Durch das Herz der Finsternis: Völkerrecht und internationale Konfliktregulierung und Interkulturelle Kommunikation


Presentation (Elaboration), 2002

15 Pages, Grade: 1,25


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Zum Geleit: „Durch das Herz der Finsternis“

Afrika, das Land der Einäugigen

Über das Meer der Finsternis zum Herzen der Finsternis

Von der Missionarischen Arbeit zum Sklavenhandel

Der weiße Mann aus dem Reich der Toten

„Die weniger intelligenten Rassen müssen [zivilisiert bzw.] ausgelöscht werden“

Die unterjochten Afrikaner

Zur Aktualität der Beziehung zwischen den Europäern und Afrikanern

Zum Geleit: „Durch das Herz der Finsternis“

Der Titel dieser Beitrages ist übernommen vom schwedischen Autor und Literaturhistoriker Sven Lindqvist, der wiederum den Titel seines Buches „Durch das Herz der Finsternis“ von Josef Konrads Buch „Herz der Finsternis“ übernommen hat. In diesem Beitrag handelt es sich nicht unbedingt um die Grundideen Josef Konrads, seine Beschreibungen des Raumes Kongo[1] und der Zeit der 19 J.H, sondern eher um die düsteren Vorstellungen über Afrika, die hier in Europa so tief in der Gesellschaft verwurzelt sind. Während man im Laufe des 13. und 14 J. H.s der Überzeugung war, dass Afrikaner übernatürliche Figuren haben, sah man Afrika vom 16 J.H. bis in die neueste Zeit als Quelle des Reichtums: Gewinne aus Sklavenhandel, kostbares Elfenbein, Gold und Diamanten, Rohstoffe aller Art. Man vertrat in dieser letzten erwähnten Epoche zwei nicht weit voneinander abweichende Ansichten: Zum einen die Zivilisierung der nackten Afrikaner, zum anderen die Ausrottung der schwarzen Rasse dieser Erde. Das Streben nach hohen Gewinnen, die Zivilisierung der Unzivilisierten, der Untergang der Unterlegenen haben einen gemeinsamen Nenner, nämlich die unvorstellbare Brutalität der Subjekte. Im weiteren geht es in diesem Beitrag um die Reaktion der Einwohner des schwarzen Kontinents gegenüber den weißen Fremden. Wie schwer war ihre Betroffenheit von Sklavenhandel, Zwangsarbeit? Und schließlich: Welche Vorstellungen haben die Afrikaner von den Europäern seit ihrer ersten Begegnung bis zum heutigen Tag, welche Erwartungen haben sie auch? Eine tiefe Analyse der Aufgaben dieses Beitrages wäre im Rahmen dieser zehnseitigen Hausarbeit unmöglich. Es wird den Versuch unternommen, aktuelle Vorstellungen der Europäer über die Afrikaner historisch abzuleiten. Doch die Verbesserung der Lage der Einwohner der südlichen Sahara hängt zum größten Teil von der Abschaffung aller zuhause exstierenden Vorurteile über Afrika und Afrikaner ab. Die Abschaffung der Vorurteile über andere Menschen ist doch das oberste Ziele unseres Kurses „Interkulturelle Kommunikation“. Mit anderen Worten, die Abschaffung solcher Vorurteile über andere Menschen hängt in großem Maß von uns (Wir: Studenten und Studentinnen, Professoren und Professorinnen. Schüler und Schülerinnen, Lehrer und Lehrerinnen) ab.

Afrika, das Land der Einäugigen

Als die Europäer begannen, sich Vorstellungen vom Afrika südlich der Sahara zu bilden, malten sie sich eine Traumszenerie aus, ein Phantasiereich, in dem das Übernatürliche dominierte. Laut Ranulf Higden, einem Benediktinermönch, der um 1350 eine Weltkarte anfertigte, gab es in Afrika einäugige Menschen, die ihre Füße gebrauchten, um den Kopf zu bedecken. Ein Geograph des folgenden Jahrhunderts verkündete, der Kontinent beherberge Menschen mit einem Bein, drei Gesichtern und Löwenköpfen.

Im Jahre 1459 erklärte ein italienischer Mönch namens Fra Mauro Afrika zur Heimat des Riesenvogels Rock, der so groß sei, dass er einen Elefanten durch die Lüfte tragen könne.

Im Mittelalter war fast niemand in Europa in der Lage, zu beurteilen, ob Afrika Riesenvögel, einäugige Menschen und ähnliches mehr beherbergte. Peter Forbath schreibt:

»In der mittelalterlichen Vorstellung war dies eine absolut schreckenerregende Region ... wo vom Himmel ein Flammenmeer herabregnet und die Gewässer kochen ... wo Felsen voller Schlangen und Inseln mit menschenfressenden Ungeheuern auf den Seemann warten, wo die riesige Hand Satans aus unergründlichen Tiefen herauffährt und nach ihm greift, wo sein Gesicht und Körper schwarz werden, weil Gott ihn dafür bestraft, dass er sich erdreistet hat, in diese verbotene, geheimnisvolle Zone vorzudringen. Und wenn es ihm wider Erwarten gelingt, all diese gespenstischen Gefahren zu bestehen und heil hindurchzusegeln, so gelangt er ins Meer der Finsternis und verschwindet auf ewig in den Dünsten und im Morast am Rande der Welt.[2] «

Hassan Al-Wazzan oder Johannes Leo der Afrikaner war der erste Schriftsteller[3], der ansatzweise die Umstände in Schwarzafrika erläutert hat. Er sprach nicht vom Tierreich sondern unterschied zwischen Stadt- bzw. Dorfbewohnern und Berg- bzw. Wald- Bewohnern. Er schrieb:

„Die Bewohner des Landes der Schwarzen sind (im Vergleich zu den Libyern) noch wilder, fern jeden Sinnes für Recht, gewissermaßen unberechenbar oder anders gesagt, Menschen ohne Denkvermögen und ohne Geschick. Sie haben von nichts eine Ahnung und leben wie die Tiere ohne Gesetz und Regeln. Unter ihnen gibt es zahlreiche Huren und betrogene Männer. Auszunehmen sind einige, die in den großen Städten wohnen. Sie verfügen über etwas mehr Verstand und menschliche Empfindungen[4] “.

Schon die Wendung „Sie lebten wie die Tiere und tierische Menschen“, belegt, dass die Zugehörigkeit zum Menschengeschlecht nicht zur Debatte stand. Als Gläubiger war er der Auffassung, dass man sowohl die Schwarzen als auch die Weißen zum selben Stammvater zurückführen soll, nämlich Noahs Sohn Ham. Die Lebensweise der Wilden oder Primitiven wird, wie folgt, beschrieben:

- Unwissend und unfähig. Sie beherrschen weder Schrift noch Handwerk oder andere Fertigkeiten.
- Sie sind Heiden, kennen keine Lehre und
- keine Staatsgewalt
- Manche sind arm, geizig und nicht gastfreundlich oder
- andere sind Räuber und Mörder, die den Kaufleuten auflauern.
- Aber sie führen keine Kriege. Dazu fehlen ihnen die richtigen Waffen. Ihre vergifteten Pfeile reichen nur für die Jagd und für Hinterhalte.
- Sie verlassen auch nie ihren Lebensraum und treiben keinen Handel.
- Sie kennen neben der Viehzucht nur einen kümmerlichen Ackerbau.
- Sie gehen nackt oder in Tierhäute gehüllt, wohnen in Laubhütten.
- Und kennen die Einrichtung der Ehe nicht[5].

Al-Wazzans Beschreibung der Einwohner Schwarzafrikas trifft nur auf einen geringen Teil seiner Menschen zu, nämlich die Berg- und Waldvölker. Neben diesen ungünstigen Aspekten schildert Johannes aber gleichfalls die Lauterkeit, die Gastfreundschaft, die stabile Gemütslage und die starke körperliche Konstitution der Stadtbewohner[6].

Johannes Leos Mitteilungen gehörten also zu den ersten Informationswellen in Europa, die die unklaren Lebensverhältnisse im schwarzen Afrika verdeutlicht haben[7]. Hindernisse für diesen Mangel an Informationen über Afrika waren einerseits die feindlichen Mauren, die an der Mittelmeerküste lebten, anderseits die im Vergleich zu unserer Zeit primitiven Verkehrsmittel wie Pferd oder Kamel, Segelschiffe, die nicht in der Lage waren, eine lange Reise hinter dem Meer der Finsternis auszuhalten.

Über das Meer der Finsternis zum Herzen der Finsternis

Erst im 15.Jahrhundert, als das Zeitalter der Hochseeschifffahrt anbrach, begannen die Europäer, systematisch nach Süden vorzustoßen, allen voran die Portugiesen. Dort hofften die Entdecker Gold, Gewürze und Edelsteine zu finden. Aber die Entdecker wurden nicht nur von der Gier nach Reichtümern getrieben. Irgendwo in Afrika befand sich, wie sie wussten, die Quelle des Nil, und dieses Geheimnis faszinierte die Europäer bereits seit dem Altertum.

Gold , Gewürze, Edelsteine, die Quelle des Nils waren Anreize für die Endecker , die Schiffsbauer, Priester und Lehrer , Feudalisten und Könige, Reichen und Armen Europas.

Im Jahre 1482 gelang es einem erfahrenen Seekapitän namens Diogo Cäo, die westafrikanische Küste zu überschreiten. Er fand sich weit südlicher als irgendein Europäer je zuvor. Es gelang ihm, am Kongo anzukommen. Seine Ankunft markiert den Beginn der ersten kontinuierlichen Begegnung zwischen Europäern und einem schwarzafrikanischen Gemeinwesen.

Kongo war zu dieser Zeit ein blühendes afrikanisches Königreich. Seine Hauptstadt war Mbanza Kongo –Mbanza bedeutet „Königlicher Hof“. Als die Portugiesen eintrafen, bestand das Kongoreich bereits seit wenigstens 100 Jahren. Sein Herrscher, der ManiKongo, wurde von einer Versammlung von Stammeshäuptlingen gewählt[8]. Dies was ein demokratischer Prozess. Seine Kollegen weltweit in der Zeit wussten noch nichts von Demokratie!

[...]


[1] Kongo ist hier nur ein Beispiel; die dort bestandenen Verhältnissen fanden sich Ähnlichehrweise im gesamten schwarzen Afrika.

[2] Zitiert nach Adam Hochschild, Schatten über dem Kongo, S.14f

[3] Der 24. marokkanische Botschafter in der Türkei wurde auf seinem Rückweg über das Mittelmeer im Jahr 1518 von Portugiesen gefangen genommen. Der portugiesische König hatte ihn dem Papst von Rom geschenkt. Er wurde von diesem letzten adoptiert.( Vgl. Dietrich Rauchenberger, Johannes Leo der Afrikaner, Seine Beschreibung des Raumes zwischen Nil und Niger nach dem Urtext S.60); Seine Afrikabeschreibung (Die „Discrittione dell Affrica“ ) hat seit nahezu 450 Jahren mit über 30 Auflagen in acht Sprachen eine große Verbreitung gefunden. Ihr kam in Europa rund 250 Jahre lang das Informationsmonopol für weite Teile des Schwarzen Kontinents zu. Vgl. Ebenda, S. 1

[4] Zitiert nach Dietrich Rauchenberger, Johannes Leo der Afrikaner, Seine Beschreibung des Raumes zwischen Nil und Niger nach dem Urtext. S. 228

[5] Zitiert nach Dietrich Rauchenberger, Johannes Leo der Afrikaner, Seine Beschreibung des Raumes zwischen Nil und Niger nach dem Urtext. S. 229f

[6] Vgl. Ebenda.

[7] Vgl. Ebenda S. 6f

[8] Adam Hochschild, S. 17

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Details

Title
Durch das Herz der Finsternis: Völkerrecht und internationale Konfliktregulierung und Interkulturelle Kommunikation
College
Hamburg University of Ecomomy and Policy  (ök. Studiengang)
Course
Interkuturelle Kommunikation (7. - 9. Semester)
Grade
1,25
Author
Year
2002
Pages
15
Catalog Number
V32055
ISBN (eBook)
9783638328869
File size
630 KB
Language
German
Keywords
Durch, Herz, Finsternis, Völkerrecht, Konfliktregulierung, Interkulturelle, Kommunikation, Interkuturelle, Kommunikation, Semester)
Quote paper
Abdelmajid Layadi (Author), 2002, Durch das Herz der Finsternis: Völkerrecht und internationale Konfliktregulierung und Interkulturelle Kommunikation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32055

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