In England bereits seit den 1980ern aktuell, widmen sich Forscher in Deutschland seit einigen Jahren vermehrt dem Forschungsfeld der Human-Animal-Studies. Im Mittelpunkt dieser Studien steht das Verhältnis von Mensch und Tier in der Geschichte. Die Historikerin Aline Steinbrecher beschäftigt sich mit der sozialen Dimension dieser Beziehung anhand des Beispiels Mensch – Hund in der Frühen Neuzeit und gewann die Erkenntnis, dass sich von 1650 bis 1800 ein zunehmend höherer Stellenwert des Hundes als Haustier in Familien etablierte. Ausgeschlossen wurde hierbei die rechtliche Dimension von Mensch und Tier im Hinblick auf deren Angleichung.
Daher ergibt sich die Frage, ob nicht nur das frühneuzeitliche soziale Verhältnis zu Haustieren, sondern auch das rechtliche Verhältnis einem Wandel unterlag. Als zeitlicher Eingrenzungsaspekt ist hierfür insbesondere die Pest und Viehseuche im 17. und 18. Jahrhundert dienlich, deren rasche Ausbreitung nach Maßnahmen verlangte, ihr Einhalt zu gebieten. Um die Ausbreitung der Infektion zu verhindern, erließ in Preußen zunächst Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst (1620-1688), sein Nachfolger Friedrich I. König in Preußen (1657-1713) und dessen Nachfolger Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) diverse Regelungen als Maßnahmen gegen die Pest und Viehseuchen. Diese Ordnungen in Verbindung mit den Human-Animal-Studies ergeben ein höchst interessantes Forschungsgebiet, das die Frage aufwirft: Inwiefern ging eine Angleichung des Rechtes von Mensch und Nutztier aus den erlassenen Ordnungen in der Kurmark und der Mark Brandenburg hervor? Die vorliegende Arbeit hat daher die Vorstellung eines in Deutschland noch relativ jungen Forschungsgebietes zum Thema und soll insbesondere den rechtlichen Aspekt dieses Forschungsfeldes beleuchten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Mensch und Tier
- Definition Mensch nach Krünitz
- Definition Tier nach Krünitz
- Rechtliche Angleichung
- Vergleich der Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Pest und Viehseuchen
- Hygienische Maßnahmen
- Regulierung der Ein- und Ausreise
- Einschränkung der Freiheit
- Bestrafungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit widmet sich der rechtlichen Angleichung von Mensch und Tier in Preußen im 17. und 18. Jahrhundert, insbesondere im Kontext der Pest und Viehseuchen. Sie untersucht, inwiefern die erlassenen Ordnungen zur Bekämpfung dieser Seuchen eine Angleichung des Rechtes von Mensch und Nutztier bewirkten.
- Definition von Mensch und Tier in der frühen Neuzeit
- Analyse der rechtlichen Maßnahmen zur Eindämmung von Pest und Viehseuchen
- Vergleich der Maßnahmen für Mensch und Tier
- Bewertung der rechtlichen Angleichung von Mensch und Tier
- Die Rolle der Human-Animal-Studies in der Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der rechtlichen Angleichung von Mensch und Tier in der Frühen Neuzeit ein und stellt die Relevanz der Human-Animal-Studies für dieses Forschungsfeld heraus. Sie beleuchtet die historische Bedeutung der Pest und Viehseuchen im 17. und 18. Jahrhundert als Ausgangspunkt für die Untersuchung der rechtlichen Maßnahmen.
Das Kapitel "Mensch und Tier" definiert die Begriffe Mensch und Tier anhand der Ökonomischen Enzyklopädie von Krünitz und untersucht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen diesen beiden Begriffen im Kontext der frühen Neuzeit.
Das Kapitel "Rechtliche Angleichung" bietet eine Einführung in die Thematik der rechtlichen Angleichung von Mensch und Tier und stellt den Rahmen für die anschließende Analyse der Ordnungen zur Bekämpfung von Pest und Viehseuchen dar.
Das Kapitel "Vergleich der Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Pest und Viehseuchen" analysiert verschiedene Maßnahmen zur Eindämmung von Pest und Viehseuchen, die in den Ordnungen der Kurmark und der Mark Brandenburg des 17. und 18. Jahrhunderts festgehalten sind. Es werden Gemeinsamkeiten in den Maßnahmen für Mensch und Tier herausgestellt, die auf eine rechtliche Angleichung hindeuten.
Schlüsselwörter
Rechtliche Angleichung, Mensch-Tier-Verhältnis, Pest, Viehseuche, Preußen, Frühe Neuzeit, Ordnungen, Human-Animal-Studies, Krünitz, Corpus Constitutionum Marchicarum.
- Citation du texte
- Sarah Ignor (Auteur), 2015, Rechtliche Angleichung von Mensch und Tier in Preußen in der Frühen Neuzeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/345195