Der strategische Charakter der Ressource Öl resultiert aus der ungleichen Verteilung von geologisch determinierten Vorkommen auf der einen und wirtschaftsstrukturell determinierten Verbrauchsmustern auf der anderen Seite. In der Praxis stellt sich diese Konstellation vor allem als ein Gegenüber der ressourcenreichen Region des Persischen Golfs und den hoch entwickelten Mitgliedstaaten der OECD - allen voran Top-Verbraucher USA - dar. Wenn in der öffentlichen Diskussion von den Ölvorkommen des Nahen Osten die Rede ist, dann fallen häufig einseitig - und beinahe westlich-narzisstisch - die bekannten Bedrohungsszenarien: Ölembargo 1973, zweiter Ölpreisschock im Zuge der islamischen Revolution 1979, das „Erzeugerkartell“ OPEC als Preistreiber. Vermeintlich kritische Stimmen halten dagegen und formulieren angesichts des Zweiten und Dritten Golfkriegs Parolen wie „Kein Blut für Öl!“ Was in all diesen plakativen Äußerungen auffällig kurz kommt ist eins: eine nahöstliche Perspektive. Hier will diese Arbeit ansetzen. Aus einem strikt nahostzentrierten Blickwinkel soll die Bedeutung ausgeleuchtet werden, die die Kontrolle über ein auf globaler Ebene derart nachgefragtes Gut für die Besitzerstaaten mit sich bringt. Welche Potentiale eröffnet die Lokalisation von enormen Ölreserven den dort ansässigen Staaten? In diesem Zusammenhang müssen selbstverständlich auch die gängigen Themen OPEC und die vermeintlichen ressourcenpolitischen Auseinandersetzungen zwischen den USA und den Golfstaaten angebracht werden. Hinzu kommt aber die Frage nach den Auswirkungen, die der Ölhandel auf das Verhältnis der dort ansässigen Staaten und Gesellschaften hat. Diese Thematik wird nach einem kurzen einführenden Überblick über die Stellung des Nahen Osten auf dem internationalen Ölmarkt auch gleich als erstes behandelt. Im Anschluss wird gefragt, in welchen Rahmenbedingungen die ölbezogene Kooperation der nahöstlichen Staatenwelt im Rahmen der OPEC stattfindet. Wie erfolgreich war die OPEC bei der Durchsetzung ihrer Macht und damit beim Erreichen ihres Primärziels „hohes Preisniveau“. In diesen beiden Abschnitten sollen auc h kurze Ausblicke gegeben werden auf mögliche künftige Entwicklungen. Der letzte Abschnitt befasst sich dann mit dem Verhältnis zwischen den Industrienationen und den Golfexporteuren. Es werden auf Seiten der Industriestaaten zwar am Beispiel der USA die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen entwickelt, die auch das Ölembargo 1973 ermöglicht haben. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einpassung der Thematik/Vorgehensweise
- Die Positionierung der Nahostregion im internationalen Markt
- Öl als Vermittler zwischen Tradition und Moderne
- Öl und Herrschaftslegitimation
- Neue Herausforderungen
- Öl als Gegenstand regionaler Kooperation
- Das „Erzeugerkartell“
- Die Grenzen von Kooperation
- Erfolgreiche Preispolitik?
- Neue Chancen
- Öl als Mittel außenpolitischer Einflussnahme
- 17. Oktober 1973, Dependence Day
- Die Konflikte
- Versuche volkwirtschaftlicher Emanzipation
- Öl als Katalysator von Kooperation?
- Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Bedeutung von Öl als strategisches Potenzial für die Staaten der Nahostregion, insbesondere die Golfstaaten. Sie beleuchtet die ökonomischen und politischen Auswirkungen des Ölhandels auf die Region, die Rolle der OPEC, sowie das Verhältnis der Golfstaaten zu den Industrienationen.
- Die Positionierung der Nahostregion im internationalen Ölmarkt
- Die Rolle der OPEC und ihre Auswirkungen auf die Ölpreise
- Die ökonomischen und politischen Folgen des Ölhandels für die Golfstaaten
- Die Beziehungen der Golfstaaten zu den Industrienationen
- Die geostrategische Bedeutung der Ölreserven für die Region
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Positionierung der Nahostregion, insbesondere des Persischen Golfs, im internationalen Ölmarkt. Es wird die historische Entwicklung der Ölförderung in der Region, die Rolle der internationalen Ölfirmen und die Entstehung der OPEC beleuchtet. Das Kapitel analysiert auch die Bedeutung der Ölreserven für die Golfstaaten und ihre strategische Relevanz für die Weltwirtschaft.
Schlüsselwörter
Öl, Nahost, Golfstaaten, OPEC, geostrategische Bedeutung, internationale Beziehungen, Ölförderung, Energieressourcen, Wirtschaft, Politik, internationale Ölfirmen, Dependence Day, Ölembargo, Preispolitik, Kooperation.
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- Stefan Heumann (Autor), 2004, Öl als strategisches Potenzial im Nahen Osten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34287