ERP II und Marktplätze - Konkurrenz oder Symbiose ?


Dossier / Travail, 2004

34 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhalt

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung und Zielsetzung der Arbeit

2 Begriffsdefinition
2.1 Elektronische Marktplätze
2.2 Das ERP II Konzept
2.2.1 ERP Systeme
2.2.2 Das ERP II Konzept
2.2.3 Technische Treiber des ERP II Konzepts
2.3 Fazit

3 Spannungsverhältnis
3.1 Technische Aspekte
3.2 Funktionale Aspekte
3.2.1 Standardisierungspotential
3.2.2 Komplexität der Geschäftslogik
3.2.3 Dynamik der Kommunikationsbeziehungen
3.2.4 Sicherheitsanforderungen
3.3 Kostenaspekte
3.4 Bewertung

4 Ein Beispiel aus der Automobilindustrie
4.1 SupplyOn und SAP
4.2 Symbiose – ein Kooperationsansatz
4.2.1 Technisch kompatible Komponenten
4.2.2 Komplementäre Komponenten
4.3 Kostenaspekte

Literatur

Eidesstattliche Erklärung

Abbildungsverzeichnis

Bild 1: Standardisierungspotential

Bild 2: Komplexität der Geschäftslogik

Bild 3: Dynamik der Kommunikationsbeziehungen

Bild 4: Sicherheitsanforderungen

Bild 5: Struktur des SupplyOn Marktplatzes

Bild 6: Integration von SRM und Marktplatz

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung und Zielsetzung der Arbeit

Wie kein anderer Terminus stand der Marktplatzbegriff zur Jahrtausendwende für erfolgskritische Engagements von Unternehmen im eBusiness (electronic business). Der radikale Shakeout-Prozess der letzten 2-3 Jahre hat gezeigt, dass viele Marktplatzgeschäftsmodelle ökonomisch nicht darstellbar sind. Gleichsam ist auch das euphorische Engagement von Unternehmen auf Marktplätzen stark zurückgegangen. Übrig geblieben sind vielerorts relativ orientierungslose eBusiness Strategen und Berater, die auf der Suche nach tragfähigen eBusiness Strategien Marktplätze gegen inhouse Lösungen abzuwägen haben.

Mitten in diese Verunsicherung trifft nun der von Gartner propagierte Begriff des ERP II, quasi die zweite Generation von ERP Systemen. Standen beim ursprünglichen ERP Konzept unternehmensinterne Funktionen und Geschäftsprozesse im Fokus der Betrachtung, betont ERP II kollaborative Aspekte von Geschäftsprozessen. Aspekte, die während des Dot-Com Hypes als integrales Betätigungsfeld für virtuelle Marktplätze galten. Dementsprechend könnte man vermuten, dass das ERP II Konzept die Daseinsberechtigung von Marktplätzen weiter in Frage stellt.

Doch diese Betrachtungsweise ist zu simpel. In den letzten Jahren hat sich einerseits gezeigt, dass B2B (Business-to-Business) Marktplätze durchaus in der Lage sind, kollaborative Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen erfolgreich abzubilden. Andererseits hat sich eine funktionierende Backendintegration mit Kunden ERP Systemen als wichtiger Erfolgsfaktor für virtuelle Marktplätze herauskristallisiert.

Diese Beobachtung deutet mindestens auf ein komplementäres, wenn nicht symbiotisches Verhältnis von Marktplätzen und ERP Systemen hin. Doch wie stellt sich dieses Verhältnis unter Einbeziehung des ERP II Konzepts dar?

Die vorliegende Arbeit analysiert entsprechend, ob das Verhältnis zwischen ERP II Systemen und Marktplätzen kompetitiver oder symbiotischer Natur ist. Um das Thema umfassend bearbeiten zu können, fokussiert sich die Analyse auf den Beschaffungsprozess bzw. damit verbundene Teilprozesse und geht insbesondere auf die marktführende Standardsoftware der SAP AG ein.

Zum einheitlichen Verständnis wird eine Definition des Marktplatz- und ERP II –Begriffs vorangestellt. Anhand technischer, funktionaler und wirtschaftlicher Aspekte bzw. Kriterien wird anschließend untersucht, welche Argumente jeweils für ERP II Systeme bzw. Marktplätze sprechen. Hierbei wird klar, dass weniger technische und kostenmäßige, als eher funktionale Aspekte das Verhältnis beeinflussen. Mit anderen Worten: weder Marktplätze noch ERP II Systeme alleine werden in der Lage sein, alle Anforderungen optimal zu erfüllen.

Basierend auf diesen Erkenntnissen wird im praxisorientierten Teil der Arbeit am Beispiel des Automobilzuliefermarktplatzes SupplyOn AG und des ERP Anbieters SAP AG skizziert, wie diese Erkenntnisse in eine konkrete funktionale, technische und wirtschaftliche Symbiose von Marktplatzbetreiber und ERP Hersteller einfließen können.

2 Begriffsdefinition

Um ein einheitliches Begriffsverständnis der verwendeten Terminologie zugrunde legen zu können, werden die zentralen Begriffe der Arbeit definiert. Dies erscheint notwendig, da zum einen kaum ein Begriff in den letzten Jahren mehr strapaziert wurde, als der des virtuellen bzw. elektronischen Marktplatzes. Zum anderen ist das ERP II ein relativ neuer und bislang wenig verbreiteter Begriff.

2.1 Elektronische Marktplätze

Ein Marktplatz im realen Leben wird gemeinhin verstanden als konkreter und räumlich konzentrierter Ort der Zusammenführung der anwesenden Anbieter und Nachfrager zur Durchführung von Geschäftstransaktionen. Typischerweise wird bis auf die Bereitstellung des Marktplatzes selbst keine Mittlerfunktion ausgeübt.[1]

Elektronische Marktplätze sind virtuelle Orte der Zusammenführung von mehreren Anbietern und Nachfragern, die geschäftliche Transaktionen über elektronische Datenleitungen anbahnen, schließen und durchführen. Wie auf einem realen Marktplatz wird der Handelsraum von einem Betreiber bereitgestellt. Häufig geht das Engagement des Betreibers über die reine Bereitstellung des virtuellen Transaktionsraums hinaus – er wird zum Intermediär, der Anbieter und Nachfrager aktiv zusammenführt und darüber hinaus Geschäftsabschluss und –abwicklung unterstützen kann. Rüthers / Szegunis gehen sogar so weit, dass sie einen elektronischen Marktplatz mit einem „Online-Intermediär, der fragmentierte Käufer und Verkäufer zusammenführt“[2], gleichsetzen.

Marktplätze lassen sich nach verschiedenen Kriterien kategorisieren, z.B. nach den angebotenen Marktplatzdienstleistungen in[3]

- Schwarze Bretter (Boards): Unterstützen, ähnlich den konventionellen Kleinanzeigen, nur die Anbahnung eines Geschäfts.
- Kataloge: Angebote werden in Form von konsolidierten Katalogen, die Produkte und Dienstleistungen bestimmter Hersteller enthalten, dargestellt.
- Börsen: Ähnlich wie an einer Wertpapierbörse treffen Angebot und Nachfrage zu einem bestimmten Produkt oder Dienstleistung aufeinander, es werden die Transaktionen ermittelt, die zu einem bestimmten Preis geschlossen werden können.
- Auktionen: Bei Verkaufsauktionen (Einkaufsauktionen) geben potentielle Käufer (Lieferanten) Gebote für ein Angebot (Nachfrage) ab, es gewinnt, abhängig vom jeweiligen Auktionsverfahren, der Bieter mit dem höchsten (niedersten) Gebot.

Darüber hinaus können Marktplätze nach Art der aktiven Marktteilnehmer unterteilt werden in

- Consumer-to-Consumer (C2C) Marktplätze, auf denen private Angebote und Nachfragen zusammengeführt werden, wie z.B. Ebay,
- Business-to-Consumer (B2C) Marktplätze, auf denen Unternehmen mit Privatpersonen handeln, wie dies ebenfalls bei Ebay der Fall ist,
- oder die uns im Rahmen dieser Arbeit interessierenden Business-to-Business (B2B) Marktplätze, die den professionellen Nutzern, d.h. Unternehmen, vorbehalten sind.

B2B Marktplätze lassen sich weiter nach dem Verhältnis von Anbietern und Nachfragern abgrenzen. Man spricht von

- Buy-Side Marktplätzen wie Covisint oder SupplyOn in der Automobilindustrie, wenn die Marktplatzinitiative von einkaufenden Unternehmen gegründet und in mehr oder minder starkem Maße gesteuert wird.
- Sell-Side Marktplätzen, wenn Initiative und Einflussnahme auf verkaufende Unternehmen zurückzuführen sind, wie bspw. der Marktplatz der Kunststofferzeuger, Omnexus.
- neutralen Marktplätzen, wenn Gründung und Betrieb durch einen neutralen Marktplatzbetreiber geleistet werden, z.B. der Automobilzulieferermarktplatz „Newtron Automotive“ des Softwareherstellers Newtron.

Weitere Einordnungen beziehen sich auf Art der unterstützten Geschäftsprozesse in Anbahnungs- oder Abwicklungsmarktplätze, nach der Branchenfokussierung in horizontale und vertikale Marktplätze, nach der Zugänglichkeit in öffentliche oder private Marktplätze, oder nach der geographische Ausdehnung in regionale und globale Marktplätze.

2.2 Das ERP II Konzept

2.2.1 ERP Systeme

Enterprise Ressource Planning (ERP) ist der Obergebriff für betriebswirtschaftliche Standardsoftware, die Geschäftsprozesse in nahezu allen Funktionsbereichen eines Unternehmens unterstützt. ERP Systeme unterstützen nicht nur – wie der ERP Begriff suggerieren mag – die betriebliche Ressourcenplanung, sondern insbesondere operative Aktivitäten, wie die Disposition von Material, Verbuchung von Kundenaufträgen oder Belegen aus dem Finanz- und Rechnungswesen. ERP Systeme der ersten Generation basieren auf einem monolithischen Softwarepaket, mit einheitlicher Benutzeroberfläche und einheitlichem Datenbestand. Heterogene Applikationen mit häufig redundanten und teilweise inkonsistente Daten können so durch eine zentrale Anwendungsarchitektur abgelöst werden. Die monolithische Struktur betrieblicher Standardsoftwarelösungen der ersten Generation lässt Unternehmen allerdings wenig Chancen, für bestimmte Geschäftsprozesse oder Funktionsbereiche durch Spezialsoftware anderer Hersteller (Best-of-Breed-Lösungen) zu ersetzen. Software von Drittanbietern muss i.d.R. mit aufwendiger und oft nicht releasefähiger Schnittstellenprogrammierung integriert werden.

ERP Systeme müssen als Standardsoftware auf die individuellen Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten („gecustomized“) werden. Im Rahmen von Einführungsprojekten ist neben einer Altdatenmigration häufig eine Neuorganisation der Aufbau und Ablauforganisation notwendig. Das Ausmaß des Customizing wird dabei einerseits durch die Fähigkeit und den Willen des Unternehmens bestimmt, eigene Prozesse und Organisationsstrukturen an die Standards des ERP Systems anzupassen. Andererseits entscheidet natürlich das Softwaredesign und ggf. vorhandene branchenspezifische Modifikationen des ERP Standards über den Aufwand zur Anpassung der Software an die Anforderungen des Kundenunternehmens. Gerade im Rahmen von ERP-Einführungsprojekten werden häufig die hohen Kosten beklagt, die durch notwendige Modifikationen entstehen.

2.2.2 Das ERP II Konzept

ERP Systeme der ersten Generation unterstützen insbesondere unternehmensinterne Geschäftsprozesse. In den letzten 10 Jahren hat sich jedoch die Erkenntnis durchgesetzt, dass nicht nur unternehmensinterne, sondern eben auch zwischenbetriebliche Geschäftsprozesse ein umfassendes Optimierungspotential bieten. Diese Erkenntnis ging maßgeblich aus dem Bewusstsein hervor, dass in einer vernetzten, hochgradig arbeitsteiligen Wirtschaft nicht mehr einzelne Unternehmen, sondern ganze Wertschöpfungsketten aus Kunden, Zulieferern und Partnern miteinander konkurrieren. Auf die Abbildung kollaborativer Geschäftsprozesse sind ERP Systeme der ersten Generation nicht (ausreichend) ausgelegt. Doch an virtuellen Organisationsformen, die zwangsläufig überbetriebliche Kooperationen erfordern, ist in der heutigen Unternehmenspraxis nicht mehr vorbeizukommen.[4]

Die Kritik an ERP Systemen der ersten Generation manifestiert sich im Wesentlichen in drei Punkten, die vom ERP II Konzept aufgegriffen werden:

- Monolithische Struktur, die eine Integration von Best-of-Breed-Lösungen erschwert
- Aufwendiges Customizing der Standardsoftware aufgrund fehlender oder nicht ausgereifter brachenspezifischer Implementierungen
- Fehlende Schnittstellen und Funktionalitäten zur Kommunikation und Kollaboration mit Fremdsystemen

ERP Systemanbieter haben auf diese neuen Anforderungen reagiert. Zwar bestehen ERP Systeme wie SAP R/3 (bzw. seit 1999 mySAP.com) nach wie vor aus einem monolithischen Kernel. Durch vorkonfigurierte BAPIs (Business Application Programming Interfaces) wird die Integration von Drittanbietersoftware mittlerweile substantiell erleichtert. Dies geht soweit, dass ERP Systemanbieter Standardschnittstellen zu Mitbewerberprodukten in ihre Software integrieren, wie bspw. die Schnittstellen des SAP R/3 Vertriebsmoduls SD (Sales and Distribution) zur Customer Relationship Management (CRM) Software des Mitbewerbers Siebel Systems.

Darüber hinaus wurden neue Softwaremodule wie SAP CRM nicht als Erweiterung des monolithischen Kernels, sondern als separate Softwarekomponenten realisiert und in einem entsprechenden Lizenzmodel modular angeboten. Der monolithische Kern von herkömmlichen ERP Systemen wird somit nach und nach aufgebrochen, auch wenn die marktführenden Systeme wie mySAP, deren Basisentwicklung sicherlich 10 oder mehr Jahre zurückliegt, noch eine sehr zentralistische Anwendungsarchitektur aufweisen.

Weiter sind nahezu alle ERP Anbieter der Forderung nach branchenspezifischen Softwarevariationen in unterschiedlicher Tiefe nachgekommen. Besonders Marktführer wie SAP oder Oracle verfügen heute über ein breites Portfolio von industriespezifischen Varianten, die den branchenspezifischen Customizing-Aufwand erheblich reduzieren können. Mittlerweile sind bspw. von mySAP.com für nahezu alle Branchen vorkonfigurierte Industry Business Solutions (IBUs) vorhanden, z.B. für die Automobilindustrie, Chemie, Pharma, Maschinenbau, Energiesektor, Banken und Versicherungen. Nicht zuletzt haben sich im Umfeld von ERP Anbietern eine Reihe von Systemhäusern mit häufig branchenspezifischer Ausrichtung angesiedelt, die jeweils vorkonfigurierte Branchenlösungen der Standardsoftware bei Kunden implementieren.

[...]


[1] vgl. [Koll01], S.35

[2] vgl. [RüSz00], S.

[3] vgl. vgl. [BuKö00], S. 111

[4] vgl. [Schu98], S. 28

Fin de l'extrait de 34 pages

Résumé des informations

Titre
ERP II und Marktplätze - Konkurrenz oder Symbiose ?
Université
University of Göttingen  (Wirtschaftsinformatik)
Cours
Intelligente Systeme
Note
1,0
Auteur
Année
2004
Pages
34
N° de catalogue
V33186
ISBN (ebook)
9783638337229
ISBN (Livre)
9783638652261
Taille d'un fichier
645 KB
Langue
allemand
Mots clés
Marktplätze, Konkurrenz, Symbiose, Intelligente, Systeme
Citation du texte
Martin Schädler (Auteur), 2004, ERP II und Marktplätze - Konkurrenz oder Symbiose ?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33186

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