Seit den 1980er Jahren werden die Begriffe Kompetenz und Kompetenzentwicklung in vielen verschiedenen Kontexten verstärkt verwendet und thematisiert. Zurückzuführen ist dies vor allem auf den Wandel von der Industrie- zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft, die eine „epochale Veränderung der Arbeitswelt“ zur Folge hatte (Dehnbostel 2015, S. 8). Diese zitierte Veränderung im professionellen beruflichen Umfeld zeigte sich unter anderem in einer allmählichen Distanzierung vom damals gebräuchlichen Begriff der Qualifikation. Stattdessen formierten sich im Laufe der Zeit die subjektorientierten o.g. Begriffe Kompetenz und Kompetenzentwicklung. Deren Bedeutung ist mit modernen Arbeitsplatzanforderungen augenscheinlich besser in Einklang zu bringen und kongruenter. Einige Berufe wurden neu geordnet z.B. Krankenpflegegesetz und Altenpflegegesetz und so neuen Erfordernissen angepasst und auch neue Studiengänge implementiert z.B. Bachelor of Physiotherapie. Zusätzlich ist festzustellen, dass als Folge des demografischen Wandels und dem damit verbundenen erhöhten Anteil einer alternden Bevölkerung der Gesundheitssektor auch in quantitativer Hinsicht Veränderungen zu verzeichnen hat, was sich in einem deutlichen Anstieg der Beschäftigtenzahl bemerkbar macht (Statistisches Bundesamt Deutschland 2016) und einen zusätzlichen Hinweis für die Bedeutung dieses Sektors signalisiert. Thematisiert und analysiert wird in dieser Arbeit stellvertretend aus dem Sektor der Gesundheitsberufe die Neuordnung des Berufsbildes „Notfallsanitäter“. Diese trat durch das Notfallsanitätergesetz (NotSanG) zum 01. Januar 2014 gesetzlich in Kraft und ersetzt(e) das bis zum 31.12.2014 gültige Rettungsassistentengesetz (RettAssG). Der Rettungsdienstsektor ist ein „essentieller Bestandteil der staatlichen Daseinsvorsorge“ (Deutscher Bundestag 2012, S. 1) und beinhaltet explizit einen „Anspruch auf qualifizierte, bedarfsgerechte notfallmedizinische Hilfe auf dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik“ (ebd., S.1). Diesem ausgewiesenen Anspruch wurde das Berufsbild "Rettungassistent" offensichtlich nicht mehr gerecht und es stellt sich die Frage, ob durch die Novellierung eine kompetenzorientiere Ausbildung gelungen ist. Ziel der Arbeit ist die Beantwortung der Frage, welche Aspekte der Notfallsanitäterausbildung die Kompetenzentwicklung bis hin zur reflexiven Handlungsfähigkeit unterstützen können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2 Begriffliche Abgrenzungen und Erläuterungen
- 2.1 Qualifikation, Kompetenz und Kompetenzentwicklung
- 2.2 Reflexive Handlungsfähigkeit
- 2.3 Das Berufsbild Notfallsanitäter; Eckpunkte der Novellierung
- 3 Der (gemäßigte) Konstruktivismus
- 3.1 Ideologie und allgemeine Grundzüge
- 3.2 Gemäßigter Konstruktivismus im Ausbildungskontext
- 4 Analyse der Ausbildung
- 4.1 Analyseeinheit „gemäßigt konstruktivistische Merkmale“
- 4.2 Analyseeinheit „kompetenzbasierte Ausbildungsstruktur“
- 5 Bewertung und Beantwortung der Forschungsfrage
- 6 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Analyse der neu geordneten Berufsausbildung zum Notfallsanitäter und untersucht, inwieweit die Novellierung die Kompetenzentwicklung hin zu einer reflexiven Handlungsfähigkeit unterstützt. Dabei wird der Fokus auf die didaktischen und methodischen Aspekte der Ausbildung gelegt und untersucht, ob diese den Anforderungen des gemäßigten Konstruktivismus entsprechen.
- Kompetenzentwicklung und Kompetenzbegriff
- Reflexive Handlungsfähigkeit im Kontext der Notfallmedizin
- Der gemäßigte Konstruktivismus als theoretisches Fundament
- Analyse der Ausbildungsstruktur und -inhalte im Hinblick auf Kompetenzorientierung
- Bewertung der Auswirkungen der Novellierung auf die Kompetenzentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext der Berufsausbildung im Gesundheitswesen und die Bedeutung der Kompetenzentwicklung im Wandel der Arbeitswelt beleuchtet. In Kapitel 2 werden wichtige Begriffe wie Qualifikation, Kompetenz und Kompetenzentwicklung definiert und abgegrenzt. Außerdem wird das Konzept der reflexiven Handlungsfähigkeit erläutert und in Bezug auf das Berufsbild Notfallsanitäter gesetzt. Kapitel 3 befasst sich mit den allgemeinen Grundzügen des Konstruktivismus und seinen Implikationen für den Bereich der betrieblichen Bildung. Im Anschluss werden die Merkmale einer gemäßigten konstruktivistischen Ausrichtung in der Ausbildung vorgestellt. Kapitel 4 analysiert die neu geordnete Berufsausbildung zum Notfallsanitäter im Hinblick auf ihre Übereinstimmung mit den Prinzipien des gemäßigten Konstruktivismus und der Kompetenzorientierung. Die Arbeit schließt mit einer Bewertung und Beantwortung der Forschungsfrage in Kapitel 5 und einem resümierenden Fazit in Kapitel 6.
Schlüsselwörter
Kompetenzentwicklung, Notfallsanitäter, Berufsausbildung, reflexive Handlungsfähigkeit, gemäßigter Konstruktivismus, Kompetenzorientierung, Didaktik, Methode
- Quote paper
- Michael Rodens (Author), 2016, Kompetenzentwicklung durch Ausbildungsnovellierung. Eine Analyse des neu geordneten Berufsbildes "Notfallsanitäter", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343683