Max Trömel. Eine ostdeutsche Karriere

Mit Beiträgen von Gerhard Arnold, Herbert Graf, Lutz Hamann, Peter Järisch und Fritz Lehmann


Textbook, 2016

223 Pages

Jutta Heuer (Author)


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Excerpt


Inhalt

1. Vorworte
1.1. Jutta Heuer: Der Chef
1.2. Lutz Marz: Das „System Trömel“
1.3. Max Trömel: 45 Jahre

2. Lebenslauf

3. Gespräche
3.1. Karriere-Abschnitte
3.1.1. Die Kindheit
3.1.2. Die Reife
3.1.3. Der Einstieg
3.1.4. Der Aufstieg
3.1.5. Das Tribunal
3.1.6. Ein Gipfel
3.1.7. Die Absetzung
3.1.8. Der Neustart
3.1.9. Der Wechsel
3.1.10. Die Abgründe
3.1.11. Der Zweite
3.1.12. Die Drohung
3.1.13. Die Wende
3.1.14. Der Umbruch
3.2. Karriere-Linien
3.2.1. Theorie und Praxis
3.2.2. Werte und Tugenden
3.2.3. Planwirtschaft und Bilanzierung
3.2.4. Investitionen und Parteitagsobjekte
3.2.5. Familie und Freizeit

4. Erinnerungen
4.1. Gerhard Arnold
4.2. Herbert Graf
4.2.1. Max Trömel - Freund und Partner
4.2.2. Die Wende – ein neuer Anfang?
4.2.3. Bewegte Jahre 1990-1992
4.2.4. Vertragsprobleme und ihre Bewältigung
4.3. Lutz Hamann
4.4. Peter Järisch
4.4.1. Meine erste Begegnung mit Max Trömel und meine ersten Arbeiten im Kabelwerk Köpenick
4.4.2. Der neue Führungsstil und eine neue Herausforderung
4.4.3. VEB-Betriebe wurden GmbHs
4.4.4. Die neue Führung
4.5. Fritz Lehmann

5. Fotos

6. Dokumente

7. Ausgewählte Bibliographie

8. Glossar

9. Lutz Marz: Nachgedanken

10. Danksagung

1. Vorworte

Dieses Buch hat drei kurze Vorworte. In diesen Vorworten erläutern Jutta Heuer, Lutz Marz und Max Trömel, warum sie sich zu diesem Projekt zusammenfanden. Jutta Heuer erklärt, warum für sie Max Trömel nicht irgendein Chef, sondern der Chef in ihrem 45jährigen Berufsleben war, an dem sie alle anderen Vorgesetzten immer wieder gemessen hat. Lutz Marz beschreibt seine Faszination für das „System Trömel“. Max Trömel begründet, warum er sich trotz anfänglicher Bedenken für das vorliegende Buchprojekt entschieden hat.

1.1. Jutta Heuer: Der Chef

Max Trömel war nicht mein erster Chef und auch nicht mein letzter. Er war aber für mich immer der Chef, an dem ich alle anderen Vorgesetzten meines 45jährigen Berufslebens gemessen habe.

Anfang des Jahres 1967 habe ich Max Trömel kennengelernt. Wir hatten gerade eine Neubauwohnung bezogen, mein Sohn war vier Jahre alt und ich fand, dass ich wieder ins Berufsleben einsteigen könnte. Von Freunden, die im Kabelwerk Köpenick tätig waren, hörte ich, dass der dortige Werkdirektor eine Stenotypistin zur Verstärkung seines Sekretariats sucht. Ich bewarb mich und bekam die Stelle obwohl ich kein Parteimitglied war. Vielleicht hatte es mir wieder einmal zum Vorteil gereicht, dass ich Arbeiterkind war.

Woran erinnere ich mich?

Max Trömel war eine respekteinflößende Persönlichkeit, freundlich aber distanziert im Umgang mit seinen Mitarbeitern. Dies waren die Chefsekretärin, sein persönlicher Mitarbeiter und eben ich. Auch in späteren Jahren, als er längst Ökonomischer Direktor im Kombinat Kabelwerk Oberspree war, begegneten wir uns hin und wieder in außerdienstlichen Zusammenhängen. Ich fühlte mich immer noch als die kleine Stenotypistin, an die er sich vielleicht gar nicht mehr erinnerte.

Er war kompetent, er verstand es zu leiten und zu führen.

Seine Arbeitszeit war straff geplant, er kannte keinen Leerlauf. Max Trömel war ungeheuer fleißig, verlangte das aber auch von den Menschen, mit denen er, auf welcher Ebene auch immer, zusammenarbeitete. Für Plauderstündchen oder vielleicht einen kleinen Umtrunk, wie das damals in anderen Sekretariaten oder Abteilungen nicht unüblich war, hatte er kein Verständnis und keine Zeit.

Er rauchte ziemlich viel, in der Regel eine ganz schreckliche Zigarette namens „Karo“. Im Betriebskonsum war diese Sorte für ihn immer vorrätig.

In seinem Arbeitszimmer hing ein großes plakatähnliches Schaubild. Es war der Netzplan von der gerade laufenden Rekonstruktion der Krananlagen im Betrieb Kabel. Dieses moderne Verfahren zur Planung und Kontrolle der Arbeiten begeisterte mich. Das war wissenschaftlich-technischer Fortschritt im Büro.

Meine tägliche morgendliche Aufgabe war es, im Betrieb Kabel die Tagesergebnisse der Aderstraßen nachzufragen. Erst jetzt bei den Interviews ist mir bewusst geworden, wie wichtig diese Zahlen für ihn und den Betrieb damals waren. 1967 wurde nach den Schwierigkeiten bei der Modernisierung der Kabelhalle das Jahr, in dem der Plan erstmals wieder erfüllt wurde.

Die Protokolle der Werkleitungssitzungen enthielten immer die Festlegungen mit Verantwortlichkeit, den Termin und die Kontrolle. Zu den inhaltlich wichtigen Tagesordnungspunkten mussten rechtzeitig schriftliche Vorlagen von den Verantwortlichen erarbeitet und an alle Beteiligten verteilt werden.

Es war eine Zeit, in der die elektronische Datenverarbeitung eine immer stärkere Bedeutung bekam. Für mich bot sich die Gelegenheit, ein Frauensonderstudium in der Fachrichtung „Elektronische Datenverarbeitung und Kybernetik“ aufzunehmen. Das bedeutete, dass ich einen Vorbereitungskurs und das Studium danach als Direktstudium absolvieren konnte und gleichzeitig 80 % meines Nettogehaltes bezahlt bekam.

Um vor dem Studium meine Kenntnisse der Betriebswirtschaft zu vertiefen, wurde ich in verschiedenen ökonomischen Bereichen des KWK eingesetzt. Meine Zeit bei Max Trömel war damit beendet. Nach Abschluss meines Fachschulstudiums habe ich wieder im Kabelwerk Köpenick gearbeitet und konnte seine Karriere weiter verfolgen.

Jutta Heuer Berlin, Dezember 2014

1.2. Lutz Marz: Das „System Trömel“

Lange bevor ich Max Trömel überhaupt das erste Mal sah, lernte ich das „System Trömel“ kennen. Es war im Februar 1978. Ich kam von der Humboldt-Universität zu Berlin, wo ich Mathematik, Physik und Politische Ökonomie studiert hatte, ins Kabelwerk Köpenick, um einmal einen sozialistischen Großbetrieb von innen kennen zu lernen und begann als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Ökonomischen Direktors. Meine erste Aufgabe bestand darin, die ökonomische Wirksamkeit des Planes Wissenschaft und Technik zu untersuchen. Diese Aufgabe führte mich in alle Betriebsteile und Stabsabteilungen.

Von der Betriebspraxis und derartigen Plänen hatte ich nicht den blassesten Schimmer und tappte zunächst völlig im Dunkeln. Das änderte sich aber Schritt für Schritt. Egal wo ich hinkam, überall nahmen sich Kollegen Zeit für mich, erklärten mir alles geduldig, machten mich auf Probleme aufmerksam, rieten mir, was ich mir mal genauer ansehen sollte, und standen jeder Zeit für Rücksprachen zur Verfügung. Das Überraschende war, kaum jemand schimpfte auf andere Abteilungen oder Kollegen. Fast jeder bemühte sich, die Probleme möglichst objektiv und aus verschiedenen Perspektiven zu beschreiben. Nahezu durchgängig war die Achtung, ja Hochachtung, vor den anderen und ihrer Arbeit zu spüren.

Als ich einmal mit einem älteren, erfahrenen Kollegen über diesen Eindruck und die wenigen Ausnahmen sprach, die es da aus meiner Sicht gab, nahm er mich beiseite und sagte: „Pass mal auf mein Kleiner, wir machen das hier so, wie wir das bei Maxe gelernt haben. Damit sind wir alle immer gut gefahren. Und da schaden so ein ‚kleiner Napoleon‘ oder so ein selbsternannter ‚großer Macher‘ überhaupt nicht, auch wenn sie ganz oben sitzen. Diese ‚Möchtegerndirektoren‘, sind im Grunde ganz armselige Gestalten. Vergiss sie, kümmere dich lieber um Maxes System.

Doch was war „Maxes System“? Schwer zu sagen. Vor den Gesprächen mit Max Trömel dachte ich, es ganz genau zu wissen. Jetzt, am Ende der Gespräche, bin ich ziemlich hilflos, weil mir dieses „System Trömel“ durch die Sätze rinnt und ich es einfach nicht zu packen bekomme. Natürlich kann ich bestimmte Elemente dieses Systems benennen, so beispielsweise solche Prinzipien, wie das

- Festlegungsprinzip: Sitzungen enden mit konkreten Festlegungen, die so formuliert sind, dass zweifelsfrei feststeht, was (Aufgabe) wer (Verantwortlichkeit) bis wann (Termin) zu tun hat. Jede Festlegung wird kontrolliert und es wird nur das festgelegt, was tatsächlich kontrolliert werden kann.

- Vorlagenprinzip: Auf Werkleitungssitzungen wird nicht geschwafelt, sondern strategische Probleme werden an Hand von schriftlich eingereichten Vorlagen diskutiert. Diese werden rechtzeitig an alle Teilnehmer verteilt, damit sich jeder gründlich auf die Diskussion vorbereiten kann.

- Rechenschaftsprinzip: Sämtliche Leitungsebenen, allen voran der Werkdirektor, sind der Belegschaft gegenüber rechenschaftspflichtig. Einmal im Monat erfolgt eine öffentliche Rechenschaftslegung, in der über die Ergebnisse des laufenden Monats sowie die Aufgaben des Folgemonats informiert wird und in der Fragen beantwortet werden.

- Subsidiaritätsprinzip: Aufgaben sind, soweit wie irgend möglich, selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu lösen. Erst wenn dies nicht mehr möglich ist, müssen übergeordnete Leitungsebenen unterstützend wirksam werden.

- Machbarkeitsprinzip: Geht nicht, gibt’s nicht. Bevor erklärt wird, dass etwas nicht geht, ist detailliert nachzuweisen, was genau versucht und unternommen wurde, damit es geht.

- Kontinuitätsprinzip: Anzahl und Dauer der Sitzungen werden auf ein Minimum reduziert. Dieses Minimum wird jedoch mit eiserner Kontinuität gewährleistet. Art und Umfang des Sitzungsminimums werden regelmäßig überprüft und gegebenenfalls modifiziert.

- Kommunikationsprinzip: Redet miteinander und nicht übereinander. Kommunikationsstörungen sind Reproduktionsstörungen. Sie gefährden die Effizienz und die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit.

Aber was sagen diese Prinzipien schon? Es ist ungefähr so, als sollte ich einen Menschen aus Fleisch und Blut beschreiben und finge stattdessen damit an, seine einzelnen Skelettknochen aufzuzählen. Das wäre sicher nicht völlig falsch, aber von dem lebendigen Menschen könnte man sich dadurch wohl kaum ein richtiges Bild machen.

Obschon, ganz so sehr geht diese Prinzipienaufzählung vielleicht doch nicht an der Frage nach dem „System Trömel“ vorbei. Ich habe in meinem Berufsleben, sowohl als „Produktioner“ im Kabelwerk Köpenick und im Kabelwerk Adlershof, als auch später als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung nur wenige, sehr, sehr wenige Menschen kennengelernt, die diese Prinzipien tagtäglich praktiziert und selbst vorgelebt haben.

Trotzdem lässt sich das „System Trömel“ nicht auf ein paar schlagwortartige Prinzipien eindampfen. Es ist unendlich viel mehr. Es ist ein System, das ökonomische Effizienz, Freude an der Arbeit und Hochachtung vor anderen Menschen miteinander verbindet. Wir hoffen, dass in den folgenden Gesprächen mit Max Trömel, in den Erinnerungen von Kollegen sowie in den Dokumenten und Fotos etwas von dem Geist dieses „System Trömel“ lebendig wird.

Lutz Marz Lofta, April 2016

1.3. Max Trömel: 45 Jahre

Ich stand dem nun vorliegenden Buchprojekt zunächst skeptisch gegenüber. Wer würde sich schon dafür interessieren? Ich bin weder eine Person der Zeitgeschichte, noch habe ich irgendwelche spektakulären Enthüllungen anzubieten. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich dann aber dennoch dafür entschieden, denn es gibt eine Reihe von Tendenzen, die mir Sorge bereiten.

Da ist zunächst die Demontage der sozialen Marktwirtschaft. Entgegen allen offiziellen Beteuerungen wird dieses Wirtschaftsmodell seit über zwanzig Jahren systematisch ausgehöhlt, und zwar von zwei Seiten, nämlich als soziale und als Markt wirtschaft. Als soziale Marktwirtschaft insofern, als die Schere zwischen den Armen und Reichen in unserer Gesellschaft immer größer wird, ohne Rücksicht auf die darin liegende soziale Sprengkraft. Als soziale Markt wirtschaft insofern, als die Märkte, mit denen wir es heute zu tun haben, in weiten Teilen monopolistisch und kartelliert sind und den ökonomischen Wettbewerb immer mehr verzerren und verhindern, anstatt ihn zum Wohle der Produzenten und Verbraucher zu fördern. Von dieser doppelten Demontage der sozialen Marktwirtschaft profitieren in erster Linie die oberen Zehntausend.

Hand in Hand mit dieser doppelten Demontage der sozialen Marktwirtschaft geht die Verteufelung der DDR und ihrer Ökonomie. Vieles, was ich in der letzten Zeit über die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts gelesen, gehört und im Fernsehen gesehen habe, ist meines Erachtens mehr den finanziellen und publizistischen Interessen der Autoren als der Wahrheit und den tatsächlichen Verhältnissen verpflichtet. Das betrifft vor allem die DDR-Planwirtschaft. In den letzten fünfundzwanzig Jahren wurden immer wieder in den Medien, im Wissenschaftsbetrieb und in der Politik Wahrheiten, Lügen und Halbwahrheiten zu Legenden über die DDR-Planwirtschaft verwoben, die heute, nach einem Vierteljahrhundert, als unumstößliche Wahrheiten gelten, deren Realitätsgehalt nicht mehr hinterfragt wird.

Zu solchen Legenden gehören die bis zum Überdruss wiederholten Mythen von der finanziell bankrotten DDR, von der durch und durch maroden Wirtschaft oder von der Nichtreformierbarkeit der Planwirtschaft. Obwohl diese Mythen mehrfach von Ökonomen unterschiedlichster Schulen an Hand von Fakten widerlegt wurden und das Beispiel China für jeden sichtbar die Reformierbarkeit der Planwirtschaft demonstriert, werden diese Mythen nach wie vor von vielen Menschen als Tatsachen und unumstößliche, quasi naturgesetzliche Wahrheiten angesehen. Wer sie bezweifelt, hinterfragt oder relativiert, gilt als ostalgischer Spinner. Die Geschichtsschreibung der Herrschenden ist in den letzten Jahrzehnten zur herrschenden Geschichtsschreibung geworden.

Dem möchte ich etwas entgegensetzen. Meine in dem vorliegenden Buch dokumentierten Erinnerungen und Erfahrungen richten sich sowohl an meine Enkel und Urenkel als auch an spätere Historiker, die wissen möchten, wie wir in der DDR-Planwirtschaft gearbeitet und gelebt haben. Und sie richten sich auch an jene Zeitgenossen, die nicht gedankenlos dem Mainstream folgen wollen, sondern die Mühe des eigenen Denkens nicht scheuen und sich ihre Urteile selber bilden möchten, auch auf die Gefahr hin, dass dabei lieb gewordene Vorurteile auf der Strecke bleiben.

Bei meinen Erinnerungen und Erfahrungen spielt das Kabelwerk Oberspree, das 1897 als Teil der AEG in Betrieb genommen wurde, eine besondere Rolle. Dieses Werk habe ich von der Pieke auf kennengelernt und von dort wurde ich zunächst in das Ministerium für Maschinenbau delegiert und habe dann unterschiedliche Leitungsfunktionen in der DDR-Planwirtschaft eingenommen. Von den 45 Jahren meiner Berufstätigkeit war ich 40 Jahre in der ostdeutschen und 5 Jahre in der bundesdeutschen Kabelbranche tätig. Die Einblicke, die ich in diesen 45 Jahren gewonnen habe, sind für die Leserinnen und Leser vielleicht nicht uninteressant.

Dabei ist jedoch Folgendes zu bedenken: Als Zeitzeuge der bewegten vier Jahrzehnte DDR habe ich selbst natürlich nur eine eingeschränkte und in vielen Fällen sicher auch einseitige Sicht. Hinzu kommt, dass mein Lebenslauf vielleicht nicht typisch ist für einen in Deutschland Geborenen, der sich dann nach dem Krieg mit seiner Familie in der SBZ und der DDR wiedergefunden hat. Vielleicht war es nicht typisch, aber eben möglich, wie ich mein Leben gestaltet und damit in meinem unmittelbaren Tätigkeitsfeld und teilweise auch etwas darüber hinaus auf gesellschaftliche und ökonomische Prozesse eingewirkt habe. Die Leserinnen und Leser mögen dies selbst beurteilen.

Max Trömel Berlin, Oktober 2014

2. Lebenslauf

Der folgende Lebenslauf ist in drei Abschnitte gegliedert, und zwar die „berufliche Entwicklung“ und die „gehaltliche Entwicklung“ sowie die „Aus- und Weiterbildung“.

Berufliche Entwicklung

01.08.1952 – 05.05.1953 Buchhalter im Kabelwerk Oberspree

06.05.1953 – 28.02.1956 Referent im Ministerium für allgemeinen Maschinenbau, Abt. Finanzen

01.03.1956 - 18.04. 1958 Leiter der Abteilung Finanzen und Preise in der Hauptverwaltung im Ministerium

19.04.1958 – 01.05.1958 Aufbaustab Vereinigung Volkseigener Betriebe Hochspannungsgeräte und Kabel (VVB HuK)

01.05.1958 – 27.08.1959 Abteilungsleiter Betriebswirtschaft und Finanzkontrolle in der neugegründeten VVB HuK

28.08.1959 - 03.05.1960 Abteilungsleiter Planökonomie der VVB HuK

04.05.1960 – 19.08.1961 Beauftragt mit den Geschäften des Hauptdirektors der VVB HuK

20.08.1961 Offizielle Entbindung von der Funktion als kommissarischer Hauptdirektor, nachdem ab 14.08.61 ein neuer Hauptdirektor für diese Funktion eingesetzt wurde

20.08.1961 -27.06.1962 Planungsleiter und 1. Stellvertreter des Hauptdirektor der VVB HuK

28.06.1962 – 31.07.1962 Vertretung des Werkdirektors Transformatoren- und Röntgenwerk Dresden

01.08.1962 – 30.01.1964 Planungsleiter und 1. Stellvertreter des Hauptdirektor der VVB HuK

31.01.1964 – 30.04.1973 Werkdirektor im VEB Kabelwerk Köpenick

01.05.1973 – 15.06.1990 Ökonomischer Direktor des Kombinates Kabelwerk Oberspree und 1. Stellvertreter des Generaldirektors des Kombinates Kabelwerk Oberspree (KWO)

16.06.1990 – 18.12.1990 vorläufiger Hauptgeschäftsführer der KWO GmbH

19.12.1990 – 31.03.1991 Hauptgeschäftsführer der KWO GmbH

01.04.1991 - 31.01.1993 Geschäftsführer der KWO-Kabel

01.02.1993 - 31.01. 1996 Senior-Advisor BICC

31.01.1996 45stes Arbeitsjubiläum im KWO und Aufhebungsvertrag in gegenseitigem Einvernehmen

01.06.1997 – 31.08.1997 Beratung der BICC

Gehaltliche Entwicklung (Brutto in DDR-Mark)

01.08.1952 310,- nach Lehrabschluss

01.12.1952 430,- als Buchhalter im KWO

06.06.1953 700,- als Referent im Ministerium für allgemeinen Maschinenbau

1955 950,- als Hauptreferent im Ministerium

01.03.1956 1250,- als Abteilungsleiter im Ministerium für Schwermaschinenbau, Hauptverwaltung Kabel und Technische Keramik

01.05.1959 1310,- als Abteilungsleiter für Betriebswirtschaft und Finanzkontrolle der Vereinigung Volkseigener Betriebe Hochspannungsgeräte und Kabel (VVB HuK)

28.08.1959 1440,- Abteilungsleiter Planökonomie in der VVB HuK

04.05.1960 1800,- plus 750,- Aufwandsentschädigung als Kommissarischer Hauptdirektor in der VVB HuK

20.08.1961 1440,- Rückstufung als Planungsleiter in der VVB HuK

01.11.1962 1800,- Gehaltserhöhung in der VVB HuK

31.01.1964 2400,- als Werkdirektor im Kabelwerk Köpenick

01.05.1973 – 06.06.1990 2600,- bis 2800,- als Ökonomischer Direktor im KKWO

Aus- und Weiterbildung

1938 - 1942 Grundschule

1942 - 1950 Oberschule

14.06.1950 Abitur mit dem Gesamtergebnis „Gut“

Herbst 1950 – Ende 1950 Praktikant im Rechtsanwaltsbüro Bötzel

15.01.1951 – 31.07.1952 Lehre als Industriekaufmann im Kabelwerk Oberspree (Lehrvertrag ursprünglich für 3 Jahre), Abschluss mit „Ausgezeichnet“

03.04.1951 - 21.01.1954 Fachschulabendstudium an der Fachschule für Betriebswirtschaft und Planung (6 Semester Lehrgang für Hauptbuchhalter, wöchentlich 8 Stunden)

27.03.1954 Abschlussprüfung „Genügend“

07.11.1955 Abzeichen für gutes Wissen in Gold

August 1958 - 27.07.1963 Hochschulfernstudium an der Hochschule für Ökonomie „Bruno Leuschner“ (HfÖ) in Berlin-Karlshorst, Fachrichtung Industrieökonomie, Wissenschaftliche Arbeit (Diplom) „Sehr gut“, Gesamtergebnis „Gut“

01.02.1971 - 16.11.1972 Außerplanmäßige Aspirantur, Abschluss als Dr. oec. (Doktor der Wirtschaftswissenschaften), Gesamtergebnis „Cum laude“

01.10.1981 Facultas Docendi (Lehrbefähigung an der HfÖ)

01.02.1983 Honorardozent für „Leitung der sozialistischen Wirtschaft“

1974 - 1990 Vorsitzender des Gesellschaftlichen Rates der HfÖ

3. Gespräche

Die Gespräche mit Max Trömel bilden das Kernstück des vorliegenden Buches. Sie wurden im Zeitraum von April 2014 bis Januar 2015 im Monatsrhythmus geführt und dauerten jeweils ungefähr drei Stunden. Der größte Teil dieser Gespräche wurde aufgezeichnet, anschließend transkribiert und dann von Februar 2015 bis Juni 2016 in regelmäßigen Zusammenkünften der Herausgeber überarbeitet und konkretisiert.

Die transkribierten Gespräche wurden in zwei großen Kapiteln aufbereitet. Erstens im Kapitel „3.1. Karriere-Abschnitte“, in dem die Hauptetappen des Lebens Max Trömels von seiner Geburt 1932 bis zum Ende seiner Berufstätigkeit 1996 skizziert werden. Zweitens im Kapitel „3.2. Karriere-Linien“, in dem „rote Fäden“ diskutiert werden, die mehr oder weniger das gesamte Leben Max Trömels durchzogen und seine Karriere wesentlich bestimmt haben.

Diese zwei Kapitel und deren Unterkapitel brauchen nicht notwendigerweise nacheinander, sondern können in beliebiger Reihenfolge gelesen werden. Jedes Unterkapitel bildet eine kleine in sich relativ abgeschlossene Erzählung, die zwar auf Vor- und Folgekapitel verweist, die jedoch aus sich selbst heraus verstanden werden kann. Im Anhang findet sich zudem ein Glossar für all jene Leserinnen und Leser, die mit der fachlichen Thematik und den in den Gesprächen verwendeten Abkürzungen wenig oder gar nicht vertraut sind.

Bei der Lektüre der Gespräche wird auffallen, dass wir bei den Fragen an Max Trömel mal das „Sie“ und mal das „Du“ verwenden. Diese wechselnde Anrede hat einen ganz einfachen Grund: Nach einem der Interviews hat uns Max Trömel das „Du“ angeboten, wozu wir dann auch übergegangen sind. Im Interesse der Authentizität haben wir darauf verzichtet, die unterschiedlichen Anreden und die Distanzen, die sie signalisieren, stilistisch glattzubügeln.

3.1. Karriere-Abschnitte

Das Kapitel „Karriere-Abschnitte“ ist in insgesamt vierzehn chronologisch aufeinanderfolgende Unterkapitel gegliedert. In jedem dieser Unterkapitel werden Teile der „roten Fäden“ erkennbar, die das Leben Max Trömels durchziehen. Von daher werden diese chronologischen Unterkapitel durch die Erzählungen der „Karriere-Linien“ noch einmal aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und vertieft.

3.1.1. Die Kindheit

Lutz Marz: Herr Trömel, zunächst noch einmal ganz herzlichen Dank, dass Sie sich zu den Interviews bereit erklärt haben. Wir haben inzwischen auch noch mit einigen ehemaligen Kollegen gesprochen, die uns versprachen, einen Beitrag für dieses Buch zu schreiben. In einer monatlichen Informationsmail werden wir alle Beteiligten über den jeweils aktuellen Stand des Projektes auf dem Laufenden halten.

Jutta Heuer: Vielleicht beginnen wir am besten mit Ihrer Kindheit. Dazu gleich zwei Fragen. Wann wurden Sie geboren? Und: Hatten Sie Geschwister?

Max Trömel: Ich wurde 1932, exakt, am 28.Juni 1932, in Berlin geboren. Ich war das erste Kind, später kamen dann noch mein Bruder und meine beiden Schwestern hinzu.

Lutz Marz: Könnten Sie uns etwas über Ihre Mutter und Ihren Vater erzählen?

Max Trömel: Meine Mutter ist 1906 in Zeesen bei Berlin geboren worden. Sie war das einzige Kind der Familie Welsow. Meinen Großvater, Gustav Welsow, und meine Großmutter habe ich nie kennengelernt. Mein Großvater ist bei einem Verkehrsunfall mit dem Motorrad tödlich verunglückt. Nach dem Krieg, als Wilhelm Pieck erster Staatspräsident der DDR wurde, hat meine Mutter mir erzählt, dass ihr Vater mit Wilhelm Pieck als Tischler politisch und praktisch zusammen gearbeitet hat. Beide gehörten der gleichen Partei an.

Die Eltern meines Vaters stammen aus dem Vogtland. Er selbst ist in Berlin geboren und dort in einer Bäckerfamilie groß geworden. Bereits zu Beginn seiner Schulzeit wurde er Halbwaise. Meine Großmutter hat nach dem Tode ihres Mannes wieder geheiratet, und zwar einen Massek, katholischen Glaubens. Dieser sah jedoch die Bäckerei, in die er eingeheiratet hatte, vorwiegend aus der Sicht des Profits und mein Vater war da vor allem als billige Arbeitskraft willkommen. Als mein Vater ungefähr 12 Jahre alt war, nahm ihn sein Stiefvater von der Schule, weil er meinte, er könne rechnen und schreiben und mehr bräuchte er nicht, um Bäcker zu werden. Dabei hätte mein Vater nie Bäcker werden dürfen, weil er Asthma hatte und den Mehlstaub nicht vertrug. Meine Großmutter väterlicherseits hatte eine ganz andere Herkunft als meine anderen Großeltern. Sie war eine geborene Garbe und ihre Mutter war Französin. Die Garbe-Familie lebte im Rheinland.

Das war es eigentlich großmütterlicherseits und großväterlicherseits. Mein Vater hat dann so schnell wie möglich den Meisterbrief gemacht, um aus dem Einflussbereich seines Stiefvaters zu kommen und hat dann seine eigene Bäckerei eröffnet. Von meiner Mutter weiß ich, dass sie und mein Vater schon in jungen Jahren immer Kinder haben wollten. Aber dieser Wunsch ging in den ersten Jahren nicht in Erfüllung. Meine Mutter ist dann zu einem jüdischen Gynäkologen gegangen und hat sich ihm anvertraut. Sein Eingriff war erfolgreich und danach konnte sie endlich Kinder haben. Mein Leben verdanke ich einem Juden, so kann ich das sagen. Als die Juden verfolgt und deportiert wurden, hat meine Mutter ihren jüdischen Kundinnen öfter etwas Weißgebäck zusätzlich in die Tasche gesteckt. Eigentlich war das streng verboten, denn an Juden durfte nur Schwarzbrot verkauft werden. Mein Vater hatte da auch immer etwas Bange gehabt und sagte: „Sei ja vorsichtig, Du weißt, wir haben Kinder und Verantwortung für sie und wenn das rauskommt, dass Du Juden unterstützt …“.

1938 bin ich dann eingeschult worden, da war ich fast der Jüngste. Zum einen, weil damals zu Ostern eingeschult wurde, zum anderen, weil ich am 28. Juni Geburtstag hatte und nur die bis zum 30. Juni Geborenen genommen wurden, vorausgesetzt, sie waren entsprechend entwickelt. Dann habe ich die Volksschule besucht, immer neben der Bäckerei.

Jutta Heuer: Was heißt „neben der Bäckerei“?

Max Trömel: Na, die Bäckerei bestimmte unser aller Leben, auch meins. Erstmal schon die räumlichen Verhältnisse. Neben dem Laden, wo immer die Klingel ging, wenn ein Kunde reinkam oder rausging, war unsere Stube, das einzige Wohnzimmer für alle. Außerdem gab es noch über den Hausflur zwei weitere Zimmer, ein Schlafzimmer für meine Eltern und ein Zimmer für meinen Bruder und mich. 1934 wurde mein Bruder geboren. Es waren somit von der Atmosphäre her keine idealen Voraussetzungen, um Schularbeiten zu machen. Hinzu kam, dass meine Eltern auch gar keine Zeit hatten, zu sehen, ob ich was schreiben konnte oder nicht. Ich war früh auf mich selbst gestellt.

Eine meiner liebsten Beschäftigungen war, dass ich Zahlen geschrieben habe, erst von 1 bis 10, dann auch höhere. Irgendwie habe ich mir das selbst zusammengereimt. In Oberschöneweide gab es zum Beispiel eine Straßenbahnlinie 87. Da habe ich eine 87 erkannt und als ich gefragt wurde, was das ist, habe ich gesagt eine Siebenundachtzig. Hier ist eine 8 vor einer 7, also muss das so sein.

Meine Eltern waren gar nicht so darauf aus, dass ich zur Oberschule und zum Gymnasium ging, weil sie nicht aus diesem Bildungsweg kamen. Und wenn ich die Bäckerei mal übernehmen würde, so dachten sie, dann würde ein anständiger Volksschulabschluss völlig genügen. Mein Klassenlehrer hat wohl meinen Eltern immer wieder gesagt, dass ich für einen höheren Abschluss geeignet wäre. Er meinte: „Ihr Max muss unbedingt Oberschüler werden.“ Ja und so bin ich dann zur Oberschule gekommen, 1942 war das. Und dort ging dann dasselbe weiter, die höheren Anforderungen neben der Bäckerei. Das hat mich dann bis zum Abitur begleitet. Da hat sich nichts geändert.

Aber es waren nicht nur die räumlichen Verhältnisse, weshalb die Bäckerei mein Leben damals bestimmt hat. Ich habe natürlich auch mitgeholfen, zum Beispiel Kohlen raufgeholt, alte Schrippen zu geriebener Semmel verarbeitet, nicht elektrisch, sondern mit der Kurbel per Hand, oder Bleche geputzt. Am liebsten habe ich übrig gebliebene Kartons im Herd verbrannt, das hat mir den meisten Spaß gemacht.

Lutz Marz: Und gab es auch etwas, was Ihnen nicht so sehr Spaß gemacht hat?

Max Trömel: Naja, 1940, da wurde meine Schwester geboren und damit wurden mir einige Aufgaben übertragen. Ich habe sie dann, nicht ganz aus freiem Willen, im Kinderwagen geschoben. Begeistert war ich nicht gerade, auf der anderen Seite habe ich meine Eltern verstanden. Sie hatten einfach keine Zeit, außer sonntags vielleicht mal. Und da mir klar war, dass ein Kind frische Luft braucht, habe ich mich dann eben mit dem Kinderwagen aufgemacht. Da gab es natürlich, wie es eben in diesem Alter so üblich ist, auch reichlich Spott von meinen Alterskameraden, die auf der Straße Ball gespielt haben. Und als mir dann einer von denen zu nahe kam, dann habe ich auch schon mal zugeschlagen. Ich hatte ja ein bisschen Muskeln, vom Semmelmahlen, Kohlen tragen und so weiter, und dann war Ruhe. Meine Zeit, mit den anderen Kindern zu spielen, war begrenzt, aber na gut, ich habe eingesehen, das muss so sein.

Dann hatte ich viele Kinderkrankheiten: zum Beispiel Windpocken, Masern und Scharlach. Und von dem Scharlach ist dann auch etwas zurückgeblieben, eine bei jeder kleinen Anstrengung blutende Nase. Die Ärzte waren ratlos und haben gesagt, das einzige, was sie empfehlen könnten, wäre Luftveränderung, vielleicht hilft das. Da war ich das erste Jahr auf der Oberschule. Zu dieser Zeit gab es von der Oberschule eine Kinderlandverschickung. KLV hieß das. Diese KLV lief mit einem regulären Schulbetrieb. Das heißt, die Schule lief da weiter. So eine Verschickung wurde damals auch gern gesehen, weil der Bombenkrieg los ging und mit der KLV die Kinder aus Berlin rauskamen. So bin ich dann als Zehnjähriger im November 1942 in die Slowakei gefahren. Der Aufenthalt war für 6 Monate geplant, dauerte aber 7 Monate.

Jutta Heuer: War Ihnen da nicht mulmig, als Zehnjähriger so lange weg von zuhause?

Max Trömel: Zunächst nicht, denn aus meiner Schule hatten sich auch noch drei oder vier andere gemeldet, um dorthin zu fahren. Aber von denen sind nach einem ersten kurzen Strohfeuer alle wieder abgesprungen. Zum Schluss war ich der einzige, der übrigblieb. Und ich habe mir gesagt, ich springe nicht ab, sondern mache das jetzt, warum auch nicht. Der Abschied von den Eltern und den Geschwistern war nicht einfach. Ich verstand mich ja mit meinen Eltern gut und war ihrer keinesfalls überdrüssig. Trotz der Arbeit und dem Kinderwagenschieben war ich gern zuhause. Es war vielleicht schon damals so eine Veranlagung, die ich auch später beibehielt: Wenn ich mich einmal entschieden hatte, dann mache ich keinen Absprung.

In der KLV-Schule war ich anfangs - ohne Freunde - auf mich selbst gestellt. Von den Jungen, die ich auf der Reise dorthin im D-Zug kennengelernt hatte, habe ich eine schlechte Erinnerung. Sie waren nicht mein Milieu, d.h. sie hatten Umfangsformen und gebrauchten Wörter, die mir vom Elternhaus fremd waren. Da war mir zunächst etwas mulmig, wie man so sagt. Die anderen waren gruppenweise aus ihren Schulen dort hingekommen und ich war ganz allein. Da musste man sich schon selbst durchsetzen und bewähren. Das KLV-Lager war so organisiert, dass es eine Schulleitung und eine politische Leitung gab. Das war vorher nicht so gesagt worden, sonst hätten meine Eltern die Anmeldung sicherlich noch einmal überlegt. Die Schulleitung war für den Unterricht verantwortlich und die politische Leitung bestand aus AHS-Schülern, die den gesamten Freizeitbereich dirigiert haben.

In der KLV wurde auf Ordnung geachtet. Anders geht das auch gar nicht, wenn man irgendwo in einer Gruppe zusammenlebt. Da kann nicht jeder rumschludern, wie es ihm gerade gefällt, da muss es schon bestimmte Regeln und eine gewisse Ordnung geben, an die sich alle zu halten haben. Das war meine Meinung damals als Zehnjähriger und die hat sich später immer mehr gefestigt. Das hat dann die ersten Eindrücke von der Zugfahrt relativiert, denn mit der Ordnung kam ich gut zurecht. Die Typen aber, die ich im Zug kennen gelernt hatte, mussten sich total umstellen.

Lutz Marz: Wo und wie waren Sie bei dieser Verschickung untergebracht?

Max Trömel: Wir waren erst in einem kleinen Dorf, in einer Pension untergebracht. Das Dörfchen hieß, glaube ich, Zdiar. Das war hochinteressant. Die Hütten waren meist aus übereinander geschichteten Balken errichtet und die Zwischenräume hatte man mit Lehm und zum Teil mit Kuhmist verschmiert. Die Fenster waren winzig, gerade zum rausgucken, wegen der Energiebilanz, damit die Wärme drinnen blieb. So etwas habe ich das erste Mal gesehen. Das gab es ja in der Stadt gar nicht. Es brannte auch nicht immer Licht, denn der Strom wurde dort über ein Wasserrad erzeugt und das hat sich natürlich nur gedreht, wenn Wasser da war.

Von dort sind wir dann Anfang 1943 in ein ehemaliges Hotel gezogen, das einer Gräfin gehörte. Die Gräfin saß manchmal mit dem Schulleiter und dem politischen Leiter in der Ecke auf dem Sofa. Ich glaube, der Ort hieß Tatra Waldheim, slowakisch Tatranska Lesna. Da fuhr eine Siemensbahn als Straßenbahn, die nicht durch Straßen, sondern am Waldrand von Dorf zu Dorf führte.

Weihnachten 1942 hatte ich noch in Zdiar verbracht. Das ist mir noch genau in Erinnerung. Da wurde nämlich von der Heimleitung bei der Verpflegung etwas zugelegt und außerdem bekamen ja alle Pakete aus der Heimat. Die wurden sofort aufgemacht und dann wurde getauscht. Es war wie im Paradies. Plötzlich gab es Mohn, Zucker, Nudeln, Marzipan, Wurst, Schokolade … alles im Überfluss. Jeder hat reingehauen, bis er nicht mehr konnte. Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten. In der Nacht waren die Toiletten bald nicht mehr begehbar. Am nächsten Morgen mussten wir dann alle antreten und es gab einen Marsch durch Schnee und Kälte. Das hört sich vielleicht furchtbar an, aber anschließend ging es allen tatsächlich erheblich besser als vorher. Die frische Luft und die Bewegung taten ihre Wirkung, auch wenn es einigen schwerfiel.

Lutz Marz: Apropos „frische Luft“, wie ist das Ganze Ihrer Gesundheit bekommen, hat die Luftveränderung geholfen?

Max Trömel: Eigentlich war ich ja in der Slowakei, um meine Scharlachfolgen auszuheilen, aber dann habe ich dort Diphterie bekommen. Ich musste dann deswegen im Januar 1943 ins Krankenhaus von Tatranska Lomniza. Ich habe das nur überstanden mit den Briefen, die ich von zuhause bekam und aus denen ich die Sorge spürte, die meine Eltern hatten und ihr Wohlwollen. Sie sprachen mir Mut und Trost zu und das hat sehr geholfen.

Ich bin dann aus dem wohlbehüteten Krankenhaus, wo es immer warm war, im Februar entlassen worden und kam abends nach dem Zapfenstreich in dem Heim an. Dort war gerade die Heizung ausgefallen. Ich lief überall hin und her, habe aber niemanden mehr gefunden, der mich irgendwie mit warmem Bettzeug versorgt. Ich hatte nur eine dünne Decke, die in einem Bezug eingezogen war. Dann habe ich mich hingelegt und wie ein Schneider gefroren, richtig gebibbert, die ganze Nacht durch. Dann stellte sich am nächsten Tag hohes Fieber ein und ich bekam nicht mehr alles richtig mit. Es war so schlimm, dass ich mich in der Nähe des Todes fühlte.

Ich weiß noch, dass ich in das einzige Zimmer kam, was beheizt war und als Krankenstube diente. Dort stand ein Kanonenofen. Mir schwand immer wieder das Bewusstsein und ich kann mich nur noch daran erinnern, dass man Fieber gemessen hat und ich über 42 Grad hatte. Das fand ich ziemlich gruselig, denn ich wusste schon als Kind, dass das irgendwie nicht gut ist. Dann kamen Weißkittel, die haben mich behandelt. Schließlich habe ich das Ganze überstanden. Für den Rest meines Aufenthaltes dort hatte ich dann Sportverbot und sollte mich schonen, um wieder zu Kräften zu kommen.

Das wiederum hatte auch wieder gute Seiten. Da ich keinen Sport mitmachen durfte, habe ich in dieser Zeit von einem Unterführer der AHS Schach gelernt. Das hat mir großen Spaß gemacht und ich habe dieses Spiel auch ziemlich schnell begriffen. Und im April stellte sich dann auch mein erster großer Erfolg ein. Ich habe einen Lehrer besiegt. Der zweite Vorteil war, dass ich aufgrund meiner schulischen Leistungen und den Schachspielergebnissen als kluges Köpfchen galt und bei Geländespielen im Stab tätig sein konnte, wo ich mit Geländekarten gearbeitet habe und auch mal ein paar mehr oder weniger kluge Gedanken zur Strategie und Taktik geäußert habe.

Das hört sich nun vielleicht alles etwas nach Streber und Musterschüler an, aber das war ich nicht. Wir haben den Lehrern viele Streiche gespielt und manchmal auch ziemlich derbe. Ich erinnere mich zum Beispiel daran, dass alle zwei oder drei Wochen der Friseur in das Lager kam, um jedem die Haare zu schneiden. Und der konnte nun natürlich nicht warten, bis der Unterricht vorbei war und die Schüler dann alle auf einmal zu ihm kamen. Also ging es hübsch der Reihe nach. Einer wurde aufgerufen, verließ den Unterricht, wurde frisiert, kam zurück und dann war der nächste an der Reihe immer so fort. Wir hatten uns nun einmal abgesprochen, dass, wenn einer zurückkam, nicht nur der nächste, sondern vier Schüler gleichzeitig aus dem Klassenzimmer liefen. Das hatte nun den gewünschten Effekt, dass der Klassenlehrer den Vieren nachlief und sie alle einfing. Als er dann mit den Delinquenten das Klassenzimmer betrat, war der Raum völlig leer, weil alle anderen in der Zwischenzeit durch das Fenster getürmt waren. Und solche Streiche habe ich selbstverständlich auch mitgemacht. Streiche ja, aber keine Schlamperei.

Das sind so einige Erinnerungen von dieser Verschickung. Das Nasenbluten hat tatsächlich aufgehört. Offensichtlich hat die Luftveränderung gewirkt. Zusammenfassend und rückwirkend betrachtet, haben die sieben Monate im KLV in der Slowakei zu meiner Persönlichkeitsentwicklung beigetragen, vor allem meine Selbstständigkeit gefördert. Vergessen habe ich aber nicht, dass die Trennung von meinen Familienangehörigen angesichts der Kriegsereignisse im Jahr 1943 mir große Angst bereitet hat. Da half auch nicht der Optimismus der Unterführer.

3.1.2. Die Reife

Lutz Marz: Es ist zwar immer schwierig, einen klaren Schnitt zwischen Kindheit und Erwachsenwerden zu machen, denn diese beiden Lebensabschnitte gehen ja gewöhnlich ebenso fließend wie turbulent ineinander über. Trotzdem meine Frage: Gibt es so eine Art Zäsur, als für Sie die Kindheit aufhörte und das Erwachsenwerden begann?

Max Trömel: Ja, ich glaube schon, jedenfalls habe ich das später so empfunden.

Lutz Marz: Wann war das und was war das?

Max Trömel: Vielleicht war das schon, als ich zu dieser KLV ging, wo ich ganz auf mich allein gestellt war, spätestens jedoch im Sommer 1943, genauer Ende Juni 1943. Mein Vater hatte am 25. Juni Geburtstag und ich am 28. Juni. Ich kam nach über sieben Monaten Verschickung nach Hause zurück, aber unsere Bäckerei war geschlossen, weil mein Vater gerade eingezogen worden war und eine Grundausbildung in einer Kaserne in der Nähe von Berlin erhielt. Er bekam noch mal einen kurzen Sonderurlaub, um sich von mir zu verabschieden, weil ich ja so lange weg war, dann wurde er nach Norwegen verschifft und war dort in der Truppe als Bäcker tätig.

Meine Mutter ist dann mit den vier Kindern aus dem durch Luftangriffe gefährdeten Berlin raus zu Verwandten nach Köslin gegangen. Meine jüngste Schwester war da gerade mal ein Jahr alt. Ich hatte ja das letzte Mal erzählt, dass es da mütterlicherseits eine familiäre Linie nach Pommern gab. Verwandte meiner Mutter hatten uns dann nach Zirchow, Kreis Schlawe, vermittelt, das ungefähr 30 Kilometer von Köslin entfernt war. Dort fanden wir dann in dem sogenannten „Ausbau“ von Zirchow Unterschlupf. Diese Ansiedlung hatte keinen Strom, kein fließendes Wasser und das Klosett war auf dem Hof. Als Beleuchtung dienten nur Petroleumlampen. Und da saßen wir nun zu fünft, meine Mutter und wir vier Geschwister, in einem Zimmer mit Behelfsküche, und unser Vater war irgendwo oben in Norwegen. Ich war zwar erst 11, aber ich war der Älteste und fühlte mich verantwortlich, meiner Mutter an die Seite zu treten, Verantwortung zu übernehmen und ihr zu helfen, so gut es ging.

Lutz Marz: Gab es da eine Situation, die sich besonders eingeprägt hat?

Max Trömel: Ja, das war kurz nach unserer Ankunft in diesem kleinen Dorf. Meine Mutter war an einer Gallenkolik erkrankt und musste zur Behandlung nach Köslin, weil ihr in dem Dorf niemand helfen konnte. Ja, und dann stand ich plötzlich als Elfjähriger mit einem Bruder, der neun war und zwei kleinen Schwestern, wovon die eine noch gewindelt werden musste, mutterseelenalleine da. Über Nacht war ich mit meinen 11 Jahren Familienvorstand geworden.

Lutz Marz: Gab es denn dort niemanden, der Sie unterstützt hat, die Verwandten oder die Wirtsleute?

Max Trömel: Es gab auch eine gewisse Hilfe. Wir wurden jedoch nicht in die Familie Klatt, bei der wir Untermieter waren, integriert. Im Grunde waren wir dort nicht wohlgelitten. Man sah uns dort nicht so gerne. Wir waren Berliner und damit automatisch die „Roten“. In dem Dorf war fast keiner, der nicht NSDAP-Mitglied war. Und es gab so etwas wie eine unsichtbare Mauer.

Instinktiv habe ich das mitbekommen und war dann natürlich zu stolz, die Nachbarn anzubetteln, dass die mir helfen. Also habe ich gelernt, selber zu windeln, Windeln und Wäsche zu waschen, Stullen zu schneiden und zu schmieren, der Kleinen die Pulle zu geben und so weiter. Ja und da fängt man dann an, erwachsen zu werden.

Jutta Heuer: Konnten Sie etwas machen, um diese unsichtbare Mauer, wenn nicht einzureißen, so doch wenigstens etwas abzubauen und zu lockern?

Max Trömel: Ja, ein wenig schon. Es war nicht alles gegen uns gerichtet. Wir zeigten auch, dass wir Leute sind, die gewillt waren mitzuarbeiten. Zum Beispiel bei der Hausschlachtung und bei der Ernte. Ich habe Hühner gefüttert, Kartoffeln gebuddelt und so weiter. Dadurch lernte man sich näher kennen. Wir bekamen dann auch Brot, Kartoffeln, Leberwurst und Fleisch. Und mir hat das auch Spaß gemacht, in der freien Natur zu arbeiten, einen Kuhstall und einen Misthaufen zu sehen. Das war ja alles neu für mich. Oder: Mein Vater schickte zum Beispiel manchmal ein kleines Fässchen Matjesheringe aus Norwegen. Von denen haben wir dann den Nachbarn etwas abgegeben, denn die hatten so was damals auch nicht. Das waren ja Delikatessen.

Jutta Heuer: Und wie lief das mit der Schule? Haben Sie trotz dieser ganzen Wirrnisse zu dieser Zeit eine Schule besucht?

Max Trömel: Eine Schule schon, aber das war so eine Einklassenschule, in der der Lehrer von der ersten bis zur achten Klasse alle Kinder in einem Raum hatte und sie irgendwie beschäftigte. Ich wurde dann der 8. Klasse zugeordnet, wo ich zusammen mit einem Vierzehnjährigen die 8. Klasse gebildet habe. Wir zwei waren die ganze Klassenstufe. Die 8. Klasse zu erreichen war in diesem Dorf nicht typisch, sondern die Ausnahme.

Als es um die Versetzung am Ende des Schuljahres ging, kam dann der Lehrer zu meiner Mutter und sagte: „Den Max, den können Sie jetzt zuhause behalten, den kann ich nicht mehr beschäftigen.“ Er meinte, er könne für mich keine 9. Klasse eröffnen, denn die war gar nicht vorgesehen. „Ich rate Ihnen ganz dringend, mit der Schule in Soldin Neumark Kontakt aufzunehmen.“ Das war meine Oberschule aus Oberschöneweide, die aus Berlin ausgelagert worden war. „Dort schicken Sie Ihren Max hin und da ist er gut aufgehoben.“

Diese Schule lag in der Nähe von Küstrin und hatte, wie damals die Schule in der Slowakei, Internatsbetrieb. Wir wohnten in Baracken, die schnell zusammengezimmert worden waren, und wurden in den Räumen mit Doppelstockbetten unterrichtet, wo wir nachts schliefen. In dieser Zeit haben wir im Unterricht viele Späße gemacht, auch ziemlich grobe. Das kann ich vielleicht ein andermal genauer erzählen. Aber die Zeit in dieser Schule war kurz, denn die Front rückte näher.

Meine Mutter war mit den drei anderen Geschwistern weiter in Zirchow geblieben. Dort war die Front eher als bei mir und dort kamen schon die ersten Flüchtlingstrecks an. Da hat sie sich gesagt, jetzt trifft sie sich mit ihrem Ältesten und dann sind wir alle zusammen. Sie hat dann ein Quartier in der Nähe von Soldin gefunden, wo wir uns trafen, aber das war ganz furchtbar. Meine Mutter und die drei kleineren Kinder hatten alle Läuse und Flöhe und waren völlig zerstochen. Ich weiß jetzt nicht mehr, wie lange sie in dieser verwanzten Unterkunft gelebt haben, zwei, drei Tage oder zwei Wochen. Wir haben uns jedenfalls Gedanken gemacht, wie wir nach Berlin zurückkommen können und haben ausgekundschaftet, wo genau der Bahnhof von Soldin war. Auf dem Weg zum Bahnhof haben wir dann meinen Klassenlehrer getroffen und mit ihm über die Situation gesprochen. Dableiben oder zurück nach Berlin? Hier rückte die Front immer näher und in Berlin fielen die Bomben. Was tun? Meine Mutter fragte den Klassenlehrer, wie er das einschätzte, wie es hier weitergeht und wo die Kinder am sichersten seien. Offiziell hieß es zwar, alles wäre im Griff, aber er meinte, jetzt gelte nur noch: Rette sich wer kann. Eigentlich dürfe er das ja nicht sagen, weil das Wehrkraftzersetzung sei, auf die die Todesstrafe stehe, aber er würde uns vertrauen.

Wir sind dann in den letzten Dieseltriebwagen gestiegen, der Soldin verlassen hat. Der war völlig überfüllt und die Leute standen dicht an dicht. Er sollte nach Küstrin fahren und von dort gab es einen Anschluss nach Berlin. Erst fuhr er gar nicht ab, weil nicht klar war, ob die Russen schon die Gleise besetzt hatten oder nicht. Es war ein furchtbares Durcheinander. An einem Gleis nebenan gab es einen Zug, aus dem deutsche Soldaten mit Schneebekleidung und Panzerfäusten ausstiegen. Schließlich fuhr er dann doch los und irgendwann waren wir dann nach eineinhalb Jahren im Januar 1945 wieder zurück in Berlin, in unserer stillgelegten Bäckerei. Wie ich später erfuhr, war das wohl die allerletzte Chance dort raus zu kommen. Viele Klassenkameraden aus Soldin habe ich nie mehr wieder gesehen.

Jutta Heuer: Und wie haben Sie Berlin erlebt?

Max Trömel: Ich erinnere mich an den ersten Eindruck: die Trümmerberge und später vor allem an die Bombennächte. Die waren prägend und haben alles andere überschattet. Wir hatten vier verschiedene Möglichkeiten, Luftschutzkeller aufzusuchen. Die erste Möglichkeit war, in den Hauskeller zu gehen, die zweite, unter das ehemalige Maschinenhaus vom KWO, da, wo die großen Schornsteine waren. Dieser KWO-Keller galt als relativ sicher. Zum einen, weil er massiv und solide gemauerte Gewölbe besaß, die schon einiges aushielten, zum anderen weil man sagte, in der AEG steckt amerikanisches Kapital und da werden die Amerikaner nicht bomben. Und da war, nebenbei gesagt auch was dran, denn von der Wilhelminenhofstraße ist eine Menge Altes stehengeblieben und im KWO ist vergleichsweise wenig kaputt gegangen, so dass dort nach dem Krieg die Produktion schnell wieder aufgenommen werden konnte. Die dritte Möglichkeit bestand darin, in einen Bunker zu gehen, der an der Wuhlheide am Waldfriedhof gebaut worden war, zwischen der Straße an der Wuhlheide und dem Friedhof. Und die vierte Möglichkeit war ein sogenannter Hochbunker, der sich in der Nähe vom Bahnhof Schöneweide befand, dort, wo heute ungefähr die Tankstellen sind. Dieser Bunker sollte angeblich völlig sicher sein.

Ich habe dann in unserer Familie den Frühwarndienst übernommen. Ich weiß nicht, wo ich das her hatte, aber Deutschland war für die Luftangriffe in Planquadrate eingeteilt. Der Nordwesten war AntonAnton, abgekürzt AA, und der Südosten war ZeppelinZeppelin, also ZZ. Diese Planquadrate, das weiß ich noch ganz genau, waren dann in neun Felder untergliedert. Bei AntonAnton gab es dementsprechend AntonAnton1, AntonAnton2 bis runter zur untersten Ecke, das war AntonAnton9. Ich habe dann eine Karte aus dem Schulatlas mit diesen Planquadraten übermalt und jeden Abend den Flaksender abgehört. Der gab eine ungeschminkte und realistische Auskunft, welche Fliegerverbände mit welchem Kurs die Reichsgrenze überflogen hatten. Und je nachdem, ob es mehrere Geschwader, einige Staffeln oder nur ein paar Nachtjäger waren, habe ich das mit Stecknadeln, die bunte Köpfe hatten, auf der Karte markiert. Und meine Mutter und ich haben dann entschieden, in welchen Bunker wir gehen.

Und so haben wir die Zeit von Januar bis Mai 1945 verbracht. Es war eine schwere Zeit. Das Ausweichen vor den Fliegerbomben war damals der Hauptinhalt unseres Lebens. In der Zeit, wo nicht bombardiert wurde, haben wir versucht, auf Marken Lebensmittel zu kaufen. Aber das war alles nicht so schlimm, wie diese Bombenangriffe, wo es Tag für Tag um Leben und Tod ging. Ich war damals Zwölf und das hat sich mir tief eingeprägt.

Lutz Marz: Haben Sie alle überlebt, auch Ihre Mutter und Ihre Geschwister?

Max Trömel: Ja, mit viel Glück. Ich besinne mich, dass wir einmal wegen der vielen und starken Geschwader, die Berlin anflogen, in den Hochbunker nach Schöneweide gingen. Unterwegs haben wir dann auf dem Kaisersteg, auf der Brücke, die jetzt wieder aufgebaut ist, englische Flugzeuge gesehen. Das war eine Vorausabteilung, die hat so genannte „Weihnachtsbäume“ abgeworfen, mit denen für die nachfolgenden Fliegerkräfte die Gebiete markiert wurden, die bombardiert werden sollten. Dieser Eindruck ist bleibend. Bis die Hauptkräfte kamen, haben wir es aber bis zum Bunker geschafft und dort auch Platz bekommen.

Und dann kam der Einmarsch. Der war bei uns eigentlich ganz unspektakulär. Es war der 22. April, so heißt jetzt noch ein Platz in Köpenick an der Lindenstraße, da war die Front dann bei uns. Wobei, Front ist viel zu viel gesagt. Wir haben an diesem Tag immer mal den Keller verlassen und aus dem Haus geschaut. Auf einmal waren da plötzlich Russen. Die kamen mit Planwagen vorbei gerollt. Die eigentlichen Kämpfe waren woanders.

Nach dem Einmarsch begann dann die Nachkriegszeit. Da ging es vor allem darum, Essen zu organisieren und unsere fünfköpfige Familie irgendwie durchzubringen.

Lutz Marz: Und wie haben Sie das gemacht?

Max Trömel: Mir sind da vor allem zwei Dinge in Erinnerung. Kurz nach dem Einmarsch der Russen haben wir Jungs die KWO-Hallen große Säcke, jeder ein Doppelzentner schwer, mit Kartoffelflocken und Zuckerrübenschnitzeln, auf denen „Wehrmachtsverpflegung“ stand, abtransportiert. Die konnten wir nicht einfach wegtragen, denn die waren viel zu schwer für uns. Wir haben dann irgendwas zum Rollen gefunden, die Säcke darauf gehievt und das Ganze zu uns nach Hause in den Keller gezottelt. Und in einem anderen Keller, der damals zu AFO und später zu BAE gehörte, haben wir auch mal Konservenbüchsen gefunden. Das waren aber alles eher Zufallsfunde, darauf allein konnte man sich nicht verlassen.

Später als die umliegenden Bäckereien wieder Brot gebacken haben, gab es eine kollegiale Hilfe, die drei Bäcker für uns organisiert hatten. Sie stellten uns einen Teil der Brote, die sie in ihrer Bäckerei gebacken hatten, als Fertigprodukte zur Verfügung. Nicht umsonst, sondern gegen Geld zum Einkaufspreis. So weit ging dann die Hilfe nun doch nicht. Wir, also mein Bruder und ich, haben dann die Körbe mit den Broten, die wir bei den Bäckern abgeholt hatten, auf einen Wagen geladen, zu uns geschafft und meine Mutter hat die Brote dann in unserem Laden verkauft. Das bedeutete, an jeden Tag mussten wir ungefähr fünfmal fahren, um alles ran zu karren. Verglichen mit anderen ging es uns da relativ gut. Trotzdem war es für meine Mutter und mich immer ein Bangen, ob wir alle satt bekommen. Ab und an gab es einen Bäcker, der uns ein Brot zusätzlich zu den abgerechneten Marken spendierte. Das war für uns etwas Besonderes.

Ja, und das ging so bis zum Herbst 1947, dann kam mein Vater aus der Gefangenschaft wieder und es wurde für uns alle leichter. Ich hatte meinen Vater zuletzt Weihnachten 1943 gesehen, als er für ein paar Tage auf Urlaub kam, seitdem nicht mehr. Als nun mein Vater an der Tür klopfte und meine Mutter und ich ihn begrüßten, die anderen waren schon im Bett, da hat mein Vater mich überrascht angeschaut und meine Mutter gefragt: „Wer ist denn der Mann da?“ Da war ich Fünfzehn. So etwas vergisst man nicht.

Lutz Marz: Wie war das zu dieser Zeit mit der Schule? Sind Sie da in die Schule gegangen?

Max Trömel: Ja, natürlich. Für mich ging die Schule gleich 1945 in der Firlstraße los. Es gab nur die eine und da war Schichtbetrieb, vormittags und nachmittags. Ich habe trotz der ganzen Kriegswirren keine Klasse wiederholen müssen und habe mich dann gleich in meiner Klassenstufe angemeldet und los ging‘s. Meine Mitschüler, bis auf zwei, waren bis zum Abitur älter als ich.

Lutz Marz: Haben Sie Schularbeiten gemacht oder ging das gar nicht, wegen der ganzen zusätzlichen Belastungen?

Max Trömel: Doch, doch, Schularbeiten habe ich gemacht, zwar nicht immer, aber im Großen und Ganzen, vor allem, seit mein Vater zurück kam und ich mich dann auch in Richtung Abitur bewegte. Wir waren da ja dann in unserer Familie zwei Erwachsene und vier Kinder. Meine Schlafstelle war in der einzigen Stube auf der Couch. Dort habe ich dann auch die Schularbeiten gemacht. Aber daran konnte ich erst denken, als das Markenkleben vorbei war, die Kleinen schliefen und mein Vater ins Bett ging. Das war so gegen 21 Uhr. Als Bäcker musste er ja wieder früh aufstehen, so zwischen Drei und Vier. Also blieb für mich die Zeit von 9 Uhr abends bis Mitternacht, um die Schularbeiten zu machen und mich auf die Schule vorzubereiten. Das blieb so bis 1950 und daran hat sich nichts geändert, außer, dass ich im Winter mit meinen ganzen Schulsachen und Büchern in die Backstube gezogen bin, weil es dort noch etwas warm war. Die Stube mit der Couch wurde nur einmal am Tag geheizt, Kohlen waren ja knapp. Spätestens nach einer Stunde war man durchgefroren und dann ging das mit dem Lernen nicht mehr so gut.

Jutta Heuer: Wann haben Sie das Abitur gemacht und wie haben Sie diese Abiturzeit erlebt?

Max Trömel: Das Abitur habe ich 1950 gemacht und ich habe mich da immer ganz gut durchgeschlagen. Ich hatte nie Not gehabt, versetzt zu werden.

Jutta Heuer: Ich meine damit, ob es Ihnen Spaß gemacht hat?

Max Trömel: Ja natürlich hat es Spaß gemacht, sehr großen sogar. Ich hätte gerne noch viel mehr geleistet, mehr gelesen vor allem, aber das war wegen den Umständen nicht immer möglich. Ich habe dann so eine Taktik gehabt, dass ich nicht das gelesen habe, was vorher im Unterricht behandelt wurde, sondern das, was am nächsten Tag auf dem Stundenplan stand, weil ich gemerkt habe, dass ich den Stoff viel besser verstehe, wenn ich vorher schon weiß, worum es geht. Das war das eine. Außerdem zeigte sich sehr schnell, dass ich dadurch Schularbeiten einsparen konnte, wenn ich immer einen Schritt voraus war.

Jutta Heuer: Wenn Sie sagen, dass Sie täglich im Prinzip immer von 21 bis 24 Uhr, also drei Stunden, Schularbeiten gemacht haben, dann finde ich das eine ganze Menge. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht daran erinnern, dass ich mal so lange Schularbeiten gemacht hätte, es war meistens viel weniger.

Max Trömel: Ja, vielleicht ist das nicht ganz richtig, was ich da gesagt habe. Erstens habe ich nicht jeden Tag bis Mitternacht gelernt, und zweitens waren die reinen Schularbeiten bestimmt etwas weniger, aber ich habe mich sehr viel mit Literatur beschäftigt, und zwar sowohl der Pflichtliteratur als auch der sonstigen, die noch empfohlen wurde, oder auf die ich selbst irgendwie gestoßen bin. Ich konnte gar nicht genug davon bekommen.

Da habe ich zum Beispiel, was wenig gelesen wird, historische Artikel und Essays von Schiller gelesen. Der hat nämlich neben seinen Gedichten und Schauspielen sehr viel Interessantes in dieser Richtung geschrieben. Besonders beeindruckt hat mich da vor allem seine „Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der spanischen Regierung“, ein außerordentlich spannender Text, der mich lebenslang geprägt hat. Außerdem hatte ich Gefallen an griechischer Philosophie, römischer Rhetorik und einigen Philosophen.

Lutz Marz: Was hat Sie gerade an Schiller so begeistert?

Max Trömel: Schiller hat da etwas gemacht, was für mich immer beispielhaft war. Er hat nämlich den Konflikt zwischen den Niederlanden und Spanien von beiden Seiten beschrieben. Er hat die Motive und Argumente beider Seiten ausgeleuchtet und erklärt, wie aus diesen Motiven und Argumenten auf jeder Seite eigene Handlungslogiken entstanden sind, die dann aufeinander prallten. Diese, wie soll ich sagen, objektive und sachliche Analyse von Konflikten und Widersprüchen war für mich ganz ungewohnt und hat mich tief beeindruckt. Sowohl durch die historischen oder zeitgeschichtlichen Texte, die ich im Nationalsozialismus gelesen habe, als auch durch viele Texte, die ich nach 1945 in der Schule oder in der Tagespresse las, wurde ich in Punkto Objektivität und Sachlichkeit nicht gerade verwöhnt. Und dann stoße ich da plötzlich auf diese Schrift von Schiller und merke, der hat ja die gleichen inneren Maßstäbe und Werte wie ich, wenn es darum geht, Konflikte zu verstehen und zu beurteilen. Vielleicht können Sie sich vorstellen, wie ich da in meiner Backstube jedes Wort verschlungen habe. Und das habe ich auch in meiner ganzen beruflichen Laufbahn nie vergessen.

Mein Interesse ging aber über Schiller hinaus. So hat mich beispielsweise Lessings Gleichnis der drei Ringe aus „Nathan der Weise“ begeistert. Gleichermaßen habe ich mich für Kants Schriften über die Freiheit interessiert. Heute wird viel über Freiheit gesprochen, einige verkürzen das auf die Reisefreiheit, andere meinen, die Freiheit legitimiere alles zu tun. Wenige verbinden den Gedanken der Freiheit mit ihren täglichen Handlungen. Nur wenige wissen, dass Kants Freiheit damit verbunden ist, dass das tägliche Handeln des Einzelnen zum Gesetz erhoben werden könnte. Das heißt für mich, Freiheit und Ethik sind eng miteinander verbunden. Ohne ethische Maßstäbe, die jeder an sich selbst anlegen muss, ist die Freiheit unvollkommen.

Ein weiteres Beispiel für meine Auseinandersetzung mit philosophischen Gedanken, ist meine Abiturzeitung. Dort heißt es: Max der Epikureer.

Jutta Heuer: Wie waren Ihre Leistungen?

Max Trömel: Ich war gut. Andere, die streberhaft gearbeitet haben, waren notenmäßig besser als ich. In der zwölften Klasse habe ich dann etwas zum Schlussspurt angesetzt und auch mehr gebüffelt als vorher. Ich muss nämlich sagen, dass ich Vieles aus dem Ärmel schütteln konnte, weil mir das einfach leicht fiel. Das war nicht mein Verdienst, sondern dass meiner Eltern, die mir solche Gene mit auf den Weg gegeben haben. Und dann gab es Lehrer, die mich gefördert haben, weil sie merkten, da ist mehr drin. Dazu gehörte beispielsweise mein Deutschlehrer. Das trug natürlich auch dazu bei, dass meine Leistungen zum Abitur hin stiegen.

Jutta Heuer: Gibt es aus der Abiturzeit irgendetwas, woran Sie sich noch erinnern, etwas Lustiges oder Trauriges vielleicht?

Max Trömel: Ja, meine mündliche Deutschprüfung. Die war beides, lustig und traurig. Und sie hat mich auch geprägt, für später. Also, es kam der Prüfungstag und ich war körperlich völlig indisponiert, denn ich hatte vereiterte Mandeln und habe mich an einem Stock zur Schule geschleppt. Wir mussten alle zusammen um 9 Uhr antreten und warten, bis uns die Prüfungskommission hineinrief. Ich habe dann zu meinem Klassenlehrer gesagt, das halte ich hier nicht aus, ich muss mich zuhause hinlegen und komme wieder, wenn ich dran bin. Das wurde mir genehmigt und gesagt, dass ich so zwischen 17 und 18 Uhr wiederkommen soll. Das habe ich dann auch gemacht.

Nun gab es in unserer Klasse zwei Schüler, die sehr gut in Deutsch waren, und die Beide auf Eins geprüft werden sollten. Eine Eins, noch dazu in Deutsch, das war damals beim Abitur was Großes. Deutsch war ja im Grunde so ein Überbegriff für Literatur, Philosophie, also Geisteswissenschaften eben. Und da eine Eins zu bekommen, das war selten. In der schriftlichen Deutschprüfung hatte ich Glück, denn dort war das Thema – ja, Sie brauchen nicht zu lachen – es war wirklich so: Das Thema waren Schillers Werke. Und damit konnte ich Schillers „Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande“ gut verkaufen. Da war ich zufrieden und die Lehrer auch. Vorher stand ich in Deutsch auf Zwei, der Aufsatz war eine Eins und das Kollegium meinte, na, dann werden wir mal den Max auf eine Eins prüfen. Das wurde zwar nicht alles direkt so gesagt, aber es sickerte eben so durch.

Also bin ich abends hin zur Prüfung. Ich musste dann aber noch bis 20 Uhr warten, ehe ich dran kam. Ich war der Letzte. Dann wurde ich endlich reingerufen. Das war wie eine Erlösung. Zunächst gab mir die Prüfungskommission die Möglichkeit über Schiller zu sprechen, wovon ich dann auch sofort ausgiebig Gebrauch machte. Es dauerte aber nicht lange, dann unterbrach mich die Vorsitzende der Kommission und meinte, ja, das sei ja sehr schön und beeindruckend, was ich alles über Schiller, seine Schriften und seine Zeit wüsste, aber wie stände es denn mit meinen Kenntnissen der aktuellen Literatur, insbesondere der sowjetischen Literatur. Und dann fragte sie nach einem bestimmten Schriftsteller, wen, weiß ich gar nicht mehr.

Jedenfalls war ich da blank, völlig blank. Da hab‘ ich dann gesagt „Mit dem habe ich mich noch nicht beschäftigt. Ich weiß ganz genau, dass ich das noch vertiefen muss.“. „Gut“, hat sie gesagt, „man kann natürlich nicht die ganze sowjetische Literatur kennen, aber sagen Sie doch mal, welche Literatur Sie kennen, was Sie gelesen haben.“ Da gab es aber nichts. Ich hatte nichts in der Hinterhand außer einem Schauspiel von Gorki, „Wassa Schelesnowa“, das wir zwar irgendwann im Theater gesehen haben, wo wir aber Blödsinn gemacht und nicht aufgepasst hatten. Aber es half nichts, irgendetwas musste ich ja sagen, also hab‘ ich „Wassa Schelesnowa“ gesagt. Die Vorsitzende meinte: „Na dann erzählen Sie mal“.

Da habe ich dann all meinen Mut zusammengenommen und losgelegt, so etwa in der Art: „Dem Schauspiel von Gorki wird man nicht gerecht, wenn man hier diese oder jene Einzelheit, diesen oder jenen Fakt herausgreift und sich darauf beschränkt, nur die Handlungsfolge zu erzählen. Meiner Meinung nach entspricht es dem Anliegen und dem Denken des Dichters viel mehr, wenn man das Stück mit einem Gemälde vergleicht. Dieses Gemälde wird beherrscht von der absterbenden Klasse, die Gorki in düsteren und dunklen Farben zeichnet. Aber es gibt auch einige Hoffnungsträger, die zu der jungen, aufstrebenden Klasse gehören, die berufen ist, die Macht zu übernehmen und die alte marode Klasse abzulösen. Diese junge Klasse ist wie die aufgehende Sonne in dieser sonst tristen und düsteren Landschaft und so weiter und so fort.

Ich habe einige Lehrer beobachtet, die konnten sich kaum das Grinsen verkneifen und dachten bestimmt: Trömel, dieses Filou, ein Hund ist das, der hat doch nichts davon gelesen. Aber zum Schluss hat die Vorsitzende der Prüfungskommission gesagt: „Vielen Dank, Herr Trömel, für Ihre Ausführungen. Das ist zwar vielleicht eine etwas ungewöhnliche Betrachtungsweise, aber eine, die Achtung und Respekt verdient. Danke, Eins“. Auf diese Art und Weise habe ich in der Abiturklasse 1950 die mir bekannte einzige Eins in Deutsch an der Zeppelinoberschule gemacht.

Diese Prüfung hat natürlich mein Selbstbewusstsein gestärkt, auch für spätere Auftritte ähnlicher Art.

3.1.3. Der Einstieg

Jutta Heuer: Letztes Mal haben wir mit der Reifeprüfung aufgehört. Haben Sie dann gleich nach dem Abi studiert?

Max Trömel: Nein, das klappte nicht.

Lutz Marz: Warum?

Max Trömel: Ich habe mich zunächst im Sommer 1950 an der Humboldt-Universität zum Jura-Studium beworben und bekam von dort auch in angemessener Zeit eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch. In dem Gespräch wurde mir dann gesagt, dass mein Abitur-Zeugnis sehr gut für Jura geeignet sei. Das betraf die Eins in Deutsch, aber auch die Zwei in Mathematik, die als Nachweis für logisches Denken gewertet wurde. Also, was das Zeugnis anbelangte, wäre alles Bestens. Es gäbe da aber noch eine andere Seite, die für die Immatrikulation mindestens genauso wichtig war, nämlich die politisch-ideologische Seite, und da sähe es bei mir nicht gut aus.

Jutta Heuer: Was gab es da auszusetzen?

Max Trömel: Das waren vor allem zwei Dinge. Erstens mein Elternhaus. Meine Eltern hatten eine Bäckerei und waren selbstständig. Sie gehörten nicht zur Arbeiterklasse, sondern politökonomisch zum Kleinbürgertum, zu den kleinen Kapitalisten. Das war das Eine. Zweitens war ich nicht in der FDJ, sondern politisch ungebunden. Das war zu viel. Sinngemäß wurde mir gesagt: Für die Eltern könne ich nichts, da ließe sich zur Not noch drüber hinwegsehen, aber was meine FDJ-Mitgliedschaft, besser gesagt meine Nicht-Mitgliedschaft betrifft, so ginge das ganz und gar nicht. Jura sei eine Studienrichtung, die klassengebunden vermittelt und praktiziert werden muss. Hier müssen Studenten und junge Menschen entwickelt werden, die Jura studieren, um die Arbeiterklasse mit dem notwendigen geistigen Rüstzeug zu bewaffnen, ihre Interessen durchzusetzen und fest an ihrer Seite zu stehen. Und genau das könne man in meinem Fall nicht erkennen. Da müsse ich nun ein ganz klares Zeichen setzen, um meine Verbundenheit mit der Arbeiterklasse zu dokumentieren, indem ich schleunigst den Weg in die FDJ finde.

Ich wollte das aber nicht so machen, wie manche andere, die Organisationen nur deshalb beigetreten sind, um beruflich voran zu kommen. Und ich habe ganz deutlich gesagt: Wenn man mir so kommt, das mache ich nicht, da meldete sich bei mir Trotz. Ich war nicht grundsätzlich gegen den Sozialismus, aber gegen die Methoden der Bekehrung. Und da war dann das Gespräch sehr schnell zu Ende. Aber sie haben mir eine Bedenkzeit gegeben, um über einen FDJ-Beitritt nachzudenken. Die offizielle Antwort kam nach ein paar Wochen und darin hieß es, dass ich nicht studieren könne wegen fehlender Studienplätze.

Lutz Marz: Wie hat das damals auf Sie gewirkt?

Max Trömel: Ich habe das als Zumutung empfunden. Das entsprach nicht meiner Denkweise und meinen Werten. Da war ich von vornherein contra. Ich habe darüber mit meinem Vater gesprochen. Der hat gesagt: „Tut mir leid, wenn wir als selbständige Bäcker dazu beigetragen haben, dass es mit dem Studienplatz nicht geklappt hat. Aber ich muss Dir sagen, ihr seid vier Kinder und ein Studium im Westen kann ich beim besten Willen nicht finanzieren. So rosig geht es uns nicht, das siehst Du ja selbst.“ Natürlich sah ich das. Also habe ich versucht, einen anderen Weg zu finden.

Ich habe dann einen älteren Abiturienten von früher getroffen, der erzählte mir, dass er bei einem Rechtsanwalt als so eine Art Referendar tätig sei und sich nebenbei auf das Studium vorbereite. Und er meinte, vielleicht wäre das auch etwas für mich, denn dann käme ich ja aus der Praxis und hätte bessere Chancen. Er erbot sich, mal mit dem Rechtsanwalt zu sprechen. Ich fand das ganz gut. Und so kam es dann zu einem Gespräch mit dem Rechtsanwalt. Das war hier, in Köpenick, in der Seelenbinderstraße in einer Anwaltskanzlei. Der Anwalt war bereit, mich zu nehmen und meinte, ich könne bei ihm als Justiz-Gehilfe tätig sein und einen Facharbeiter für Justiz machen. Das hieß damals irgendwie anders, aber das war gemeint. Ich sagte zu und fing im Herbst 1950 bei ihm an.

Wie sich sehr schnell rausstellte, handelte es sich bei dieser Arbeit vor allem um Aktenordnung und eine gehobene Sekretärinnentätigkeit. Ich habe mich nicht gelangweilt, sondern mich selbst beschäftigt und fand das ganz spannend. Ich hatte Zugang zu allen Akten, zum Beispiel zu den Scheidungsfällen. Das waren ungefähr 80% aller Fälle. Und es war hochinteressant, was ich da so alles zu lesen bekam. Von dieser Seite hatte ich das Leben bislang überhaupt noch nicht erlebt. In meinem Elternhaus kam dieses Thema nicht vor. Ich kannte dort nur Arbeit und Liebe.

Es dauerte aber nicht lange, da nahm mich der Anwalt zur Seite und führte mit mir ein Gespräch. Dabei sagte er mir, dass er zwar sehr zufrieden mit mir wäre und keinerlei Grund zur Klage hätte, ganz im Gegenteil, dass er mir aber bei meinen Fähigkeiten und Interessen dringend empfehlen würde, etwas anderes zu machen, was mich auslastet und mehr meinen Fähigkeiten und meiner Kreativität entspräche. Ich habe mir das durch den Kopf gehen lassen und bin dann seinem Rat gefolgt. Das Vierteljahr in der Anwaltskanzlei war nicht verschenkt. Ich habe davon später noch öfter profitiert.

Lutz Marz: Und was haben Sie dann gemacht?

Max Trömel: Ich traf einen alten Schulkameraden, der mit der 10. Klasse abgegangen war, inzwischen im KWO Industriekaufmann gelernt hatte und nun kurz vor der Prüfung stand. Er meinte, im KWO gäbe es eine gute Ausbildung, die würden auch immer junge Leute suchen und so, wie er das sähe, wäre das etwas für mich. Ich bin dann ins KWO gegangen und habe mich dort im Personalbüro gemeldet, und zwar in der Abteilung AGA. Es gab zwei Personalbüros. Das eine war das AGA, das Personalbüro für Angestelltenangelegenheiten und das zweite war das ABA, das Personalbüro für Arbeiterangelegenheiten. Diese Teilung war ein Indiz für das Fortbestehen der AEG in der SAG (Sowjetische Aktiengesellschaft). Die SAG hatte alles von der AEG übernommen und nichts umstrukturiert. Es wurde wohl ein neuer Arbeitsdirektor eingesetzt, der dann als einziges Direktionsmitglied Mitglied der SED und OdF (VVN) war und den Krieg in England überlebt hatte, aber sonst blieb alles beim Alten. Die Angestellten und die leitenden Angestellten hatten ihren eigenen Speiseraum und es war alles so, wie zu AEG-Zeiten.

Also, ich habe mich im AGA gemeldet und der Chef dieses Personalbüros hat persönlich mit mir gesprochen. Er war noch ein echter AEG’ler von altem Schrot und Korn. Ich erinnere mich noch ganz genau, was der mir gesagt hat. Er meinte: Die sowjetische Besatzung geht vorbei und wir werden wieder AEG. Und dann brauchen wir solche Leute wie Sie. Er empfing mich mit offenen Armen und war sehr angetan, als er hörte, dass mein Studium an der fehlenden FDJ-Mitgliedschaft gescheitert sei. Für ihn war ich genau der richtige Mann.

Ich habe dann meine Lehre am 14.01.1951 begonnen. Normalerweise fing das Lehrjahr im September an, aber ich kam zurecht und mit der Berufsschule war auch alles geklärt. Ich habe einen Lehrvertrag für drei Jahre als Industriekaufmann bekommen. Die Prüfung habe ich dann allerdings schon im Sommer 1952 abgelegt.

Jutta Heuer: Wie war denn das möglich, die Ausbildung ein halbes Jahr später anzufangen und ein Jahr vorzeitig abzuschließen?

Max Trömel: Dazu muss ich ein paar Sätze sagen. Parallel zu meiner Lehre habe ich ein Abendstudium an der Fachschule aufgenommen. Da hat man mir zwar zunächst gesagt, dass dieses Studium eigentlich nicht für junge Leute wie mich gedacht sei, sondern für Erwachsene, die einen Nachholbedarf hätten. Aber ich habe dann argumentiert, dass es mich interessiert, dass wir vier Kinder zuhause wären, mein Vater erst im Herbst 1947 aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt sei und so weiter. Also, ich habe die soziale Seite betont und nicht gleich gesagt, warum ich nicht zum Jura-Studium zugelassen worden war. Schließlich haben sie sich erweichen lassen und mich genommen. Das Fachschulstudium schloss mit dem Zertifikat „Hauptbuchhalter“ ab.

Lutz Marz: An welcher Einrichtung haben Sie dann studiert?

Max Trömel: An der Fachschule für Betriebswirtschaft und Planung in Berlin.

Jutta Heuer: Und wie hat sich das miteinander vertragen?

Max Trömel: Bestens. Das Abendstudium kam mir für die Lehre sehr zustatten, vor allem, weil es in der Fachschule Lektoren gab, die eine enge Verbindung zu dem neuen Rechnungswesen hatten, und zwar von der Theorie und von der Praxis her. In dieser Zeit wurde ja das Rechnungswesen in den VEB umgestellt. Das betraf in erster Linie die Kontenrahmen und auch Inhalte, wie zum Beispiel die Rückstellung. Und da haben sogar stellvertretende Minister und Abteilungsleiter aus dem Ministerium für Finanzen doziert, die das alles konzipiert und umgesetzt haben. Dadurch habe ich nicht nur allgemein gelernt, wie die Buchhaltung funktioniert, sondern wurde mit dem Neuesten vertraut gemacht, was in den Betrieben zum Teil noch gar nicht angekommen war.

Das hat mir natürlich sehr bei der Verkürzung der Lehre geholfen. Ich sag’s mal ein bisschen zugespitzt: Die Lehrer der Berufsschule waren immer heilfroh, wenn sie mich weiterreichen konnten, denn von der Fachschule kam ich mit den neuesten Wissen über das zukünftige Rechnungswesen, während in der Berufsschule noch die alten Prinzipien gelehrt wurden. Und wenn ich mich dann im Unterricht zurückgelehnt habe und gefragt wurde: „Warum arbeiten Sie denn nicht mit?“, dann habe ich erläutert, wie das Rechnungswesen aktuell umorganisiert und wie es zukünftig aussehen wird. Und das hatten einige Lehrer nicht so gern. Und darum ging es reibungslos, dass ich in der Berufsschule schnell in die nächste Klassenstufe in Höchstgeschwindigkeit weiter gereicht wurde. Im Sommer 1952 habe ich dann die Lehre mit „Auszeichnung“ abgeschlossen und im KWO auch gleich eine Stelle bekommen:

Lutz Marz: Und wie lief es mit der praktischen Seite der Ausbildung? War da auch ein „Überspringen“ von Ausbildungsabschnitten möglich?

Max Trömel: Ja, das funktionierte da auch. Dazu ein Beispiel: Jeder Lehrling musste immer einen Wochenbericht anfertigen, wo drin stand, was er gemacht, welche Akten er sortiert und was er kontiert hatte. Das war eine eintönige Arbeit und ich war damit in großen Rückstand gekommen. Da bin ich zum Leiter der Betriebskostenabrechnung (BKA) gegangen, das war ein patenter Mann. Ich habe ihm meinen Rückstand gebeichtet und gesagt, dass ich nicht mehr weiß, welche Scheine ich in dieser oder jener Woche sortiert oder kontiert habe und dass sich das jetzt auch gar nicht mehr alles rekonstruieren lässt. Und ich habe ihm den Vorschlag gemacht, dass wir die Wochenberichte wegfallen lassen und ich stattdessen eine richtige Beschreibung über die Bedeutung der BKA für das KWO insgesamt und die Prozessabläufe seiner Abteilung mache. Also so eine Art Input/Output-Analyse, was kommt in die Abteilung rein, wie wird es bearbeitet, zu welchem Zweck, mit welchem Ergebnis und was geht aus der Abteilung schließlich wieder raus. Das hat mir natürlich viel mehr Spaß gemacht als der ganze Zettelkram der Wochenberichte.

Der Leiter der BKA war damit einverstanden, weil er ja davon auch viel mehr hatte als von den drögen Wochenberichten, die ihm nichts nutzten. So etwas hatte ein Lehrling vorher nicht vorgeschlagen und es sei interessant, neue Wege zu gehen. Er hat dann die Ausbildungsleiterin gleich hinzugezogen und sich von ihr den neuen Weg absegnen lassen. Mit diesem Schachzug schloss er eine offene Flanke, denn er wollte sich nicht vorwerfen lassen, dass die Wochenberichte, die er ja zu kontrollieren hatte, nicht vollständig seien und er irgendwelche Schlampereien von Lehrlingen noch decken würde, anstatt sie auszumerzen.

Ja, und dann habe ich meine kleine Analyse – oder wie man heute sagen würde Prozessbeschreibung - vorgelegt und auf einem „Verteidigungs“-Termin dann erläutert, was ich da zu Papier gebracht hatte. Das war die Beschreibung des Istzustandes mit einigen Ansätzen für Veränderungen. Das haben dann alle abgesegnet und mir wurden im Gegenzug die nicht vorgelegten Wochenberichte erlassen. Die Verteidigung war am 09.02.1952. Das weiß ich deshalb so genau, weil das der Tag war, an dem mein Sohn ungeplant vorfristig zur Welt kam.

Klammer auf: Meine Schwester ist acht Jahre jünger als ich, also 1940 geboren, und hat nach ihrem Schulabschluss auch im KWO Industriekaufmann gelernt. Und als sie dann in die Abteilung BKA kam, drückte man ihr ein Exposé in die Hand und sagte: „Lesen Sie sich das mal genau durch, dann wissen Sie, was hier in der Abteilung passiert. Das ist von einem früheren Lehrling für Lehrlinge geschrieben.“ Das war mein vor acht Jahren geschriebener Bericht. Klammer zu.

Zum Thema „Überspringen“ gab es auch noch eine andere Sache, die lag am Ende meiner Lehrzeit und reichte dann in meinen Berufsstart hinein. Ich kam als Lehrling in die Kontokorrentbuchhaltung. Dort wurden auch die Debitorenkonten, das heißt die Konten mit den Forderungen an die Kunden, geführt. Es gab regelmäßig Zeiten, da kamen der Hauptbuchhalter oder der Kaufmännische Direktor in diese Abteilung und sagten: Wir müssen mal wieder Druck auf die Kunden machen. Wir haben zu wenig Liquidität und müssen Forderungen eintreiben. Der Gruppenleiter, dem ich zugeordnet war, hat das dann so umgesetzt, dass er sofort Mahnungen an die Kunden rausschickte. Wer die erste Mahnung schon hatte, bekam dann die zweite, wer die zweite hatte die dritte und so weiter in diesem Stil. Die Wirkung dieser Mahnwellen war gering, denn Mahnungen bewirken bei den hartnäckigen Kunden mit Zahlungsverzug nur wenig. Die Kunden hefteten das zu ihren Unterlagen und das war’s dann.

Mit diesem Stil konnte ich mich nicht anfreunden. Initiiert durch mein Abendstudium habe ich dann einen Brief entworfen, der sinngemäß folgenden Inhalt hatte: Sie sind mit Ihren Zahlungen in Rückstand, und zwar in Höhe von soundso viel Mark. Das ist bedauerlich, aber das KWO ist nicht das Kreditinstitut für die Kunden. Wenn Sie also Ihre Zahlungsfähigkeit nicht gewährleisten können, setzen Sie sich bitte mit der Bank in Verbindung. Alles andere würde bedeuten, die Kontrolle durch die Mark auszuhebeln und daran will sich das KWO nicht beteiligen. Außerdem haben wir sehr viele Kunden, die ihre Verbindlichkeiten pünktlich bezahlen und die an vorfristigen Lieferungen sehr interessiert sind. Es täte uns natürlich sehr leid, wenn die Lieferungen an Sie ins Stocken kämen, aber wenn die Forderungen nicht bis zum Soundsovielten beglichen wären, würden wir leider keine andere Möglichkeit sehen.

Ich habe den Briefentwurf meinem Gruppenleiter gezeigt und der schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Um Gottes Willen, das können wir nicht machen. Das mit den Mahnungen machen wir schon seit Jahren so, und so, wie Sie sich das hier denken, geht das nicht. Na gut, habe ich mir gesagt, dann geht es eben nicht. Ich wusste ja, dass ich in acht Wochen auslernen würde und danach einen Platz in dieser Abteilung mit einem eigenen Verantwortungsbereich bekommen würde.

Ja und als ich dann nach dem Abschluss der Lehre dort anfing, hatte ich meine eigene Kundendatei, von A bis L, wenn ich mich recht erinnere. Und natürlich kam dann wieder sehr schnell die Zeit, wo der Hauptbuchhalter und der Kaufmännische Direktor auftauchten und sagten: „Meine Herren, wir brauchen Geld“. Da habe ich dann meinen Brief aus der Schublade geholt und bin damit zur Absatzabteilung gegangen. Vertrieb hieß die damals. Denen habe ich den Brief gezeigt und erklärt, worum es geht. Und sie meinten, ja, bei den knappen Ressourcen, könnten sie sich das sehr gut vorstellen. Es gäbe genug Kunden, die prompt bezahlen und die sich über vorfristige Lieferungen freuen würden. Und die Lieferungen an die säumigen Kunden könnten sie zurückstellen, bis diese ihre finanziellen Probleme gelöst haben. Dann bin ich mit dem Brief zu meinem Abteilungsleiter gegangen und habe ihm erzählt, was ich mit der Vertriebsabteilung abgestimmt hätte. Der zögerte erst, meinte dann aber, das wäre ein neuer Gedanke und man könne es ja mal versuchen. Mit diesem positiven Bescheid ging ich dann noch eine Etage höher, zum Finanzleiter. Der war mit dem Brief insgesamt auch einverstanden, wollte aber noch hier ein Wort gestrichen und dort einen Satz ergänzt haben, was ich auch sofort gemacht habe. Und als die Runden alle gedreht waren, habe ich mir den Brief unterschreiben lassen, und zwar nicht von irgendjemand, sondern vom Hauptbuchhalter und vom Kaufmännischen Direktor. Die fanden das auch gut. Also, ab ging die Post.

Während die anderen und mein Gruppenleiter noch weiter machten mit der ersten und zweiten Mahnung, klingelte bei mir die Kasse. Das Geld floss. Diejenigen, die mein Schreiben bekommen hatten, drehten sich zwar noch ein bisschen hin und her, aber sie zahlten. Das blieb natürlich niemandem verborgen und sprach sich ziemlich schnell herum. Beim Trömel sprudelt das Geld, nicht in kleinen Beträgen, sondern in Millionenhöhe. Der Gruppenleiter, der mir ein paar Wochen vorher noch gesagt hatte, das ginge alles nicht, sprang nun über seinen eigenen Schatten. Er kam zu mir und fragte, ob ich ihm nicht mein Schreiben geben könne, denn er würde diesem gerne einige Gedanken entnehmen. Das hat mich natürlich gefreut. Diese ganze Aktion hat mich schnell in der Direktion bekannt gemacht. Zwei Monate nach meiner Abschlussprüfung kannten die mich schon.

[...]

Excerpt out of 223 pages

Details

Title
Max Trömel. Eine ostdeutsche Karriere
Subtitle
Mit Beiträgen von Gerhard Arnold, Herbert Graf, Lutz Hamann, Peter Järisch und Fritz Lehmann
Authors
Year
2016
Pages
223
Catalog Number
V335908
ISBN (eBook)
9783668255296
ISBN (Book)
9783668255302
File size
23749 KB
Language
German
Keywords
Wirtschaft, DDR, Management, Industrie, Geschichte, Biographie
Quote paper
Jutta Heuer (Author)Lutz Marz (Author)Max Trömel (Author), 2016, Max Trömel. Eine ostdeutsche Karriere, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/335908

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