Transidentität. Der Wandel einer dichotom geprägten Gesellschaft


Trabajo Escrito, 2016

17 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhalt

1 Einleitung

2 Was bedeutet Trans* überhaupt?
2.1 Geschichtlicher Rückblick
2.2 Trans* heute
2.3 Begriffsgeschichte
2.4 Ursache von Trans*

3 Trans* als Tabuthema
3.1 Geschlechterwissen in unserer Gesellschaft
3.2 Position der Trans*Personen in einer dichotom geprägten Gesellschaft
3.3 Kulturelles Geschlechterwissen und Religion
3.4 Das dritte Geschlecht der nordamerikanischen Ureinwohner

4 Ausblick

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die vorliegende Arbeit wird das Phänomen Trans*1 behandeln und näher beleuchten, welchen Stellenwert dieses in unserer Gesellschaft des 21. Jahrhunderts hat. Zunächst ist dabei zu klären, was überhaupt darunter verstanden wird und wie sich das Verständnis davon sowie die entsprechende Definition entwickelt hat.

Das Phänomen existiert nicht erst seit wenigen Jahrzehnten, obwohl es erst seit dem 19. Jahrhundert in unsere Gesellschaft Eingang gefunden hat. Woran es lag, dass Trans* vor noch nicht allzu langer Zeit als Tabuthema galt, oder gar als schlichtweg nicht existent angesehen wurde, soll hier näher beleuchtet werden. Dazu ist es unerlässlich erst einmal zu klären, was in der Gesellschaft im Allgemeinen für ein Verständnis über das Geschlecht besteht, und ob oder wie sich dieses in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Was bedeutet Trans* für unsere moderne Gesellschaft? Kann das Phänomen als Zeichen dafür betrachtet werden, dass unsere Gesellschaftsstruktur sich in einem Wandel befindet?

Natürlich ist es unmöglich in einer Arbeit dieses Umfangs die gesamte Bandbreite eines solch komplexen Themas aufzugreifen und zu erklären. Trotzdem möchte ich einen Einblick geben, in ein Thema, das dem Großteil unserer Gesellschaft auch heute noch weitgehend unbekannt ist. Es liefert zudem einen guten Ansatz, unsere Gesellschaftsstruktur ein wenig besser verstehen und erkennen zu können.

2 Was bedeutet Trans* überhaupt?

2.1 Geschichtlicher Rückblick

Das Phänomen Trans* ist keine Modeerscheinung unserer heutigen Gesellschaft, sondern findet sich schon in der antiken Mythologie wieder, wo von mystischen Wesen berichtet wird, die sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale aufweisen. Diese werden als Androgynos bezeichnet, was wörtlich übersetzt „Mannfrau“ bedeutet.

Der griechische Geschichtsschreiber Herodot erwähnte 490 v.Chr. die Enarees, diese galten als Mannweiber, welchen von der Göttin Aphrodite die Wahrsagekunstgeschenkt wurde. (Winkelmann, 1993, p. 47)

Des Weiteren findet man in griechischen Sagen häufig Erzählungen von Amazonen, weibliche Kriegerinnen, die als besonders gefürchtete, aggressive Gegner und Feinde beschrieben werden. ( Historisches Museum der Pfalz Speyer, 2010/2011)

Zudem hatte es in fast allen Zeiten der Weltgeschichte den Eunuchenkult gegeben. Besonders in Byzanz und im Kaiserreich China wurden die zum Hofstaat gehörigen Palasteunuchen sehr begehrt und geschätzt. In China waren es häufig kastrierte Sklaven, die als Eunuchen einen Posten im Palast erhielten. Für die ganze Familie bedeutete dies Lebensunterhalt und Sozialprestige, was zu einer Vielzahl freiwilliger Kastrationen führte.

(Tuchel, 2001)

Heute besteht dieser Eunuchenkult nur noch bei einem Teil der Hijras in Indien, allerdings ist dieser Status mittlerweile mit geringem sozialem Ansehen verbunden.

2.2 Trans* heute

Doch was genau versteht man unter dem heute bekannten Phänomen der Transidentität2 ?

Sucht man nach einer allgemeinen Definition wird man feststellen, dass sich die Transidentität in eine Vielzahl von Ausprägungen, Identitäten und Lebensweisen aufspalten lässt. Aus diesem Grund verwendet man inzwischen den Oberbegriff Trans*, der die Gesamtheit der mittlerweile vorhandenen Unterbegriffe zur Beschreibung des Phänomens miteinbezieht. (siehe Fußnote 1)

2.3 Begriffsgeschichte

Das Wort Transvestit, im Englischen bekannt als Cross-Dressing, wurde 1910 von dem deutschen Arzt und Sexualforscher Magnus Hirschfeld zur Bezeichnung des Tragens von Kleidung des gegenläufigen biologischen Geschlechts geprägt. 1923 wurde von ihm das Adjektiv transsexuell erstmals gebraucht (Pfäfflin, 2014, p. 55f.). Lange Zeit, auch teilweise noch heute, wurde dieser Begriff der Transsexualität2 als Oberbegriff verwendet, da das Phänomen Trans* in unserer Gesellschaft weiterhin eher unbekannt ist.

Der Begriff „Transgender“ wurde von Virginia Prince (1978; vgl. Ekins und King 2005) geprägt. Sie beschrieb damit einen weiteren Lebensstil, der von Transsexualität und Transvestitismus abzugrenzen ist. Er beschreibt eine Personengruppe, die zwar das Leben im anderen Geschlecht vorübergehend, phasenweise oder sogar dauerhaft anstrebt, dabei aber auf chirurgische Maßnahmen verzichtet. Später wurde dieses Wort zum Oberbegriff, der sämtliche Abweichungen von der Norm eindeutiger Geschlechtlichkeit berücksichtigen kann (Briken & Berner, 2013, p. 203). Er bot sich ebenfalls als alternativer Begriff zu dem der Transsexualität an, da häufig die Kritik aufkam, dass dieser die Sexualität in den Vordergrund stellt, diese jedoch bei Trans*Personen nicht das Entscheidende ist.

Im Allgemeinen wird in öffentlichen Diskussion, sowie in wissenschaftlichen Kreisen häufig von Transsexualität gesprochen (Rauchfleisch, 2016, p. 14). Jedoch wird damit das Phänomen der Sexualität in den Vordergrund gestellt, wodurch das Wesen der Trans* Menschen nicht beschrieben wird. Denn bei ihnen geht es nicht um eine sexuelle Ausrichtung sondern um ihr Identitätserleben. Daher erscheint es sinnvoll, die Bezeichnung der Transsexualität durch den Begriff Transidentität zu ersetzen, wie es Udo Rauchfleisch in seinem Buch Transsexualität - Transidentität. Begutachtung, Begleitung, Therapie ebenfalls tut (Rauchfleisch, 2016).

Das Thema der Geschlechtsumwandlung erlangte durch einen amerikanischen Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg große Popularität. Er nannte sich George und später Christine Jorgensen. Da sich ihre Geschichte in den 1950er Jahren abspielte, kam es zu einer raschen medialen Verbreitung durch Presse, Rundfunk und Fernsehen. Dies führte dazu, dass Jorgensen viele Zuschriften von Personen in ähnlicher Lage erhielt, wobei sie auf Harry Benjamin verwies (Pfäfflin, 2014, p. 57). Dieser veröffentlichte 1966 eine Monographie The Transsexual Phenomenon. Er lieferte in dieser eine Klassifikation mit Definitionen zu den einzelnen Typen und Ausprägungen des Phänomens (Benjamin, 1966).

Seine Schwerpunktpraxis für Transidentität wurde später weltweit bekannt und ist auch heute noch von großer Bedeutung für die medizinische Behandlung von Trans*Personen. Die Standarts of care der Harry Benjamin International Gender Dysphoria Association (HBIGDA) sind auch die Vorlage für den heute in Deutschland üblichen zeitlich gestuften Behandlungsprozess von Trans*Personen. Zudem werden in Deutschland seit 1997 die Standards der Behandlung und Begutachtung von Transsexuellen als Erweiterung der Standards of care verwendet (Becker, et al., 1997) (Vetter, 2007).

2.4 Ursache von Trans*

Sucht man nach einer Ursache von Trans*, stößt man auf viele Theorien unterschiedlicher Reichweite. So wird vermehrt nach biomedizinischen Ursachen gesucht, es werden psychodynamische Theorien aufgestellt, wie beispielsweise die Lerntheorie von John Money, die kognitive Theorie Lawrence Kohlbergs oder Theorien mit psychoanalytischen Ansätzen wie bei Margaret Maler und Edith Jakobson. Auch wurde bereits versucht ein biopsychosoziales Erklärungsmodell aufzustellen. Einen Ansatz in diese Richtung zeigt die Studie von Bosinski 1996. Allerdings gibt es für keine bisher existierende Theorie empirische Belege, weshalb die Ursache von Trans* bis heute noch nicht erklärt werden kann (Vetter, 2007).

Auch dies zeigt, wie komplex das Thema Trans* ist, und dass in unserer modernen Gesellschaft noch immer sehr viel Unwissen darüber besteht. Denn obwohl das Phänomen an sich so alt ist wie die Menschheit selber, galt Trans* noch vor wenigen Jahrzehnten als Tabuthema.

Doch woran lag das?

[...]


1 Man verwendet heute die Schreibweise Trans*, wobei das Sternchen als Platzhalter dient. Das ermöglicht, alle Formen des Phänomens, wie Transvestitismus/Cross-Dressing, Transsexualität, Transidentität, Transgender usw. in einem Wort zusammen zu fassen und möglichen Missverständnissen entgegen zu wirken. (vgl. Rauchfleisch 2016 p.12)

Final del extracto de 17 páginas

Detalles

Título
Transidentität. Der Wandel einer dichotom geprägten Gesellschaft
Universidad
University of Trier
Calificación
1,3
Autor
Año
2016
Páginas
17
No. de catálogo
V338491
ISBN (Ebook)
9783668277946
ISBN (Libro)
9783668277953
Tamaño de fichero
908 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Transidentität, Transgender, Transsexualität, Geschlecht, Wandel, Gender, Mann, Frau, Trans*, Geschlechteridentität
Citar trabajo
Mira Machwirth (Autor), 2016, Transidentität. Der Wandel einer dichotom geprägten Gesellschaft, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/338491

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