Kooperatives Lernen mit Tablet PCs. Auswirkungen des Einsatzes im Unterricht


Hausarbeit, 2016

23 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Theorie und Formen des kooperativen Lernens
2.1 Begriffsklärung und theoretische Hintergründe des kooperativen Lernens
2.2 Formen des kooperativen Lernens
2.3 Auswirkungen des kooperativen Lernens in Abgrenzung zu individuellen und konkurrierenden Lernprozessen

3 Kooperatives Lernen mit Tablet PCs
3.1 Herausforderungen des kooperativen Lernens mit Tablet-PCs
3.2 Apps für kooperatives Lernen mit dem Tablet PC
3.3 Das Tablet PC Projekt Wiesbaden
3.4 Evaluation des Tablet PC Projektes Wiesbaden .

4 Chancen und Grenzen des kooperativen Lernens mit Tablet PCs

5 Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis:

1 Einleitung

Neue Medien spielen in unserem privaten Leben und in der Gesellschaft eine zunehmend wichtigere Rolle. Immer häufiger halten sie auch Einzug in Bildungseinrichtungen. Nachdem in einigen Schulen Pilotprojekte mit Computern durchgeführt wurden, werden nun vermehrt Tablet PCs im Unterricht erprobt.

Jedoch ist vielfach in Schulen eine hohe Diskrepanz zwischen den wissenschaftlichen Nachweisen zu kooperativen Lernarrangements erlebbar, die die Lernleistungen der Schüler steigern sollen, die kommunikativen Fähigkeiten verbessern und zusätzlich die Motivation für den Unterrichtsstoff steigern einerseits und dem nur seltenen Einsatz der kooperativen Lernform durch Lehrer andererseits (vgl. Renkl und Mandl 1995, S. 292). Lehrer haben oftmals Bedenken kooperative Lernformen im Unterricht einzusetzen, weil sie Disziplinprobleme oder mangelnde Lernerfolge, Unbehagen bei Lehrerkollegen sowie den Eltern befürchten (Konrad und Traub 2005, S. 1). Miteinander zu kommunizieren, aktiv mit mehreren zusammenzuarbeiten, ein gemeinsam definiertes Ziel zu erreichen und Verantwortung für den einzelnen als auch den gemeinsamen Lernerfolg zu übernehmen, darin liegt die besondere Herausforderung des kooperativen Lernens (Slavin 2013, S.129ff.).

Diese Arbeit ist eine Auseinandersetzung über die Auswirkungen des Einsatzes von Tablet PCs auf das kooperative Lernen im Unterricht. Der wesentliche Grund für den Einsatz von digitalen Medien im Unterricht liegt im Erlernen von Medienkompetenz. Der Begriff der Medienkompetenz wurde vornehmlich in den 1990er Jahren von Dietrich Baacke definiert. Medienkompetenz ist seiner Definition nach mehr als die Handhabung, oder die technische Ausstattung mit Medien. Es geht ihm vielmehr darum, dass sich der Mensch in der komplexen Medienwelt zurechtfinden soll. (vgl. Baacke 1999, S. 31ff).

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in drei Bereiche auf. Der erste thematisiert den theoretischen Hintergrund anhand der kognitiven und der motivationalen Lerntheorie und erläutert die kooperative Lernmethode nach Johnson & Johnson als grundlegenden Rahmen sowie Formen des kooperativen Lernens. In diesem Abschnitt werden zudem die Auswirkungen des kooperativen Lernens dargestellt. Im zweiten Bereich wird der Einsatz von digitalen Medien am Beispiel von Tablet PCs dargestellt. Es werden konkrete Nutzungsbeispiele an Hand von Apps beschrieben und das vom Schulamt Wiesbaden initiierte Projekt „Tablet Wiesbaden“ in Hinblick auf das kooperative Lernen bezogene Ergebnisse interpretiert. Der dritte Bereich beschäftigt sich mit den Chancen und Grenzen des kooperativen Lernens im Unterricht mit Tablet PCs. Im abschließenden Fazit werden die wichtigsten Aspekte und Erkenntnisse zusammengefasst und ein kurzer Ausblick auf das kooperative Lernen mit Tablet PCs im Schulunterricht gegeben.

Um die Lesbarkeit dieser Hausarbeit zu vereinfachen wird auf die Formulierung der weiblichen Form verzichtet. Die ausschließliche Verwendung der männlichen Form ist als geschlechtsunabhängig zu verstehen.

2 Theorie und Formen des kooperativen Lernens

Positive Effekte des kooperativen Lernens sind vielfach beschrieben und auch nachgewiesen worden (Slavin, S. 43–69). Von besonderer Bedeutung ist dabei wann und warum kooperatives Lernen effektiv ist und warum bestimmte Bedingungen als negativ einzuschätzen sind. Hinsichtlich des kooperativen Lernens können verschiedene theoretische Erklärungen herangezogen werden. Im Folgenden soll auf die Neo-Piagetsche Perspektive sowie die Motivationale Perspektive eingegangen werden. Die sogenannte NeoPiagetsche Perspektive geht davon aus, dass zwischen Menschen Konflikte miteinander ausgehandelt werden müssen (vgl. Renkl 1997, S. 33). Der Austausch mit Peers mit ähnlichem Sprachniveau aber unterschiedlichen Kompetenzen kann beim Aufeinandertreffen in Konfliktsituationen dazu führen, dass die eigenen Schlussfolgerungen geprüft und reflektiert werden. Im Fall einer Interaktion mit der Peer ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Meinungen frei geäußert werden. Der Lernerfolg begründet sich somit aus der Auflösung von soziokognitiven Konflikten, die sich durch positive Interdependenzen entwickeln und somit das Miteinander fördern ohne den Einzelnen aus der individuellen Verantwortung zu entlassen. Vygotskys Theorie ist geprägt vom Konzept der proximalen Entwicklung. Damit gemeint sind Prozesse in Problemsituationen, die über dem Entwicklungsniveau des Lernenden liegen. Befinden sich Lernende in unterschiedlichen Entwicklungsstufen so wird deutlich, dass besonders gut von Mitlernenden auf höherem Niveau etwas gelernt werden kann. Somit kann durch Internalisierung der nächsthöhere Entwicklungsstand zum bisher erreichten Entwicklungsstand erzielt werden (vgl. Renkl 1997, S. 36ff.).

Unter der Motivationalen Perspektive ist kooperatives Lernen nur erfolgreich, wenn eine Interdependenz zwischen den Lernenden, den Gruppenzielen und den individuellen Zielen besteht. Lernende werden dadurch motiviert, dass sie die eigenen Ziele nur dann erreichen, wenn sie die Erreichung des Gruppenzieles verfolgen. Aufgrund der Interdependenz der Gruppenziele mit den Zielen des Einzelnen, müssen die Lernenden ihren Mitlernenden innerhalb der Gruppe helfen das Gruppenziel zu erreichen. Somit ist davon auszugehen, dass die Gruppenmitglieder sich gegenseitig motivieren durch größtmögliche Bemühungen die Gruppenziele sowie die individuellen Ziele zu erreichen.

Beide lerntheoretische Ansätze sind in den Anforderungen an den schulischen Einsatz von Tablet PCs im Unterricht zu finden, der häufig von der Vorstellung begleitet wird, dass sich damit an konstruktivistischen Lerntheorien orientierte Konzepte ermöglichen ließen. Diese sind dadurch gekennzeichnet, das Lernen sich als ein sozialer, selbst gesteuerter, aktiv-konstruktiver und situativer Prozess verstanden wird. Das Vorwissen der Lernenden wird berücksichtigt sowie die unterschiedlichen Leistungsniveaus. Lernen soll in möglichst authentischen Situationen und sozialen Kontexten ermöglicht werden (vgl. Kerres, M & C. de Witt, S. 77–80).

2.1 Begriffsklärung und theoretische Hintergründe des kooperativen Lernens

Die Wissenschaftler David und Roger Johnson entwickelten mit ihrer Methode vom kooperativen Lernen ein Unterrichtskonzept, das zu einer Optimierung der Leistungen der Schüler führt und Lehrern eine effektive Lernmethode vermittelt. Das allgemeine Verständnis vieler Lehrer beim kooperativen Lernen beruht auf dem Lernen in Partner- oder Gruppenarbeit. Das Konzept von Johnson & Johnson ist allerdings wesentlich weitreichender. Schüler sollen nicht nur zusammenarbeiten, wichtig ist die gegenseitige Unterstützung um gemeinsame Lernerfolge zu erreichen. Dem Lehrer verhelfen kooperative Lerngruppen zur Möglichkeit viele Schüler zu aktivieren und somit jeden einzelnen Schüler beobachten und zugleich fördern zu können. Darüber hinaus wird Kooperation und Koordination der Gruppe sowie die Methoden- und Sozialkompetenz der einzelnen Schüler vorangetrieben. Das Unterrichtsklima erfährt durch kooperatives Lernen eine deutliche Verbesserung (Johnson et al. 2005, S. 7).

Der Grundgedanke des kooperativen Lernens beruht auf der Überlegung, dass Lerninhalte besser verinnerlicht werden, wenn sie für den Lernenden persönlich bedeutsam werden und wenn eine aktive Auseinandersetzung mit der jeweiligen Thematik erfolgt. Lernen ist somit ein aktiver und konstruktivistischer Prozess. Neue Informationen werden mit schon bekanntem Wissen verbunden, um neue Zusammenhänge und Ideen zu erlangen. Kooperatives Lernen wird verstanden als Terminus für Beziehungsformen, die spezifische inhaltliche Kenntnisse ausdrücklich einbezieht (Konrad und Traub 2005, S. 5). Das kooperative Lernen besteht aus fünf Kernelementen, die von David und Roger Johnson untersucht wurden und als effektive und erfolgreiche Bedingungen ausgemacht wurden. Hierbei handelt es sich um:

1) Positive Wechselbeziehungen:

Alle Gruppenmitglieder fühlen sich verantwortlich und verbunden das gemeinsame Ziel zu erreichen.

2) Individuelle Verantwortung:

Jedes einzelne Gruppenmitglied ist für den Erfolg des Arbeitsauftrages verantwortlich und wird auch im gesamten Prozess für die Erledigung der Teilaufgaben verantwortlich gemacht. Zu lernende Inhalte sollen von den einzelnen Gruppenmitgliedern beherrscht werden.

3) Gruppenevaluation:

Einzelne Gruppenmitglieder informieren die anderen über ihre Arbeit in der Gruppe und benennen Möglichkeiten zur Verbesserung des Prozesses. Dies geschieht durch das Geben von Feedback oder das Anleiten einzelner Gruppenmitglieder.

4) Soziales Lernen durch Feedback:

Durch den Informationsaustausch und das Geben von Feedback werden den einzelnen Gruppenmitgliedern die Möglichkeit gegeben ein neues konzeptionelles Verständnis zu erlangen. Ebenso können Konfliktlösungsstrategien eingeübt werden.

5) Face-to-Face-Interaktion:

Gruppenmitglieder haben die Möglichkeit direkte Absprachen zu treffen und bleiben so durch unmittelbare Nähe im Dialog. Dies macht es möglich, dass Absprachen zu einer erfolgreichen Arbeit beitragen. Der Lernprozess spielt die entscheidende Rolle, das Verstehen der Lerninhalte durch die Schüler. Hierbei obliegt dem Lerner die aktive Rolle.

2.2 Arten des kooperativen Lernens

Johnson & Johnson unterscheiden drei Arten des kooperativen Lernens. Es handelt sich um formelles kooperatives Lernen, informelles, kooperatives Lernen und kooperative Langzeitteams. Hier soll sichergestellt werden, dass die Schüler auf einen größeren Zeitraum gesehen von einem persönlichen und schulischen Kooperationssystem Vorteile erwerben.

Beim formellen kooperativen Lernen legen Lehrer die Unterrichtsziele sowie die Materialien und die Gruppengröße fest. Die Schüler müssen Entscheidungen treffen und Probleme lösen. Jeder auftretende Aufgabentyp kann kooperativ bearbeitet werden. Das gemeinsam mit allen Schülern gesteckte Ziel, bedarf zur Erledigung Zeit. Der benötigte Zeitraum kann von einer Unterrichtsstunde über mehrere Wochen gehen.

Informelles kooperatives Lernen dient dazu ein gemeinsames Lernziel zu erreichen. Dazu werden spontan Gruppen über einen kurzen Zeitraum gebildet. (wenige Minuten bis zu einer Unterrichtsstunde. Das Gelernte wird zusammengefasst, häufig mit dem Nachbarn. So können Stunden vor- und nachbereitet werden.

Kooperative Langzeitteams sind auf lange Zeit gebildete Lerngruppen. Sie sind heterogen und mit fester Zusammensetzung. Langzeitteams dienen der schulischen und persönlichen Unterstützung des einzelnen. Sie lernen über einen längeren Zeitraum (mehrere Monate oder Halbjahre) zusammen. Durch das Geben von bestätigendem Feedback werden die Gruppenmitglieder

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Details

Titel
Kooperatives Lernen mit Tablet PCs. Auswirkungen des Einsatzes im Unterricht
Hochschule
FernUniversität Hagen
Veranstaltung
Modul 3A
Note
2,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
23
Katalognummer
V334434
ISBN (eBook)
9783668245952
ISBN (Buch)
9783668245969
Dateigröße
649 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kooperatives Lernen, Tablets, Unterricht, Schule, neue Medien, digitale Medien
Arbeit zitieren
Andrea Windau (Autor:in), 2016, Kooperatives Lernen mit Tablet PCs. Auswirkungen des Einsatzes im Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/334434

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