Neben den beachtlichen Umwälzungen bei der Ablösung der vergangenen Industriegesellschaft bis hin zur heutigen global konkurrierenden Marktgesellschaft haben sich auch die gesellschaftlichen und pädagogischen Entwicklungsbedingungen in der Kinder- und Jugendzeit verändert. Insofern muss die Schule und Erziehung sowie die Soziale Arbeit diesem Wandel gerecht werden, welches durch die Entwicklung von Konzepten der Ganztagsbildung erfolgt.
Dabei ist zu bedenken, dass diese Entwicklungs- und Lernprozesse normative Anschauungen von glücklicher Kindheit und Jugend enthalten. In diesem Zusammenhang ist es daher grundsätzlich erforderlich die Lebensbedingungen und Bedürfnisse der Heranwachsenden sowie die Aufgaben einer ganztägigen Bildung zu berücksichtigen, um optimale Voraussetzungen für die Nutzung der Potenziale der Kinder und Jugendlichen zu erlangen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Vorstellungen einer gelingenden Kindheit
3. Ganztagsbildung- eine Begriffsklärung
4. Entwicklungsaufgaben in der Kinder- und Jugendzeit
5. Lernen und Bildung in der Kindheit und Jugend
5.1 Institutionelle Kontexte des Lernens
5.2 Verlaufsformen des Lernens
5.3 Bildendes Lernen angesichts pädagogischer Anerkennung
6. Fazit
Literaturnachweise
1. Einleitung
Neben den beachtlichen Umwälzungen bei der Ablösung der vergangenen Industriegesellschaft bis hin zur heutigen global konkurrierenden Marktgesellschaft, haben sich auch die gesellschaftlichen und pädagogischen Entwicklungsbedingungen in der Kinder- und Jugendzeit verändert. Insofern muss die Schule und Erziehung sowie die Soziale Arbeit diesem Wandel gerecht werden, welches durch die Entwicklung von Konzepten der Ganztagsbildung erfolgt. Dabei ist zu bedenken, dass diese Entwicklungs- und Lernprozesse normative Anschauungen von glücklicher Kindheit und Jugend enthalten. In diesem Zusammenhang ist es daher grundsätzlich erforderlich die Lebensbedingungen und Bedürfnisse der Heranwachsenden sowie die Aufgaben einer ganztägigen Bildung zu berücksichtigen, um optimale Voraussetzungen für die Nutzung der Potenziale der Kinder und Jugendlichen zu erlangen. Die folgenden Ausführungen werden sich mit dieser Thematik auseinandersetzen.
2. Vorstellungen einer gelingenden Kindheit
Das Leben von Kindern in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert. Neben einem deutlichen Wohlstandszuwachs und umfassendem Versorgungsniveau für die Mehrheit der Heranwachsenden stieg ihr sozialer Stellenwert in der Familie sowie, im Zuge geschichtswissenschaftlicher und soziologischer Auseinandersetzungen mit Kindheit, auch ihr gesellschaftlicher Stellenwert. In diesem Rahmen werden sie, im Gegensatz zu vergangenen Generationen eher als Persönlichkeit mit spezifischen Bedürfnissen respektiert und ernst genommen (vgl. Mansel 1996: 7). Dennoch hat die Veränderung der Kinderrolle u. a. im Rahmen der zunehmenden Individualisierung, der Konsumgüter- und der Multioptionsgesellschaft stattgefunden. Nicht unbedingt positiv für eine gelingende Kindheit, da dies aufgrund mangelnder Übereinstimmung zu Spannungen zwischen Familie und sozialer Umwelt führen kann. So scheint es, dass gerade so wichtige Eigenschaften einer glücklichen Kindheit, wie Emotionalität, Stabilität, Geborgenheit, Zuwendung und Anerkennung, einer auf Kurzfristigkeit, Flexibilität und Mobilität angelegten Gesellschaft weichen müssen (vgl. Henry- Huthmacher 2010: 4).
Zudem ist das Kindheitsverständnis Erwachsener neben dem eigenen und dem kulturkritischen Kindheitsbild geprägt von der normativen Vorstellung eines Idealbildes. Überdies werden aus der Sicht der Erwachsenen Aspekte der Kindheit ambivalent formuliert, d. h. kulturkritisch und gleichzeitig aber auch wirklichkeitsfern (vgl. Kränzl- Nagl/ Mierendorf 2007: 4f.).
3. Ganztagsbildung- eine Begriffsklärung
Coelen (2002) will mit dem Konzept der Ganztagsbildung einem auf schulisches Lernen verkürzten Bildungsverständnis entgegenwirken(Kaiser 2011: 35). Als Antwort auf ein neues Bildungsverständnis, unter dem Einfluss der PISA- Studien und den gesellschaftlichen Herausforderungen einer Wissensgesellschaft, wurde daraufhin 2004 der Begriff der Ganztagsbildung begründet. Dabei sollen verschiedene Lernorte miteinander verbunden werden, inbegriffen der Verknüpfung von informellen, nicht formellen und formellen Lernens, um den Bildungsbegriff hinsichtlich der Persönlichkeitsstärkung zu erweitern. Zudem sollen die Zusammenarbeit zwischen Schule und Jugendhilfe sowie die gesellschaftliche Verantwortung gefördert werden (vgl. Dzierzbicka/Horvath 2008: 878). Des Weiteren werden Soziale Arbeit und Schulpädagogik als konstruktiver Ansatz vereint, um die vielseitigen Bildungsprozesse darzulegen, ohne dabei den Heranwachsenden die Bildungsvorstellungen der Erwachsenen aufzuerlegen (Braun/Wetzel 2010: 6).
Neben dem Erwerb kognitiver Fähigkeiten sind das Ziel der Ganztagsbildung die Förderung von sozialem Lernen, die Motivationssteigerung sowie die Erlangung eines Selbstkonzeptes. Mithin sollen somit soziale Ungleichheiten beseitigt werden, um gleichberechtigte Chancen zu schaffen (vgl. Coelen/Otto 2008: 20).
4. Entwicklungsaufgaben in der Kinder- und Jugendzeit
Die Entwicklungsaufgaben, welche Mitte der 30iger Jahre von dem Soziologen Robert J. Havighurst konstituiert wurden, haben das konzeptionelle Anliegen zwischen den gesellschaftlichen Anforderungen und den individuellen Entwicklungsprozessen der Kinder und Jugendlichen zu intervenieren. Nach diversen empirischen Untersuchungen und für eine vollständige angemessene Förderung der Heranwachsenden wurden in den 90iger Jahren die Entwicklungsaufgaben auf eine umfassende Bildungsbiografie ausgeweitet, im Sinne von lebenslangem Lernen (Braun/Wetzel 2010a: 11f.). In diesem Rahmen stehen für die Soziale Pädagogik folgende Entwicklungsaufgaben im Mittelpunkt:
- Subjekt für die eigene Entwicklung werden
- Entfaltung individueller Sinnlichkeit in Gemeinsamkeit
- Erlangung vermehrter Selbständigkeit und Gleichwertigkeit in sozialen Beziehungen
- Überwindung der Widersprüche schulischer Leistungsanforderungen
- Aufwärtsentwicklung zum sozialen und politischen Akteur
- Klärung und Bildung der eigenen Identität (vgl. Braun/Wetzel 2010b: 8).
5. Lernen und Bildung in der Kindheit und Jugend
Zur Bewältigung der vorher genannten Entwicklungsaufgaben bedarf es der Unterscheidung verschiedener institutioneller Lernkontexte, welche im Folgenden erläutert werden (vgl. ebd. 18).
5.1 Institutionelle Kontexte des Lernens
Die Kommission der Europäischen Gemeinschaften hat im Memorandum zur heutigen Bildung von Kindern und Jugendlichen neben dem Bezug zu institutionalisierten und formalisierten Bildungsgängen auch die nicht institutionellen Lernbereiche in ihre Betrachtung mit einbezogen. Dazu gehören die folgenden drei Lernkontexte (vgl. ebd.):
1. Formelles Lernen-> bedeutet ein zielgerichtetes Lernen und geplantes Lernen in gesellschaftlich anerkannten Bildungseinrichtungen und führt mittels Lernzielen, Lernzeit und Lernförderung zu Zertifizierungen.
2. Nicht- formelles Lernen-> findet zumeist ohne Zertifizierung auf freiwilliger Grundlage aber dennoch zielgerichtet statt. Zudem dient es der Unterstützung formeller Lernprozesse, wobei die Lernenden diese Angebote vielfach mitgestalten können (vgl. ebd. 18).
3. Informelles Lernen-> definiert sich als Lernen, welches im Alltag, am Arbeitsplatz, in der Familie und/oder in der Freizeit stattfindet. In der Regel führt es nicht zu Zertifizierungen und ist unstrukturiert hinsichtlich der Lernziele, -zeit oder –förderung. Zumeist findet es aber in der Familie statt, um Kompetenzen zu entwickeln, die für formelle und nicht- formelle Bildungsprozesse bedeutend sind. Zur Wahrung der Bildungsangebote bedarf es einer respektvollen, einfühlsamen und reflektierten Koordinierung. So besteht die Möglichkeit für die Heranwachsenden sich soziales und kulturelles Wissen anzueignen, um gesellschaftliche Ungleichheiten auszugleichen und Bildungsgerechtigkeit zu fördern (vgl. ebd. 19f.).
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- Ines Schrötter (Author), 2014, Bildung in Kindheit und Jugend. Methoden und Instumente, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/345565
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