Kants Theorie eines ewigen Friedens


Trabajo, 2004

20 Páginas, Calificación: 2,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hintergründe
2.1 Entstehung
2.2 Der ewige Frieden

3. Voraussetzungen
3.1 Die praktische Vernunft
3.2 Der kategorische Imperativ
3.3 Sittlichkeit und Transzendentalphilosophie
3.4 Sittlichkeit und Recht
3.5 Verallgemeinerungen

4. Die bürgerliche Verfassung
4.1 Die Überwindung des Naturzustands
4.2 Die republikanische Verfassung
4.3 Die republikanische Regierungsart

5. Völkerbund und Weltrepublik
5.1 Der Völkerbund
5.2 Die Weltrepublik
5.3 Der Völkerbund als negatives Surrogat
5.4 Die Regelungskompetenz
5.5 Die Universalmonarchie

6. Zusammenfassung

7. Literaturangabe

1. Einleitung

Das während der Zeit des Basler Friedens entstandene Werk Kants Zum ewigen Frieden beschäftigt sich mit der Überlegung zu einer dauerhafte Abwehr der unbefriedigenden Situation einer stets vorhandenen Kriegsbedrohung. Ausgehend von der Einsicht, dass hierzu ein Abkommen zwischen den einzelnen Staaten benötigt wird, konstruierte der Philosoph den Aufbau seiner Arbeit selbst wie einen Vertrag.

Durch die Zuhilfenahme seiner früheren Abhandlungen, Werke anderer Philosophen und deren Weiterentwicklung gelangte er schließlich zu der Theorie, welche darlegt wie der latente Kriegszustand zwischen den Staaten zu bewältigen ist. Der Gewalt, die nicht nur zwischen einzelnen Menschen statt finden kann, sondern ebenso zwischen verschiedenen Staaten, oder auch zwischen Staaten und Menschen, die sowohl dem eigenen Staat oder einem fremden angehören, muss daher entgegengewirkt werden. Um in der Folge einen dauerhaften Frieden zu sichern, entwarf Kant ein Programm zur umfassenden Vermeidung konflikterzeugender Gewalt, die alle Konfliktzonen verrechtlichen soll. Dieses Programm muss sowohl einen zeitlich wie räumlich unbegrenzten Frieden garantieren.

Die Frage, mit der sich diese Arbeit beschäftigen soll, lautet daher folgendermaßen: Durch welche philosophischen Grundüberlegungen und deren Weiterentwicklung gelangte Kant zu der Theorie eines dauerhaften Friedens zwischen den Individuen und darauf folgend zwischen den Völkern? Wie könnte dieser am effektivsten realisiert werden?

2. Hintergründe

2.1 Entstehung

Kants Werk Zum ewigen Frieden erschien 1795 wohl unter dem Eindruck des Baseler Friedens. Dieser wurde zwischen Preußen und der französischen Republik geschlossen. Allerdings ist durch dessen beigefügte Geheimklausel, in dem spätere territoriale Abfindungen vorgesehen sind, ein erneuter Konflikt absehbar. Vielleicht war Kants Werk ein Versuch daraufhin eine Lösung zu finden. Als Vorbild diente ihm auf jeden Fall das 1713 erschienene Werk des Abbé de Saint-Pierre (Projet de la paix perpétuelle). Der Autor geht darin auf den Friedensschluss von Utrecht ein. Dabei handelt es sich um das Abkommen zwischen der französischen Republik und den europäischen Monarchien (vor allem England). In dieser Schrift schlug der Abbé de Saint-Pierre den europäischen Fürsten fünf Schritte vor, um zu einem ewigen Frieden zu gelangen (Friedensbund der 24 christlichen europäischen Staaten, dem sich auch ein mohammedanischer Fürst anschließen könne; keine Einmischung der Mitglieder in innere Angelegenheiten, außer bei Auflehnung gegen die Bundesregeln; stehende Heere auf höchstens sechstausend Mann pro Staat abrüsten; Ausschließung von Gebietserweiterung in Europa; Beilegung von Streitigkeiten durch ein Schiedsgericht).

Dass dieser Vorschlag utopisch war erkannte Kant. Jedoch ging er in seinem Werk über jene Empfehlung weit hinaus. Im Gegensatz zu seinem Vorbild merkte Kant nämlich an, dass die sofortige Realisierung eines ewigen Friedens nicht möglich ist. Es ist viel mehr eine unbefristete und nie abgeschlossene Aufgabe an die Menschheit dieses Ideal anzustreben. Man soll den Versuch unternehmen sich einem solchen Frieden mit der Zeit allmählich anzunähern, vollständig erreichen wird man dieses Ziel möglicherweise nie.

2.2 Der ewige Frieden

Den Titel Zum ewigen Frieden kann man doppelsinnig verstehen. Einerseits klingt er wie ein Untertitel einer wissenschaftlichen Arbeit. Aber er erinnert auch, wie im Vorwort des Traktats angedeutet, an die Aufschrift zu einem Wirtshaus.

Ebenfalls können die beiden Wörter „ewiger Frieden“ doppelsinnig aufgefasst werden. Den Menschen werden hiermit zwei Lösungsmöglichkeiten angeboten. Die erste Variante besteht darin, alle Kriege und sonstigen gegenseitigen Feinseligkeiten dadurch zu beenden, dass man einen universellen Vertrag, den alle Staaten unterzeichnen, abschließt. Zu dieser Möglichkeit machen sich im achtzehnten Jahrhundert viele Philosophen Gedanken. Oder aber die Menschheit findet ihren „ewigen Frieden“ durch einen alles zerstörenden Vernichtungskrieg. Diese Andeutung findet man allerdings nur bei Kant.

Der Traktat ist, entsprechend zu dem vorgeschlagenen Vertrag den die Menschen unter sich abschließen sollen, selbst aufgebaut wie eine solche Konvention. Am Anfang befinden sich die Präliminarartikel, sie erläutern die Bedingungen, die nötig sind, um zu friedlichen Beziehungen zwischen den einzelnen Staaten zu gelangen. Sie sind größtenteils zeitbezogen, zum Teil allerdings auch allgemein gehalten. Anschließend führt Kant die Definitivartikel an, hierbei handelt es sich um die Erhaltung des erzielten Friedens. Darauf folgt ein Geheimartikel, dieser ist jedoch lediglich als Scherz zu verstehen. „Die Maximen der Philosophen über die Bedingungen der Möglichkeit desöffentlichen Friedens sollen von den zum Krieg gerüsteten Staaten zu Rate gezogen werden.“1 Alle Anmerkungen zu diesem zweiten Zusatz des Definitivartikels sind Ironie.

3. Voraussetzungen

3.1 Die praktische Vernunft

Die Neubegründung Kants Ethik liegt in der kritischen Prüfung der Vernunft. Diese Vernunft kann dabei theoretische oder praktische Verwendung finden. „Allgemein meint Vernunft das Vermögen, den Bereich der Sinne, der Natur zu übersteigen. Das Übersteigen der Sinne beim Erkennen ist der theoretische Gebrauch, beim Handeln der praktische Gebrauch der Vernunft.“2 Die praktische Vernunft ist unabhängig von den verschiedensten Empfindungen oder Bedürfnissen.

Nach Kants Theorie soll man nicht nach den vorgegebenen Gesetzen der Natur handeln, sondern sich selbst Gesetze schaffen, nach denen man dann sein Handeln ausrichtet. Demnach bedeutet die praktische Vernunft auch den Besitz des eigenen Willens, der erst zu einer solchen Handlung führen kann. Der Wille ist ein selbst auferlegter Druck, durch den sich der Mensch als rationales Wesen, im Gegensatz zu einem Tier, das nur den gegebenen Naturgesetzen gehorcht, unterscheidet. Daraus entsteht in der Folge dementsprechend ein vernünftiges rationales Handeln.

Die rein praktische Vernunft ist im Gegensatz zu der empirischen, die einen Teil ihrer Bestimmung immer noch von außen (also von Bedürfnissen und Empfindungen) erhält, von allen äußeren Begebenheiten unabhängig.

3.2 Der kategorische Imperativ

Der kategorische Imperativ, das Grundgesetz der praktischen Vernunft und damit ein wichtiger Bestandteil der Ethik Kants lautet folgendermaßen: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte“3. Er dient als höchstes Beurteilungskriterium für Moralität und Sittlichkeit. Der Begriff „Imperativ“ bedeutet, dass wir zu etwas aufgefordert werden sollen, „kategorisch“ meint, diese Forderung ist unbedingt und ausschließlich in dieser Weise zu erfüllen. Die primäre Bedeutung des kategorischen Imperativs ist die Forderung sittlich zu handeln.

Da Menschen nicht unbedingt von sich aus immer sittlich handeln, ist die Sittlichkeit durch den kategorischen Imperativ mit einem Soll-Zustand verbunden. Kants Aufruf ist wie ein Gebot verfasst, an das man sich halten muss. Die Sittlichkeit hat damit „primär einen Imperativ-Charakter“4. Der kategorische Imperativ ist immer mit dem bestimmten Zweck der letztendlichen Sittlichkeit verbunden, nur durch diesen ist eine bestimmte Handlung in diesem Sinne geboten oder verboten.

3.3 Sittlichkeit und Transzendentalphilosophie

Die Aufgabe der Kantischen Ethik „besteht darin, die sittliche Verpflichtung als Faktum der Vernunft begreiflich zu machen, und zwar in Analogie zu der Methode, deren sich Kant in der Kritik der reinen Vernunft bediente.“5 Um das zu erreichen ist der Rückgriff auf die Transzendentalphilosophie nötig.

Die Transzendentalphilosophie besagt, dass die Wahrnehmung einer Person immer von der jeweiligen Interpretation einer Begebenheit abhängig ist. Demnach wird das, was man erfährt nicht einfach so im Bewusstsein eines Menschen abgebildet wie man es vorfindet, „sondern die Erfahrungs- und Erkenntnisinhalte sind durch Formen bedingt, die das Subjekt erzeugt“6. Dabei spielen a priorische Begriffe eine große Rolle. Befunde werden mit ihrer Hilfe gedeutet. „Solche Begriffe werden [vom Subjekt selbst] konstruiert, um mit ihrer Hilfe Tatsachen (im weiten Sinn des Wortes) begreiflich zu machen.“7 Der Mensch entwickelt diese Begriffe also nicht aus einer Beobachtung oder durch Abstraktion, sondern sie werden im Gegenteil einzig zum Zweck der Interpretation einer Begebenheit gebildet. „Raum“ und „Zeit“ sind Beispiele solcher Begriffe.

In den verschiedenen Wissenschaften kann man derartige Begriffe vorfinden. Sie dienen der Systematisierung von Erkenntnissen in dem jeweiligen Bereich, die sonst zusammenhangslos nebeneinander existieren würden. Erst durch sie lassen sich daraufhin Theorien formulieren, da man nun in der Lage ist Beziehungen zwischen den einzelnen Befunden herzustellen. Auch die Moralphilosophie ist eine solche Theorie. Durch sie wird versucht die moralische Verpflichtung eines Menschen sittlich zu handeln begreiflich zu machen.

3.4 Sittlichkeit und Recht

Auch die Rechtsphilosophie stellt eine solche Theorie dar. Ihre Bestimmung ist es, normative Begebenheiten und Zusammenhänge der allgemeinen Rechtsordnung verständlich zu vermitteln und somit auch deren Verbindlichkeit herauszustellen. Hierbei finden ebenfalls konstruierte Begriffe Verwendung. In diesem Rahmen stellt auch das Völkerrecht eine solche Theorie dar, der es nun darum geht die Verbindlichkeit der internationalen Friedensordnung, die durch den kategorischen Imperativ als sittliche Verpflichtung gefordert wird, zu sichern. Damit hat diese also transzendentalen Charakter.

Da die sittliche Verpflichtung allein durch den schon vorgestellten formalen Rahmen nicht begreiflich wird, ist es erforderlich einen zusätzlichen konkreteren Rahmen zu erstellen. Als Hilfe dazu dienen wiederum konstruierte Begriffe.

Um die Sittlichkeit zu verwirklichen, ist die Verbindung zwischen Tugend und Glückseligkeit notwendig. Nur wenn der tugendhafte Mensch, der sich pflichtbewusst zeigt und sich an Gebote hält, auch Glückseligkeit erfährt, ist ein solch sittliches Verhalten von ihm zu erwarten. Nun muss man sich ein höchstes Gut vorstellen, welches diese beiden Bereiche verbindet. „Die Übereinstimmung von Tugend und Glückseligkeit lässt sich nur als möglich begreifen, wenn eine Instanz angenommen wird, die für die Harmonisierung von sittlichem Handeln und persönlichen Handlungsfolgen sorgt, und als solche kommt nur Gott als Schöpfer des menschlichen Geistes und der Natur in Betracht.“8 Gott ist hier allerdings nur als eine Idee, also als einen konstruierten Begriff zu verstehen. Man darf sich darunter keinen realen Gott (kein „substanzielles Wesen“9 ) vorstellen. Der Begriff dient einzig dazu die Theorie der sittlichen Verpflichtung möglich zu machen.

Ähnlich verhält es sich auch mit dem Begriff der Freiheit. Aus der Moral folgt, dass eine Rechtsordnung bestehen muss, denn nur mit ihrer Hilfe (mit allgemeinen Geboten) kann die Freiheitssphäre jedes einzelnen Menschen so begrenzt werden, dass er andere in dessen Freiheiten und Rechten nicht verletzt und umgekehrt seine eigenen Freiheiten und Rechte ebenfalls nicht auf Grund zufällig vorliegender Kräfteverhältnisse eingeschränkt werden.

[...]


1 Kant, Immanuel: Zum ewigen Frieden, Stuttgart 1984, S. 34

2 Höffe, Otfried: Immanuel Kant, München 1983, S. 173-174

3 Kant, Immanuel; zitiert nach: Wolfgang Röd, Die Rolle transzendentaler Prinzipien in Moral und Politik, in: Reinhard Merkel/Roland Wittmann (Hrsg.), Zum ewigen Frieden, Frankfurt am Main 1996, S. 130

4 Höffe, O.: Immanuel Kant, S. 182

5 Röd, Wolfgang: Die Rolle transzendentaler Prinzipien in Moral und Politik; in: Reinhard Merkel/ Roland Wittmann (Hrsg.), Zum ewigen Frieden, Frankfurt am Main 1996, S. 130

6 Ebd., S. 127

7 Ebd.

8 Ebd, S. 131

9 Ebd.

Final del extracto de 20 páginas

Detalles

Título
Kants Theorie eines ewigen Friedens
Universidad
University of Mannheim  (Philosophische Fakultät)
Calificación
2,3
Autor
Año
2004
Páginas
20
No. de catálogo
V32588
ISBN (Ebook)
9783638332668
ISBN (Libro)
9783638761338
Tamaño de fichero
415 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Kants, Theorie, Friedens
Citar trabajo
Susanne Fass (Autor), 2004, Kants Theorie eines ewigen Friedens, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32588

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