Die vorliegende Projektarbeit beschäftigt sich mit der Einrichtung eines regionalen Kompetenzzentrums mit regelmäßigen Sprechstunden zur Sicherstellung der Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen im Kreis Lippe.
Bereits im September 2014 hat das Klinikum Lippe die Initiative ergriffen und unter Einbeziehung von Kreisbehörden, Öffentlichem Gesundheitsdienst, Ärztekammer, Kassenärztlicher Vereinigung und Rettungsdienst eine Task Force etabliert. In der Folge gelang es, rund 9000 Flüchtlinge einer strukturierten und dokumentierten Erstuntersuchung im Klinikum zuzuführen. Das sind annähernd 100% der im Kreisgebiet in Erstaufnahmeeinrichtungen untergebrachten Flüchtlinge und Asylbewerber. Was zunächst als vorübergehende Unterstützung für den Öffentlichen Gesundheitsdienst gedacht war, wurde inzwischen als „Flüchtlingsambulanz“ seit ca. 1,5 Jahren zu einer festen Größe in der Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen im Kreis Lippe.
Die aktuelle Herausforderung besteht in der medizinischen Versorgung derjenigen Flüchtlinge, die bereits den Kommunen zugewiesen wurden und nicht mehr in den Unterbringungseinrichtungen leben. Aufbauend auf den Erfahrungen mit den Erstuntersuchungen hat das Klinikum Lippe ein Versorgungsmodell entwickelt, das für diese Population sowohl im Hinblick auf den Zugang zum System als auch im Hinblick auf das Leistungsspektrum praktikable Lösungen anbietet. Das Modell der Lippischen Flüchtlingsambulanz ist im Grundsatz auf andere Kreise und kreisfreie Städte übertragbar.
Asylsuchende und Geflüchtete haben innerhalb der ersten 15 Monate keinen Zugang zur gesetzlichen Krankenversicherung. Sie sind auf Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) angewiesen. Dieses ermöglicht allerdings neben Vorsorgeuntersuchungen und Schutzimpfungen nur die Behandlung akuter Erkrankungen und Schmerzzustände im Sinne einer Notversorgung. Die Konsequenz daraus: Auch mit Bagatellbeschwerden gehen Flüchtlinge in die Notaufnahme, obwohl sie beim Hausarzt richtig aufgehoben wären.
Das entscheidende Problem im Hinblick auf den Leistungsumfang besteht jedoch darin, dass die gemäß Asylbewerberleistungsgesetz geltende strikte Unterscheidung zwischen akuten und chronischen Behandlungsanlässen die medizinische Versorgungsrealität nicht abbildet und eben dadurch eine qualitativ angemessene und zugleich kostengünstige ärztliche Betreuung dieser Population verhindert wird. Auch der Bereich Prävention ist hier ein unterentwickeltes Thema.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Bisherige Herausforderungen in der medizinischen Versorgung
- Aktuelles Versorgungskonzept des Kreises Lippe
- Zukünftige Herausforderungen in der medizinischen Versorgung
- Gliederung der Projektarbeit
- Thema und Zielsetzung
- Gesundheitspolitische Relevanz
- Aktuelle Gesundheitslage der Flüchtlinge
- Organisation der Gesundheitsversorgung für Asylbewerber
- Zugangsbarrieren und medizinische Fehlversorgung
- Auswirkungen auf die Notfallversorgung
- Aspekte des Bevölkerungsschutzes
- Stand der Forschung und Entwicklung in der Praxis
- Gesundheitsberichterstattung
- Versorgungsforschung
- Sentinel Surveillance
- Organisation der flächendeckenden medizinischen Versorgung
- Durchführung
- Der „PDCA“-Zyklus
- Plan
- Do
- Check
- Act
- Projektakteure
- Auftraggeber
- Projektleitung
- Projektgruppe
- Steuerungsgruppe
- Projektbetrieb
- Betriebszeiten
- Personelle Besetzung
- Dienstleistungen
- Finanz- und Zeitplanung
- Zeitplanung
- Analyse und Bedarfserhebung
- Interventionsplanung
- Projektdurchführung
- Finanzplanung
- Personalkosten
- Räumlichkeiten/Ausstattung
- Sachmittel- und Betriebskosten
- Erlöse aus Gesundheitsuntersuchungen nach §62 AsylVfG
- Vergütung für Leistungen nach §4 AsylbLG
- Zusammenfassung der Erlöse-Kosten-Rechnung
- Evaluation und zu erwartende Ergebnisse
- Meilensteine
- Ende der Analyse- und Bedarfserhebungsphase
- Ende der Interventionsplanungsphase
- Feedback nach 6 Monaten Durchführung
- Abschlussevaluation
- Erwartete Ergebnisse
- Medizinische Grundversorgung
- Entlastung der Notfallbereiche
- Kooperation mit psycho-traumatologischen Versorgungsstrukturen
- Flüchlingsmedizinische Versorgungsforschung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Projektarbeit befasst sich mit der Etablierung eines regionalen Kompetenzzentrums zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen im Kreis Lippe. Die Zielsetzung ist die Entwicklung eines nachhaltigen Versorgungsmodells, das die spezifischen Bedürfnisse dieser Patientengruppe berücksichtigt und gleichzeitig die vorhandenen Ressourcen optimal nutzt.
- Analyse der aktuellen Versorgungslage und Herausforderungen
- Entwicklung eines bedarfsgerechten Versorgungskonzepts
- Optimierung der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen
- Sicherung der Finanzierung und Nachhaltigkeit des Kompetenzzentrums
- Evaluation des Versorgungskonzepts und Anpassung bei Bedarf
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung stellt die aktuelle Situation der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen im Kreis Lippe dar und beschreibt die Herausforderungen, denen sich die Region gegenübersieht. Das zweite Kapitel widmet sich der Zielsetzung und den Themenschwerpunkten der Projektarbeit. Die gesundheitspolitische Relevanz wird im dritten Kapitel beleuchtet, wobei die aktuelle Gesundheitslage von Flüchtlingen, die Organisation der Gesundheitsversorgung für Asylbewerber und die bestehenden Zugangsbarrieren sowie die Auswirkungen auf die Notfallversorgung im Fokus stehen. Kapitel vier befasst sich mit dem Stand der Forschung und Entwicklung in der Praxis. Die Durchführung des Projektes wird in Kapitel fünf detailliert beschrieben, einschließlich des „PDCA“-Zyklus, der Projektakteure und des Projektbetriebs. Kapitel sechs widmet sich der Finanz- und Zeitplanung des Projektes. Die Evaluation und die zu erwartenden Ergebnisse werden in Kapitel sieben vorgestellt.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die zentralen Themen der Projektarbeit sind die medizinische Versorgung von Flüchtlingen, die Etablierung eines regionalen Kompetenzzentrums, die Integration in das bestehende Gesundheitssystem, die Bewältigung von Herausforderungen und die Entwicklung nachhaltiger Versorgungsmodelle. Weitere wichtige Schlagworte sind: Bedarfsermittlung, Interventionsplanung, interdisziplinäre Zusammenarbeit, Finanzierung, Evaluation, Versorgungsforschung.
- Quote paper
- Dr. med. M.Sc. Patrick Dißmann (Author), 2016, Etablierung eines regionalen Kompetenzzentrums zur Sicherstellung der medizinische Versorgung von Flüchtlingen im Kreis Lippe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/334574