Die Anonymisierung als stilistisches Mittel in Peter Weiss Dokumentarstück „Die Ermittlung“


Trabajo Escrito, 2016

15 Páginas, Calificación: 2.0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

EINLEITUNG
Ein kurzer Abriss der Geschichte nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland
Peter Weiss und sein Werdegang als Schriftsteller
Persönlicher Bezug Peter Weiss zu der Ermittlung - Entstehung

DIE ERMITTLUNG UND DIE 11 GESÄNGE
Die Zeugen
Die Angeklagten
Das Individuum Lili Tofler

FAZIT
Bibliographie

Einleitung

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Peter Weiss Dokumentarstück „Die Ermittlung

Wie das Auschwitz Strafverfahren in der Geschichte Deutschlands verhaftet ist, bleibt auch das besagte Dokumentarstück in der deutschen Literaturgeschichte unvergessen. Diese Arbeit untersucht Weiss dokumentarisches Theaterstück und behandelt die Anonymisierung der Figuren. Die Gründe warum Weiss die zahlreichen Zeugenaussagen des Frankfurter Auschwitz Prozesses erheblich verkürzt, anstatt Namen Nummern verwendet, sowie das Nichtvorkommen des Wortes „Jude“ und die Hervorhebung der Person der Lili Toiler werden im Folgenden besprochen. Eine systematische Untersuchung der zahlreichen Forschungs- und Sekundärliteratur, aber auch Fragmente aus Weiss Notizbüchern helfen, die Arbeit näher zu erläutern und geben Antworten auf die Anonymisierung und Stigmatisierung der Personen.

Zu Anfang der Arbeit steht ein kurzer geschichtlicher Abriss des Nachkriegs­Deutschland. Darauf folgt Peter Weiss Werdegang als Schriftsteller und sein persönlicher Bezug zur Entstehung der „Ermittlung“. Im Hauptteil stehen die Zeugen und Angeklagten und der Fall Lili Tofler im Blickpunkt. Mit einem Fazit zu den gemachten Erkenntnissen soll die Arbeit abgeschlossen werden.

Ein kurzer Abriss der Geschichte nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland

Die Judenverfolgung und die Nationalsozialistische Herrschaft ist das dunkelste Kapitel in der deutschen Geschichte. Nach dem 2. Weltkrieg liegt Deutschland in Trümmern. Die Alliierten beginnen nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht (Mai 1945) mit der Entmilitarisierung und der Entnazifizierung. Die Aufklärung der Nazi-Verbrechen obliegt zu der Zeit ebenso ihrer Gewalt. Im selben Jahr findet der erste Hauptkriegsverbrecherprozess in Nürnberg vor dem Internationalen Militärgerichtshof statt. Angeklagt werden 24 Führungspersonen des NS-Regimes wegen des „Verbrechens gegen die Menschheit“.[1] Außer ein paar Ausnahmen werden sie für schuldig befunden und zum Tode durch den Strang verurteilt.

Der Alltag der Menschen im kriegszerstörten Deutschland geschieht damals unter schweren Bedingungen. Nichtsdestotrotz beginnen sie unter der Armut und Kälte leidend mit den Wiederaufbauarbeiten. 1949 wird schließlich die Bundesrepublik Deutschland gegründet und die schrecklichen Geschehnisse in den Konzentrationslagern scheinen keine Beachtung mehr zu bekommen und werden von der Gesellschaft verdrängt.

Der Wendepunkt, in der sich Deutschland erneut mit dem Nationalsozialismus befasst, beginnt mit den Vorermittlungen und den gezielten Verfolgungen der NS- Verbrecher im Jahre 1958. Knapp zwanzig Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs werden die Verantwortlichen für die 1,1 Millionen Toten, die in den Ausschwitz-Lagern systematisch ermordet wurden, beim Ausschwitz-Prozess „Strafsache gegen Mulka und andere “[2] 1964 in Frankfurt am Main vor Gericht geführt. Die Täter, die sich an den Massenvernichtungen beteiligt hatten, waren bis dato nicht belangt worden und konnten ein unbehelligtes Leben ohne Tarnung und unter ihrem richtigen Namen in Deutschland fortführen.

Bei dem Prozess wurden insgesamt zweiundzwanzig Angeklagte und 398 Zeugen aus verschiedenen Nationen angehört, von denen 248 in Ausschwitz ehemalige Häftlinge waren, die überlebt hatten.

Der Ausschwitz-Prozess geht nach zwanzig Monaten am 20. August 1965 zu Ende und die Urteile werden verkündet.[3] Sechs der Angeklagten wurden nach den Zeugenaussagen für schuldig befunden und wurden des Mordes oder der Beihilfe zum Mord zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Elf Personen wurden zu drei bis vierzehn Jahren Haft verurteilt und drei der Angeklagten wurden aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Dieser Prozess war bislang das größte Strafverfahren, dass den Völkermord an europäischen Juden bestraft hatte.[4]

Peter Weiss und sein Werdegang als Schriftsteller

Peter Ulrich Weiss - Maler, Erzähler, Dramatiker und Filmemacher ist am 8. November 1916 in Nowawes bei Berlin geboren. Sein Vater war ein jüdischer Textilkaufmann, mit ungarischen Wurzeln, der später wegen des zunehmenden Antisemitismus zum protestantischen Glauben konvertiert. Seine Mutter, zu der Weiss keine gute Bindung hatte, war eine Schweizer Schauspielerin. Nach mehreren Umzügen in die Städte London, Prag und die Schweiz, emigriert Weiss nach der Machtübernahme der NSDAP 1938 nach Schweden, und bekommt 1946 die schwedische Staatsbürgerschaft. Er lebt dort bis zu seinem Tod.[5]

Seine schriftstellerischen Erfolge feiert Weiss mit den autobiographischen Romanen „Abschied von den Eltern“[6] und „Fluchtpunkt“[7] in denen er die Beziehungslosigkeit zu seinen Eltern und seine Jugend verarbeitet. Obwohl er nie die deutsche Staatsbürgerschaft hatte, wählt der Autor die deutsche Sprache für seine literarischen Werke. „ Wäre ich zurückgekehrt, hätte ich eine Sprache gehabt - Jetzt mache ich mir die Sprache selbst“[8] schreibt er in seinem Notizbuch. Dies ist ein Hinweis darauf, dass er selbstbewusst auf die Interpunktion in „Die Ermittlung“ verzichtet.

Nachdem er seine persönlichen Anliegen in seinen Texten verarbeitet hatte, beschäftigte er sich immer mehr mit politischen Themen und veröffentlichte 1968 sein Drama „Viet Nam Diskurs“[9], zwei Jahre später folgt „Trotzki im Exil“[10]. Mehr als 8 Jahre und bis zu seinem Tod beschäftigte Weiss sich mit dem politischen Widerstand 1917 - 1945 und veröffentlicht die Romantrilogie „Die Ästhetik des Widerstands“[11] in den Jahren 1975, 1978 und 1981.

Persönlicher Bezug Peter Weiss zu der Ermittlung - Entstehung

Peter Weiss Ansatz für die Die Ermittlung liegt in seinem persönlichen Werdegang. Als Jude dem Nazideutschland entflohen, plagen ihn Schuldgefühle. Gleichzeitig trägt er die schrecklichen Ereignisse mit und findet so auch im Exil keine Ruhe.

„Daß der Emigrant + Jude sich jetzt wieder - und immer noch - damit befaßt, während die andern, die das alles entfacht hatten, seelenruhig leben und gut schlafen - „[12] Dieses Zitat zeigt aber auch die verbitterte Anklage an die Peiniger der Nation.

Nachdem er jahrelang im Exil lebte, war er auch nicht mehr in Deutschland zu Hause. Er schreibt in seinem Notizbuch dazu folgendes:

„Zwar bin ich geflohen und habe mich verkrochen

aber das vor dem ich geflohen bin und vor dem ich mich

verkrochen habe war ständig gegenwärtig

Ich habe mich nicht davon abgewandt

er war ständig in meiner nächsten Nähe

Ich habe es gespürt gehört gerochen ich war davon durchtränkt“[13]

Dieses Gefühl der ständigen Verfolgung und sein Entschluss, dass Erlebte nicht zu verdrängen, veranlassen ihn zum Schreiben des Dokumentarstücks „Die Ermittlung“. Anfangs war er noch skeptisch, ob Ausschwitz überhaupt auf der Bühne dargestellt werden kann. Diese Frage beantwortet der Auschwitz Prozess von selbst. Da er die Täter im Gerichtssaal sah und erkannte, wie ihre Taten wieder präsent wurden, konnte Ausschwitz überall sein auf dieser Erde: „zuerst dachte ich, es ließe sich nicht beschreiben, doch da es Taten sind, von Menschen begangen, an Menschen auf dieser Erde -“[14]

Im Rahmen des Frankfurter Gerichtsverfahren im Dezember 1964 besucht er in dieser Zeit das einzige Mal das Ausschwitz Lager und schreibt seine Eindrücke in „Meine Ortschaft“ [15] auf.

[...]


[1] https://www.hdg.de/lemo/kapitel/nachkriegsiahre/entnazifizierung-und- antifaschismus/nuernberger-prozesse.html

[2] http://www.auschwitz-prozess.de/

[3] Meyer, Marita: Eine Ermittlung. Fragen an Peter Weiss und an die Literatur des Holocaust. S. 13. (Vgl. dazu: http://www.auschwitz- prozess.de/index.php?show=M%2001 Urteil%20des%20Schwurgerichts%20bei%20dem%20Lan dgericht%20Frankfurt%20am%20Main (Zugriff am 01.09.2016)

[4] Vgl. Arendt, Hannah: Der Auschwitz-Prozeß. In: Dies.: Nach Ausschwitz. Essays und Kommentare 1. Hg. v. Eike Geisel u. Klaus Bittermann. Berlin: Edition Tiamat 1989, S. 99-136.

[5] Dwars, Jens-Fietje: Und dennoch Hoffnung - Peter Weiss. Eine Biographie. Berlin: Aufbau 2007, S. 29.

[6] Weiss, Peter: Abschied von den Eltern. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1980.

[7] Weiss, Peter: Fluchtpunkt. 6. Aufl.; Frankfurt am Main: Suhrkamp 1973.

[8] Weiss, Peter: Notizbücher 1960-1971. S. 250.

[9] Weiss, Peter: Diskurs über die Vorgeschichte und den Verlauf des lang andauernden Befreiungskrieges in Viet Nam als Beispiel für die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes der Unterdrückten gegen ihre Unterdrücker sowie über die Versuche der Vereinigten Staaten von Amerika die Grundlagen der Revolution zu vernichten. Wissenschaftliche Mitarbeit: Jürgen Holemann. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1968.

[10] Weiss, Peter: Trotzki im Exil. Stück in 2 Akten. In: Ders.: Stücke II. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1977, S. 417 - 517.

[11] Weiss, Peter: Die Ästhetik des Widerstands. Aufl. 3.; Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005.

[12] Weiss, Peter: Notizbücher 1960-1971 S. 228.

[13] Ebd.: S. 321.

[14] Ebd.: S. 226.

[15] Weiss, Peter: Meine Ortschaft. In: Weiss, Peter: Die Ermittlung. Text und Kommentar. Frankfurt am Main: 2005, S. 223 - 233.

Final del extracto de 15 páginas

Detalles

Título
Die Anonymisierung als stilistisches Mittel in Peter Weiss Dokumentarstück „Die Ermittlung“
Universidad
University of Bonn
Curso
Kulturelle Institutionen, Neuere deutsche Literatur Wissenschaft
Calificación
2.0
Autor
Año
2016
Páginas
15
No. de catálogo
V346439
ISBN (Ebook)
9783668358744
ISBN (Libro)
9783668358751
Tamaño de fichero
443 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Peter Weiss, Die Ermittlung, Dokumentarstück, stilistische Mittel, Anonymisierung, Marat/Sade, ästhetik des widerstands, Germanistik, Hausarbeit, Nachkriegsliteratur, Holocaust, Gericht
Citar trabajo
Zümeyran Berfin Sarica (Autor), 2016, Die Anonymisierung als stilistisches Mittel in Peter Weiss Dokumentarstück „Die Ermittlung“, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346439

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