Räumliche Auswirkungen des demographischen Wandels auf Großwohnsiedlungen in Ostdeutschland


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2004

22 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Situation in den neuen Bundesländern

3. Großwohnsiedlungen in Ostdeutschland

4. Auswirkungen des demographischen Wandels

5. Alternativen zum Umgang mit dem Leerstand
5.1 Abriss ganzer Wohngebiete
5.2 Um- und Rückbau
5.3 Umstrukturierung

6. Konsequenzen des Wohnungsleerstands
6.1 Folgen für die Wohungswirtschaft
6.2 Sozial-räumliche Probleme
6.3 Folgen für die Infrastruktur

7. Chancen – Stärkung der Stadt als Wohn- und Lebensraum

8. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Der demographische Wandel in der Bundesrepublik Deutschland zeichnet sich immer deutlicher ab. Die seit Jahrzehnten gesunkene und auf niedrigem Niveau stagnierende Geburtenrate ist nur ein Grund für die Abnahme und Alterung der Bevölkerung. Vor allem in den neuen Bundesländern wandern zudem seit der Wende 1989 immer mehr – gerade junge und qualifizierte – Leute ab, so dass viele Städte regelrecht schrumpfen. Diese Entwicklung wird immer mehr zum Problem, nicht nur für die Politik, sondern auch für die Raumplanung und –gestaltung.

Die vorliegende Arbeit befasst sich insbesondere mit den räumlichen Auswirkungen des demografischen Wandels auf Großwohnsiedlungen in Ostdeutschland. Bevor auf diese Auswirkungen und auch deren Konsequenzen für verschiedene Teilbereiche genauer eingegangen wird, soll zunächst die demographische Situation in den neuen Bundesländern kurz dargestellt und ein kleiner Einblick in die Entstehung und Nutzung von Großwohnsiedlungen gegeben werden. Im Anschluss daran werden einige Alternativen zum Umgang mit dem, aus dem demografischen Wandel resultierenden, Wohnungsleerstand aufgezeigt und der Frage nachgegangen, inwiefern räumliche Auswirkungen auch Chancen zur Stärkung einer Stadt als Wohn- und Lebensraum beinhalten.

2. Die Situation in den neuen Bundesländern

Die Entwicklung der deutschen Städte – auch der in Ostdeutschland – war lange Zeit geprägt durch Wachstum, das sein Potential v. a. aus der Industrialisierung und den dadurch entstehenden neuen Arbeitsfeldern schöpfte. Doch bereits mit den 70er Jahren setzte ein sowohl demographischer als auch wirtschaftsstruktureller Wandel ein, der anhaltende Bevölkerungs- und Arbeitsplatzverluste zur Folge hatte. Auch nach der Wiedervereinigung 1989 verbesserte sich die Situation in Ostdeutschland nicht. Zu dem sich noch verstärkenden wirtschaftlichen Abbau und der hohen Arbeitslosigkeit kamen anhaltende Abwanderungen hinzu.[1] Diese erfolgten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

vorwiegend in den Westen, da hier die wirtschaftliche Entwicklung immer noch durch Wachstum gekennzeichnet war.[2] Abbildung 1 macht den Rückgang der Bevölkerung in den ersten zehn Jahren nach der Wende sehr deutlich. Zahlreiche Städte in den neuen Länder verloren in diesem Zeitraum bis zu 25 die bevorzugten Abwan-derungen junger, mobiler, dynamischer und haushalts- bzw. familienbildender Menschen, insbesondere auch junger Frauen im gebärfähigen Alter von 20 bis 44 Jahren, aus.“[4] Denn nicht nur Abwanderungsüberschüsse (Primäreffekt), auch die niedrige Geburtenrate und die mittelbaren Wirkungen der Wanderung auf die Geburtenzahl (Sekundäreffekt) führen zu einer stetigen Schrumpfung sowie Alterung der Bevölkerung. Der Sekundäreffekt ist dabei um so größer, je länger der betrachtete Prognosezeitraum der Bevölkerungsentwicklung ist. Eine Stadt, die durch Abwanderungsüberschüsse einen Einwohnerverlust von 25% verzeichnen muss, kann durch die mittelbaren Auswirkungen der Wanderung auf die Geburtenbilanz weitere 12% ihrer potentiellen Einwohner verlieren. Der gesamte Bevölkerungsverlust dieser Stadt würde – über einen längeren Zeitraum betrachtet – daher 37% betragen.[5] Flächendeckend sind daher heute schon ca. 53% aller Städte im Osten stärker von Schrumpfungsproblemen betroffen.

Und auch die neusten Prognosen des statistischen Bundesamt (siehe Abbildung 2) lassen für die nächsten 20 Jahre keine Veränderung der Entwicklung erkennen. Die Bevölkerung wird weiterhin abnehmen, so dass Städte weitere Einwohnerverluste verzeichnen müssen und Schätzungen zur Folge „bis zum Jahr 2025 (...) bis zu 25 Prozent ihrer Bevölkerung verlieren.[6] Die sich daraus ergebenden Auswirkungen für die Siedlungsstruktur, die Raumplanung und –gestaltung der von der Schrumpfung betroffenen Städte sind gravierend und stellen eine enorme Herausforderung dar. Welche räumlichen Auswirkung sich daraus insbesondere für Großwohnsiedlungen ergeben, wird im Folgenden näher betrachtet.

3. Großwohnsiedlungen in Ostdeutschland

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Von dem durch die Gebäude- und Wohn-ungszählung im Jahre 1995 ermittelten Bestand von ca. sieben Millionen Wohnungen in Ostdeutschland befinden sich etwa 1,1 Millionen in Groß-wohnsiedlungen mit mehr als 2.500 Wohneinheiten (Vgl. Abb.3)[7] - das ist mehr als das Doppelte der alten Bundesländer (ca. 500.000)[8].

Diese Siedlungen entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg auf Grund des großen Wohnungsbedarfs und können anhand folgender Merkmale charakterisiert werden:

- Überwiegend Geschossbauten mit mindestens 4 und bis zu 10 oder mehr Etagen
- mindestens 1000 Wohnungen
- einheitlich, nach einem bestimmten Bebauungsplan als separates, funktional eigenständiges Siedlungsgebiet angelegt[9]

Die riesigen Wohnsiedlungen, die teilweise über eine Anzahl von 10.000 und mehr Wohnungen verfügen, wurden damals in industrieller Bauweise gefertigt, um möglichst kurzfristig die Wohnungsversorgung vieler Menschen bei geringem Flächen- und Bauaufwand zu gewährleisten. V. a. nach dem Beschluss der SED - auf ihrem VIII. Parteitag im Jahre 1971 - „die Wohnungsfrage innerhalb der [nächsten] 20 Jahre durch ein umfangreiches Neubauprogramm zu lösen“, stieg die Anzahl der Großwohnsiedlungen rasch an.[10] Da Anfang der 70er Jahre eine enorme Wohnungsnot bestand – zu diesem Zeitpunkt lag ein Fehlbedarf von ca. 2,8 Millionen Wohnungen vor, den es zu decken galt[11] - war die Bevölkerung angesichts des zunehmenden Wohnungsangebots erleichtert. Auf Antrag wurden die Wohnungen in den Großsiedlungen vor der Wende - in der herrschenden Planwirtschaft - vom Staat nach sozialpolitischen Aspekten zugeteilt, so dass die Bewohnerstruktur sehr gemischt war. Alle Schichten, vom Arzt bis zur Putzfrau, waren dort anzutreffen. Auffallend ist jedoch, dass es sich dabei v.a. um junge Leute Mitte zwanzig handelte, die bei der Wohnungsverteilung bevorzugt wurden.[12] Im Vergleich zu den Innenstädten boten die Großsiedlungen damals mit ihren vorhandenen Badezimmern, Zentralheizungen sowie Licht, Luft und Sonne am Stadtrand durchaus eine höhere Wohnqualität. Und da es aufgrund der Zuteilung keine Umzugsalternativen gab, fand man sich mit möglichen Mängeln, wie der Qualität des Wohnumfelds, dem Zustand der Wohnung, dem Parkplatzmagel etc. ab. Doch nach der Wiedervereinigung änderte sich das. Die Plattenbaugebiete gerieten stark in Kritik, da die Bewohner jetzt – mit dem Wechsel zur Marktwirtschaft – auftretende Defizite nicht mehr hinnehmen mussten und diese oftmals Anlass für einen Wegzug waren.[13]

[...]


[1] Gatzweiler,H.P.;Meyer, K.; Milbert, A. (2003): Schrumpfende Städte in Deutschland? Fakten und Trends, in: Informationen zur Raumentwicklung, Heft10/11, S. 557.

[2] Rietdorf, W.; Liebman, H.; Haller, C. (2001):Schrumpfende Städt – verlassene Grosssiedlungen? Stadtstrukturelle Bedeutung und Probleme von Grosswohnsiedlungen, in: DISP 146, S. 6.

[3] Beyer, W. (2002):Schrumpfende Städte in Ostdeutschland, in: Juckel, L.(Hrsg.): Schrumpfende Städte fordern neue Strategien für die Stadtentwicklung, Berlin, S. 27.

[4] Rietdorf, W.; Liebman, H.; Haller, C. (2001), S. 6.

[5] Birg, H. (2004): Soziale Auswirkungen der demographischen Entwicklung, in: Informationen zur politischen Bildung Nr.282, S. 46f.

[6] Hannemann, C. (2003): Schrumpfende Städte in Ostdeutschland – Ursachen und Folgen einer Stadtentwicklung ohne Wirtschaftswachstum, in: Aus Politik und Zeitgeschichte B 28, S. 21.

[7] Haller, C. (2000): Wohnungsleerstand in Plattenbausiedlungen der neuen Bundesländer. Ausmaß – Ursachen – Gegenstrategien, Berlin, S. 16.

[8] Rietdorf, W. (1997): Genesis, Status und perspektiven ostdeutscher Grosssiedlungen, in: Rietdorf, W. (Hrsg.): Weiter wohnen in der Platte. Probleme der Weiterentwicklung großer Neubauwohngebiete in den neuen Bundesländern, Berlin, S. 12f.

[9] Ebenda, S.26.

[10] Haller, C. (2000), S. 7.

[11] Rietdorf, W. (1997), S. 19.

[12] Rietdorf, W. (1997), S. 33.

[13] Seidel, A. (1997): Beobachtungen zum Stand der Wohumfeldverbesserung in den Großsiedlungen Ostdeutschlands unter sozial- und umweltwirksamen Aspekten, in: Rietdorf, W. (Hrsg.): Weiter wohnen in der Platte, Berlin, S. 187f.

Fin de l'extrait de 22 pages

Résumé des informations

Titre
Räumliche Auswirkungen des demographischen Wandels auf Großwohnsiedlungen in Ostdeutschland
Université
University of Trier
Cours
Räumliche Wirkung des demographischen Wandels
Note
1,7
Auteur
Année
2004
Pages
22
N° de catalogue
V32476
ISBN (ebook)
9783638331869
Taille d'un fichier
1001 KB
Langue
allemand
Mots clés
Räumliche, Auswirkungen, Wandels, Großwohnsiedlungen, Ostdeutschland, Räumliche, Wirkung, Wandels
Citation du texte
Julia Weigel (Auteur), 2004, Räumliche Auswirkungen des demographischen Wandels auf Großwohnsiedlungen in Ostdeutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32476

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