Sprache und Propaganda im nationalsozialistischen Film. Das Beispiel "Hitlerjunge Quex" von Hans Steinhoff


Term Paper, 2014

21 Pages

Anonymous


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Sprache des Nationalsozialismus
2.1 Propaganda
2.2 Die Sprache als Propagandainstrument
2.3 Das Medium Film als Propagandainstrument

3. Hitlerjunge Quex
3.1 Inhalt des Films
3.2 Der Film „Hitlerjunge Quex“ als Propagandainstrument
3.2.1 Darstellung der Nationalsozialisten im Vergleich zur Darstellung der kommunistischen Parteianhänger
3.2.2 Positive und negative Hochwertwörter im Film
3.3 Intention des Films

4. Schluss

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Missbrauch der Sprache zu Propagandazwecken in der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 – 1945. Es soll herausgestellt werden, wie die Nationalsozialisten die Sprache als Waffe missbraucht haben, um die damalige Bevölkerung ideologisch zu beeinflussen.

Hierfür werden zunächst einmal die Besonderheiten in der Sprache und im Vokabular der Nationalsozialisten herausgestellt. Im Anschluss soll sich intensiv mit dem Begriff der Propaganda beschäftigt werden. Zu Beginn wird der Begriff grundlegend definiert, anschließend werden ausgewählte Propagandamethoden des Nationalsozialismus vorgestellt. Das Hauptaugenmerk soll hierbei auf dem Medium Film als Propagandainstrument liegen.

Abschließend wird am Beispiel des nationalsozialistischen Propagandafilmes „Hitlerjunge Quex“ von Hans Steinhoff aus dem Jahr 1933 beispielhaft gezeigt, wie die Nationalsozialisten tatsächlich Propaganda mit Filmen betrieben haben. Bei der Filmauswahl wurde sich für Steinhoffs „Hitlerjunge Quex“ entschieden, da er sich vor allem an die Jugendlichen im nationalsozialistischen Deutschland richtete und die Indoktrination Jugendlicher sehr wichtig für den Nationalsozialismus war. Hierfür wird zunächst der Inhalt des Filmes vorgestellt, woraufhin auf sprachliche Merkmale eingegangen werden soll, die der nationalsozialistischen Propaganda dienten. Im Anschluss wird untersucht, welche Intention die Nationalsozialisten mit dem Vorführen von „Hitlerjunge Quex“ verfolgten.

Interessant für diese Arbeit ist, wie es die Nationalsozialisten schaffen konnten die Jugendlichen der damaligen Zeit derartig zu indoktrinieren und ob eine solche Manipulation heutzutage auch noch möglich wäre. Zudem soll in dieser Arbeit herausgearbeitet werden, wie der Erfolg von Propaganda minimiert werden kann.

2. Sprache des Nationalsozialismus

Durch die Sprache des Nationalsozialismus wurde gezielt versucht die Bürger zu beeinflussen und für sich zu gewinnen.

Die Sprache des Nationalsozialismus wurde vor allem von NSDAP-Funktionären verwendet, verankerte sich mit der Zeit jedoch auch immer mehr im alltäglichen Sprachgebrauch der deutschen Bevölkerung, die diesem Vokabular täglich, ohne die Möglichkeit sich ihm zu entziehen, ausgesetzt war.

Besonders für die Sprache des Nationalsozialismus war eine Vielzahl rhetorischer Mittel, die häufige Verwendung von Superlativen und der Gebrauch wissenschaftlicher Fachbegriffe, die bei der Zielgruppe den Gedanken hervorrufen sollten, dass es sich bei dem Gehörten um wissenschaftlich fundierte Aussagen handelt.[1]

Um die Sprache des Nationalsozialismus durchzusetzen, wurden die Tageszeitungen und der Rundfunk ab dem Jahr 1933 zensiert und zudem angewiesen bestimmte Vokabeln zu verwenden und auf den Gebrauch anderer zu verzichten. Diese Sprachzensur wurde offiziell als Sprachregelung bezeichnet[2] – bereits dieser Euphemismus und die Zensur an sich sind gute Beispiele dafür, wie die Nationalsozialisten die Sprache für ihre Zwecke missbrauchten.

Die Sprache des Nationalsozialismus diente also unter anderem der Schaffung einer Wertegemeinschaft, der Einschüchterung und „Ausgrenzung Andersdenkender“[3] All das ist Teil der nationalsozialistischen Propaganda gewesen.

2.1 Propaganda

Der Begriff Propaganda bezeichnet nach Bianca Dustdar „den Versuch zur Bekehrung des Andersgläubigen".[4] Passend dazu bezeichnete dieser Begriff im dritten Reich „alle Maßnahmen zur einheitlichen Ausrichtung des Volkes in allen politischen Fragen“.[5] Ziel war es mit Hilfe von Propaganda „die Machtansprüche der NSDAP sowie ihre ideologischen und politischen Vorstellungen bei der gesamten Bevölkerung durchzusetzen, sie indoktrinieren, total zu erfassen und im Sinne des Regimes zu manipulieren“.[6] Um diese Ziele zu erreichen griffen die Nationalsozialisten, allen voran Adolf Hitler und der im Jahr 1930 zum Reichspropagandaleiter ernannte Joseph Goebbels auf eine Vielzahl von Medien, wie den Rundfunk, die Tageszeitungen, Bücher, und Filme zurück.[7] Zudem ließen sich die Deutschen stark von der ausgezeichneten Rhetorik Adolf Hitlers und Joseph Goebbels in ihren öffentlichen Reden beeinflussen und faszinieren. Für den Propagandaminister Joseph Goebbels war vor allem das gesprochene Wort wichtig, da er den direkten Kontakt zu den Massen bevorzugte. Aus diesem Grund sah er neben der Presse vor allem den Rundfunk und den Film als wichtigstes Propagandainstrument an.[8] Durch den Missbrauch aller möglichen Medien zu Propagandazwecken, war es den deutschen Bürgern nahezu unmöglich sich dieser zu entziehen. Im Prinzip war jeder deutsche Bürger in der damaligen Zeit ständig der Propaganda der NSDAP ausgesetzt.

Vor der Zeit des Nationalsozialismus war der Begriff Propaganda, ähnlich wie in der heutigen Zeit, eher negativ besetzt, da er in der Vorzeit häufig von linkspolitischen Radikalen verwendet wurde und es sich in der Zeit um 1850 dabei um ein „Schlagwort der Anarchisten“[9] handelte. Es gipfelte darin, dass die anarchistische Bewegung, angeführt von den beiden russischen Revolutionären Sergej Netschajew und Michail Bakunin 1869 das Konzept der „Propaganda der Tat“ entwickelten. Im Zuge dieses Konzeptes fanden mehrere Bombenanschläge und Auftragsmorde statt.[10] In diesen Geschehnissen liegt die Begründung dafür, dass der Begriff „Propaganda“ von vielen Bürgern in der damaligen Zeit mit negativen Geschehnissen in Verbindung gebracht wurde.

Die NSDAP hatte später großes Interesse daran den Begriff „Propaganda“ aufzuwerten, ihn einen Bedeutungswandel durchlaufen zu lassen und ihn als etwas Positives darzustellen. Schließlich wurden sogar die Zeitungen angewiesen, den Begriff Propaganda nur noch zu verwenden, wenn positiv über den deutschen Staat oder seine Politik berichtet wird. Als Gegenbegriff zu Propaganda wurden die Worte „Hetze“ oder „Agitation“ vorgeschrieben. Aus diesem Grund gibt es nach Ansicht der NSDAP beispielsweise auch keine „bolschewistische Propaganda“[11], sondern nur „bolschewistische Hetze“.

Zur Zeit des Nationalsozialismus kennzeichnete vor allem „Massenwirkung und Raffinesse“ die politische Propaganda.[12] Adolf Hitler selbst fasste 1925 in seinem Buch „Mein Kampf“ die folgenden, seiner Meinung nach wichtigsten Punkte zusammen, um den Erfolg von Propaganda zu garantieren:

Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergeßlichkeit groß. Aus diesen Tatsachen heraus hat sich jede wirkungsvolle Propaganda auf nur sehr wenige Punkte zu beschränken und diese schlagwortartig solange zu verwerten, bis auch bestimmt der Letzte unter einem solchen Worte das Gewollte sich vorzustellen vermag.[13]

Aus diesen Zeilen lässt sich bereits ablesen, dass das Ziel der nationalsozialistischen Propaganda nicht war, die Zielgruppe mit guter und rationaler Argumentation von den Zielen der NSDAP zu überzeugen, sondern sie, ohne es selbst mitzubekommen, grundlegend für die Idee des Nationalsozialismus zu begeistern. Joseph Goebbels stellte 1933 sogar heraus, dass es mit Hilfe von Propaganda geschafft werden kann, denjenigen, „den die Propaganda fassen will, ganz mit den Ideen der Propaganda zu durchtränken, ohne daß er überhaupt merkt, daß er durchtränkt wird“.[14]

2.2 Die Sprache als Propagandainstrument

Wie bereits erwähnt empfand Joseph Goebbels den direkten Kontakt zu den Massen als überaus wichtig, da sie auf diesem Weg am besten erreichbar waren. Der direkte Kontakt besteht natürlich vor allem, wenn beispielsweise in Form einer Rede zu den Bürgern gesprochen wird, aber auch wenn sie wie durch den Rundfunk direkt angesprochen wurden. Von der Wirkungsmacht des Rundfunks waren Joseph Goebbels und Adolf Hitler geradezu begeistert. Auch aus diesem Grund setzte sich Adolf Hitler sehr für die Weiterentwicklung des Rundfunks ein, bemächtigte sich aller deutschen Sendeanstalten und versuchte möglichst jeden Haushalt mit einem Rundfunkempfänger, dem sogenannten „Volksempfänger“, auszustatten.[15] Zudem wurde dafür gesorgt, dass alle wichtigen Reden in großen Betrieben und auf öffentlichen Plätzen übertragen wurden. Zudem wurden in ländlicheren Gebieten Lastwagen mit großen Lautsprechern eingesetzt, über die die Reden abgespielt wurden. Diese Maßnahmen hatten zwei Vorteile: Zum einen war es möglich nahezu jeden Deutschen Bürger im Land zu erreichen, zum anderen war es für die Nationalsozialisten auf diesem Weg natürlich sehr einfach den Eindruck zu vermitteln, dass die Rede vor einer sehr großen Masse gehalten wird, die den Redner mit Beifall feiert, auch wenn die Rede in einem eher kleinen Kreis abgehalten wurde. So wurde die deutsche Bevölkerung geblendet.

Joseph Goebbels war sich schon damals der großen Macht, die der richtige Gebrauch der Sprache besitzt, durchaus bewusst. Auch Adolf Hitler wusste schon früh, wie sehr sich die Bevölkerung durch richtige Redetechnik und Rhetorik beeinflussen und lenken lässt. Er teilte die Meinung von Joseph Goebbels und äußerte sich 1933 in einem Interview wie folgt dazu:

Das muss so werden, dass jeder plastisch vor Augen hat, was er hört. Man kann unendlich mehr rausholen. Der Ton ist meiner Ansicht nach viel suggestiver als das Bild. Aber die Möglichkeiten des Rundfunks auszunutzen, das will erst gelernt sein.[16]

Deshalb trainierte Adolf Hitler seine Redekunst, sowie seine Aussprache und bildete sich vor allem im Bereich der Rhetorik weiter. Zu diesem Zweck engagierte er Paul Devrient, einen Operntenor aus Wandsbek, als seinen Rhetoriklehrer. Dieser begleitete ihn ständig und studierte regelmäßig mit ihm gemeinsam die Rhetorik.[17] Neben der Schulung im Bereich der Rhetorik trainierte Devrient Adolf Hitler auch im Gebrauch seiner Stimme.[18] Diese Maßnahmen sind ein Indiz für die Besessenheit Adolf Hitlers die Bevölkerung mit seinen Ansprachen für sich zu gewinnen und seiner Überzeugung von der Macht der Sprache und der Wichtigkeit des entsprechenden Sprachgebrauchs.

Hitler ging in seinen Reden und Ansprachen sogar soweit, dass er versuchte den Dialekt der Orte anzunehmen, in denen er zu der Bevölkerung gesprochen hat, um so seine Zugehörigkeit zur dortigen Gesellschaft zu vermitteln.[19]

Um die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu erlangen und sie für sich zu gewinnen versuchte Adolf Hitler ihnen ein „Wir-Gefühl“ zu vermitteln. Dadurch, dass er sie häufig auf eine persönliche Art direkt ansprach und zeigte, dass er ihre Emotionen teilt, war er damit überaus erfolgreich.[20]

Doch Hitler war sich auch darüber bewusst, dass er früher oder später nicht mehr die Zeit dazu hat regelmäßig Reden vor Publikum zu halten. Aus diesem Grund suchte er nach Möglichkeiten die deutsche Bevölkerung auf anderem Wege zu erreichen und fand in der Filmvorführung eine ihn zufriedenstellende Möglichkeit der Massenpropaganda.

2.3 Das Medium Film als Propagandainstrument

Die Nationalsozialisten erkannten, dass sich die deutsche Bevölkerung vom Kino begeistert zeigte. Sie versuchten diese Begeisterung für sich, bzw. für die Verbreitung ihrer Ideologie zu nutzen, deshalb gilt der Film als ein sehr wichtiges Propagandainstrument zur Zeit des Nationalsozialismus, das als Medium zur Sprachübermittlung direkt ins Wohnzimmer diente.

[...]


[1] Niedersächsisches Kultusministerium, Sprache des Nationalsozialismus, S. 3.

[2] Niedersächsisches Kultusministerium, Sprache des Nationalsozialismus, S. 4.

[3] Niedersächsisches Kultusministerium, Sprache des Nationalsozialismus, S. 5.

[4] Dustdar, Film als Propagandainstrument.

[5] Schmitz-Berning, Vokabular des Nationalsozialismus, S. 475.

[6] Zentner, Lexikon des Dritten Reichs, S. 458.

[7] Zentner, Lexikon des Dritten Reichs, S. 459.

[8] Zentner, Lexikon des Dritten Reichs, S. 459f.

[9] Schmitz-Berning, Vokabular des Nationalsozialismus, S. 477.

[10] ebd.

[11] Schmitz-Berning, Vokabular des Nationalsozialismus, S. 480.

[12] Zimmermann, Medien im Nationalsozialismus, S. 15.

[13] Schmitz-Berning, Vokabular des Nationalsozialismus, S. 478.

[14] Schmitz-Berning, Vokabular des Nationalsozialismus, S. 479.

[15] vgl. Kopperschmidt, Hitler der Redner, S.206.

[16] Kopperschmidt, Hitler der Redner, S. 205.

[17] Koglin, Wie Hitler das Reden lernte.

[18] ebd.

[19] vgl. Lautenbach, Die Rhetorik Adolf Hitlers.

[20] ebd.

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Details

Title
Sprache und Propaganda im nationalsozialistischen Film. Das Beispiel "Hitlerjunge Quex" von Hans Steinhoff
College
University of Paderborn
Year
2014
Pages
21
Catalog Number
V323253
ISBN (eBook)
9783668224919
ISBN (Book)
9783668224926
File size
414 KB
Language
German
Keywords
Sprache, Film, Propaganda, Steinhoff, Nationalsozialismus
Quote paper
Anonymous, 2014, Sprache und Propaganda im nationalsozialistischen Film. Das Beispiel "Hitlerjunge Quex" von Hans Steinhoff, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323253

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