Die Historie der klinischen Sektion war lange Zeit eine Geschichte der Methodenvielfalt. Seit der Differenzierung in ihre moderne Form zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte sich die klinische Obduktion bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts als Begleiterin und Reflexionsfläche des medizinischen Erkenntnisstandes der jeweiligen Zeit etabliert und bewährt. In diesem Zeitraum bildete die Obduktion das Zentrum des Fachgebiets Pathologie und wurde inhaltlich an die sich mit dem medizinischen Erkenntnisfortschritt verändernden klinischen Fragestellungen immer wieder angepasst, indem alte, bis dahin bewährte Sektions- und Präparationsmethoden durch neuentwickelte Methoden bereichert oder verdrängt wurden. In den vergangenen etwa 50 Jahren verlagerte sich die Obduktion jedoch zunächst schleichend, später immer offener und schneller an den Rand des Fachgebiets. Die Bereicherung der Sektionsprozedur um neue Methoden nahm ab, seltene Verfahren gerieten mehr und mehr in Vergessenheit.
Die einst existierende Vielfalt an Präparationsmethoden für das Schlüsselorgan Herz übersichtlich aufgearbeitet darzustellen und damit vor dem Vergessen zu bewahren, ist ein Ziel dieser Arbeit. Nach einigen grundlegenden Ausführungen zur klinischen Obduktion, zum historischen Hintergrund von Sektionsmethoden und zum Einfluss der gewählten Sektionsmethode auf die spätere Feinpräparation des Herzens werden die zugänglichen deutsch- und englischsprachigen Monografien der „klassischen“ Sektionsmethoden ausgewertet in Bezug auf ihre jeweilige präparatorische Darstellung der einzelnen relevanten anatomischen Strukturen des Herzens (Konfiguration von Vorhöfen und Ventrikeln, Koronararterien, Myokard, Klappen, Reizleitungssystem, Maßerhebung). Die Schwerpunkte, Vor- und Nachteile sowie der historische Kontext der einzelnen Methoden sollen aufgezeigt und in Bezug auf ihre Praktikabilität beurteilt werden. Zusätzlich werden spezielle, separat publizierte Präparationsmethoden einzelner anatomischer Strukturen des Herzens dargestellt, ausgewertet und beurteilt, die aus verfügbarer unselbständiger Literatur stammen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort – Entstehung des Buches
- 1. Einleitung
- 2. Einführung in die Thematik
- 3. Die klinische Obduktion
- 3.1. Begriffsklärungen
- 3.2. Funktionen und Bedeutung
- 3.3. Aktuelle Situation
- 3.4. Technischer Ablauf / Herangehensweise / Methodenvielfalt
- 3.4.1. Historischer Exkurs zur Methodenvielfalt
- 3.4.2. Hintergrund und Ziele der ersten Sektionsmethoden
- 3.4.3. Hintergrund und Ziele heutiger Sektionsmethoden
- 3.4.4. Einfluss der Entnahmetechnik auf die nachfolgende Herzpräparation
- 3.4.4.1.In-situ-Präparation
- 3.4.4.2.Einzelorganentnahme
- 3.4.4.3. Paketentnahme (en-bloc)
- 3.4.4.4.Totalentnahme (en-mass)
- 3.5. Zwischenfazit
- 4. Die Untersuchung des Herzens im Rahmen der klinischen Obduktion
- 4.1. Grundansätze: Von der Blutflussmethode zur Scheibentechnik
- 4.1.1. Die Blutflussmethode
- 4.1.2. Die Zenker´sche Sektionstechnik
- 4.1.3. Die Scheibentechnik
- 4.2. Obduktionsrelevante makroanatomische Strukturen
- 4.2.1. Darstellung von Konfiguration und Füllung der Herzhöhlen
- 4.2.1.1. Äußere Konfiguration
- 4.2.1.2. Innere Konfiguration
- 4.2.2. Darstellung der Koronararterien
- 4.2.2.1. Längseröffnung
- 4.2.2.2. Querlamellierung
- 4.2.2.3. Totalentfernung
- 4.2.3. Darstellung des Myokards
- 4.2.3.1. Flachschnitte
- 4.2.3.2. Lamellierung
- 4.2.3.3. Scheibentechnik
- 4.2.4. Darstellung der Klappen
- 4.2.4.1. Blutflusstechnik
- 4.2.4.2. Scheibentechnik, Zenker´sche Sektionstechnik
- 4.2.5. Darstellung des Reizleitungssystems
- 4.2.5.1. Sinusknoten
- 4.2.5.2. AV-Knoten, Erregungsleitungssystem (ELS)
- 4.2.5.3. His-Bündel
- 4.2.6. Erhebung wesentlicher Maßzahlen
- 4.2.6.1. Herzgewicht
- 4.2.6.2. Kammerwandstärken
- 4.2.6.3. Herzostien
- 4.2.1. Darstellung von Konfiguration und Füllung der Herzhöhlen
- 5. Schlussbetrachtung
- 5.1. Zusammenfassung
- 5.2. Schlussfolgerungen
- 5.3. Konsequenzen, Ausblick, Forschungsdesiderate
- 6. Literaturverzeichnis
- 6.1. Gedruckte Quellen
- 6.2. Internetquellen
- 7. Abbildungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Buch beschäftigt sich mit der klinischen Obduktion und speziell mit der Präparation des Herzens. Ziel ist es, die verschiedenen Sektionsmethoden und Präparationstechniken aufzuzeigen und zu analysieren, ob eine gezielte Methodenauswahl die Qualität der Sektionsbefunde beeinflusst.
- Krise der klinischen Obduktion und deren Auswirkungen
- Historische Entwicklung und moderne Herausforderungen der Sektionstechnik
- Verschiedene Organentnahme-Verfahren und deren Einfluss auf die Herzpräparation
- Detaillierte Beschreibung und Bewertung verschiedener Präparationsmethoden für das Herz
- Bedeutung einer gezielten Methodenauswahl für die Qualität der Sektionsbefunde
Zusammenfassung der Kapitel
Das Buch beginnt mit einer umfassenden Einleitung, in der der Niedergang der klinischen Obduktion im Kontext moderner Medizin beleuchtet wird. Die verschiedenen Funktionen und Aufgaben der Obduktion werden detailliert beschrieben, und es wird der aktuelle Stand der Sektionszahlen in Deutschland beleuchtet. Die Kapitel 3 und 4 befassen sich mit der klinischen Obduktion selbst, wobei unterschiedliche Sektionsmethoden in ihrer Entstehung und Anwendung analysiert werden. Kapitel 3 beleuchtet die Historie und die gegenwärtige Situation der Sektionstechnik, wobei verschiedene Ansätze und Methoden, die Organe zu entfernen und zu präparieren, vorgestellt werden. Kapitel 4 konzentriert sich auf die Untersuchung des Herzens und präsentiert verschiedene Methoden, um dessen innere Strukturen und Veränderungen sichtbar zu machen. Dabei werden die Vor- und Nachteile jeder Methode im Detail beschrieben. Kapitel 5 fasst die gewonnenen Erkenntnisse zusammen und diskutiert die Konsequenzen für die Zukunft der klinischen Obduktion. Abschließend werden weitere Forschungsdesiderate für die Verbesserung der Sektionstechnik aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Klinische Obduktion, Herzpräparation, Sektionsmethoden, Methodenvielfalt, Organentnahme, Blutflussmethode, Scheibentechnik, Zenker´sche Sektionstechnik, Koronararterien, Myokard, Herzklappen, Reizleitungssystem, Maßzahlen, Herzgewicht, Kammerwandstärken, Herzostien, Qualität der Sektionsbefunde, moderne Medizin, Forschungsdesiderate.
- 4.1. Grundansätze: Von der Blutflussmethode zur Scheibentechnik
- Citation du texte
- B.A. Jan Sulik (Auteur), 2014, Das Herz als Schlüsselorgan der klinischen Obduktion. Sektionstechniken im Wandel der Zeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/335393