Wachstumskritik und nachhaltige Entwicklung. Gibt es nachhaltiges Wirtschaftswachstum?


Travail d'étude, 2015

31 Pages, Note: 1,2

Ralf Farina (Auteur)


Extrait


Inhaltsverzeichnis

ABSTRACT

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

EINLEITUNG
1.1. DEFINITION
1.2. THEORETISCHE GRUNDLAGE

2. GRÜNDE DES WIRTSCHAFTSWACHSTUMS
2.1. WACHSTUM SCHAFFT ARBEITSPLÄTZE
2.2. WACHSTUM FÖRDERT INNOVATION
2.3. WACHSTUM UND VERTEILUNGSSPIELRÄUME
2.4. WACHSTUM ERHÖHT DIE STAATSEINNAHMEN
2.5. WACHSTUMSZWANG

3. WACHSTUMSKRITIK
3.1. RESSOURCENKNAPPHEIT UND UMWELTVERSCHMUTZUNG
3.2. WACHSTUM UND KLIMAWANDEL
3.3. WEITERE PROBLEME

4. NACHHALTIGE ENTWICKLUNG
4.1. NACHHALTIGKEIT, EIN KONTROVERSER BEGRIFF
4.1.1. NACHHALTIGKEIT IM KONTEXT DER NEOKLASSIK
4.1.2. NACHHALTIGKEIT IM KONTEXT DER ÖKOLOGISCHEN ÖKONOMIE
4.1.3. DIE AUSGEWOGENE NACHHALTIGKEIT
4.2. DAS INTEGRIERENDE NACHHALTIGKEITSDREIECK
4.2.1. ÖKOLOGISCHE NACHHALTIGKEIT
4.2.2. ÖKONOMISCHE NACHHALTIGKEIT
4.2.3. SOZIALE NACHHALTIGKEIT
4.3. WACHSTUM 2.0

5. FAZIT

6. LITERATURVERZEICHNIS

Abstract

Seit Beginn der Industrialisierung ist die Durchschnittstemperatur um 0,85 Grad Celsius gestiegen, in drei Jahrzenten haben sich die Ozeane bis in 75 Metern Tiefe um jeweils 0,11 Grad Celsius erwärmt. Die Ozeane haben bereits 30% des menschengemachten Kohlendioxids (CO2) absorbiert und besitzen seit Beginn der industriellen Revolution einen 26 % saureren pH-Wert, wodurch viele Meereslebewesen geschädigt wurden. Die Gletscher schmelzen und die Haupttreibhausgase (Kohlendioxid, Methan und Lachgas) haben den höchsten Stand seit 800 000 Jahren erreicht. Hauptschuld trägt zu 90 - 95% der Mensch. Denn das enorme Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum haben dazu geführt, dass Ressourcen immer schneller verbraucht wurden und immer mehr schädliche Abfälle in die Ökosysteme der Natur geraten sind. Doch Wirtschaftswachstum hat auch viele positive Auswirkungen, auf welche Volkswirtschaften kaum verzichten können. Drittweltländer und Entwicklungsländer können mit Hilfe von Wirtschaftswachstum der Armut entfliehen, wohingegen sich die Staaten der Industrienationen mit Wachstum den zunehmenden sozialen Ungleichheiten und den ansteigenden Finanzierungsverpflichtungen stellen können. Wie sind also diese zwei gegenläufigen Konzepte miteinander vereinbar?

Das Ergebnis dieser Arbeit zeigt, dass durch nachhaltiges Wachstum eine Entkopplung von Ressourcenverbrauch und Wirtschaftswachstum möglich ist. Die zentrale Erkenntnis hierbei ist, dass es nicht eine einzelne Dimension der Nachhaltigkeit zu erreichen gilt, da drei verschiedene Ebenen miteinander korreliert sind. Schafft es eine Gesellschaft ökologisch, ökonomisch und sozial Nachhaltig zu produzieren, zu konsumieren und sich zu verhalten, dann kann diese Entkoppelung stattfinden. Grundvoraussetzung hierfür ist die Aufklärung der Individuen, Kooperationen unterschiedlicher Volkswirtschaften und technischer Fortschritt, ebenso wie die Bereitschaft der einzelnen Wirtschaftsakteure diese Veränderungen anzunehmen und zu integrieren.

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Einleitung

„Wachstum. Das Mantra des Kapitalismus. Immer mehr, immer mehr. Wirbrauchen Wachstum! Ewiges Wachstum! Ist aber schwierig, fragen SieRainer Calmund."

Volker Pispers ist ein deutscher Kabarettist der keine Gelegenheit auslässt, um Kund zu tun, dass er „das Mantra des Kapitalismus“, nämlich das ständige Wachstum, für äußerst fragwürdig hält. Es liegt natürlich in der Natur eines Kabarettisten diese Dinge humorvoll darzustellen, dennoch ist seine Kritik berechtigt. Spätestens seit der Veröffentlichung des Berichts des Club of Romes sollte der Weltbevölkerung nicht nur bewusst sein, dass die natürlichen Ressourcen der Erde begrenzt sind, sondern auch, dass die Natur aufgrund der menschenverursachten Abfälle und Abgase nachhaltig und teilweise unwiderruflich beschädigt wurde und weiterhin beschädigt wird.

Diese Thematik wurde auf zahlreichen internationalen Konferenzen diskutiert, auf denen immer wieder betont wurde, dass viele der bis dahin dominierenden ökonomischen Ansätze für eine dauerhafte Lösung dieser Krisen nicht tauglich sind. Und obwohl eine breite internationale Öffentlichkeit und ein gemeinsamer Konsens darüber existiert, dass der Ressourcenverbrauch und die produzierten Abgase minimiert werden müssen, ist diese Entwicklung in den letzten Jahrzenten eher konträr. Grund dafür ist die mangelnde Bereitschaft vieler wichtiger Akteure wie Konsumenten, Unternehmen und auch Politiker. Denn Wachstum bedeutet nicht nur Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung, sondern schafft ebenfalls Arbeitsplätze, fördert Innovationen und Bildung, schafft Verteilungsspielräume, erhöht das Volkseinkommen etc. Wirtschaftswachstum kann somit Wohlstand und Gerechtigkeit bewirken. Dies ist insbesondere für Drittwelt und Entwicklungsländer von höchster Wichtigkeit. Aber selbst in Industrieländern ist eine wachsende Wirtschaft positiv. Denn Wachstum bedeutet auch höhere Staatseinnahmen, wodurch die zunehmende soziale Ungleichheit ausgeglichen und der ausweitende Finanzierungsbedarf für Renten, Gesundheitsleistungen und Pflege gedeckt werden kann.

Doch ist es für eine Volkswirtschaft überhaupt möglich ohne die umweltschädlichen Folgen zu wachsen? Die vorliegende Arbeit thematisiert, ob ein solches Wachstum stattfinden kann. Die Argumentation und schließlich das Verständnis werden anhand der neoklassischen Wachstumstheorie nach Solow erarbeitet.

Des Weiteren werden die Vor- und Nachteile des Wachstums ausführlich erörtert und gegenübergestellt. Hier soll die Wichtigkeit des Wirtschaftswachstums - ebenso wie die ökologischen Auswirkungen - dargestellt werden. Zum Schluss wird ein Mittelweg vorgestellt und erörtert wie eine solche Implementierung auszusehen hätte.

Der theoretische sowie analytische Teil dieser Arbeit basiert auf einer ausführlichen Auswertung einschlägiger Fachliteratur. Des Weiteren wurden ausgewählte Fachzeitschriften, Datenbanken und wissenschaftliche Veröffentlichungen zur Unterstützung der Thesen herangezogen. In Anbetracht der Aktualität des Themas konnten überdies kritische wirtschaftliche Kolumnen führender Tages- und Wochenzeitungen genutzt werden.

Der erste Teil der Arbeit definiert und erklärt den theoretischen Begriff des Wachstums nach Solow. Dieses Wissen dient als Fundament, um die darauf aufbauende Argumentationsweise nachvollziehen zu können.

Der zweite Teil befasst sich zunächst mit den wichtigsten Argumenten, die für eine wachsende Wirtschaft sprechen. Nach der Darstellung der Wichtigkeit von Wirtschaftswachstum wird im dritten Teil auf die Problematik und die teilweise verehrenden Auswirkungen eingegangen.

Im vierten und letzten Teil wird der Begriff der Nachhaltigkeit eingeführt und analysiert, inwiefern diese integriert werden müsste, damit ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum erreicht werden würde.

Die Wachstumstheorie ist der Teil der Volkswirtschaft, der sich mit der Erklärung der Ursachen des Wirtschaftswachstums, beziehungsweise der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes, befasst. Das Bruttoinlandsprodukt wird hierfür als klassischer Indikator für Wachstum gesehen.

Um die Frage diskutieren zu können, ob ein nachhaltiges Wachstum überhaupt möglich ist, muss erst der volkswirtschaftliche Begriff des Wachstums definiert und in die theoretischen Grundlagen eingeleitet werden.

1.1. Definition

Ökonomisch betrachtet, bedeutet wirtschaftliches Wachstum, dass die Gütermenge quantitativ zunimmt, sprich die Menge an verfügbaren Gütern (Produkte und Dienstleistungen) steigt. Der in der Fachwelt exakte Ausdruck für diesen Berg an Gütern ist das Volkseinkommen.1 „Wachstum ist also eine Veränderung von Leistung gegenüber einem früheren Zustand, die ein positives Vorzeichen aufweist.“ 2 In der Praxis orientieren sich die Wachstumsberechnungen (fast) immer an den realen Bruttoinlandsprodukten (BIP).3 Das BIP misst die Produktion von Waren und Dienstleistungen eines Landes, nachdem jegliche Vorleistungen abgezogen wurden - es ist in erster Linie ein Maß für produzierte Güter. Der Terminus real bedeutet lediglich, dass die jährliche Inflationsrate herausgerechnet wird.4 Zu unterscheiden gilt es hier das extensive und das intensive Wachstum, welches bei ersterem ausschließlich die Zunahme des BIP zugrunde legt (die Güterversorgung pro Kopf wird hierbei nicht beachtet). Bei letzterem wird das Pro-Kopf-Einkommen ermittelt, indem das BIP durch die Bevölkerungszahl des jeweiligen Landes dividiert wird. Die Wachstumsrate wird allgemein mit g ausgedrückt. Intensives Wachstum ist folglich nur dann möglich, wenn g N 5 < g BIP.

1.2. Theoretische Grundlage

Eines der wohl bekanntesten Modelle für Wirtschaftswachstum entwickelte Robert M. Solow in den 1950er Jahren - basierend auf der klassischen Wachstumstheorie. 1987 wurde Solow dafür mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Diese ging davon aus, dass Wachstum durch die Zunahme der Produktionsfaktoren von Arbeit und Kapital entstand. Solow erweiterte diese Theorie um die Variable des technischen Fortschritts.6

Zugrunde liegt die aggregierte Produktionsfunktion aller Unternehmen, welche sich als folgende Funktion darstellen lässt.

Y = A*F(K,L);

A technologischen Fortschritt

K Kapital

L Arbeit

Die Quellen für ein mögliches Wachstum ergeben sich daher aus der Kapitalakkumulation, dem Bevölkerungswachstum (Arbeit) und einem technologischen Fortschritt.

Des weitern beinhalten seine Überlegungen, dass sich Sachkapital abnutzt (Abschreibungen), welches durch die negativ Variable δ ausgedrückt wird. Die Abschreibungen lassen sich also durch δ*K berechnen. Die Sparquote, welche den gesparten Teil des Einkommens der Bevölkerung ausdrückt und exogen gegeben ist, kann durch s*Y berechnet werden. Dies ist in einer geschlossenen Volkswirtschaft der Teil, welcher investiert wird. Folglich entspricht s*Y den gesamtwirtschaftlichen Investitionen I. Der Kapitalstock gibt das Bruttoanlagevermögen an und wird von den Investitionen abzüglich des Verschleißes (I- δ*K) ermittelt. Somit wächst eine Volkswirtschaft nur dann, wenn mehr investiert, als abgeschrieben wird.

Das exogene Bevölkerungswachstum wird als n beschrieben. Die Bevölkerung entspricht L.

Den technologischen Fortschritt A kann, um das Modell zu vereinfachen, auf 1 normiert werden, somit fiele dieser aus der Betrachtung heraus.

Für eine realistischere Betrachtung ist A allerdings durch einen anderen Wert zu erweitern. Dann gilt, dass die Effizienzrate der Arbeitskräfte durch den technischen Fortschritt determiniert wird. Hierbei unterstellt die Neo-Klassik einen arbeitsvermehrenden Fortschritt, die Arbeitsausstattung nimmt zu und der Arbeitseinsatz kann nun in Effizienzeinheiten Lt * Et gemessen werden.

Um das Modell auf den einzelnen Bürger, also Pro-Kopf zu übertragen, wird nun die Effizienz mit in das Volkseinkommen pro Bürger mit in Betrachtung gezogen, woraus sich folgende Formel ergibt:

y = Y / LE;

die Kapitalintensität (das Kapital, welches im Durchschnitt jedem Bürger zu Verfügung steht) kann durch folgenden Term angegeben werden:

k = K / LE.7

Wenn nun der technologische Fortschritt nicht mit einbezogen wird, so können folgende Schlussfolgerungen gezogen werden:

Wie bereits herausgearbeitet wurde, bedeutet Wachstum, dass y steigt, was nur durch den Zuwachs von k möglich ist. Ein Investitionsprozess, welcher K schneller wachsen lässt als L ist daher notwendig. Somit muss in einer Volkswirtschaft mehr pro Kopf investiert werden als notwendig ist, um bei einem Wachstum n und einer Abschreibungsquote δ, k konstant zu halten, denn neue Arbeitskräfte müssen mit genauso viel Kapital ausgestattet werden können, wie die Beschäftigten und die Abschreibungen ausgeglichen werden. Diese sogenannte notwendige Investition lässt sich durch (n + δ)k ausdrücken. Die tatsächlichen Investitionen pro Kopf (s*y) müssen also größer sein, als die benötigten, damit das Pro-Kopf-Einkommen wächst. Da allerdings eine abnehmende Grenzproduktivität angenommen wird, führt eine fortlaufende Erhöhung der Kapitalintensität zu immer geringerem Wachstum der Pro-Kopf- Einkommen. Somit konvergiert das System Richtung Identität des notwendigen und tatsächlichen Sparens und das Pro-Kopf-Wachstum hört bei dem Schnittpunkt s*y = (n + δ)k auf. Dieser Schnittpunkt wird in der Ökonomie Steady State Equilibrium genannt. Das Dilemma hierbei ist, dass egal wie viel gespart wird, auf lange Sicht, die Aussage s*y = (n + δ)k immer zutrifft und die Sparquote rein mathematisch nicht mehr als 100% betragen kann.8

Bei A ≠ 1 wird allerdings ein exogener technischer Fortschritt angenommen, welcher wie bereits angesprochen, die Produktivität erhöht. Die Pro-Kopf- Funktion wird stetig nach oben verschoben, somit kann pro Periode mit derselben Kapitalintensität mehr pro Kopf produziert werden. Ebenfalls steigt bei einer konstanten Sparquote das Pro-Kopf-Sparen. Ist nun n und δ konstant, so kommt es zu einem dauerhaften Pro-Kopf-Wachstum.9 „Dies ist aber exogen vorgegeben und wird als Manna vom Himmel bezeichnet, da der technische Fortschritt nicht endogen erklärt wird.“10

2. Gründe des Wirtschaftswachstums

Doch warum scheint es, als sei das Wachstum der Wirtschaft von unabdingbarer Wichtigkeit? Es gibt eine Vielzahl an Argumenten die zweifelsohne für ein stetiges Wirtschaftswachstum sprechen.

[...]


1 (Vgl. Frenkel & Hemmer, 1999)

2 (Oppenländer, 1988)

3 (Vgl. Frenkel & Hemmer, 1999)

4 (Vgl. Horvath , 2014)

5 N entspricht der Bevölkerungszahl des jeweiligen Landes.

6 Trotz zahlreicher Kritik und Weiterentwicklungen, bildet dieses Model die Basis für die zahlreichen Weiterentwicklungen.

7 (Vgl. Hemmer, 1999, Kapitel 4)

8 (Vgl. Seiter, 2015, S.3)

9 (Vgl. Seiter, 2015, S.4)

10 (Seiter, 2015, S.4)

Fin de l'extrait de 31 pages

Résumé des informations

Titre
Wachstumskritik und nachhaltige Entwicklung. Gibt es nachhaltiges Wirtschaftswachstum?
Université
Reutlingen University
Note
1,2
Auteur
Année
2015
Pages
31
N° de catalogue
V322847
ISBN (ebook)
9783668219618
ISBN (Livre)
9783668219625
Taille d'un fichier
679 KB
Langue
allemand
Mots clés
Wachstum, Nachhaltigkeit, Wachstumskritik, Nachhaltige Entwicklung
Citation du texte
Ralf Farina (Auteur), 2015, Wachstumskritik und nachhaltige Entwicklung. Gibt es nachhaltiges Wirtschaftswachstum?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/322847

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