Antonin Artaud war ein französischer Schauspieler, Regisseur und Theatertheoretiker. Auf sein Schaffen geht neben weiteren Werken unter anderem das Théâtre Alfred Jarry und das Théâtre de la Cruauté zurück. Artauds Schaffenszeit als Regisseur und Schauspieler lag Anfang des 20. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit entwickelte sich zunehmend die Literaturbewegung des Surrealismus, deren Leitidee es war mit Schriften eine revolutionäre Veränderung des Kunstverständnisses und der Lebenspraxis anzustreben.
Den Theatertext Le jet de sang schrieb Antonin Artaud vor seinen drei großen Schaffensphasen und während seiner Mitgliedschaft im Kreise der Surrealisten. Eigentlich für das, während seiner ersten Schaffensperiode geschriebene Théâtre Alfred Jarry , bietet Le jet de sang bereits erste Eindrücke von Artauds Theatertheorie, die durch die drei Aspekte des Traumtheaters, der Improvisation beziehungsweise des Spontantheaters und der Einbeziehung des Zuschauers geprägt sind.
Der Einakter Le jet de sang, der in Schriftform gerade einmal 4 Seiten zählt, besteht aus „assoziativ aneinandergereihten traumartigen Sequenzen“. Die verschiedenen Traumsequenzen bringen eine Unruhe in das Stück und regen den Zuschauer somit zum nachdenken an. Da Le jet de sang aus scheinbar sinnlos aneinander gefügten Szenen besteht, soll näher betrachtet werden, aus welchem Grund Artaud keine sich eindeutig erschließende Handlungskette für die Inszenierung wählte, sondern bewusst auf Unlogik setzte.
Der surrealistische Bezug an Le jet de sang wird vor allem durch die abrupten Brüche zwischen den verschiedenen Sequenzen und durch eindrucksvolle Requisiten, sowie detailliert formulierte Regieanweisungen deutlich. So fallen nach einem Orkan scheinbar wahllos Dinge unterschiedlichster Art (fleischige Beine, Arme, Haare, Masken, Rahmen) vom Himmel. Diese verschiedenen Bühnenanweisungen bzw. Bühnenbilder vermitteln einen Eindruck der Vorstellungen, die Artaud mit den Möglichkeiten eines surrealistischen Theaters verband.
Für mich stellt sich die Frage, wie Artaud seine surrealistische Theatertheorie und seine Forderungen an ein neues Theater zu Beginn seines Schaffens umsetzt. Dies soll im Rahmen dieser Hausarbeit am Beispiel von Le jet de sang untersucht werden.
Hierzu möchte ich zunächst zeigen, welche surrealistischen Kategorien und literaturtheoretischen Positionen des Surrealismus sich in Le jet de sang wiederfinden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Artaud im Kreis der Surrealisten – surrealistische Denkkategorien und literaturtheoretische Positionen in Le jet de sang
- Bühnenbilder in Le jet de sang und die Idee einer inneren Gesetzmäßigkeit
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert Antonin Artauds Einakter „Le jet de sang“ und untersucht, wie er seine surrealistische Theatertheorie in diesem frühen Werk umsetzt. Der Fokus liegt darauf, die surrealistischen Denkkategorien und literaturtheoretischen Positionen zu identifizieren, die in dem Stück zum Ausdruck kommen. Dabei wird insbesondere Artauds Verhältnis zum Surrealismus, seine Kritik an der rationalistisch-logischen Kulturform und seine Verwendung von Bühnenbildern und Regieanweisungen als Mittel zur Verunsicherung des Zuschauers betrachtet.
- Artauds surrealistische Theatertheorie
- Surrealistische Denkkategorien in „Le jet de sang“
- Artauds Kritik an der rationalistisch-logischen Kulturform
- Die Rolle von Bühnenbildern und Regieanweisungen
- Verunsicherung des Zuschauers als Mittel zur Bewusstseinsveränderung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Antonin Artaud und seine Theatertheorie vor und führt den Einakter „Le jet de sang“ in den Kontext von Artauds Schaffenszeit im Kreis der Surrealisten ein. Sie erläutert die Besonderheiten des Stücks, wie zum Beispiel seine assoziativ aneinandergereihten Traumsequenzen und die absichtliche Verwendung von Unlogik.
Das zweite Kapitel widmet sich der Analyse der surrealistischen Denkkategorien und literaturtheoretischen Positionen, die in „Le jet de sang“ zum Ausdruck kommen. Es beleuchtet Artauds Beziehung zum Surrealismus, insbesondere seine Übernahme und kritische Auseinandersetzung mit den Leitideen der Bewegung. Darüber hinaus untersucht das Kapitel die Rolle der Bühnenbilder und Regieanweisungen in Bezug auf Artauds Ziel, den Zuschauer zu verunsichern und eine innere Bewusstseinsveränderung anzustoßen.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen des Surrealismus, der Theatertheorie, der Verunsicherung des Zuschauers, der Kritik an der rationalistisch-logischen Kulturform und der Bedeutung von Bühnenbildern und Regieanweisungen im Theater. Wichtige Konzepte sind die Abkehr von konventionellen Handlungsstrukturen, die Verwendung von Traumsequenzen, das sonores Zeichensystem, die Vermittlung eines Gefühls des „Endes des Himmels“ und die Kritik an der bestehenden Gesellschaft.
- Citation du texte
- Niklas Werner (Auteur), 2014, Surrealistische Theatertheorie. Antonin Artaud "Le jet de sang", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339379