Im Lichte andauernder Debatten um die durch den sozioökonomischen Status der Schüler/innen bedingte Bildungsungerechtigkeit in Ländern wie Österreich oder Deutschland untersucht der vorliegende Beitrag den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Lernmotivation.
Das theoretische Fundament bildet die Selbstbestimmungstheorie nach Deci und Ryan (2000). Diese Motivationstheorie unterscheidet verschiedene Motivationsformen, wobei für nachfolgende Arbeit insbesondere die identifizierte Regulation, eine eher autonome Form der Motivation, von Bedeutung ist, da sie die Relevanz widerspiegelt, die eine Person einer (Lern)Handlung aufgrund der Bedeutung für deren angestrebte Ziele beimisst.
Mehrere Forschungsarbeiten konnten bereits Zusammenhänge zwischen dem sozioökonomischem Hintergrund und der Bildungsaspiration von Schüler/inne/n nachweisen (z. B. Salami, 2008), weshalb eine Beziehung zwischen sozialer Herkunft und identifizierter Regulation vermutet wird. In einer Sekundärdatenanalyse wurde der Datensatz der LOTUS-Studie, einer Längsschnittstudie mit 882 Einträgen, die in 24 Schulklassen berufsbildender mittlerer und höherer Schulen an acht Standorten in Österreich durchgeführt wurde, analysiert (70,6 % weiblich, Durchschnittsalter 14.49 Jahre). Es wurden Korrelationsanalysen für Daten von zwei Messzeitpunkten realisiert, um den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Lernmotivation bzw. identifizierter Regulation zu überprüfen. Die Ergebnisse sprechen gegen eine Beziehung zwischen den Variablen. Korrelationsanalysen zur Untersuchung des Einflusses des Geschlechts auf die Stärke des Zusammenhangs von sozialer Herkunft und identifizierter Regulation wiesen keine signifikanten Resultate aus.
Dies legt die Vermutung nahe, dass weder die soziale Herkunft noch das Geschlecht direkt mit der identifizierten Regulation zusammenhängen. Die Diskussion geht daher, unter Berücksichtigung der Limitationen der Arbeit, auf weitere mögliche Einflussfaktoren und Zusammenhänge ein.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theorie und Forschungsstand
- Stichprobenbeschreibung
- Operationalisierung und Analyseverfahren
- Empirische Befunde
- Diskussion
- Literaturverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Beitrag untersucht den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Lernmotivation von Schüler/innen im Kontext der Bildungsungerechtigkeit. Die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan dient als theoretisches Fundament, wobei der Fokus auf identifizierter Regulation liegt, einer Form der Motivation, die die Bedeutung einer Handlung für die eigenen Ziele widerspiegelt.
- Analyse des Zusammenhangs zwischen sozialer Herkunft und identifizierter Regulation
- Untersuchung des Einflusses des Geschlechts auf die Beziehung zwischen sozialer Herkunft und Lernmotivation
- Diskussion möglicher Einflussfaktoren auf die Lernmotivation
- Bedeutung der Ergebnisse für die Entwicklung von Maßnahmen zur Förderung der Chancengleichheit im Bildungssystem
- Einordnung der Ergebnisse in den aktuellen Forschungsstand
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Bildungsungerechtigkeit ein und beleuchtet die Relevanz der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen sozialer Herkunft und Lernmotivation. Kapitel 2 präsentiert die theoretischen Grundlagen, insbesondere die Selbstbestimmungstheorie und den Forschungsstand zum Einfluss der sozialen Herkunft auf Bildungsaspirationen. Kapitel 3 beschreibt die Stichprobe, die Operationalisierung der Variablen und die angewandten Analyseverfahren. Die empirischen Befunde werden in Kapitel 4 dargestellt, während Kapitel 5 die Ergebnisse diskutiert und deren Implikationen für die Praxis beleuchtet.
Schlüsselwörter
Bildungsungerechtigkeit, soziale Herkunft, Lernmotivation, identifizierte Regulation, Selbstbestimmungstheorie, Längsschnittstudie, Korrelationsanalyse, Chancengleichheit
- Citation du texte
- Marcel Christ (Auteur), 2015, Besteht ein Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Lernmotivation von Schülern?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/335604