Der Umgang des Staates mit dem RAF-Terrorismus während des "Deutschen Herbstes" 1977. Didaktische und methodische Überlegungen zu einer Unterrichtseinheit


Dossier / Travail de Séminaire, 2015

21 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1.Die Geschichte der RAF – Ein Überblick

2.Didaktische Überlegungen

3.Bedingungsanalyse

4.Methodische Überlegungen

Literaturverzeichnis

Anhang

Einleitung

Die Rote Armee Fraktion (RAF) war eine Gruppe von Menschen, die nicht davor zurückgeschreckt ist Gewalt anzuwenden um ihre Ziele durchzusetzen. Sie beschäftigt die Menschen bis heute noch immer wieder. Helmut Schmidt bezeichnete die Auseinandersetzung mit der RAF in seiner Regierungszeit als "schwerste Krise des Rechtsstaats seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland". Aber auch erst kürzlich war die RAF wieder in den Medien präsent, wenn auch nur als Begleiterscheinung durch den Buchtitel des Gewinners des diesjährigen deutschen Buchpreises: "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969".1 Es gibt sehr viele Reportagen, Zeitungsartikel, Fachaufsätze und Bücher die sich mit der RAF unter den verschiedensten Aspekten beschäftigen. Im Rahmen des Geschichtsunterrichts ist daher nur sinnvoll, sich ganz im Sinne der didaktischen Reduktion auf einen bestimmten Aspekt zu beschränken.

In der hier skizzierten Einheit liegt der Fokus auf dem sogenannten „Deutschen Herbst“ im September und Oktober 1977. Dabei handelt es sich um die Entführung und Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer, die Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ nach Mogadischu und die Befreiung der darin festgehaltenen Geiseln durch ein Kommando der GSG 9 sowie die Selbstmorde von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim. Die inhaltliche Planung der Einheit ist zum Hauptteil der Ausgabe 3/2012 von Praxis Geschichte (Geschichte im Fernsehen – Dokumentarische Filme, erschienen im Westermann Verlag) entnommen. In der Einheit wird der Film „Todesspiel“ von Heinrich Breloer den Schülerinnen und Schülern2 präsentiert und als Grundlage für den weiterführenden Unterrichtsverlauf genutzt. Der Film zeichnet sich dadurch besonders aus, dass er aus drei miteinander verwobenen Elementen besteht. Er wechselte zwischen nachgestellten Spielfilmelementen, zeitgenössischen Tagesschauelementen und Fotos, sowie berichteten Erinnerungen von Zeitzeugen. Breloer ist es gelungen so ein flüssiges und kurzweiliges Stück zu präsentieren, dass auf den ersten Blick nicht an seiner Authentizität zweifeln lässt.3 Im Rahmen des Unterrichts ist es leider nicht möglich, das gesamte 170-minütige Doku-Drama zu zeigen. Denkbar wäre aber eine freiwillige Betrachtung des Films in der Freizeit mit den SuS, beispielsweise im Anschluss an einen Schultag (so geschehen und auf 100%ige Resonanz bei den SuS gestoßen bei einer dem Autor bekannten Lehrperson). Im deutschen Fernsehen lief der Zweitteiler erstmalig am 15. und 16.06. 1997 um 20.45 Uhr bei ARTE. Medial mehr Beachtung, auch durch die Einschaltquoten, fanden die Teile aber bei der Ausstrahlung durch die ARD am 24. (Volksgefängnis – 4,82 Mio. Zuschauer) und 25.06.1997 (Entführt die Landshut – 5,3 Mio. Zuschauer).4

Den fachwissenschaftlichen Ausführungen liegt hauptsächliche die GEOEPOCHE Nr. 72 (Rote Armee Fraktion – Deutschland und der Terrorismus, April 2015) zugrunde.

1. Die Geschichte der RAF – Ein Überblick

Über die Geschichte der RAF gibt es, wie in der Einleitung bereits erwähnt, eine große Menge an Material. Jedes kleinste Detail, jede einzelne Handlung kann auseinander genommen werden, es könnte ein ganzes Schuljahr mit diesem Thema gefüllt werden. Dabei würde der Kompetenzgewinn ab einem gewissen Punkt aber immer geringer werden. Dennoch soll der Vollständigkeit halber an dieser Stelle nicht auf einen kurzen Überblick über die Entstehung der RAF verzichtet werden, auch wenn der Schwerpunkt des Unterrichtsgegenstands auf den „Deutschen Herbst“, den Höhepunkt der Aktivitäten der RAF, gelegt werden soll.

Die RAF hat ihre Wurzeln in der 1968er-Bewegung. Im Dezember 1966 wurde Kurt Georg Kiesinger (CDU) der dritte Bundeskanzler der noch jungen Bundesrepublik Deutschland. Er regierte in der ersten großen Koalition in der Geschichte des Landes. Durch die SPD enttäuscht bildete sich so vor allem in studentischen Kreisen eine „Außerparlamentarische Opposition“ (APO). Die Studentinnen und Studenten wurden in ihrer Kritik zunehmend radikaler und wurden dabei von marxistischen Ideen beeinflusst. Die Kritik richtete sich unter anderem gegen die geplanten „Notstandsgesetze“ der Bundesregierung, sowie den Krieg der USA in Vietnam. Auch das Schweigen der Eltern über die Zeit des Nationalsozialismus beschäftigte die jungen Menschen. Angeführt von Vertretern des Sozialistischen Studentenbundes (SDS) gingen immer mehr linke Studentinnen und Studenten demonstrieren. Am 2. Juni 1967 erfuhr die Bewegung eine neue Radikalisierung. Bei einer Demonstration gegen einen Staatsbesuch des Schahs von Persien, reagierte die Polizei mit einer Härte, die mehr zur Eskalation als Deeskalation führte. Unter bis heute ungeklärten Umständen wurde der Demonstrant Benno Ohnesorg von dem Kripobeamten Heinz Kurras erschossen.5

Auch die Mitbegründer der RAF, die 26-jährige Germanistikstudentin Gudrun Ensslin und der 24-jährige Andreas Baader, gehörten zu den Studentinnen und Studenten, die sich durch dieses Ereignis radikalisieren ließen. Am 2. April 1968 verübten Baader und Ensslin mit zwei weiteren Freunden Brandanschläge auf zwei Frankfurter Kaufhäuser, um ihren Protest gegen den Vietnamkrieg zum Ausdruck zu bringen. Sie wurden festgenommen und zu drei Jahren Haft verurteilt. Für ein Revisionsverfahren wurden sie auf freien Fuß gesetzt und tauchten unter.

Wenige Tage später wurde ein Anschlag auf den Chefideologen des SDS, Rudi Dutschke, verübt. Er überlebte knapp, die Bewegung erfuhr aber eine weitere Radikalisierung. Im Februar 1970 schloss sich die Journalistin Ulrike Meinhof der Gruppe um Gudrun Ensslin, Andreas Baader und ihrem Anwalt Horst Mahler an. Bei dem Versuch, illegal Waffen zu besorgen, wurde Baader Anfang April 1970 festgenommen. Er wurde am 14. Mai durch Meinhof und vier weiteren Mitstreitern gewaltsam befreit. Da Ulrike Meinhof durch ihre journalistische Tätigkeit einen hohen Bekanntheitsgrad genoss, wurde die Gruppe von da an auch „Baader-Meinhof-Gruppe“ genannt. Die Befreiung Baaders gilt als Geburtsstunde der RAF.6

Um sich in der Guerillatätigkeit ausbilden zu lassen, flog die Gruppe Ende Juni 1970 nach Palästina. Mit den Arabern lief es aber nicht immer reibungsfrei ab, deswegen mussten die Mitglieder der RAF nach Deutschland zurückkehren. In den nächsten anderthalb Jahren beschafften sich die Aktivisten immer wieder Geld und Waffen. Anfang Oktober 1970 wurde Horst Mahler mit vier weiteren Mitgliedern festgenommen, weitere stießen aber zu der Gruppe zu. So begannen auch Holger Meins und Jean-Carl Raspe ihre Tätigkeit bei der RAF und gehörten schon bald zu Führungsgruppe. 1971 starben bei Ermittlungen und versuchten Verhaftungen sowohl RAF-Mitglieder als auch Polizisten. Nach weiteren Attentaten 1972 gelang es dem BKA unter der Führung von Horst Herold nahezu die gesamte RAF-Gruppe zu verhaften. Die später sogenannte „erste Generation“ um Baader, Meinhof und Ensslin saß im Gefängnis, als bei den olympischen Spielen in München bei einem Geiseldrama neun israelische Geiseln, fünf palästinensische Geiselnehmer und ein deutscher Polizist ums Leben kamen. Die Palästinenser wollten mit den Geiseln 232 in Israel inhaftierte Kampfgenossen freipressen.

Trotz seiner Inhaftierung gelang es Baader durch die Unterstützung von Mitarbeitern seiner Anwälte die weitere Arbeit der RAF in der BRD zu lenken. 1974 wurden Meinhof, Ensslin, Baader und Raspe nach Stuttgart-Stammheim verlegt. Im November starb Holger Meins an den Folgen eines Hungerstreiks, mit dem er bessere Haftbedingungen erreichen wollte und den er mit 30 weiteren RAF-Häftlingen angetreten ist. Sein Tod bewegte RAF-Sympathisanten dazu, wieder den bewaffneten Kampf aufzunehmen. Außerdem erfuhr die Gruppe Unterstützung durch die linke Öffentlichkeit. Der Bundestag beschloss Ende des Jahres 1974 mehrere Gesetze, die der Justiz bei den RAF Prozessen helfen soll. So war es möglich, Verteidiger auszuschließen, wenn der Verdacht bestand, dass sie mit den Mandanten gemeinsame Sache machen. In den folgenden Jahren wurden weitere Gesetze beschlossen, die der Terrorbekämpfung dienen sollten, aber von vielen Beobachtern auch zu einer deutlichen Einschränkung der rechtsstaatlichen Standards führten.

1975 gelang es der „Bewegung 2. Juni“, die sich zu Teil später der RAF anschloss, durch die Entführung des Vorsitzenden der Berliner CDU, Peter Lorenz, sechs inhaftierte Mitglieder ihrer Gruppe freizupressen. Mitglieder der RAF versuchten dies auch für ihre Führungsspitze durch die Besetzung der deutschen Botschaft in Stockholm, scheiterten aber und mussten sich der Polizei ergeben. Damit existierte die RAF vorläufig außerhalb des Gefängnisses nicht mehr und der Prozess gegen Baader, Ensslin, Raspe und Meinhof begann auch. Im Mai 1976 erhängt sich Ulrike Meinhof in ihrer Zelle.

Durch die Festnahme des früheren RAF-Anwalts Siegfried Haag und Roland Mayer wurde herausgefunden, dass sich im Untergrund eine neue RAF-Gruppe formiert hat, die neue Aktionen plante. Nachdem im Februar 1977 das RAF-Mitglied Brigitte Mohnhaupt aus Stammheim entlassen wurde, begann sie die RAF neu zu organisieren. Im Gefängnis wurde sie durch Baader und Ensslin auf diese Aufgabe vorbereitet.

Das Jahr 1977 ist das mörderischste Jahr der RAF. Es begann mit der Ermordung des Generalbundesanwaltes Siegfried Buback, dessen Fahrer Wolfgang Göbel, sowie des Beamten Georg Wuster am 7. April in Karlsruhe. Vom Soziussitz eines Motorrades hat ein RAF-Terrorist diese Männer auf offener Straße erschossen und leitete damit die „Offensive 77“ ein, die als Hauptziel die Befreiung der inhaftierten RAF-Mitglieder hatte. Im Juli erschoss Brigitte Mohnhaupt den Vorstandssprecher der Dresdener Bank, Jürgen Ponto.

Am 5. September entführten einige RAF-Mitglieder in Köln den Präsidenten der deutschen Arbeitgeberverbände, Hanns Martin Schleyer und läuteten damit den sogenannten „Deutschen Herbst“ ein. Bei der Entführung wurden auch der Fahrer und drei Polizisten, die zum Geleitschutz dabei waren, erschossen. Den entführten Schleyer wollten die RAF-Mitglieder gegen elf inhaftierte Mitkämpfer austauschen, darunter waren auch Baader, Ensslin und Raspe. Der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt entschied sich mit seinen Beratern7 gegen einen Austausch, führte aber zum Zeitgewinn die Verhandlungen weiter. Trotz intensiven Bemühungen ist es nicht gelungen Schleyer und seine Entführer ausfindig zu machen. Im Gegensatz zu dem Vorgehen von 1975 wollten die Vertreter der Regierung sich dieses Mal nicht mehr erpressen lassen. Die damals Freigelassenen sind fast alle wieder straffällig geworden und dass die elf RAF-Mitglieder, die freigepresst werden sollten auch wieder gewalttätig werden würden, konnte mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden. Das Ultimatum der RAF enthielt sehr präzise Angaben zur Freilassung der eigenen Leute, aber nur ein sehr vages Versprechen zu Schleyers Leben. Dieser war durch seine nationalsozialistische Vergangenheit, er war erst aktives Mitglied im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund und von 1937-1945 Mitglied der NSDAP gewesen, und sein Amt als Präsident der Arbeitgebervereine das Sinnbild des Feindes, gegen den die RAF vorgehen wollte. Schmidt legte die Ziele fest: Schleyer befreien, die Entführer müssen vor Gericht gestellt werden, die Häftlinge werden nicht entlassen. Um diese Ziele durchzusetzen, wurden für einen Rechtsstaat zweifelhafte und umstrittene Methoden zugelassen. Ohne hinreichenden Verdacht wurden Wohnungen und Autos durchsucht und wenn jemand verdächtigt wurde, der RAF zu helfen, so wurden auch die Telefone abgehört. Für die Inhaftierten wurde eine totale „Kontaktsperre“ verhängt. Das heißt, sie durften in keiner Form kommunizieren, keinen Besuch empfangen und ihnen wurde der Zugang zum Fernsehen, Radio und Zeitung verwehrt. Das Gesetzt dafür musste die Regierung noch im Nachhinein verabschieden.

Am 13. Oktober 1977 entführten Mitglieder der palästinischen Organisation PFLP (Palästinensische Befreiungsfront) die Lufthansamaschine „Landshut“ mit der Flugnummer LH 181 auf dem Weg von Palma de Mallorca nach Frankfurt mit 86 Passagieren und fünf Crewmitgliedern, um die RAF bei ihren Bestrebungen ihre inhaftierten Mitglieder freizupressen zu unterstützen. Die RAF hatte im Jahr zuvor der PFLP bei einer Flugzeugentführung einer französischen Maschine geholfen. Die beiden RAF-Mitglieder sind aber bei der Erstürmung des Flugzeugs gestorben.

Nach Bekanntwerden der Flugzeugentführung forderten Vertreter der RAF neben der Freilassung der elf inhaftierten RAF-Mitglieder auch ein hohes Lösegeld in unterschiedlichen Währungen. Morgens am 14. Oktober wurde aber im Beraterkreis um Schmidt beschlossen, dass die Geiseln befreit werden sollten, denn auch unter diesen Umständen wollte die Regierung nicht auf die Forderungen der RAF eingehen. Die Palästinenser zwangen den Piloten Jürgen Schumann und den Copiloten Jürgen Vietor Richtung Nahen Osten zu fliegen. Da das Flugzeug nicht genug Treibstoff getankt hatte, mussten Zwischenhalte in Rom und auf Zypern eingelegt werden, bis die Maschine nach Beirut weiterfliegen sollte. Aber weder Beirut noch eine andere nahöstliche Regierung wollte die Maschine landen lassen. In Bahrain und Dubai landete das Flugzeug erneut zum Tanken. In Dubai wurde der Pilot erschossen. Er hat nach äußeren Schäden am Flugzeug gesucht, und blieb länger als erwartet weg. Die Nerven bei den Entführern lagen offensichtlich blank. Danach flogen sie weiter nach Mogadischu in Somalia. Schmidt verhandelt mit dem Diktator des Landes, damit dieser den Einsatz der GSG 9, die bis dahin relativ unbekannte Eliteeinheit des Bundesgrenzschutzes, in Somalia gestattete. Um Zeit zu gewinnen teilte Wischnewski, der mit der GSG 9 hinterher geflogen war, den Entführern mit, dass sie den Forderungen nachkommen würden und die Häftlinge freigelassen und nach Somalia gebracht werden würden. Am 18. Oktober um 0.05 Uhr stürmte die Einsatzgruppe das Flugzeug und konnte innerhalb von sieben Minuten die Entführer überwältigen. Um der Eliteeinheit einen Vorteil zu verschaffen, zündeten somalische Soldaten unmittelbar vor dem Zugriff Leuchtfeuer und Blendgranaten vor dem Flugzeug. Alle Geiseln konnten befreit werden. Bei der Befreiung kamen drei der vier Entführerinnen und Entführer ums Leben. Die einzige Überlebende Terroristen Souhaila Sami Andrawes as-Sayeh wurde entsprechend der Absprache von Schmidt und dem Präsidenten Somalias Siad Barre nicht in der BRD ausgeliefert. Schmidt befürchtete, dass etwaige Befreiungsversuche für ein Sicherheitsproblem sorgen würden.8 9

Es folgte die „Todesnacht von Stammheim“. Trotz der Kontaktsperre empfingen die inhaftierten RAF-Mitglieder Nachrichten und konnten kommunizieren. Wie sie sich unbemerkt über das Verbot hinwegsetzen konnten, ist nicht eindeutig geklärt. Es besteht aber der nicht endgültig ausgeräumte Verdacht, dass die Gefängnisleitung damals davon wusste und die Gefangenen abgehört hat. Baader, Ensslin und Raspe begingen in ihren Zellen Selbstmord. Raspe und Baader haben sich erschossen, Ensslin erhängte sich. Die Schusswaffen und andere Materialien wurden mit Hilfe ihrer Anwälte in die Zellen geschmuggelt. Die These, dass die Häftlinge ermordet wurden, gilt heute als widerlegt, auch wenn nicht alle Unklarheiten beseitigt werden konnten. Es bleiben aber Hinweise darauf, dass die Behörden über die Selbstmordabsichten Bescheid wussten und dennoch untätig blieben.

Am nächsten Tag, den 19. Oktober 1977, wurde in einem Kofferraum die Leiche von Hanns Martin Schleyer gefunden. Die „Offensive 77“ war gescheitert und die RAF-Mitglieder zogen sich ins Ausland zurück. Die „zweite Generation“ der RAF fand ihr Ende mit der Verhaftung von Brigitte Mohnhaupt, Adelheid Schulz und Christian Klar im November 1982. Ungeklärt bleibt aber bis heute, wer Hanns Martin Schleyer erschossen hat.

Eine „dritte Generation“ war noch bis 1993 immer wieder aktiv. Am Ende war die traurige Bilanz der RAF 34 Tote durch die Aktivisten, 18 Kämpfer von ihrer Organisation und fünf Unbeteiligte die im Kampf gegen die radikalen Linken von Polizisten erschossen wurden. 1998 verkündete die RAF ihre Selbstauflösung ohne aber ihre moralische Legitimität infrage zu stellen. 2011 wurde die letzte Gefangene entlassen. Die damaligen Mitglieder weigern sich aber bis heute mit den Behörden zusammenzuarbeiten, und so können viele Verbrechen nicht mehr aufgeklärt werden. Auch das kann mit als Grund angesehen werden, warum das Thema RAF in der BRD noch nicht komplett abgeschlossen ist.

2. Didaktische Überlegungen

Zu Beginn wird auf drei Punkte eingegangen, die nach Wolfgang Klafki zu den wesentlichen Punkten einer didaktischen Analyse gehören10 um anschließend im Rahmen der zunehmenden Kompetenzorientierung des Geschichtsunterrichts das didaktische Potenzial des Themas - Umgang des Staates mit Terrorismus am Beispiel der RAF im sogenannten „Deutschen Herbst“ - zu erläutern.

[...]


1 http://www.spiegel.de/kultur/literatur/buchpreis-geht-an-frank-witzel-a-1057443.html (16.10.2015, 23:08 Uhr)

2 Schülerinnen und Schüler werden im Folgenden mit „SuS“ bezeichnet.

3 Umfangreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass sich im Film Todesspiel nichts findet, was nicht so gewesen sein könnte. (Praxis Geschichte 3/2012, S. 41)

4 Leder, Dietrich: Tourtagebuch. Das Fernsehjahr 1997 in Daten und Stichworten, in: Adolf Grimme Institut/Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publistik/Katholisches Institut für Medieninformatik (Hrsg.): Jahrbuch Fernsehen 1997/1998, Frankfurt am Main/Köln 1998, S.93-120, hier: S. 105.

5 Kurras wurde damals freigesprochen. Als 2009 rausgekommen ist, dass er ein IM der Stasi war, wurde der Vorfall neu beleuchtet. Es ließen sich aber keine Beweise für einen Auftragsmord durch das SED-Regime finden. Allerdings wurden andere Zeugen zu dem Vorfall befragt. Dennoch wurde der Fall eingestellt und Kurras nicht verurteilt. (http://www.spiegel.de/panorama/leute/benno-ohnesorg-mord-ex-stasi-agent-karl-heinz-kurras-tot-a-1019033.html; http://www.fr-online.de/politik/verfahren-gegen-kurras-eingestellt-fall-ohnesorg-zu-den-akten-gelegt,1472596,11092786.html)

6 Praxis Geschichte 3/2012, S.52.

7 Helmut Schmidt bezeichnete diese Ereignisse als „schwerste Krise des Rechtsstaats seit Bestehen der Bundesrepublik“ und über das weitere Vorgehen entschied nicht mehr unmittelbar das Kabinett, sondern eine selbst zusammengestellte Gruppe, die in der Verfassung nicht vorgesehen war. Schmidt, Außenminister Genscher, Innenminister Maihofer, Justizminister Vogel, Staatsminister Wischnewski, BKA-Präsident Herold, der neue Generalbundesanwalt Rebmann, sowie weitere Beamte oder Politiker gehörten zu der Gruppe „Kleine Lage“, die hier die Entscheidungen treffen sollte und die sich zweimal täglich getroffen hat. Das Kabinett wurde vor vollendete Tatsachen gestellt. Einmal oder zweimal in der Woche wurden mit dem CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl und CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß und weiteren auch Vertreter der Opposition in die Runde eingeladen, die sich dann „Große Lage“ nannte.

8 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-90931269.html (Stand 10.10.2015, 00:11 Uhr)

9 Erst 1996 wurde Andraws in Deutschland zu 12 Jahren Haft verurteilt, die sie ab 1997 in Norwegen abbüßen durfte. Dort wurde sie 1999 vorzeitig entlassen. Die Schussverletzungen, die sie bei der Erstürmung der Landshut erlitten hat, haben ihr auch in dieser Zeit noch gesundheitliche Probleme gemacht. (http://www.tagesspiegel.de/politik/norwegische-regierung-begnadigt-souhaila-andrawes/107552.html, Stand 10.10.2015, 00:08 Uhr)

10 Conrad, Franziska/ Ott, Elisabeth: Didaktische Analyse. In: Handbuch Methoden im Geschichtsunterricht, S. 561.

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Der Umgang des Staates mit dem RAF-Terrorismus während des "Deutschen Herbstes" 1977. Didaktische und methodische Überlegungen zu einer Unterrichtseinheit
Université
Christian-Albrechts-University of Kiel  (Historisches Seminar)
Cours
Zeitgeschichte unterrichten
Note
1,0
Auteur
Année
2015
Pages
21
N° de catalogue
V319967
ISBN (ebook)
9783668192362
ISBN (Livre)
9783668192379
Taille d'un fichier
763 KB
Langue
allemand
Mots clés
RAF, Terrorismus, Unterrichtseinheit, Zeitgeschichte
Citation du texte
David Baalmann (Auteur), 2015, Der Umgang des Staates mit dem RAF-Terrorismus während des "Deutschen Herbstes" 1977. Didaktische und methodische Überlegungen zu einer Unterrichtseinheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319967

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