Das von Hartmann von Aue um 1200 verfasste höfische Epos »Iwein« stellt zusammen mit dem „Erec“ den Höhepunkt des arthurischen Romans der mittelhochdeutscher Literatur dar. Als Begründer des ‚Genres‘ „Artusroman“ um ca. 1165/70 gilt der französische Dichter Chrétien de Troyes , der mit seinen Romanen „Erec et Enide“ und „Yvain“ (auch „Chevalier au lion“ betitelt) die Vorlagen für Hartmanns Werke geschaffen hatte.
Der Artusstoff gehört zur matière de Bretagne, einer der drei großen, durch Jean Bodel definierten, mittelalterlichen epischen Gattungen. In der fiktionalen Welt des roman courtois ist nicht, wie anzunehmen wäre, König Artus der Protagonist des Geschehens, sondern es ist einer seiner Gefolgsmänner. Im Artusroman „wird ein Ausschnitt aus dem Lebens- und Bewährungsweg eines ‚Ritters in der Welt‘ präsentiert.“ Doch beständige sælde und êre zu erlangen, gelingt dem Helden nicht selbständig und ohne äußere Impulse. Denn die vom rîter angestrebte hövescheit ist untrennbar mit den Konzepten von minne und Dame verknüpft. Zunächst werden allgemein Darstellung und Funktion der Frau im Zusammenhang mit dem Verständnis des Minnebegriffs in der höfischen Literatur, vor allem in der Epik, dargelegt. Kernpunkt dieser Ausarbeitung bildet die Untersuchung der Figur Laudine in Hartmanns »Iwein«.
Zentrale Aspekte dabei sind zum einen Fragen nach den ästhetischen Prinzipien, nach denen die Gestaltung der Figur vorgenommen wurde, also einem weiblichen Idealkonzept, dem sie entsprechen könnte. In diesem Zusammenhang werden an einigen Stellen Vergleiche zwischen ihr und Enite, der Minnedame Erecs in Hartmanns erstem Artusroman, gezogen, um durch Kontraste oder Gemeinsamkeiten Laudine besser charakterisieren zu können.
Außerdem werden Abweichungen in Hartmanns Adaption von Chrétiens Original untersucht, die möglicherweise eben wegen der Verfolgung einer weiblichen Idealvorstellung bei der Darstellung der Königin entstanden. Zum anderen wird analysiert werden, wie sich die Gestaltung der Minnedame auf das Verhalten des Protagonisten auswirkt, in welcher Beziehung rîter und frouwe zueinander stehen und auf welche Weise Laudine Einfluss auf Iweins Prüfungsweg zur idealen Ritterschaft nimmt. All diese zu behandelnden Punkte stehen, wie bereits erwähnt, in einem unumgänglichen Verhältnis zur höfischen Liebe, weshalb die vorliegende Arbeit Laudine als Frauengestalt in ihrer Rolle als Minnedame in Verbindung zu ihrer Position als Landesherrin behandelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil: Die Figur Laudine und ihre Rolle(n) im »Iwein«
- Das Konzept von Minne und Dame in der höfischen Literatur
- Vom ersten Erblicken Laudines bis zu ihrer (vorläufigen) Gewinnung
- Der trauernde engel und das Erwachen der minne im Ritter
- Laudines Gespräch mit ihrer Zofe und die Einsicht durch frou minne
- Die erste Begegnung mit Iwein – die Hochzeit – seine Bitte um urloup
- Laudines Bedeutung im Hinblick auf Iweins Verfehlung und seinen Fall
- Die Funktion der Minnedame im zweiten Kursus
- Die Wiedervereinigung: für die Königin ein Akt der Pflicht oder Liebe?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Figur Laudine in Hartmanns von Aue »Iwein«, insbesondere ihrer Rolle als Landesherrin und Minnedame des Artusritters. Die Arbeit untersucht, wie Laudine gestaltet wird, welche ästhetischen Prinzipien dabei Anwendung finden und welche Funktion sie im Rahmen der höfischen Liebe und der Entwicklung des Protagonisten Iwein hat. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie Laudines Position als Frau im Spannungsfeld zwischen Herrschaft und Minne dargestellt wird.
- Die Bedeutung des Minnekonzepts in der höfischen Literatur
- Die Rolle der Frau im höfischen Ideal und ihre Funktion als Minnedame
- Die Darstellung Laudines als Landesherrin und ihre Bedeutung für Iweins Entwicklung
- Die Beziehung zwischen Laudine und Iwein im Kontext der höfischen Liebe
- Vergleiche und Abweichungen zwischen Hartmanns »Iwein« und Chrétiens »Yvain« im Hinblick auf die Figur der Laudine.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über den Kontext des Artusromans und das höfische Ideal im Allgemeinen. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei dem Konzept von Minne und Dame gewidmet. Im Hauptteil wird Laudine als Figur im »Iwein« beleuchtet. Dabei werden die einzelnen Phasen ihrer Beziehung zu Iwein analysiert, beginnend mit ihrer ersten Begegnung bis hin zu ihrer (vorläufigen) Gewinnung als seine Frau. Des Weiteren wird der Einfluss Laudines auf Iweins Verfehlung und seinen Fall untersucht.
Schlüsselwörter
Artusroman, höfische Liebe, Minne, Dame, Landesherrin, Ritterideal, Iwein, Laudine, Chrétien de Troyes, Hartmann von Aue, hövescheit, triuwe.
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- Johanna M. (Autor), 2016, Die Figur der Königin Laudine in Hartmanns von Aue "Iwein", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/320091