Das Kloster St. Mauritius zu Magdeburg und seine Bedeutung für Otto den Großen und seine Familie


Dossier / Travail de Séminaire, 2016

20 Pages, Note: 1.0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Hauptteil
1. Heinrich I., Otto I., Edgith und Magdeburg
2. Die Gründung des Mauritiusklosters
3. Die Memoria in ottonischer Zeit
4. Schenkungen und Privilegierung
5. Namensgebung und Reliquiar des Moritzklosters
6. St. Mauritius uns seine Funktion als Grablege

III. Fazit

IV. Quellen - und Literaturverzeichnis
7. Quellen
8. Fachliteratur
V. Auswahl der Urkunden Ottos I. und der frühen Urkunden Ottos II. zur Veranschaulichung
9. Die Urkunden Ottos I.
10. Die frühen Urkunden Ottos II.

I. Einleitung

„Dieser Kirche Aufseher war Ekkehard mit dem Beinamen der Rote, ein gelehrter Grammatiker und seinerzeit Leiter der Schule; eines Tages während er prüfen wollte, ob an dem mit Edelsteinen und schönstem Bernstein gezierten goldenen Hochaltare etwas fehle, stürzte dieser auf ihn[...]. Ich will ihm keinerlei Vorwürfe machen, doch weiß ich gewiß: Wer den hl. Mauritius kränkt, muß um die Gefahr bevorstehenden Schadens wissen.“1

Am 21. September 937 gründete Otto der Große, kurz nach seiner Königskrönung in Aachen, „[…] im Jahre 936 der Fleischwerdung des Herrn“2, das Kloster des heiligen Mauritius3 in Magdeburg und legte damit, in Anknüpfung an die Tradition seines Vaters Heinrichs I.4, den Grundstein für die ottonische Herrschaft im Osten des Reiches.5

31 Jahre später, „am 18. Oktober des Jahres 9706 der Fleischwerdung der Herrn [erhob Otto] den Mönch Adalbert aus Trier zur Würde des Erzbischofs“7 und somit die Stadt Magdeburg zum Zentrum des gleichnamigen Erzbistums.

Genau diese Klostergründung, ihre Bedeutung und ihre Folgen bilden den Kern der vorliegenden Hausarbeit. Im Hinblick auf das Thema möchte ich folgende Fragen beantworten: Welche Rolle spielte das Kloster St. Mauritius für Otto den Großen und inwieweit lenkte er die Geschicke desselben?

Welchen Einfluss hatte die Familie Ottos auf das Kloster, oder andersherum, das Kloster auf seine Familie? Trug es überhaupt eine Bedeutung für die Königsfamilie? Um die oben angeführten Fragen hinreichend beantworten zu können, möchte ich wie folgt vorgehen: Zunächst werde ich kurz auf die Stadt Magdeburg selbst eingehen und ihre Bedeutung für Heinrich I., Otto und seine Frau Edgith8 skizzieren. Die Frage, warum Magdeburg gerade jetzt in das Blickfeld des Herrschers tritt, soll hier beantwortet werden. Daraufhin werde ich auf den Gründungsakt, geleistete Schenkungen und die Privilegierungen des Mauritiusklosters9 eingehen und deren Bedeutung herausstellen. Im Anschluss möchte ich die Bedeutung des Klosters als Grablege aufzeigen.

Abschließend sollen die Ergebnisse meiner Untersuchungen zusammengefasst und die eingangs gestellten Fragen beantwortet werden.

Das Repertoire an Quellen und die Auswahl an Sekundärliteratur über das Leben Ottos des Großen sind trotz einiger kleiner Lücken relativ groß und aufschlussreich. Als sicherlich umfangreichste und wichtigste historiographische Quelle ist hier die Chronik Thietmars von Merseburg zu nennen in der er, im Gegensatz zu den anderen Geschichtsschreibern, auf die Gründung und Ausstattung des Mauritiusklosters und dessen Vorgeschichte näher eingeht. Weitere Chronisten, wie Widukind von Corvey mit seiner Sachsengeschichte, Regino von Prüm mit der, von Adalbert verfassten, Fortsetzung seiner Chronik sowie Liudprand von Cremona mit seinem „Buch von König Otto“, seien an dieser Stelle erwähnt.10

Eine weitere Quelle anhand derer sich die Schenkungen und Privilegirungen Ottos, seiner Vorgänger und Nachfahren nachvollziehen lassen, bilden die, in der Monumenta Garmaniae Historica edierten, Urkunden Heinrichs I., Ottos I. und Ottos II.11 Einen Querschnitt des Lebens Ottos des Großen und der Zeit der Ottonen bieten Gerd Althoff, Hagen Keller und Helmut Beumann in ihren Überblickswerken. Claude geht in seinem Standardwerk über die Geschichte des Erzbistums Magdeburg ausführlich auf das Kloster des heiligen Mauritius und die spätere Gründung des Erzbistums ein.12

II. Hauptteil

1. Heinrich I., Otto I., Edgith und Magdeburg

Die Beziehung der ottonischen Königsfamilie zu dem Gebiet zwischen Elbe und Oder, speziell zu Magdeburg, scheint in unmittelbarem Zusammenhang mit der fortschreitenden Christianisierung und Missionierung in selbigem zu stehen. Begonnen hatte diese Christianisierung mit der „Einbeziehung Ostfalens13 in das fränkische Reich“, 14 während der Regierung Karls des Großen.

In der Sachsengeschichte Widukinds heißt es hierzu:

„Denn er15 erwog, da er zu seiner Zeit seinesgleichen an Klugheit nicht hatte, daß sein edles Nachbarvolk im eitlen Irrglauben nicht dürfe befangen bleiben [...]. Teils durch sanfte Überredung, teils durch kriegerische Gewalt zwang er es dazu [...].“16

Die paganen Sachsen hatten im Zuge dieser Mission zwar äußerlich den Glauben angenommen, doch ist anzunehmen, dass, schon auf Grund des Missionsprozederes, eine systematische und weitreichende innere Festigung des christlichen Glaubens nicht geschehen sein dürfte.17

Die Stadt Magdeburg findet erstmals in der Chronik von Moissac Erwähnung. Im Eintrag zum Jahr 806 heißt es hier: Et mandavit eis rex Karolus aedificare civitates duas, una in aquilone parte Albiae contra Magadabourg [...]. 18

Mit dem Regierungsantritt Heinrichs I., dem Vater Ottos des Großen, im Jahre 91919 rückte Sachsen, das bis zu diesem Zeitpunkt keine Rolle „im Itinerar der ostfränkischen Könige [...] gespielt hatte“20 , nun in das Blickfeld des Herrschers. Schon in dessen Jugend muss die Lage am östlichen Rand des Reiches problematisch gewesen sein. Thietmar berichtet von einem Heereszug Heinrichs gegen die Slawen, im Auftrag seines Vaters, des Herzogs Otto:

„Mit großem Aufgebot sandte ihn21 sein Vater aus in das von den Deutschen Daleminzien, von den Slawen aber Lommatzsch genannte Land,22 von wo er nach schweren Verwüstungen und Brandschatzungen erfolgreich zurückkehrte.“23

In der zweiten Hälfte seiner Regierungszeit zeigt sich nun eine verstärkte Ostpolitik Heinrichs I. Widukind berichtet, der König habe Burgen errichten und Militärs ausbilden lassen und außerdem den Ackerbau vorangetrieben. In der Quelle heißt es:

„Zuerst wählte er [...] jeden neunten Mann aus und ließ ihn in den Burgen wohnen, damit er [...] Wohnungen errichte [...]. Die acht übrigen sollten säen und ernten [...].“24 Im Jahre 92825, „[w]ährend er nun die Bürger an solche Satzung und Zucht gewöhnte, fiel er plötzlich über die Slawen her, welche Heveller genannt werden, ermüdete sie durch viele Kämpfe und nahm endlich

[...] die Brennaburg [...].“26

Auch dies lässt auf eine stärkere Hinwendung zum Osten des Reiches schließen.

In der Forschung ist man sich bis heute uneinig, ob Heinrich, neben dem Ziel der militärischer Unterjochung, auch das Ziel der Missionierung der paganen Slawen hatte.27 Die Stadt Magdeburg diente Heinrich wohl als Ausgangspunkt für seine Feldzüge. Die Lage der Stadt und ihre Anbindung an die Verkehrswege begünstigten die Vorhaben des Königs. Neben „ein[em] gute[n] Elbübergang , [muss sich dort auch] [...] ein geeigneter Elbhafen befunden haben.“28 Außerdem ist die Nähe zum umliegenden Krongut ein wichtiger Indikator für etwaige Aufhalte Heinrichs in der Stadt.29 Diese Aufenthalte müssen jedoch Vermutung bleiben, da Heinrich Magdeburg nie nachweisbar besucht hat.30 Auch in den Urkunden Heinrichs I. findet Magdeburg keine Erwähnung.

Eine besondere Beziehung Ottos des Großen zu Magdeburg ist schon früh festzustellen. Im Jahre 929 hatte dieser „sich vor seiner Thronbesteigung mit einer Frau aus dem edlen Volke der Angeln, mit der Bruderstochter des Königs Adelstan, namens Otgith, vermählt […].“31

In den Jahrbüchern von Magdeburg finden wir zu diesem Ereignis folgenden Eintrag:

,,Otto der Große gab seiner Frau Edith unter andern Geschenken die Stadt Magdeburg zur Morgengabe, welche jetzt die Hauptstadt von Sachsen ist, damals aber der halberstädter Diözese unterworfen war.“32

Das zum Krongut gehörende Magdeburg war vermutlich schon ein Jahr zuvor, im Zuge seiner Designation zum Mitkönig, ausgesondert und Otto als Heiratsgut zugewiesen worden. Mit der Verleihung der Stadt an seinen Sohn, übertrug Heinrich I. seinem Nachfolger zugleich die Hoheitsaufgabe im Osten des Reiches. Dies erforderte eine erhöhte Präsenz des Herrschers in Magdeburg. Ab diesem Zeitpunkt sollte der Stadt auch politisch eine wichtige Rolle zugeordnet werden.33

Noch im selben Jahr „begann er den Bau der Stadt [Burg]34 Magdeburg“(Cuius instinctu Magdeburgendsem cepit edificare civitatem [ … ].) 35, auf Veranlassung seiner Frau. Im Jahr 93636 wurde Otto der Große, nach dem Tod seines Vaters,37 „mit dem heiligen Öle gesalbt und mit dem goldenen Diadem gekrönt […].“38 Ob Edgith und Otto sich vor seinem Regierungsantritt, das heißt zwischen 929 und 936, in Magdeburg aufgehalten haben, kann nur spekuliert werden.39 14 Wochen nach dem Tod Heinrichs I., im Oktober 936, trafen die Beiden erstmals nachweisbar in Magdeburg ein, blieben dort allerdings nur wenige Tage, bevor sie ihren Regierungsumritt fortsetzten.40

2. Die Gründung des Mauritiusklosters

Ungefähr ein Jahr später kehrte Otto „in seine sächsische Heimat“41 zurück, wo er am 21. September, am Vorabend des Mauritiusfestes42, das Mauritiuskloster gründete.43

Im Gegensatz zu den Historiographen44 berichtet eine am selben Tag ausgestellte Urkunde von dem feierlichen Gründungsakt. Im Originaldiplom heißt es:

Otto [ … ] in loco Magedeburg nominato aecclesiam construere studuimis[...]. [...] nobis episcopus qui tunc in praesenti erant, Friderico videlicetet Adaldago archiepiscopis, Baldarico, Odolrico, Thiethardo, Ebergiso, Amalrico, Burghardo, Bernhardo, Amalungo [...].45 46

Neben acht Bischöfen und Weiterem weltlichen Adel, waren folglich auch zwei Erzbischöfe anwesend. Dies sollte dem Gründungsakt eine besondere Feierlichkeit verleihen und ist ein wichtiger Indikator für die große Bedeutung, die der Gründung des Klosters beizumessen ist.

Edgith spielt in diesem Zusammenhang eine tragende Rolle. Thietmar von Merseburg schreibt dieser die Hauptinitiative für die Klostergründung zu.47 Hier heißt es:

„Denn er erwarb und errichtete diese Burg um der Gnade ewiger Wiedervergeltung willen zum Heile unseres gemeinsamen Vaterlandes. Edith seligen Andenkens unterstützte ihn dabei, soweit sie es vermochte. Die ihr verliehene Gabe unaufhörlichen Strebens nach dem Rechten ließ sie in

der ihr beschiedenen Spanne ein Gott und Menschen wohlgefälliges Leben führen.“48

Die Stiftung des Klosters hatte jedoch nicht nur - wie in diesen Zeilen ausgedrückt- das Heil des Vaterlandes zum Ziel.

[...]


1 Thietmar: Chronik, IV,66.

2 Thietmar: Chronik, II,1.

3 Vgl. Claude: Geschichte Magdeburg, S. 17.

4 Thietmar: Chronik, I,9.

5 Vgl. Claude: Geschichte Magdeburg, S. 17.

6 Richtig: 968 - Regesta Pontificum Romanorum, Reg. 3728 f..

7 Hier: Erzbischof von Magdeburg.

8 In den zeitgenössischen Quellen auch Otgith, Edgid, Edith, Editha, Aedith, Aeditha.

9 In den zeitgenössischen Quellen auch Moritzkloster, Morizkloster.

10 Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit.

11 D.C.I., D.H.I., D.O.I., D.O.II..

12 Claude: Geschichte Magdeburg

13 Östlicher Teil des alten Sachsens zwischen den Strömen Elbe, Saale, Leine, Unstrut.

14 Claude: Geschichte Magdeburg, S. 3.

15 Hier: Karl der Große.

16 Widukind: Sachsengeschichte, I,15.

17 Vgl. Claude: Geschichte Magdeburgs, S. 3 f..

18 Chronikon Moissiacense, S. 258.

19 Adalberti: Continuatio Regiononis, zu 919.

20 Claude: Geschichte Magdeburg, S. 17.

21 Hier: Heinrich I..

22 Gegend um Meißen.

23 Thietmar: Chronik, I,3.

24 Widukind: Sachsengeschichte, I,35.

25 Adalberti: Continuatio Regiononis, zu 928.

26 Widukind: Sachsengeschichte, I,35.

27 Vgl. Claude: Geschichte Magdeburg, S. 18 f.

28 Schlesinger, Magdeburger Königspfalz, S. 322.

29 Vgl. Claude: Geschichte Magdeburg, S. 20.

30 Schlesinger, Magdeburger Königspfalz S. 325.

31 Liudprand: Buch vom König Otto, IV,17.

32 Jahrbücher von Magdeburg, zu 929.

33 Vgl. Claude, Geschichte Magdeburg, S. 21.

34 Matthias Puhle übersetzt in diesem Zusammenhang das Wort civitas nicht mit ,,Stadt“, sondern mit ,,Burg''. Vgl. Puhle, M.: Die Gründung des Moritzklosters, in: Otto der Große, Magdeburg und Europa Band I, Mainz 2001, S. 5.

35 Thietmar: Chronik, II,3.

36 Adalberti: Continuatio Regiononis, zu 936.

37 Widukind: Sachsengeschichte, I,41.

38 Ebd.: II,1.

39 Althoff, G.: Gründung Magdeburg, in: Otto, Magdeburg, Europa, S. 344.

40 D.O.I., 1,2,3.

41 Thietmar: Chronik, II,11.

42 Vgl. Claude: Geschichte Magdeburg, S. 17.

43 D.O.I., 14.

44 Widukind: Sachsengeschichte, II,7. Adalbert: Continuatio Reginonis, zu 937.

45 Ebd.:, 14.

46 Die beiden anwesenden Erzbischöfe waren Friedrich von Mainz und Adaldag von Bremen, die Bischöfe Baderich von Utrecht, Ulrich von Augsburg, Thiethard von Hildesheim, Ebergis von Minden, Amalrich von Speyer, Burchard von Würzburg, Bernhard von Halberstadt und Amalung von Verden.

47 Vgl. Glocker: Die Verwandten der Ottonen, S. 21 f..

48 Thietmar: Chronik, II,3.

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Das Kloster St. Mauritius zu Magdeburg und seine Bedeutung für Otto den Großen und seine Familie
Université
University of Dusseldorf "Heinrich Heine"
Note
1.0
Auteur
Année
2016
Pages
20
N° de catalogue
V337357
ISBN (ebook)
9783656988441
ISBN (Livre)
9783656988458
Taille d'un fichier
504 KB
Langue
allemand
Mots clés
kloster, mauritius, magdeburg, bedeutung, otto, großen, familie
Citation du texte
Manuel Böcker (Auteur), 2016, Das Kloster St. Mauritius zu Magdeburg und seine Bedeutung für Otto den Großen und seine Familie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/337357

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