Als mit dem Ende der UdSSR auch der Warschauer Pakt und der gesamte kommunistische Ostblock in sich zusammenfielen, befand sich das Gegenstück zur Warschauer Vertragsorganisation (WVO) - die „North Atlantic Treaty Organization“ (NATO) - an einem Scheideweg. Sie musste sich entweder neuen Herausforderungen stellen und sich vielmehr auch neu definieren, oder als scheinbar logische Konsequenz auf die Ereignisse ebenfalls auseinanderbrechen. Letzteres Szenario, das vor allem von Realisten und Neorealisten prophezeit wurde, trat nicht ein. Die Nordatlantische Allianz begab sich vielmehr in einen langwierigen Transformationsprozess, der das Gesicht und das Profil des Bündnisses stark veränderte und nach wie vor verändert. Es war allen Mitgliedstaaten klar, dass sich die NATO nicht nur innerlich weiterentwickeln musste, um auf die neuen immer deutlicher werdenden Bedrohungen im 21. Jahrhundert zu reagieren. Sie musste sich auch nach außen hin wandeln, zu einem politisch-militärischen Bündnis, welches sich selbst neu legitimieren und seine Rolle als Garant für Sicherheit und Stabilität glaubhaft vertreten konnte.
Auch wenn der eigentliche, hier zu beleuchtende Transformationsprozess erst auf dem NATO-Gipfel von Prag im Jahre 2002 konkrete Züge und Formen annahm , so lässt sich der Beginn dieses Prozesses doch bereits mit dem strategischen Konzept der Allianz von Rom im Jahre 1991 festmachen. Das Konzept beinhaltete bereits viele relevante Punkte, welche für die weitere Entwicklung des Bündnisses ausschlaggebend sein sollten. So fanden beispielsweise der erweiterte Sicherheitsbegriff und die neue Risiken für die westliche Welt Einzug darin.
Der Weg einer umfangreichen politischen und militärischen Transformation, den die NATO einschlug, war und ist gekennzeichnet von Schwierigkeiten, Unstimmigkeiten und offenen Fragen der weiteren Orientierung. Diese Transformation soll die NATO nicht nur weiter legitimieren und für künftige Risiken ein effizientes Instrument der Eindämmung schaffen, sie soll zudem „[…] die Stabilität und Prosperität im gesamten euro-atlantischen Raum steigern […]“
Inhaltsverzeichnis
- Die Umgestaltung der NATO in einem neuen Zeitalter der Bedrohungen
- Problemstellung
- Aufbau der Arbeit
- Die Entwicklung und Transformation der politischen Dimension der NATO
- Neue Aufgaben und neue Herausforderungen für die NATO nach der „,Wende”
- Entwicklungen von 1991 - 1999
- Entwicklungen ab 2000
- Die Streitkräftetransformation des Nordatlantischen Bündnisses
- Die Notwendigkeit der Transformation und der Neuausrichtung moderner Streitkräfte
- Bisherige zentrale Entwicklungsschritte bei der NATO
- „smart defence”
- Gefahren, Probleme und Lösungsansätze des Bündnisses bei kommenden Aufgaben im Zuge der weiteren Transformation
- „peacekeeping“ und verändertes Krisenmanagement
- Active Engagement, Modern Defence\" -\nDas neue strategische Konzept 2010
- Die politische und militärische Neuausrichtung der USA nach Asien
- Die Entwicklungen und Resultate des NATO-Gipfels von Chicago 2012
- Fazit - Gefahren und Chancen für die zukünftige Entwicklung der NATO als überregionale bzw. globale Sicherheitsorganisation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Transformationsprozess der NATO im 21. Jahrhundert, der durch die veränderte weltweite sicherheitspolitische Lage geprägt ist. Sie untersucht die Anpassungen und Chancen des Bündnisses in Bezug auf neue Bedrohungen und Herausforderungen.
- Die NATO im Kontext der „neuen Weltordnung“ nach dem Ende des Kalten Krieges
- Politische und militärische Transformation der NATO
- Neue Bedrohungen und Herausforderungen für die NATO im 21. Jahrhundert
- Das Konzept der „smart defence“
- Die Rolle der NATO als überregionale bzw. globale Sicherheitsorganisation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Darstellung der Problemstellung und der Transformation der NATO im Kontext der veränderten Sicherheitslage nach dem Ende des Kalten Krieges. Sie analysiert die Entwicklungen der politischen Dimension der NATO, insbesondere die neuen Aufgaben und Herausforderungen, die sich nach der „Wende“ stellten. In den folgenden Kapiteln werden die Entwicklungen der Streitkräftetransformation des Nordatlantischen Bündnisses sowie die Gefahren, Probleme und Lösungsansätze bei kommenden Aufgaben im Zuge der weiteren Transformation beleuchtet. Die Arbeit schließt mit einem Fazit, das die Gefahren und Chancen für die zukünftige Entwicklung der NATO als überregionale bzw. globale Sicherheitsorganisation beleuchtet.
Schlüsselwörter
NATO, Transformation, Sicherheitspolitik, Bedrohungen, Herausforderungen, „smart defence“, „peacekeeping“, Krisenmanagement, asymmetrische Kriegsführung, transatlantische Sicherheit, globale Sicherheitsorganisation.
- Quote paper
- Christian Rucker (Author), 2013, Der Transformationsprozess der NATO. Wandel, Anpassungen und Chancen des Bündnisses auf die veränderte weltweite sicherheitspolitische Lage im 21. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319809