Sophie von La Roche - Der Beginn weiblicher Autorschaft in Deutschland


Trabajo Escrito, 2004

27 Páginas, Calificación: 2


Extracto


Inhalt

1. Einleitung

2. Die „klassische“ Frau – Rousseaus Erziehungsroman, Geschlechtscharaktertheorie und neue Ansätze

3. Sophie von La Roche – Der Beginn weiblicher Emanzipation auf dem literarischen Markt in Deutschland
3.1. Biographischer Abriss
3.1.1. Erziehung und Bildung in Kindheit und Jugend
3.1.2. Die „Zeit Wieland“ – Verlobung und Enttäuschung
3.1.3. Die Ehe – der Sprung vom Bürgertum zur höfischen Gesellschaft
3.1.4. Aufstieg und Abstieg
3.2. Literarisches Schaffen
3.2.1. Der Roman
3.2.1.1. Vorbilder des La Rocheschen Romans
3.2.1.2. Die Romane der La Roche – Inhalte und Wirkungen
3.2.1.3. Der Roman nach Sophie von La Roche
3.2.2. Das „Frauenzimmer-Journal“
3.2.2.1. Vorbilder und Vorreiter
3.2.2.2. „Pomona für Teutschlands Töchter“ – Die erste „richtige“ Frauenzeitschrift
3.2.2.3. Wirkung der ersten Frauenzeitschrift
3.2.3. Die Reisejournale
3.2.3.1. Reisen und Reiseliteratur im 18. Jahrhundert
3.2.3.2. Sophie von La Roches Reisetagebücher
3.2.3.3. Wirkung

4. La Roche – Wegbereiterin der Frauenliteratur in Deutschland?

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Über die Literatur der Aufklärung wurde viel zusammen getragen und ausgewertet. Auch die Rolle der Frau in der Literatur, die mehr und mehr zunahm, wurde beleuchtet. Während das schwache Geschlecht zuerst vornehmlich Leserin war, wagte sich 1771 mit Sophie von La Roche die erste Frau als Autorin eines Romans in die Öffentlichkeit. Zu dieser Zeit ungewöhnlich - und dennoch erfolgreich.

Aber was war besonders, was anders an der bürgerlichen Sophie von La Roche? War es nur ihre Erziehung, die sie genoss, oder war es der Schritt vom Bürgertum zum Hofe? In der folgenden Arbeit wird versucht zu zeigen, welche wichtigen Punkte ihres Lebens die schriftstellerische Tätigkeit beeinflussten und an welche Gattungen sich La Roche als erste Frau in Deutschland heranwagt. Ob sie dabei die Wegbereiterin für folgende Frauengenerationen war, soll jeweils dargestellt werden.

Im Rahmen dieser Arbeit wird nicht möglich sein, alle Werke der Sophie von La Roche darzustellen. Ihre umfassenden Schriften und zahlreichen Erzählungen beschäftigten sich mit den verschiedensten Themen. Deshalb soll versucht werden, anhand exemplarischer Beispiele wichtiges aufzuzeigen.

2. Die „klassische“ Frau – Rousseaus Erziehungsroman, Geschlechtscharaktertheorie und neue Ansätze

Die Position der bürgerlichen Frau war zur Zeit der Aufklärung von Geburt an bestimmt: sie sollte die Rolle der Hausfrau, Ehefrau und Mutter zur Zufriedenheit des Mannes ausfüllen können. Während Frauen aus den unteren Schichten schon durchaus am Arbeitsleben partizipierten, bestand für die gehobenen Schichten nur diese klassische Rollenteilung. Dennoch galt es, ein Mindestmaß an Bildung zu erlangen, da schließlich die Erziehung der eigenen Kinder und die Konversation mit dem Ehemann ein wichtiger Bestandteil des weiblichen Lebens war.

Das wohl bedeutendste thematische Werk des 18. Jahrhunderts verfasste Rousseau 1762 mit seinem Erziehungsroman „Emil oder Über die Erziehung“[1]. Darin isoliert er das Kind Emil von Eltern und Gesellschaft und rückt es als „Versuchsobjekt“ in den Mittelpunkt seiner theoretischen Erziehungsarbeit. Für damalige Zeit fortschrittlich ist die Theorie, dass „keine Autorität über ihn [das Kind, Anm. v. m.]“[2], weder durch Kirche noch durch Staat, ausgeübt werden dürfe, weshalb das Buch vernichtet werden sollte.

Doch selbst ein so moderner Philosoph wie Rousseau stellte schnell heraus, wie er die Frau, welche er in Form der Sophie einführt, sieht: als Hausfrau und Mutter, nicht als gleichberechtigt ihrem Mann gegenüber. Viel mehr ist sie seine Mäzen, die „[…] eigens geschaffen ist, um dem Mann zu gefallen.“[3]. Deshalb billigt er ihr auch nur ein Mindestmaß an Bildung zu. Sie soll sich gepflegt mit ihrem Mann unterhalten können, jedoch ihre Rollen nicht aufbrechen. Eignen sich Frauen „männliche Eigenschaften“ an, ist dies schädlich, da sie dadurch ihre eigentlichen Pflichten vergessen.[4] Für eine „gute“ Frau ist es ausreichend, Grundlagen im Lesen und Schreiben zu haben, einige Eckdaten der Geschichte zu kennen, wenige mathematische Grundlagen zu verstehen und schöne Künste wie Musik, Kunst und Tanz zu praktizieren. Bilden sich Frauen hingegen akademisch tief greifend weiter, würden aus ihnen „lächerliche Besserwisserinnen, erbärmliche Hausfrauen und griesgrämige Jungfern“[5].

Eine Erziehung zur Unabhängigkeit, wie es Rousseau für den Jungen Emil fordert, lehnt er für das weibliche Geschlecht hingegen ab: er sieht Abhängigkeit als einen natürlichen Zustand der Frau. Die von ihr auszufüllende Rolle ist einzig die der Ehefrau und Mutter.

Auch andere Zeitgenossen entwickelten die alte Ordnung weiter und entwarfen eine Geschlechtscharaktertheorie, deren bedeutendster Vertreter in Humboldt zu finden ist. Ihm nach besteht ein dichotomes Geschlechterverhältnis zwischen Mann und Frau, dass sich in den gegensätzlichen Begriffspaaren „Ratio versus Gefühl“, „Aktivität versus Passivität“ sowie „Wille versus Natur“ ausdrücken lässt, wobei der letztere Begriff die Eigenschaften der Frau darstellt. Aus diesen Dispositionen wird abgeleitet, dass die Rolle der Frau eindeutig in der der Gattin, Hausfrau und Mutter zu finden ist.

Doch auch andere Männer – Frauen hatten sich natürlich auch auf diesem Gebiet nicht zu äußern – ergriffen Wort und entwickelten Ideen für frauenfreundlichere Theorien und Ansätze. So schlugen Lehms und Leporin vor, alle Berufszweige für die Frau zu öffnen. Hippel betonte, dass die Inferiorität der Frau allein durch die kulturelle Entwicklung entstanden war und somit weder gottgegeben noch Naturzustand sei. Holst und Gleim forderten neue pädagogische Konzepte für die Mädchenerziehung und begannen auch mit deren Umsetzung. In Frankreich und England meldeten sich gar einige Frauen wie Olympe de Gouges und Mary Wollstonecraft zu Wort. Diese Entwicklung eröffnete einigen Frauen neue Perspektiven. Die Mehrzahl der Theoretiker jedoch hing auch weiterhin der Geschlechtscharaktertheorie an.

3. Sophie von La Roche – Der Beginn weiblicher Emanzipation auf dem literarischen Markt in Deutschland

3.1. Biographischer Abriss

3.1.1. Erziehung und Bildung in Kindheit und Jugend

Als Sophie Gutermann am 06. Dezember 1730 in Kaufbeuren geboren wurde, war für Mädchen eine Erziehung zu Hause nicht gerade üblich. Doch ihr Vater, nach der Übersiedlung nach Lindau und Augsburg Dekan der Medizinischen Fakultät und Gastgeber vieler Zusammenkünfte zahlreicher zeitgenössischer Gelehrter, bestand nicht nur auf eine grundlegende Ausbildung seiner ältesten Tochter, sondern übernahm diese sogar selbst. Neben der strengen pietistischen Erziehung[6], die Sophie genoss, erhielt sie eine Ausbildung in Lesen und Schreiben. Anekdoten und Selbstaussagen zufolge konnte das Mädchen mit drei Jahren lesen, befasste sich fünfjährig mit der Bibel und diente dem Vater auf den Herrenabenden zur Anregung der Gespräche.

Doch eine geordnete schulische Ausbildung blieb Sophie verwehrt. Das junge Mädchen galt als begabt. Doch gemäß der Zeit sollte sie zu nichts anderem erzogen werden, als zu einer guten Hausfrau, Ehefrau und Mutter, die im Haus ihren Verdienst erwirtschaften soll.[7] Später äußert sie sich zu dieser Tatsache in ihrer Zeitschrift „Pomona“. Noch im hohen Erwachsenenalter bedauert sie, dass „die Erfüllung meines Wunsches, dass ich als Knabe erzogen werden möchte, um ordentlich gelehrt zu werden.“[8], ihr nicht gewährt wurde.

Als die 17-jährige schließlich den Arzt Gian Lodovico Bianconi kennen und lieben lernt, wird ihr Wissensdrang befriedigt: Der wesentlich ältere Italiener gibt Unterricht in Italienisch, Gesang, Kunstgeschichte und Mathematik – alles in französischer Sprache, da er des Deutschen nicht mächtig war. Doch die Ehe scheiterte an rein formalen Dingen: Vater und Verlobter konnten sich nicht auf die Erziehung möglicher Kinder einigen. Die Verlobung wurde schließlich aufgelöst, da Sophie eine heimliche Ehe nicht wollte. Wie sie die Erziehungsfrage selbst betrachtete, wurde sie – der Zeit üblich – nicht gefragt. Der Vater, der in der Familie die Rolle des Oberhauptes einnahm, ging sogar noch weiter und ließ Sophie alle Erinnerungen, die sie an Bianconi hatte, vernichten, zur „symbolischen Tötung des Geliebten“[9]. Das traurige Mädchen suchte aufgrund ihres Respekts dem Vater gegenüber auch gar nicht die verbale Auseinandersetzung, sondern beugte sich dem strengen Urteil[10].

3.1.2. Die „Zeit Wieland“ – Verlobung und Enttäuschung

Nach dem Tod der Mutter 1748 zog es Sophie mit ihren drei Geschwistern zum Großvater nach Biberach, wo sie im Spätsommer 1750 Wieland persönlich kennen lernt. Zuvor hatte nur eine briefliche Korrespondenz stattgefunden, der nun eine auf menschlicher Ebene folgte. Im gleichen Jahr findet auch die Verlobung mit dem sonst eher isolierten Wieland statt, auch gegen den Willen beider Eltern.

Für Wieland stellte Sophie das Ideal einer bürgerlichen Frau der Aufklärung dar: Neben Gelehrsamkeit und Charme stimmen die tugendhaften Eigenschaften genauso wie das angenehme Benehmen. Während der drei Jahre jüngere von Liebe und Zärtlichkeit spricht, wird Sophie immer mehr bewusst, dass sie für ihn nichts anderes ist als eine ihn anregende Muse nach dem Vorbild Klopstocks.

Während dieser Zeit ist auch der Beginn der schriftstellerischen Tätigkeiten der La Roche zu finden: Ein Briefwechsel mit der Verlobten des Pfarrers Schinz, Barbara Meyer, in dem Themen wie die Bedeutung von Lesen und Schreiben, die Liebe zu Wieland und der neue Konflikt mit dem Vater, der wieder geheiratet hat. Schon damals empfand Sophie das Schreiben als therapeutische Maßnahme[11].

Doch auch diese Verlobung verlief nicht so, wie sie sich Sophie vorgestellt hatte: Wieland, der aus bescheidenen Verhältnissen stammte und nicht wie Sophie aus einer Gelehrtenfamilie, dachte gar nicht daran, den von seinem Vater vorgesehenen Beruf des Pfarrers zu ergreifen und studierte stattdessen in Zürich und in Tübingen. Da sich keine baldige Versorgung von Sophie in Aussicht stellte und die Konflikte in den Briefen sich immer weiter zuspitzten, wurde die Verlobung schließlich gelöst.

Dennoch kann man sagen, dass Wieland das maßgebende Zugpferd in Sophie von La Roches literarischer Karriere war: er animierte sie zum Schreiben, gab ihr Hinweise und lehrte sie in der Regelkunst der Poetik und den neuesten literarischen Strömungen. Auch nach der gelösten Verlobung sucht Sophie zeit ihres Lebens den Rat Wielands.

[...]


[1] Originaltitel: Rousseau, Jean-Jaques: Émile, Ou De L'Éducation.

[2] siehe Rousseau, Jean-Jacques: Emil oder Über die Erziehung. In neuer deutscher Fassung besorgt von Ludwig Schmidts. 12., unveränderte Auflage. Paderborn, München, Wien, Zürich: Schöningh, 1995. S.70.

[3] Ebd. S.386.

[4] Ebd. S.393.

[5] siehe Vovelle, Michel (Hrsg.): Der Mensch der Aufklärung. Frankfurt am Main [u.a.] : Campus-Verlag [u.a.], 1996. S.340.

[6] Pietismus ist eine sich im 17. Jahrhundert entwickelnde religiöse Bewegung mit besonderem Augenmerk auf Frömmigkeit und Bezug zu christlichen Schriften.

[7] vgl. Nenon, Monika: Autorschaft und Frauenbildung. Das Beispiel Sophie von La Roche. Würzburg: Königshausen und Neumann, 1988. S. 25f..

[8] zitiert nach: Langner, Margit: Sophie von La Roche. Die empfindsame Realistin. Heidelberg: Winter, 1995. S.91.

[9] vgl. Nenon 1988, S.30.

[10] Ebd. S.31

[11] Ebd. S.50.

Final del extracto de 27 páginas

Detalles

Título
Sophie von La Roche - Der Beginn weiblicher Autorschaft in Deutschland
Universidad
Martin Luther University
Curso
Texte der Aufklärung
Calificación
2
Autor
Año
2004
Páginas
27
No. de catálogo
V32210
ISBN (Ebook)
9783638329873
Tamaño de fichero
597 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Sophie, Roche, Beginn, Autorschaft, Deutschland, Texte, Aufklärung
Citar trabajo
Lydia Brandl (Autor), 2004, Sophie von La Roche - Der Beginn weiblicher Autorschaft in Deutschland, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32210

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