Authentische Texte im Fach Deutsch als Fremdsprache. Merkmale, Bedeutung und Verwendung


Dossier / Travail, 2013

22 Pages, Note: 2,3


Extrait


Inhaltverzeichnis:

1. Einleitung: Authentizität im Fremdsprachenunterricht

2. Lernziele des Fremdsprachenunterrichts

3. Authentische Texte im Deutschunterricht
3.1. Welche Texte sind authentisch?
3.2. Gründe für den Gebrauch der authentischen Texten im Fremdsprachenunterricht
3.3. Verstehenskompetenz und die authentischen Texte
3.4. Sprachproduktion und die authentischen Texte als Anlässe zur Kommunikation

4. Didaktisierung der authentischen Texte
4.1. Kriterien der Authentizität
4.2. Bearbeitung der authentischen Texte

5. Die Analyse der authentischen Texte in ausgewählten Lehrwerken

6. Schlussfolgerung

7. Abbildungsverzeichnis:

8. Literaturverzeichnis:

1. Einleitung: Authentizität im Fremdsprachenunterricht

„Die fremde Sprache ist eine Herausforderung, die Neugier, aber auch Frustration, günstigenfalls Lust zum Lernen, anderenfalls aber auch Ablehnung erzeugt.“ (Jürgen Trabant)[1]

Wie das obere Zitat impliziert, ist das Erlernen einer neuen Sprache mit vielen Hindernissen, Schwierigkeiten und Herausforderungen verbunden, mit denen sich jeder Lernende auf dem Weg zu dem erwünschten Sprachniveau in der Zielsprache befassen muss. Diese Auseinandersetzung mit der Sprache erfordert von jedem Einzelnen sehr viel Durchhaltevermögen und ist ohne Zweifel eine lebenslange Aufgabe.[2]

Aus diesem Grund wird in der Fremdsprachendidaktik schon lange nach neuen Ideen und Konzepten gesucht, die den Erwerb der Fremdsprache so gut wie möglich unterstützen. So wird unter anderem die wichtige Rolle der Authentizität im Fremdsprachenunterricht betont. Der Begriff der Authentizität wird in dem Fachlexikon Deutsch als Fremdsprache als Eigenschaft sowohl von Texten und einzelnen Sätzen, als auch sprachlichen Handlungen und medialem Material, das als Grundlage für das Erlernen einer neuen Sprache eingesetzt wird, beschrieben.[3]

Im Laufe der Zeit hat sich die Überzeugung festgesetzt, dass sich ein gelungener Fremdsprachenunterricht größtenteils mit der Vermittlung von Sprachfertigkeiten erzielen lässt, welche durch authentisches Material erreicht werden. Da die Sprache dem Lerner immer kontextgebunden begegnet, soll sie je nach Möglichkeit in authentischen Situationen erlernt werden.[4] Bereits in den frühen 1980er Jahren wurde die Authentizität für Sprachmaterialien und Kommunikationsanlässe gefordert.[5]

Die folgende Ausarbeitung beschäftigt sich mit den authentischen Texten im Fach Deutsch als Fremdsprache. Ausgehend von den Lernzielen des Fremdsprachenunterrichts, wird der Frage nachgegangen, was überhaupt ein authentischer Text ist, warum er für den Deutschunterricht von so großer Bedeutung ist und was man beachten sollte, wenn man mit solchen Texten arbeitet. Dem folgt die Analyse von ausgewählten Lehrwerktexten unter dem Aspekt der Authentizität.

2. Lernziele des Fremdsprachenunterrichts

In den heutigen Standards wird die Entwicklung der Kommunikationsfähigkeit in einer fremden Sprache als Ziel des Fremdsprachenunterrichts angesehen. Damit ist die Fähigkeit gemeint, sich in die Lage zu versetzen, in der jeweiligen Sprache einerseits zu kommunizieren und anderseits zu korrespondieren. Dies tritt ein, wenn man die kommunikativen Grundfertigkeiten dieser Sprache im genügenden Maß beherrscht.[6]

Zu den „Schlüsselqualifikationen“, die den Gebrauch der deutschen Sprache ermöglichen, gehören bekanntermaßen Hören, Lesen, Sprechen und Schreiben. Günter Storch führt an dieser Stelle die Klassifizierung diesen Fertigkeiten in zwei Ausprägungen an: Erstens nach dem Medium, in dem sich die Kommunikation vollzieht (gesprochene vs. geschriebene Sprache), zweitens nach der kommunikativen Einstellung, die der Kommunizierende annehmen kann (rezeptiv vs. produktiv).[7] Wichtig hierbei ist nach Quetz et. al die Tatsache, dass die oben genannten Fertigkeiten in engen Relationen zueinander stehen und dass die produktiven Fähigkeiten die rezeptiven voraussetzen. Im Grunde genommen heißt das für den Lernenden, dass er sich mit dem Hörverstehen vor dem Sprechen und mit dem Leseverstehen vor dem Schreiben beschäftigen muss. Man kann nicht etwas sagen bzw. produzieren, ohne zuerst etwas gelesen bzw. empfangen zu haben.[8]

Der Prozess des Erwerbs der fremden Sprache besteht somit aus der Aneignung dieser vier Grundfertigkeiten. Wie Hans-Werner Huneke und Wolfgang Steinig jedoch betonen, reicht das Wissen über die Sprache nicht aus, um sie gebrauchen zu können. In diesem Zusammenhang wird das praktische Können der Sprache verlangt, welches sich in der praxisbezogenen Anwendung der Sprache niederschlägt.[9] Günter Storch fasst die Informationen zu der Kommunikationsfähigkeit im folgenden Zitat zusammen:

„Zum Erreichen des Lernziels „Kommunikationsfähigkeit in der Fremdsprache“ reicht es also nicht aus, die sprachlichen Mittel zu lernen und in Rahmen einer automatisierten, rein sprachlichen Fertigkeit zu beherrschen. Die sprachlichen Mittel müssen vielmehr zur kommunikativen Ausübung der Fertigkeiten zur Verfügung stehen, d.h. unter den pragmatischen Bedingungen realer Kommunikation angewendet werden können.“[10]

Die authentischen Texte, als Teil des authentischen Lehrmaterials, spielen eine enorm große Rolle im kommunikativen Unterricht. Nicht nur, weil sie der Kommunikation dienen, sondern auch, weil sie Anlass zum Sprechen geben.[11]

Hierbei muss jedoch zuerst die Frage geklärt werden, was authentische Texte eigentlich sind und wie sie sich im Unterricht einsetzen lassen.

3. Authentische Texte im Deutschunterricht

Die authentischen Texte gewinnen in den letzten Jahren im Fremdsprachunterricht immer mehr an Bedeutung. Diese Einigkeit über die Notwendigkeit ihres Gebrauches geht jedoch nicht mit einer eindeutigen Definition einher. So herrscht eine weitgehende Diskordanz darüber, was überhaupt der Begriff „authentisch“ bedeutet und wie man die Erkenntnisse über die Authentizität in der Fremdsprachendidaktik einsetzen soll.[12]

3.1. Welche Texte sind authentisch?

Christoph Edelhoff hält einen Text für authentisch, wenn er an und für sich dokumentarisch, echt und real ist. Demgegenüber sind Antonyme wie „gemacht“, „fabriziert“ und „unecht“ zu stellen. Die Authentizität im Fremdsprachenunterricht bedeutet somit, dass sich ein Lernender in eine Situation in einem fremden Land versetzen und davon ausgehen kann, dass der vorliegende Text in solcher Form von einem Muttersprachler gebraucht werden könnte.[13] Dies verdeutlicht folgende Passage aus dem Artikel von Christoph Edelhoff:

„Für die Auswahl von sprachlichen Vorgaben und Kommunikationsanlässen im Fremdsprachenunterricht gilt Authentizität als Begriff für das Gebot, von Muttersprachlern verfasste oder gesprochene Texte zu verwenden anstatt solcher, die im Fremdsprachenausland, meist von Nicht-Muttersprachlern, eigens für den Fremdsprachenunterricht hergestellt oder bearbeitet werden.“[14]

Dieses Zitat impliziert, dass die authentischen Texte sowohl in der geschriebenen als auch in der gesprochenen Form dem Spracherwerb dienen. Nicht nur durch das Sprechen, sondern auch durch das Schreiben kann man vielfältig kommunizieren.[15]

Im Fachlexikon Deutsch als Fremdsprache werden die authentischen Texte als „bedeutungsvoll“ und „intentional“ genannt.[16] Authentisch konzipiertes Unterrichtmaterial hat somit „außerhalb der Unterrichtsituation Adressaten und Funktionen und enthält relevante, wiedererkennbare textsortenspezifische Merkmale.“[17]

Christoph Edelhoff spricht in seinem Artikel über Authentizität im sprachlich-linguistischen und pädagogisch-situativen Kontext. Dies sind zwei Aspekte der Authentizität, die in der Hinsicht auf einen gelungenen Fremdsprachenunterricht von großer Bedeutung sind. Die erste Bedeutung bezieht sich auf die Entscheidung, welche Texte und in welcher Form im Unterricht eingesetzt werden, die zweite befasst sich mit der pädagogischen Seite, also der interaktiven Umsetzung der authentischen Materialien. Hervorzuheben ist die Tatsache, dass man hier nicht nur die Authentizität der Texte betrachtet, sondern die der ganzheitlichen Lernsituation, die durch den Text ausgelöst wird. Hierbei ist die Lernerorientierung sehr wichtig, d.h. die kommunikativen Handlungen sollen auf die Bedürfnisse, Kenntnisse, Erfahrungen und Lernmöglichkeiten der Lernenden bezogen werden.[18]

An dieser Stelle ist zu klären, was der Begriff einer Textsorte beinhaltet und warum die Lernenden sich mit den Textsorten auseinandersetzen sollen.

Als Textsorten wird eine Gruppe von Texten mit bestimmten, gemeinsamen Textmerkmalen bezeichnet, die durch ihre Textfunktion, Kommunikationssituation, den Inhalt des Textes und durch traditionelle Textmuster bedingt sind.[19] Beispiele für Textsorten im Deutschen sind unter anderem: Reiseführer, Lexikonartikel, Leserbrief, Wetterbericht, Anzeige, Horoskop und viele andere.[20] Das folgende Zitat gibt den linguistischen Textsortenbegriff von Klaus Brinker wieder: „Textsorten sind konventionell geltende Muster für komplexe sprachliche Handlungen und lassen sich als jeweils typische Verbindungen von kontextuellen (situativen), kommunikativ-funktionalen und strukturellen (grammatischen und thematischen) Merkmalen beschreiben.“[21]

Die Auseinandersetzung mit den Textsorten ist für den Unterricht wichtig, weil die Lernenden auf diese Weise Kenntnis davon bekommen, ob ein Text im natürlichen Sprachgebrauch vorkommt, welche Informationen er vermittelt und was für ihn charakteristisch ist.[22] Die spezifischen Merkmale der jeweiligen Textsorten machen die Form des Textes authentisch und sind notwendige Stützen, wenn die Lernenden eine eigene Textproduktion erbringen sollen. Sie stellen den Lernenden eine Reihe von Orientierungsmustern zur Verfügung, die ihnen die Produktion und Rezeption von Texten erleichtern.[23]

Die wichtige Rolle der Textsorten im Deutschunterricht fasst das folgende Zitat von Christian Fandrych und Maria Thurmair zusammen: „Die Kenntnis von Textsorten bzw. der mehr oder weniger stark vorgeprägten Muster stellt also ein wesentliches Element für kommunikativ erfolgreiches sprachliches Handeln dar und ist ein wichtiger Baustein im Erwerb einer umfassenden Sprachkompetenz – für Muttersprachler, wie für Fremdsprachler.“[24]

3.2. Gründe für den Gebrauch der authentischen Texten im Fremdsprachenunterricht

Es gibt mehrere Gründe, die für die Arbeit mit authentischen Texten im Fremdsprachenunterricht sprechen. Christoph Edelhoff unterstreicht im Vorwort zu seinem Artikel, dass der Fremdsprachenlerner im Sprachunterricht auf die Begegnung mit der deutschen Sprache in natürlichen Verwendungskontexten vorbereitet werden soll. Er soll also dementsprechend lernen, mit der realen Situation der Begegnung mit einer fremden Sprache umgehen zu können. Dies passiert, indem er mit authentischen Komplexbereichen konfrontiert wird, die ihn auf echte Lebenssituationen vorbereiten und ihm die Fähigkeit verleihen, in der entsprechenden Sprache zu kommunizieren. Durch die Auseinandersetzung mit den authentischen Materialien bekommt der Lerner einen methodischen Zugang zu der Fremdsprache.[25] So schreibt der oben genannte Autor: „Dem Fremdsprachennutzer treten Texte und Situationen gegenüber, die in ihrer sprachlichen Komplexität und Inhaltlichkeit die Verstehensfähigkeiten zu übersteigen drohen, wenn er keine Strategien zum Entschlüsseln des Unbekannten in Konzept und Zeichen entwickelt hat.“[26]

Authentisch konzipierte Texte sollen somit mit ihrer Echtheit die Begegnung mit der fremden Sprache und Kultur freundlicher gestalten und somit erleichtern.[27]

Der Aspekt der Landeskunde ist hierbei ebenso von großer Wichtigkeit. Der Lerner bekommt mit Hilfe der authentischen Begebenheiten landeskundliche Informationen vermittelt, die ihm einen interkulturellen Austausch ermöglichen.[28]

In vielen Lehrwerken stößt man leider weiterhin auf fungierte Texte, die nicht den textsortenspezifischen Merkmalen entsprechen und somit die Lerner nicht auf die reale Begegnung mit der Fremdsprache vorbereiten. Solche Texte werden mit dem Ziel der Einübung bestimmter lexikalischen und grammatikalischen Phänomenen angefertigt und verfehlen oftmals ganz die Intention, den Fremdspracheninteressierten einen kommunikativen Transfer zu ermöglichen.[29]

Christoph Edelhoff betont ebenso den Einfluss der Authentizität auf Motivation und Engagement der Lernenden. Durch den fehlenden Bezug zur Wirklichkeit verlieren sie oft die Lust am Lernen. Die authentischen Texte stellen Parallelen zu der fremdsprachlichen Realität auf und wecken somit inhaltliche Interessen der Lernenden.[30] In den Worten von Jürgen Quetz, Sibylle Bolton und Gerda Lauerbach:

„Das Arbeiten mit authentischen Textvorlagen schon in einem frühen Stadium des Sprachlernens ist sehr motivierend für die Kursteilnehmer, da sie dabei erkennen, dass ihre erworbenen Sprachkenntnisse schon ausreichen, um Informationen aus dem Land der Zielsprache zu enthalten. Aber um das Arbeiten mit solchen Textvorlagen für die Kursteilnehmer zu einem Erfolgserlebnis werden zu lassen, ist es notwendig, dass die Texte inhaltlich den Interessen Erwachsener entsprechen, denn ein unmittelbares Interesse an der gegebenen Information unterstützt und erleichtert das Leseverstehen.“[31]

Im Folgenden wird gezeigt, welche Rolle die authentischen Texte bei der Verstehenskompetenz spielen und welchen Einfluss sie auf die Sprachproduktionen haben.

3.3. Verstehenskompetenz und die authentischen Texte

Der Fremdsprachenlerner ist am Anfang der Lernphase einer Fremdsprache mit der Tatsache konfrontiert, dass er gar nichts bzw. sehr wenig versteht. Das Verstehen bildet somit eine der ersten und wichtigsten Kompetenzen, mit der ein Fremdsprachenlerner umzugehen hat.[32] Christoph Edelhoff schreibt hierzu:

„Verstehen [ist] eine höchst aktive kommunikative Tätigkeit, die ein vielfältiges Training verschiedener <skills> erfordert. Je mehr die Situationen und Texte die Merkmale authentischer Sprache aufweisen, desto mehr bereiten sie auf Lebenssituationen vor, in denen sich Auswahl und Anordnung der sprachlichen Elemente nicht nach den Bedürfnissen der Sprach-Fremden richten.“[33]

So gesehen muss der Lerner Strategien entwickeln, die ihm helfen, in der fremden Umgebung und mit der großen Menge von unbekannten Begriffen zurecht zu kommen. Aus der authentischen mündlichen Kommunikation und aus den Hörtexten, die dem Lerner je nach der Situation akustisch (Hörtexte im Radio) oder auch akustisch-visuell (Fernseher) begegnen, kann er eine Reihe von situationsbezogenen und sprachlichen Merkmalen aufsammeln, die er im Nachhinein für das Verständnis benutzten kann.[34] Dies bestätigen folgende Worte von Christoph Edelhoff:

„Spontane authentische Sprache in der mündlichen Kommunikationssituation liefert durch Redundanz, parasprachliche und Situationsbezüge eine Vielzahl von Signalen, die der Lernende/Nutzer aufgreifen und aus seinem eigenen sprachlichen und kulturellem System heraus zum Verständnis der fremdsprachlichen Äußerungen heranziehen kann.“[35]

Die Hörtexte, die sich nur auf den akustischen Kanal beschränken, begleiten z.B. typische Geräusche, die das Verständnis und die Zuordnung zu den richtigen Textsorten erleichtern. Die authentischen Texte in geschriebener, gedruckter Form beinhalten ebenso eine Vielfalt von für den Text spezifischen Besonderheiten. Christoph Edelhoff gibt hierzu ein Beispiel des Zeitungstextes, dem man anhand „der äußeren Rahmen der Einbettung in eine Zeitungsseite und deren Aufbau“[36] erkennt. Nicht zu übersehen ist die Tatsache, dass es im Falle des geschriebenen Textes einfacher ist, die Regeln, die man aus dem Text erschließt, für das Verstehen einzusetzen.[37]

Nach Christoph Edelhoff erlernen die Lernenden durch eine authentische Textsorte die Sprachsituation stufenweise, indem das anfänglich globale Verstehen unter gezielter Verwendung der gebotenen Kommunikationskanäle in ein selektives Verstehen übergeht. Die Lehrwerke sollen dementsprechend Verstehenstexte beinhalten, die reale alltägliche Situationen abbilden. Sie sollen Anlässe zum Verstehen und „Sich-Äußern“ geben, die Auseinandersetzung mit den Texten soll eine reale Situation simulieren. Es muss aber darauf geachtet werden, dass man den Lerner mit der Ausarbeitung des authentischen Textes nicht überfordert.[38]

3.4. Sprachproduktion und die authentischen Texte als Anlässe zur Kommunikation

Die Sprachproduktion in einer fremden Sprache ist ein kompliziertes Phänomen, das sehr viel Übung beansprucht. Da das mentale Lexikon des Lernenden am Anfang des Lernprozesses der Fremdsprache nur wenig über die Sprache zur Verfügung stehen hat, muss der Lerner aus den wenigen Sachen und Regelmäßigkeiten, die er kennt, so viel wie möglich erzeugen. Um sich äußern zu können, muss der Fremdsprachenlerner, so Christoph Edelhoff, aus den Situationen oder Texten, die ihm begegnen, die Strukturen der Sprache erkennen und sie dementsprechend nachmachen. Wichtig hierbei ist die Bereitschaft, das Wort zu ergreifen oder eine schriftliche Form zu produzieren, ungeachtet der Tatsache, dass man dabei viele Fehler begeht.[39]

Ein Text ist somit Grundlage für eine Äußerung (sowohl schriftliche als auch mündliche), wenn er authentisch ist und die „Verstehens- und Mitteilungsleistungen auslöst, das heißt sprachrezeptive und sprachproduktive Tätigkeiten.“[40] Das Lernmaterial, das als Input für die Sprachproduktion im Fremdsprachenunterricht eingesetzt wird, ist somit bei der Vorbereitung für Äußerungen in der fremdsprachlichen Umgebung enorm wichtig. Die Lernenden werden aber in der Praxis, wie schon erwähnt, mit Texten konfrontiert, die eine Reihe von Sprachmitteln für die Äußerungen vermitteln, die aber auf keine Weise authentische Elemente beinhalten, die die Sprachproduktion fördern würden.[41] An dieser Stelle betont Christoph Edelhoff die Wichtigkeit von authentischen Texten für die Sprachproduktion: „Authentische Texte hingegen dienen dazu, Stücke der fremden Sprache vorzuführen, an denen Verstehen geübt und über die und von denen ausgehend geredet oder geschrieben werden kann.“[42]

Logischerweise impliziert der Wunsch nach Authentizität in der Sprachproduktion nicht die Fähigkeit, authentische Texte und Gespräche zu produzieren, sondern das Vermögen, in der fremdsprachlichen Umgebung authentisch zu handeln. Es ist sehr sinnvoll, Texte aus verschiedenen Mediensprachen als Lehrmaterialien im Fremdsprachenunterricht zu verwenden. Dazu eignen sich beispielsweise Texte aus der Werbung, den Filmen, dem Internet, der Presse, aber auch aus der Literatur und Poesie.[43]

4. Didaktisierung der authentischen Texte

Nicht jeder authentische Text eignet sich in seiner ursprünglichen Form für den Fremdsprachenunterricht. Die Auseinandersetzung mit „echten“ Texten gestaltet sich oftmals schwierig und überfordert insbesondere die Lernenden auf den niedrigeren Sprachniveaus.[44] In den Worten von Inez de Florio-Hansen:

„Jede erfahrene Lehrperson weiß, dass viele authentische Texte für Fremdsprachenlernende völlig ungeeignet sind: Sie basieren auf sprachlichen und oder/inhaltlichen Voraussetzungen, die die Lernenden (noch) nicht haben, nicht haben können und die bisweilen für sie nicht von Interesse sind. Vor allem aber entsprechen sie nicht den komplexen Ansprüchen, die man beim Lehren und Lernen fremder Sprachen an einen zielsprachigen Ausschnitt stellen muss.“[45]

[...]


[1] Hernig M. (2005), S.9.

[2] Vgl. Hering M. (2005), S.17.

[3] Vgl. Barkowski H; Krumm H-J. (2010), S. 21.

[4] Vgl. Edelhoff C. (1985), S.5.

[5] Vgl. Barkowski H; Krumm H-J. (2010), S. 21.

[6] Vgl. Storch G. (1999), S.15.

[7] Vgl. Storch G. (1999), S.15.

[8] Vgl. Quetz J; Bolton S.; Lauerbach G. (1981), S.119.

[9] Vgl. Huneke H-W; Steinig W. (2010), S.130.

[10] Storch G. (1999), S.17.

[11] Vgl. Edelhoff C. (1985), S.9.

[12] Vgl. Edelhoff C. (1985), S.5.

[13] Vgl. Edelhoff C. (1985), S.7.

[14] Edelhoff C. (1985), S.7.

[15] Vgl. Edelhoff C. (1985), S.7.

[16] Vgl. Barkowski H., Krumm H-J. (2010), S.21.

[17] Barkowski H.; Krumm H-J. (2010), S.21.

[18] Vgl. Edelhoff C. (1985), S.7.

[19] Vgl. Fandrych C; Thurmair M. (2011), S.15f.

[20] Vgl. Fandrych C; Thurmair M. (2011), S. 5ffff.

[21] Brinker K. (2010), S.125.

[22] Vgl. Fandrych C; Thurmair M. (2011), S. 16f.

[23] Vgl. Brinker K. (2010), S.125.

[24] Fandrych C; Thurmair M. (2011), S. 16.

[25] Vgl. Edelhoff C. (1985), S.5.

[26] Edelhoff C. (1985), S.5.

[27] Vgl. Edelhoff C. (1985),S.7.

[28] Vgl. Edelhoff C. (1985), S.5.

[29] Vgl. Gliwinski T.; Markowicz J. (1988), S.48.

[30] Vgl. Edelhoff C. (1985), S.5.

[31] Quetz J; Bolton S.; Lauerbach G. (1981), S.119f.

[32] Vgl. Edelhoff C. (1985), S.9.

[33] Edelhoff C. (1985), S.11.

[34] Vgl. Edelhoff C. (1985), S.9.

[35] Edelhoff C. (1985), S.9.

[36] Edelhoff C. (1985), S.10.

[37] Vgl. Edelhoff C. (1985), S.10.

[38] Vgl. Edelhoff C. (1985), S.10.

[39] Vgl. Edelhoff C. (1985), S.12.

[40] Edelhoff C. (1985), S.12.

[41] Vgl. Edelhoff C. (1985), S.12f.

[42] Edelhoff C. (1985), S.13.

[43] Vgl. Edelhoff C. (1985), S.12.

[44] Vgl. Neuner G. (1981), S.153.

[45] De Florio-Hansen, I. (2000), S.204f.

Fin de l'extrait de 22 pages

Résumé des informations

Titre
Authentische Texte im Fach Deutsch als Fremdsprache. Merkmale, Bedeutung und Verwendung
Université
University of Trier  (Germanistik)
Note
2,3
Auteur
Année
2013
Pages
22
N° de catalogue
V342079
ISBN (ebook)
9783668321632
ISBN (Livre)
9783668321649
Taille d'un fichier
1031 KB
Langue
allemand
Mots clés
Deutsch als Fremdsprache, Spracherwerb, authentische Texte, Verwendung, authentisch
Citation du texte
Bachelor Kamila Cyrulik (Auteur), 2013, Authentische Texte im Fach Deutsch als Fremdsprache. Merkmale, Bedeutung und Verwendung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342079

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