssportliche Karriere eines Athleten ist die Bereitstellung optimaler Rahmenbedingungen.

Gerade der moderne Spitzensport steht unter dem Aspekt der ständigen Leistungssteigerung. Internationalisierung, zunehmende Wettbewerbsdichte und ein ständig steigendes Leistungsniveau führen zu Zeitknappheit, verbunden mit enormen physischen, psychischen und sozialen Belastungen. Um diesen Anforderungen stand zu halten, ist eine hochwertige Ausbildung und Betreuung notwenig.

Das in Deutschland angebotene Fördersystem für sportliche Talente umfasst die Gesamtheit struktureller, personeller und materieller Komponenten sowie soziale, schulische und gesundheitliche Unterstützung zur Entwicklung sportlicher Höchstleistungen.

Das breite Spektrum der bundesdeutschen Förderung und ein Netz von Trainings- und Serviceeinrichtungen obliegen in der Organisation und Entwicklung des Fördersystems dem Deutschen Sportbundes und der Spitzenverbände. Das weite Netz der Förderung verfügt über etliche Organisationen (Vereine, Verbände, OSP, Stiftung dt. Sporthilfe, NOK, Bundesministerium des Inneren/Verteidigung, Bundeswehr), innerhalb welcher alle Fördermaßnahmen koordiniert werden müssen. Es erscheint daher sinnvoll die strukturellen Bestandteile des Systems detaillierter zu erläutern, um auf entstehende strukturelle Konflikte des Fördersystems hinzuweisen.

2. Struktur des Spitzensports in Deutschland

2.1 Entwicklung des Fördersystems

Bei Betrachtung der letzten 50 Jahre des Spitzensports in Deutschland, kann man zwischen zwei Phasen differenzieren:

Einerseits den Zeitabschnitt bis Mitte der 60iger Jahre und andererseits den anschließenden Zeitraum mit der Etablierung des Bundesausschuss für Leistungssport im DSB.

Seit der Gründung des DSB 1950 bis Mitte der 60iger Jahre gab es lediglich Vereine und Spitzenverbände. Unter deren Aufgaben fiel auch die Koordination des LSP. Verbandübergreifende Strukturen gab es nicht.

Der wachsende Stellenwert des LSPs in der BRD führte zu strukturellen Änderungen in der Sportorganisation. Zur systematischen und methodischen Förderung der LSP wurde 1969 der BA-L als hauptamtlicher Geschäftsbereich des DSB gegründet, der mit Hilfe von Bundesmitteln die Koordination, Abwicklung und Organisation des LSPs in Deutschland übernahm. In enger Zusammenarbeit mit den Verbänden sollte der BA-L alle Fragen des LSP beraten, beschließen, anleiten und in angemessener Weise kontrollieren.

Im Rahmen eines organisierten Betreuungssystems entstanden im Laufe der weiteren Entwicklung verschiedene Trainings- und Serviceeinrichtungen, die optimale Trainingsbedingungen bieten sollten.

Die längste Tradition besitzen dabei die Bundesstützpunkte. Sie sind Trainingseinrichtungen der Spitzenverbände und bieten zusätzlich zum Vereinstraining ein hochwertiges Training für die Bundeskader an. Ebenfalls in den 60iger Jahren begann man mit der Umsetzung des Konzeptes der Bundesleistungszentren. Zielstellung war hierbei die systematische Bereitstellung von Sportstätten und Unterbringungsmöglichkeiten für zentrale Schulungs- und Fördermaßnahmen der Bundeskader.

Als jüngstes Strukturelement des dt. Spitzensports entstand 1986 der erste Olympiastützpunkt. Zusätzlich zu der Nutzung bisheriger Stützpunkte wurde den Athleten unter Einbeziehung von sportmedizinischen, trainingswissenschaftlichen und sozialen Einrichtungen eine neue Betreuungsqualität angeboten. Mit der Wiedervereinigung musste das zentral organisierte Betreuungssystem der DDR dem demokratischen und föderativen Bedingungen der BRD angepasst werden. Ehemalige Sportclubs der DDR konnten in das System der OSP integriert werden, so dass es bis heute 20 OSP deutschlandweit gibt.

2.2 Strukturelle Bestandteile des Fördersystems

2.2.1 Der Deutsche Sportbund und seine Verbände

Im organisierten Sport in Deutschland gilt wie im politischen System das Prinzip des Föderalismus. Jedes Bundesland hat für festgelegte Bereiche die Entscheidungsgewalt.

Die Dachorganisation des organisierten Sports in Deutschland, der DSB vereinigt unter seinem Dach 55 Spitzenverbände, 16 Landessportbünde, 12 Sportverbände mit besonderer Aufgabenstellung, 6 Verbände für Wissenschaft und Bildung, sowie 2 Förderverbände.

Der DSB ist die Beratungs- und Servicestation seiner organisatorisch, finanziell und fachlich selbständigen Mitgliedsorganisationen.

Mit seinem hauptamtlichen Geschäftbereich LSP und dem BA-L führt und koordiniert er die Entwicklung des Spitzensports in Deutschland.

Der DSB bestimmt konzeptionelle Leitlinien zur Weiterentwicklung des Nachwuchsleistungssports und die Spitzenverbände, LSB und Landesfachverbände wenden sie in modifizierter Form an.

Der traditionelle Sportverein ist nicht nur die organisatorische Basis für das Sporttreiben, sondern auch für ein leistungsorientiertes Training von Kindern und Jugendlichen.

Die Landesfachverbände (LFV) sind im Allgemeinen im jeweiligen Spitzenverband und im Landessportbund (LSB) organisiert.

Aufgaben:

LFV: Sicherung eines vereinsübergreifenden zusätzlichen Stützpunkttrainings für talentierte Sportler

LSB: Koordiniert, führt und fördert die Talentsuche und -förderung im Rahmen der Landesverantwortung. Ebenfalls ist er Ansprechpartner für die Landespolitik und Kooperationspartner auf Landesebene tätige Organisationen.

Der Spitzenverband koordiniert, führt und fördert die talentiertesten Sportler der jeweiligen Sportart in sog. Bundeskadern und trägt die entscheidende konzeptionelle Verantwortung für die Nachwuchsentwicklung.

2.2.2 Stützpunktsystem

Ein leistungsorientiertes, wirkungsvolles, systematisches und sportartspezifisches Nachwuchstraining ist nur bedingt auf Basis der traditionellen und ehrenamtlichen Vereinsstruktur zu entwickeln. Somit kam es zu einem Aufbau eines eng mit der Vereinsstruktur verzahnten Netzes: das sog. Stützpunktsystem. Es bietet die personellen- inhaltlichen Vorraussetzungen für das leistungssportliche Training und den gesamten Trainingsprozess.

Talentstützpunkte (TSP)

Durch den jeweiligen LFV werden Vereinen/Abteilungen der Status eines TSP zuerkannt und damit die inhaltliche und organisatorische Arbeit in spez. Leistungsorientierten Gruppen. Talentierte Kinder erhalten Grundlagentraining in Talentfördergruppen.

Landesstützpunkte (LSP)

Dieser Stützpunkt ist ein auf Antrag des LFV vom Landesausschuss Leistungssport (LA-L) vergebener Status für einen Ort (Kommune), der Vorraussetzungen für ein Aufbautraining auf hohem Niveau bietet. Kennzeichnend ist die vereinsübergreifende Trainingsorganisation unter Nutzung kommunaler oder Vereinstrainingsstätten.

Bundesstützpunkt (BSP)

BSP sind Trainingseinrichtungen der Spitzenverbände, die vom DSB/BA-L und BMI als Stützpunkt anerkannt werden. Sie dienen der Vorbereitung von Hochleistungsathleten (A, B, C-Kader) auf internationale und nationale Wettkämpfe). Gleichzeitig bieten sie den unteren Kaderbereichen Möglichkeit zur Integration und sind somit Ausdruck eines Fördergeflechts von der Vereins- bis zur Bundesebene.

Olympiastützpunkte (OSP)

OSP sind regionale Zentren des Spitzen- und Nachwuchsleistungssports. Sie bieten einen komplexen Betreuung- und Beratungsservice sowohl zur Optimierung des täglichen Trainings wie auch zur Optimierung des Trainings anlässlich zentraler Lehrgangsmaßnahmen. Der Organisationszweck ist die Erreichung sportlicher Höchstleistungen und soll mit Hilfe sozialer und gesundheitlicher Betreuung optimiert werden. In diesem Sinne werden an den OSP wissenschaftliche Serviceeinrichtungen angeboten, die den Bereichen Trainingswissenschaft

(Leistungsdiagnostik, Trainingssteuerung), Sportmedizin/Physiotherapie

(leistungsphysiologische Diagnostik, Prävention, Prophylaxe, Reha), soziale Betreuung (LBB, psychologische Beratung, Ernährungsberatung) zuzuordnen sind.

Trainer

Um ein optimal funktionierendes Stützpunktsystem zu gewährleisten, sind gut ausgebildete Trainer zwingend notwendig. Neben Qualifikationen und Erfahrungen jedes Einzelnen bildet das effektive Zusammenwirken eine Voraussetzung für die Realisation erfolgreicher Entwicklungsverläufe.

Im dt. Spitzensport wird zwischen Trainern auf Landes- und Bundesebene unterschieden.

2.2.3 Kadersystem

Das Kadersystem bietet den organisatorischen Rahmen zur Auswahl von Sportlern für eine gezielte Förderung. Ausgewählten Gruppierungen von Sportlern wird auf Grund bereits erbrachter Leistungen und der beobachteten vergangenen Leistungsentwicklung oder sportlicher Erfolge ein spezifischer Status zugeschrieben. Sie sollen sich in einem langwierigem Trainings- und Wettkampfprozess der weiteren Leistungssteigerung widmen. Unterschieden wird in verschiedenen Status-Stufen, nämlich in A, B, C, C/D Kader auf Ebene des Spitzenverbandes und in D-Kader auf Ebene des Landesverbandes.

Die Kriterien der Zuordnung werden unterschiedlich gewichtet. Insgesamt handelt es sich dabei um eine Mischung aus leistungs- und erfolgsabhängigen Kriterien, die der Definitionsmacht eines jeweiligen Spitzenverbandes unterliegen. Die ausgewählten Sportler erhalten Anspruch auf eine finanzielle Unterstützung sowie intensive Betreuung in steigendem Umfang.

[...]

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Organisationsstrukturen des deutschen Leistungssports - Vergleich Sportclubs der DDR mit den Olympiastützpunkten der BRD
Université
University of Frankfurt (Main)  (Insitut der Sportwissenschaften)
Cours
Leistungssport in der Bundesrepublik Deutschland
Note
1,0
Auteur
Année
2004
Pages
14
N° de catalogue
V31955
ISBN (ebook)
9783638328159
ISBN (Livre)
9783668220232
Taille d'un fichier
476 KB
Langue
allemand
Mots clés
Organisationsstrukturen, Leistungssports, Vergleich, Sportclubs, Olympiastützpunkten, Leistungssport, Bundesrepublik, Deutschland
Citation du texte
Ursula Wittlich (Auteur), 2004, Organisationsstrukturen des deutschen Leistungssports - Vergleich Sportclubs der DDR mit den Olympiastützpunkten der BRD, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31955

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