"Die Reise" ist der Versuch Vespers, sich romanhaft-essayistisch sowie autobiografisch dem eigenen Ich zu nähern. Die Zerrissenheit Vespers offenbart sich beispielsweise schon in dem Unterfangen, dem Buch einen Titel zu geben: Anfangs hatte er vor das Buch "Hate" zu nennen, später dachte er über den Titel "Trip" nach. Aus einem Brief an seinen Verleger vom 06.03.71 geht hervor, dass der endgültige Titel "Logbuch" lauten sollte. Nach eigener Aussage sollte der Text "die versuchsweise genaue Aufzeichnung eines 24stündigen LSD-Trips, und zwar sowohl in seinem äußeren wie in seinem inneren Ablauf" abbilden. Der Untertitel "Romanessay" resultierte aus einer vorläufigen, nach eigener Einschätzung "mühsamen" gefundenen Bezeichnung.
Im Folgenden werden im ersten Schritt die ursprünglichen Konstruktionsabsichten Vespers dargestellt, die er in seiner Korrespondenz mit dem März Verlag formulierte, in einem zweiten Schritt wird überprüft, in wie weit er diese in Verlauf des Schreibprozesses tatsächlich auch eingehalten bzw. umgesetzt hat: Vesper hatte vor den Text aus drei Erzählebenen heraus zu sprechen zu lassen: Der Bericht der realen Reise sollte die erste Erzählebene bilden, in deren Zentrum das so genannte "Hofgartenerlebnis" steht.
Vesper berichtet über eine Autofahrt quer durch Europa, von Dubrovnik, im ehemaligen Jugoslawien nach Tübingen zu seinem Sohn Felix. In München trifft er einen amerikanischen Juden namens Burton mit dem er einen LSD-Trip einwirft. Die zweite Erzählebene sollte durch die von ihm bezeichneten "Trips-Einblendungen", die aus dem großen Trip abzweigen gekennzeichnet sein. Diese psychedelischen Momente werden eingeblendet, um Wahrnehmungen, Visionen, Assoziationen und unterbewusste Prozesse darzustellen und zu erklären. In die zweite Erzählebene sollten außerdem der "Einfache Bericht", drei Porträts und ein Interview mit der Mutter eingebettet werden. Vesper Absicht war es, die gesamten Details des „subtilen Faschismus“ herauszuarbeiten und autobiografisch über seine Kindheit, die Schule, die Fabrikjahre, das Studium sowie politische und literarische Tätigkeiten zu erzählen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung in das Werk und Entwicklung der Fragestellung
- Hauptteil
- Theoretische Einführung: Die Narrativierung von Geschichte in der Postmoderne
- Bernward Vespers Die Reise
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Narrativierung und Diskursivierung von Geschichte in Bernward Vespers "Die Reise" im Kontext der Postmoderne. Sie analysiert die Struktur und die verschiedenen Erzählebenen des Romans und beleuchtet den autobiografischen Aspekt im Verhältnis zur Darstellung gesellschaftlicher und politischer Themen.
- Die Konstruktion und Funktion der drei Erzählebenen in "Die Reise"
- Die autobiografische Komponente und die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit
- Die Kritik an gesellschaftlichen Strukturen und dem "subtilen Faschismus"
- Die Rolle der Drogenerfahrung und ihre Bedeutung für die Selbsterkenntnis
- Der Romanessay als literarisches Genre und seine Ausdrucksmöglichkeiten
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung in das Werk und Entwicklung der Fragestellung: Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung und Rezeption von Bernward Vespers "Die Reise", einschließlich der Schwierigkeiten bei der Veröffentlichung und den unterschiedlichen Reaktionen der Kritik. Es wird die Genreeinordnung als "Romanessay" erläutert und die Struktur des Werkes als eine Abfolge von datierten Schreibansätzen vorgestellt. Die zentralen Fragen der Arbeit werden formuliert, die sich mit der Konstruktion und den verschiedenen Erzählebenen des Werkes befassen und die autobiographischen Aspekte im Verhältnis zu gesellschaftlichen und politischen Themen untersuchen. Der Titel des Werkes und die Entwicklung der Konzeption werden ebenfalls beleuchtet.
Theoretische Einführung: Die Narrativierung von Geschichte in der Postmoderne: (Anmerkung: Da der bereitgestellte Text diese Einleitung nicht im Detail ausführt, kann hier keine Zusammenfassung erstellt werden. Die theoretischen Grundlagen der Arbeit müssen aus dem vollständigen Text entnommen werden.)
Bernward Vespers Die Reise: Dieses Kapitel analysiert die drei Erzählebenen in Vespers "Die Reise". Die erste Ebene beschreibt die reale Reise durch Europa, im Zentrum steht das "Hofgartenerlebnis". Die zweite Ebene beinhaltet die "Trips-Einblendungen", die psychedelischen Erfahrungen und autobiografische Elemente. Hier wird Vespers Vergangenheit beschrieben und seine Auseinandersetzung mit seiner faschistoiden Sozialisation dargestellt, einschliesslich der Kritik an Familie und Schule. Die dritte Ebene verbindet momentane Wahrnehmungen mit den anderen Ebenen, wobei die BRD als "zweiter deutscher Faschismus" interpretiert wird. Der LSD-Trip dient Vesper als Mittel der Bewusstwerdung und Selbsterkenntnis, steht aber auch für Einsamkeit und Zerrissenheit.
Schlüsselwörter
Bernward Vesper, Die Reise, Romanessay, Postmoderne, Narrativierung, Diskursivierung, Autobiografie, LSD-Trip, Faschismus, Gesellschaftliche Kritik, Erzählebenen, Selbsterkenntnis, Generation '68.
Häufig gestellte Fragen zu Bernward Vespers "Die Reise"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert Bernward Vespers Roman "Die Reise" im Kontext der Postmoderne. Der Fokus liegt auf der Narrativierung und Diskursivierung von Geschichte im Roman, der Untersuchung der Romanstruktur, der verschiedenen Erzählebenen und des autobiografischen Aspekts im Verhältnis zur Darstellung gesellschaftlicher und politischer Themen.
Welche Themen werden im Roman und in der Analyse behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der Konstruktion und Funktion der drei Erzählebenen in "Die Reise", der autobiografischen Komponente und der Auseinandersetzung mit Vespers Vergangenheit, der Kritik an gesellschaftlichen Strukturen und dem "subtilen Faschismus", der Rolle der Drogenerfahrung (LSD) für die Selbsterkenntnis und dem Romanessay als literarisches Genre.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einführung, einen Hauptteil und ein Resümee. Die Einführung beschreibt die Entstehung und Rezeption von "Die Reise", erläutert den Romanessay als Genre und formuliert die zentralen Forschungsfragen. Der Hauptteil umfasst eine theoretische Einführung zur Narrativierung von Geschichte in der Postmoderne und eine detaillierte Analyse von Vespers Roman. Das Resümee fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche sind die drei Erzählebenen in "Die Reise"?
Der Roman enthält drei Erzählebenen: 1. Die reale Reise durch Europa mit dem "Hofgartenerlebnis" im Zentrum; 2. Die "Trips-Einblendungen", die psychedelischen Erfahrungen und autobiografische Elemente, mit Beschreibung von Vespers Vergangenheit und seiner Auseinandersetzung mit seiner faschistoiden Sozialisation; 3. Eine Ebene, die momentane Wahrnehmungen mit den anderen Ebenen verbindet, wobei die BRD als "zweiter deutscher Faschismus" interpretiert wird.
Welche Rolle spielt der LSD-Trip im Roman?
Der LSD-Trip dient Vesper als Mittel der Bewusstwerdung und Selbsterkenntnis. Gleichzeitig symbolisiert er aber auch Einsamkeit und Zerrissenheit.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Bernward Vesper, Die Reise, Romanessay, Postmoderne, Narrativierung, Diskursivierung, Autobiografie, LSD-Trip, Faschismus, Gesellschaftliche Kritik, Erzählebenen, Selbsterkenntnis, Generation '68.
Gibt es eine Zusammenfassung der Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält Kapitelzusammenfassungen. Die Zusammenfassung der theoretischen Einführung zur Narrativierung in der Postmoderne ist jedoch unvollständig, da der zugrundeliegende Text diese Einleitung nicht im Detail beschreibt.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Narrativierung und Diskursivierung von Geschichte in Bernward Vespers "Die Reise" im Kontext der Postmoderne. Sie analysiert die Struktur und die verschiedenen Erzählebenen des Romans und beleuchtet den autobiografischen Aspekt im Verhältnis zur Darstellung gesellschaftlicher und politischer Themen.
- Quote paper
- Matthias Rottländer (Author), 2009, Bernward Vespers "Die Reise". Narrativierung und Diskursivierung von Geschichte in der Postmoderne, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342641