Das Assoziierungsprogramm mit der Europäischen Union läutete den formalen Prozess einer Vollbeitritts Sloweniens zur EU ein. Das Europaabkommen mit Slowenien war eine schwere Geburt. Es habe monatelanger Verhandlungen, eines spanischen Kompromissvorschlags, eines italienischen Regierungswechsels, heftigen politischen Drucks und einer Bresche in der britischen EU-Blockade bedurft. Dementsprechend heiß sei auch der Kampf unter Europas Außenministern gewesen, wer sich denn nun als Vater des Erfolgs sehen darf. Der Premierminister Sloweniens überreichte anlässlich der Unterzeichnung auch gleich das Gesuch auf Vollmitgliedschaft seines Landes. Außenminister Wolfgang Schüssel habe sich zufrieden gezeigt, dass „wichtige österreichische Wünsche“ berücksichtigt worden seien: freier Transit sei zum ersten Mal nicht als Prinzip verankert worden, beim kroatisch-slowenischen Kraftwerk Krsko gebe es vertragliche Garantien für größtmögliche Sicherheit und ein Frühwarnsystem, und die Duty Free-Läden an der Grenze müssten bis 1. Juli 1998 geschlossen werden. Deutschlands Außenminister Klaus Kinkel freute sich ebenfalls besonders, „weil ich mich seit langem dafür eingesetzt habe“. Slowenien gehöre zu den Staaten, die man so schnell wie möglich in die EU hineinführen müsse. Auf Grund der Wirtschaftsdaten, so hieß es damals, gäbe es sogar gute Aussichten, dass Slowenien unter den ersten erfolgreichen Beitrittskandidaten sein könnte. Die letzte Hürde sei genommen worden, als die neue italienische Regierung und Slowenien einen Kompromiss beim Recht auf Immobilienbesitz akzeptierten.
Bereits im Jahr 1990 gab die Kommission dem Rat den Ratschlag, Europaabkommen mit den Ländern Ost- und Mitteleuropas zu schließen. Dies erfolgte mit Polen und Ungarn noch im Dezember 1991, im Jahr 1993 folgten Rumänien, Bulgarien, Tschechien und die Slowakei. „Die Europaabkommen beinhalten sowohl eine politische als auch ökonomische Heranführung der mittel- und osteuropäischen Länder an die EU.“ Am 15. Juli 1997 empfahl die Europäische Kommission die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit Estland, Polen, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern. Für den erst sechs Jahre alten kleinen Staat Slowenien war dies bereits ein entscheidender Erfolg. Immer wieder gerieten die Slowenen in ihrer Geschichte in Kriege und Unterdrückung. Das von den Slowenen besiedelte Gebiet war jedoch immer eher in Richtung Norden orientiert, politisch, kulturell wie auch ökonomisch.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Formale Annäherung
- 2. Geschichtlicher Einblick in die Beziehung zwischen der EU und Slowenien
- 3. Slowenien - ein starker Beitrittswerber
- 4. Musterschüler mit Reibungspunkten
- 5. Spannungen zwischen Österreich und Slowenien
- 6. Konflikte zwischen Slowenien und der EU
- 7. Der aktuelle Stand
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Aufsatz untersucht die Entwicklung Sloweniens auf dem Weg zur EU-Mitgliedschaft. Er beleuchtet die formalen Schritte, den historischen Kontext der Beziehungen zwischen Slowenien und der EU, sowie Herausforderungen und Konflikte während des Beitrittsprozesses.
- Formale Annäherung Sloweniens an die EU
- Historischer Überblick über die Beziehungen zwischen Slowenien und der EU
- Bewertung Sloweniens als Beitrittskandidat
- Konflikte und Spannungen im Beitrittsprozess
- Der aktuelle Stand des Beitritts
Zusammenfassung der Kapitel
1. Formale Annäherung: Dieses Kapitel beschreibt den formellen Beitrittsprozess Sloweniens zur EU, beginnend mit dem Assoziierungsprogramm und dem Europaabkommen. Es hebt die schwierigen Verhandlungen, politischen Kompromisse und den letztlichen Erfolg hervor, der auch die Überreichung des Vollmitgliedschaftsantrags beinhaltete. Besonders hervorgehoben werden österreichische Interessen wie freier Transit und Sicherheitsgarantien für das Kraftwerk Krsko. Die Akzeptanz eines Kompromisses zum Immobilienbesitz mit Italien wird als letzte Hürde dargestellt, welche die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen ermöglichte. Die Einordnung Sloweniens als aussichtsreicher Beitrittskandidat aufgrund der Wirtschaftsdaten wird ebenfalls thematisiert.
2. Geschichtlicher Einblick in die Beziehung zwischen der EU und Slowenien: Das Kapitel beleuchtet den historischen Wunsch Sloweniens nach Unabhängigkeit, beginnend mit dem Jahr 1848. Es beschreibt die Entwicklung von der Forderung nach einem vereinigten Slowenien über das Königreich SHS und Jugoslawien bis zur „Föderativen Volksrepublik Jugoslawiens“ nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Fokus liegt auf der einzigartigen Position Sloweniens innerhalb Jugoslawiens nach dem Tito-Stalin-Bruch 1948, die zu guten Beziehungen zum Westen und einer ökonomisch vorteilhaften „Mittlerrolle“ als „Tor zum Westen“ führte. Dies wird als ein wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung Sloweniens und seine spätere erfolgreiche EU-Bewerbung dargestellt.
Schlüsselwörter
Slowenien, EU-Beitritt, Assoziierungsprogramm, Europaabkommen, Beitrittsverhandlungen, historischer Kontext, Jugoslawien, Wirtschaftsentwicklung, Konflikte, Spannungen, Österreich.
Häufig gestellte Fragen: Slowenien und der EU-Beitritt
Was ist der Gegenstand dieses Textes?
Der Text bietet einen umfassenden Überblick über den Weg Sloweniens in die Europäische Union. Er behandelt die formalen Schritte des Beitrittsprozesses, den historischen Kontext der Beziehungen zwischen Slowenien und der EU, Herausforderungen und Konflikte während des Beitritts und den aktuellen Stand.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text gliedert sich in folgende Kapitel: 1. Formale Annäherung, 2. Geschichtlicher Einblick in die Beziehung zwischen der EU und Slowenien, 3. Slowenien - ein starker Beitrittswerber, 4. Musterschüler mit Reibungspunkten, 5. Spannungen zwischen Österreich und Slowenien, 6. Konflikte zwischen Slowenien und der EU, 7. Der aktuelle Stand.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die zentralen Themen sind die formale Annäherung Sloweniens an die EU, ein historischer Überblick über die Beziehungen zwischen Slowenien und der EU, die Bewertung Sloweniens als Beitrittskandidat, Konflikte und Spannungen im Beitrittsprozess sowie der aktuelle Stand des Beitritts.
Was wird in Kapitel 1 ("Formale Annäherung") beschrieben?
Kapitel 1 beschreibt den formellen Beitrittsprozess, beginnend mit dem Assoziierungsprogramm und dem Europaabkommen. Es beleuchtet schwierige Verhandlungen, politische Kompromisse, den Vollmitgliedschaftsantrag und die Rolle österreichischer Interessen (Transit, Krsko-Kraftwerk). Der Kompromiss zum Immobilienbesitz mit Italien als letzte Hürde und die Einordnung Sloweniens als aussichtsreicher Kandidat aufgrund der Wirtschaftsdaten werden ebenfalls thematisiert.
Was ist der Inhalt von Kapitel 2 ("Geschichtlicher Einblick")?
Kapitel 2 beleuchtet den historischen Wunsch Sloweniens nach Unabhängigkeit, beginnend 1848. Es beschreibt die Entwicklung vom Wunsch nach einem vereinigten Slowenien über das Königreich SHS und Jugoslawien bis zur „Föderativen Volksrepublik Jugoslawiens“. Der Fokus liegt auf Sloweniens Position nach dem Tito-Stalin-Bruch 1948, die zu guten Beziehungen zum Westen und einer ökonomisch vorteilhaften „Mittlerrolle“ führte. Dies wird als wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung und den EU-Beitritt dargestellt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Text?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Slowenien, EU-Beitritt, Assoziierungsprogramm, Europaabkommen, Beitrittsverhandlungen, historischer Kontext, Jugoslawien, Wirtschaftsentwicklung, Konflikte, Spannungen, Österreich.
Welche Rolle spielte Österreich im Beitrittsprozess?
Österreich spielte eine wichtige Rolle, insbesondere im Hinblick auf Interessen wie freier Transit und Sicherheitsgarantien für das Kraftwerk Krsko. Der Text hebt die Bedeutung österreichischer Interessen während der Verhandlungen hervor.
Welche Konflikte und Spannungen werden im Text erwähnt?
Der Text erwähnt Konflikte und Spannungen im Beitrittsprozess, ohne diese im Detail zu spezifizieren. Die Kapitel 4, 5 und 6 befassen sich genauer mit diesen Aspekten.
Wie wird der aktuelle Stand des Beitritts bewertet?
Der Text gibt einen Überblick über den aktuellen Stand, ohne eine explizite Bewertung abzugeben. Kapitel 7 befasst sich mit diesem Thema.
- Citation du texte
- Mag. Hannes S. Auer (Auteur), 2004, Slowenien: Musterschüler auf dem Weg nach Europa - ein Überblick über die Entwicklungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32349