Viele der weitgehend erhaltenen Romane aus dem Mittelalter leiden an einer schlechten bis sehr schlechten Überlieferung der Texte. Trotzdem können zahlreiche Fragmente aus unterschiedlichen Quellen wieder hergestellt werden, ohne dass hierbei schwere stilistische Brüche und sprachliche Finessen in größerem Maße verloren gehen. Anders ist dies bei dem Schluss von Hartmanns „Iwein“.
Die Überlieferung des Werkes ist durchschnittlich und Quellen belegen, dass das Werk wohl großes Ansehen und eine weite Verbreitung zu des Dichters Lebzeiten, auch unter seinen Kollegen, genoss.
Betrachtet man allerdings die Überlieferung der Kniefallverse, kann man der Urheberschaft Hartmanns gegenüber diesen Versen erhebliche Zweifel entgegenbringen. Dies wird nicht nur durch den Bruch der Figurenkonzeption erreicht, nein auch die Erzählstruktur des Iwein-Romans lässt eine solche Wendung kaum möglich erscheinen. Dieser Umstand fiel schon so manchem Bearbeiter des Werkes auf, wobei die meisten dies jedoch auf „eine andere redaktion von des dichters eigener hand“ (Henrici, Emil) zurückführten.
Diese Arbeit soll verschiedene Interpretationsansätze näher beleuchten und ihre Plausibilität anhand ausgewählter Textstellen des „Iwein“ überprüfen. Der systematische Vergleich der Passagen wird, so hoffe ich, aufzeigen, dass Werner Schröders Annahme, der Fußfall Laudines stamme nicht von Hartmann, durchaus verständlich ist, jedoch die dargestellte Absolutheit seiner Behauptung jeder Grundlage entbehren muss. Die Arbeit will und kann allerdings nicht die Frage im Diskurs lösen, ob die Kniefallszene Hartmann tatsächlich anzurechnen sei oder nicht… zumal die Überlieferungslage dies gar nicht zulässt, was im weiteren Verlauf ersichtlich werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung: Übersicht zu den fragmentarischen Überlieferungen der Kniefallszene
- II. Chaotische Figurenkonzeption oder schlechte Bearbeitung?
- 1. Laudines Entscheidungsphasen im „Iwein“.
- a) Durch Minne gestiftete Ehe oder Zweckbündnis auf Zeit?
- b) Herzschmerz oder Vertragsbruch?
- 2. Kniefallszene: Kunstfehler oder nicht?
- III. Schluss:
- Stammt Laudines Kniefall von Hartmann oder einem „Nachdichter“?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die umstrittene Kniefallszene im Schluss von Hartmanns „Iwein“. Sie beleuchtet die fragmentarische Überlieferung des Textes und untersucht, ob die Szene von Hartmann selbst oder einem späteren Bearbeiter hinzugefügt wurde. Die Arbeit hinterfragt die Figurenkonzeption des „Iwein“ und setzt sich kritisch mit möglichen Interpretationsansätzen auseinander.
- Fragmentarische Überlieferung des „Iwein“
- Kritik an der Figurenkonzeption Laudines
- Analyse der Kniefallszene
- Urheberschaft der Kniefallszene
- Interpretationsansätze zur Schlusszene
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert die fragmentarische Überlieferung des „Iwein“, insbesondere der Kniefallszene. Sie legt dar, dass die Szene nur in einer bestimmten Handschrift überliefert ist und stellt die Frage nach ihrer Urheberschaft. Das zweite Kapitel beleuchtet die Entscheidungsphasen Laudines im Roman und analysiert die Kniefallszene als möglichen „Kunstfehler“. Es stellt die Frage, ob die Szene der Figurenkonzeption des „Iwein“ widerspricht und die Erzählstruktur des Romans untergräbt.
Schlüsselwörter
Hartmann von Aue, „Iwein“, Kniefallszene, Figurenkonzeption, Überlieferung, Nachdichter, Textkritik, Interpretation, mittelalterliche Literatur, Minne, Ehe, Vertragsbruch.
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- Alexander Hoffmann (Autor), 2004, Laudines Fußfall und der Schluss von Hartmanns 'Iwein', Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33115