Die dokumentarische Methode der Bildanalyse. Zur Analyse visueller Daten


Trabajo, 2014

18 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Entstehung der dokumentarischen Methode der Bildanalyse

3. Die Arbeitsschritte der dokumentarischen Methode der Bildanalyse
3.1. Die formulierende Interpretation
3.2. Die reflektierende Interpretation

4. Die dokumentarische Methode der Bildanalyse an einem Beispiel
4.1. Die formulierende Interpretation
4.1.1. Vorikonografische Ebene
4.1.2. Ikonografische Elemente
4.2. Die reflektierende Interpretation
4.2.1. Planimetrische Komposition
4.2.2. Szenische Choreographie
4.2.3. Perspektivische Projektion
4.2.4. Ikonische Interpretation
4.3. Das Markenlogo
4.3.1. Die formulierende Interpretation
4.3.1.1. Vorikonografische Ebene
4.3.2. Die reflektierende bzw. ikonische Interpretation
4.3.3. Text des Logos

5. Schlussteil

6. Abbildungsverzeichnis

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dem Bereich der Sozial-, sowie Erziehungswissenschaften hat die dokumentarische Methode bereits ein breites Anwendungsfeld gefunden, welche in den Bereichen der Gruppendiskussionen, Interviews, aber auch Textinterpretationen und Feldforschungsprotokollen eine wichtige Rolle spielt. Eines der bedeutendsten und komplexesten Modelle der Bildinterpretation stellt die dokumentarische Methode dar, die von dem Kunsthistoriker Erwin Panofsky im Bezug auf die Arbeiten des Wissenssoziologen Karl Mannheim zunächst entwickelt und später von dem Soziologen Ralf Bohnsack weiter ausgearbeitet wurde.

Ziel dieser Arbeit ist es, die Entwicklung der dokumentarischen Methode darzulegen und die Weiterentwicklung und Überlegungen Ralf Bohnsacks vorzustellen. Anschließend werde ich die einzelnen Arbeitsschritte der dokumentarischen Methode und die empirische Verfahrensweise präsentieren: Dazu gehören die formulierende Interpretation - die Frage danach was auf dem Bild zu sehen ist - die reflektierende Interpretation - die Frage danach wie das zu Sehende interpretiert und eingeordnet werden kann - sowie die Typenbildung und Generalisierung. Des Weiteren werde ich anhand des Werbebilds „West it - Test it“ die dokumentarische Bildanalyse nach der Ausarbeitung Bohnsacks nochmals praktisch verdeutlichen.

2. Die Entstehung der dokumentarische Methode der Bildanalyse

Erwin Panofsky, welcher 1892 in Hannover geboren wurde und 1968 in den USA verstarb, war einer der bedeutendsten deutschen Kunsthistoriker des zwanzigsten Jahrhunderts und Mitbegründer der Ikonologie. 1921 lehrte er an der Universität Hamburg und lernte dort Aby Moritz Warburg kennen, der ihn als Mitgründer der Ikonologie in diese schrittweise einführte. Zwischen 1930 und 1955 entwickelte er die ikonologische Methode, in welcher er ein dreistufiges Interpretationsmodell ausarbeitete und bildete letztendlich das Gerüst der dokumentarischen Methode, so wie wir sie heute kennen. Dadurch prägte er die dokumentarische Methode der Bildanalyse durch seine Überlegungen auch mit Bezug auf den Wissenssoziologen Karl Mannheim stark. Die ikonologische Sinndimension, welche Panofsky selbst als „Dokumentsinn1 “ beziehungsweise Habitus beschreibt, stand dabei in seinem Zentrum der Entwicklung der dokumentarischen Methode.

Panofsky bezog sich bei seinen Entwicklungen auf die „dokumentarische Methode der Interpretation“Karl Mannheims, welcher sich als Wissenssoziologe bereits in den zwanziger Jahren in der „Lehre der Seinsverbundenheit des Wissens2 “ mit der Methodik beschäftigte. Nach Mannheim soll die soziale Welt aus der Perspektive des Handelnden gesehen werden und dabei spielt die umfassende Analyse des handlungspraktischen Erfahrungswissens eine entscheidende Rolle, denn dies ist ein bedeutender Bestandteil und zentraler Gegenstand der dokumentarischen Methode.

In diesem Zusammenhang ging es vorwiegend um die Unterscheidung der „theoretischen“ und „praktischen“ Beziehung zur Welt, da durch diese Unterscheidung, laut Mannheim, erst eine vollkommene Erkenntnis des alltäglichen Handelns entstehen könne.

Auf Basis seiner Wissenssoziologie eröffnete Mannheim sowohl einen theoretischen, als auch einen methodologisch-methodischen Zugang zu seiner „Weltanschauungsinterpretation“ und dem handlungsleitenden Wissen, in der er das in den Alltag eingelassene Wissen als atheoretisches Wissen bezeichnet. Das handlungsleitende Wissen beinhaltet jene Wissensbestände, die sich an der Praxis der sozialen Welt orientieren. Der Begriff „tacit knowledge“ des ungarischbritischen Philosophen Michael Polanyi beschreibt dieses atheoretische Wissen beispielsweise auch als stillschweigendes, implizites Wissen3.

Das handlungsleitende Wissen beschreibt nicht etwa ein Wissen ü ber etwas, sondern innerhalb und um etwas. Die Akteure, die eine bestimmte Praxis direkt oder auch indirekt gemeinsam erleben, verstehen sich untereinander unmittelbar, da sie durch das geteilte Erlebte das atheoretische Wissen teilen und somit einen sogenannten „konjunktiven Erfahrungsraum“ bilden. Letzteres ist nicht etwa an gruppenhafte Beziehungen oder direkte Interaktion gebunden, sondern kann auch milieu-, oder auch generationsspezifisch sein. Sie teilen lediglich eine ähnliche Ansicht ihrer Vorstellungen und Weltanschauung und zeichnen sich durch einen ähnlichen Denkstil über bestimmte Themen aus. Geht man allerdings über die Grenzen eines „konjunktiven Erfahrungsraums4 “ hinaus, verwendet man den Begriff der „kommunikativen Verständigung“ des handlungsleitenden Wissens bei der man auf eine Differenzierung bestimmter Bezeichnungen oder Äußerungen achten muss. Mannheim unterstreicht damit deutlich den Unterschied des konjunktiven Wissens, welches eben als implizit anzusehen ist, zu dem letzteren genannten kommunikativen Wissen, welches eindeutig und reflexiv verfügbar scheint.

Da Mannheim durch ebensolche Ansätze einen Zugang zur Praxis ermöglichte, entwickelte Ralf Bohnsack in diesem Zusammenhang den Begriff der „praxeologischen Wissenssoziologie5 “.

Mannheim sah die dokumentarische Methode als eine „Weltanschauungsinterpretation6 “, in der er eine Beobachterhaltung in den Sozialwissenschaften anhand einer methodologischen Begründung entwickelte.

Diese Beobachterhaltung ist in einem spezifischen Wechsel der Analyseeinstellungen zu sehen: Es wird nicht mehr gefragt, Was beispielsweise ein kulturelles oder gesellschaftliches Phänomen (oder Bildnis) ist, sondern Wie diese Phänomene entstehen oder hergestellt werden.

Diese konzipierte methodologische Leitdifferenz von Was und Wie führte auch Panofsky fort, jedoch unterschied er zudem zwischen einer primären, vorikonografischen Ebene und einer sekundären, ikonografischen Ebene der Darstellung des Gezeigten. Bei der Darstellung in der primären Ebene geht es vorwiegend darum, diese „künstlerischen Motive“ erst einmal identifizieren zu können und auf der sekundären Ebene die Motive mit Themen in Verbindung zu bringen7.

Ziel dieser Ausarbeitung war es, herauszufinden, inwieweit sozialwissenschaftliche Arbeiten in der Kunstgeschichte an Relevanz8 gewinnen können und diese zunehmend beeinflussen.

Des Weiteren war ein Wechsel der Analyseeinstellung9 von großer Bedeutung, denn damit thematisierte er die Repräsentation historischer und somit auch kultureller und milieuspezifischer Strukturen im Sinne des Habitus beziehungsweise Dokumentsinns. Der Habitus beziehungsweise Dokumentsinn, beispielsweise eine Epoche, rekonstruiert verschiedene Medien, Darstellungs- oder auch Kunstgattungen anhand von Ähnlichkeiten, Übereinstimmungen oder auch Homologien.

Doch die Ausarbeitungen Panofskys wurden aber auch deutlich kritisiert. Der Kunsthistoriker Max Imdahl behauptete, Panofsky sei nicht primär daran interessiert, was nur durch das Bild, sondern eben auch durch das Bild vermittelt würde. Die Besonderheit des Medium „Bild“ würde dabei stark an Bedeutung verlieren, ebenso wie die Bedeutsamkeit von Formen und Kompositionen10. Beachtete man jedoch nur die ikonische Interpretation nach Imdahl, so würde man einer vollständigen Interpretation und Analyse des Bildes nicht gerecht werden. Doch in der später entwickelten ikonologisch-ikonischen Interpretation vereinen sich die Ansichten Panofsky s und Imdahls, welche von Ralf Bohnsack weiter ausgearbeitet wurden.

In seiner Interpretation der dokumentarischen Methode, die sich vorerst auf die Textinterpretation spezialisierte, versuchte er die Methodologie und ebenso auch die formalästhetischen Aspekte, die zunächst kaum berücksichtigt wurden, in eine Form zu bringen. Dabei beachtete er ebenso, dass der von ihm ausgearbeiteten dokumentarischen Methode beispielsweise eine Bedeutung der sozialwissenschaftlichen Relevanz durch eine erkenntnistheoretisch-philosophisch bestimmte Einklammerung zugesprochen werden könne, um die Eigensinnigkeit des Bildes zu bewahren oder dass es eben auch möglich wäre, allgemeine Verfahrens- und Arbeitsschritte der Text- und Bildinterpretation auf Grundlage der Methodologie und Erkenntnistheorie aufeinander beziehen zu können11.

[...]


1 Panofsky, Erwin (1932): Zum Problem der Beschreibung in Inhaltsdeutung von Werken der bildenden Kunst. In: Logos. Internationale Zeitschrift für Philosophie und Kultur, Bd. XXI, S. 115.

2 Https://www.ph-freiburg.de/quasus/einstiegstexte/datenauswertung/dokumentarische-methode.html (Stand: 15.3.14)

3 Bohnsack, Ralf (2007): Dokumentarische Methode. In: Renate Buber/Hartmann Holzmüller (Hrsg.), Qualitative Marktforschung, Wiesbaden: Gabler, S. 321.

4 Bohnsack, Ralf (2007): Dokumentarische Methode. In: Renate Buber/Hartmann Holzmüller (Hrsg.), Qualitative Marktforschung, Wiesbaden: Gabler, S. 323.

5 Ebd., S. 322.

6 Bohnsack, Ralf (2007): Die dokumentarische Methode der Bildinterpretation in der Forschungspraxis. In: Ralf Bohnsack, Iris Nentwig-Gesemann, Arnd-Michael Hohl (Hrsg.), Wiesbaden: Springer VS, S. 69.

7 Ehrenspeck/Schäffer (Hrsg.) (2001): Film- und Fotoanalyse in der Erziehungswissenschaft. Eine Einführung., Opladen: Leske + Budrich, S. 67-89.

8 Bohnsack, Ralf (2007): Die dokumentarische Methode der Bildinterpretation in der Forschungspraxis. In: Ralf Bohnsack, Iris Nentwig-Gesemann, Arnd-Michael Hohl (Hrsg.), Wiesbaden: Springer VS, S. 69.

9 Bohnsack, Ralf (2006): Die dokumentarische Methode der Bildinterpretation in der Forschungspraxis. In: Winfried Marotzki/Horst Niesyto (Hrsg.), Bildinterpretation und Bildverstehen. Methodische Ansätze aus sozialwissenschaftlicher, kunst- und medienpädagogischer Perspektive, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 47.

10 Ebd., S. 48.

11 Bohnsack, Ralf (2006): Die dokumentarische Methode der Bildinterpretation in der Forschungspraxis. In: Winfried Marotzki/Horst Niesyto (Hrsg.), Bildinterpretation und Bildverstehen. Methodische Ansätze aus sozialwissenschaftlicher, kunst- und medienpädagogischer Perspektive, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 51.

Final del extracto de 18 páginas

Detalles

Título
Die dokumentarische Methode der Bildanalyse. Zur Analyse visueller Daten
Universidad
University of Bayreuth  (Soziologie)
Curso
Visuelle Methoden: Zur Analyse visueller Daten
Calificación
1,3
Autor
Año
2014
Páginas
18
No. de catálogo
V336975
ISBN (Ebook)
9783668266629
ISBN (Libro)
9783668266636
Tamaño de fichero
1248 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
methode, bildanalyse, analyse, daten
Citar trabajo
Christine Kopp (Autor), 2014, Die dokumentarische Methode der Bildanalyse. Zur Analyse visueller Daten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/336975

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