"Les Fourberies de Scapin" und "La Jalousie du Barbuillé". Der Einfluss der italienischen "Commedia dell’Arte" in Molières Komödien


Hausarbeit (Hauptseminar), 2014

15 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsangabe

1. Einführung

2. Die Commedia dell’Arte
2.1 Wie kam sie nach Frankreich?
2.2 Der Unterschied zwischen der Commedia dell’Arte und der französischen Farce

3. Molière

4. Les Fourberies de Scapin
4.1 Zusammenfassung von Les Fourberies de Scapin
4.2 Der Einfluss der Commedia dell’Arte in Les Fourberies de Scapin

5. La Jalousie du Barbuillé
5.1 Zusammenfassung von La Jalousie du Barbuillé
5.2 Der Einfluss der Commedia dell’Arte in La Jalousie du Barbuillé

6. Schluss

7. Bibliographie

1. Einführung

„What Shakespeare is to the English, Molière is to the French“[1] Jerry L. Crawford machte diesen Satz in Großbritannien bekannt, welches gerne bei der Vorstellung von Molières Theaterstücke verwendet wird. Dass Molière so eine große Ehre verliehen wird ist nicht verwunderlich, schließlich ist Molière der größte Komödienschreiber Frankreichs gewesen und einer der bedeutendsten Europas. Zu seiner Zeit existierten aber auch anderen Komödienschreiber, die jedoch nicht so bekannt wurden wie er. Was war das besondere an Molières Komödien? Molière schaffte es die französische Komödientradition der Farce mit der spanischen, der klassischen und der italienischen Tradition zu vereinen.[2] Daraus entstand eine neue Art Theater zu machen, welches Molière seinen guten Ruf brachte.

Ziel dieser Hausarbeit ist es das Wirken der italienischen Tradition, die Commedia dell’Arte, auf seine Komödien am Beispiel von Les Fourberies de Scapin und La Jalousie du Barbuillé zu analysieren.

Dazu wird als erstes die Commedia dell’Arte und ihr Ursprung vorgestellt. Daraufhin wird diese mit der französischen Farce verglichen und im Anschluß werden die Hauptunterscheidungsmerkmale herausgestellt. Im dritten Kapitel wird gezeigt wie Molière die Commedia dell’Arte kennenlernte und im darauffolgenden Kapitel wird anhand von Les Fourberies de Scapin und La Jalousie du Barbuillé gezeigt welche Elemente der Commedia dell’Arte in Molières Stücke wiederzufinden sind. Abschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst.

2. Die Commedia dell’Arte

Das Wort Commedia dell’Arte kommt aus dem Italienischen und bedeutet ‚Kunstschauspiel‘.[3] Sie existiert als solche ab dem 16. Jahrhundert doch die Elemente die sie nachahmt gab es bereits seit dem Mittelalter. Das neue an der Commedia dell’Arte war die neue Theaterhaftigkeit aus Illusionsspiel mit Verkleidung und Verwechslung. Für die Stücke der Commedia dell’Arte gab es keinen wörtlich festgelegten Text, sondern ein ‚Canovaccio‘ in dem der Handlungsverlauf und die Szenenfolge vorgeschrieben waren.[4] Die Charaktere wurden von Berufsschauspielern gespielt, die in der Lage sein mussten verschiedenen Dialekten zu sprechen und ‚Lazzis‘ zu machen. „Les lazzi sont un gag gestuel inséré dans les moments comiques de la représentation.“[5] Eine typische Art davon ist die Nachahmung einer Handlung, wie zum Beispiel das Fangen einer Fliege. Das wesentlich neue an der Commedia dell’Arte war die Herausstellung bestimmter Typen mit Masken und Kostümen die wiederholt vorkamen und festgelegt waren.[6] Die ‚Innamorati‘ sind das junge Liebespaar. Dottore und Pantalone verkörpern die ‚Vecchi‘, die Alten. Dottore ist der schwatzende gelehrte aus Bologna, während Pantalone der geizige Kaufmann aus Venedig. Die ‚Zanni‘, Brighella und Arlecchino, übernehmen die Rollen der schlauen Diener. Der Handlungsverlauf sieht fast immer folgendermaßen aus: Zwei oder auch vier junge Leute aus bürgerlichen Hause verlieben sich ineinander, können jedoch ohne der Einverständnis der Väter nicht heiraten. Die Väter, Pantalone und Dottore stehen dem Glück der Verliebten im Wege, da sie diese mit anderen Personen vermählen möchten um Profite aus der Heirat zu ziehen. Die gewitzten und schlauen Diener erklären sich bereit den Verliebten zu verhelfen indem sie durch List und Betrug die ‚Vecchi‘ von ihren Entscheidungen abhalten. Am Schluss schaffen es die Verliebten durch Verwechslung oder durch die Listen der Diener zu heiraten und glücklich zu werden.

2.1 Wie kam sie nach Frankreich?

Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts begannen die Truppen der Commedia dell’Arte aus Italien auszuwandern um vor den Höfen der Königen Europas aufzutreten. Zu dieser Zeit befanden sich auch mehrere Truppen auf französischem Boden. Den ersten datierten Auftritt einer italienischen Truppe in Frankreich war 1548 zur Ankunft von Heinrich II und Caterina de‘ Medici in Lyon.[7] So wird von der Begeisterung der Königin Caterina de’ Medici über die italienische Truppen berichtet. „Dès sa jeunesse, elle aimait fort à voir jouer des comédies et même celles des Zanni et des Pantalon, et y riait tout son saoul comme une autre.“[8] Doch erst im 18. Jahrhundert schafften es die italienischen Truppen sich in Paris mit einen Theater und eigene Zuschauer fest zu etablieren. Sie waren bekannt als die Truppen der ‚comédie italienne‘ oder ‚comédie de masques‘.[9] Bereits im Jahre 1612 setzten sich italienische Truppen im Hôtel de Bourgogne nieder und teilten die Räumlichkeiten mit französischen Theatergruppen.[10] Als Ergebnis des Umgangs mit den Italiener lernten einige französische Truppen die Methoden der Commedia dell’Arte.

2.2 Der Unterschied zwischen der Commedia dell’Arte und der französischen Farce

Die französische Komödie des frühen 17. Jahrhundert war noch hauptsächlich bei der Farce dargestellt, welche bereits seit Ende des 14. Jahrhunderts bestand. Das Wort ‚Farce‘ kommt vom lateinischen ‚FARCIRE‘, also stopfen. Die Französische Literaturgeschichte definiert die Farce wie folgt:

„Die Farce ist eine kurze dramatische Szenenabfolge von etwa 350 Versen, in der gewöhnlich drei bis vier Schauspieler agieren, typenhafte Figuren – ‚le mari‘, ‚la femme‘, ‚le galant‘, ‚le pâtissier‘ – aus dem Erfahrungsbereich der Zuschauer. Sie besitzt eine meist einsträngige Handlung, in deren Mittelpunkt eine Betrugsgeschichte oder Szenen aus der ‚guerre des sexes‘ stehen.“[11]

Farcen wurden meist nicht von Berufsschauspielern gespielt sondern von normalen Bürger aus unterschiedliche Arbeitsbereiche. Sie übten das Jahr über zusammen und spielten am Jahrmarkt vor. Die Schauspielertruppen besaßen nur eine kleine Bühne, die nicht aufwändig geschmückt war. Da sie in Jahrmärkten auftraten, die laut und voller Menschen waren, spielten sie die Farcen so vor, dass es nicht notwendig war das gesagte zu verstehen. „Il est facile de constater et d’expliquer le succès en France de la Commedia dell’arte ; mais il n’est pas aisé de préciser l’influence de ce théâtre improvisé et de la distinguer de celle de la farce.“[12] Obwohl es schwer ist die Farce von der Commedia dell’Arte auseinanderzuhalten , können einige Hauptunterscheidungsmerkmale herausgestellt werden. Anders al bei der Commedia dell’Arte zeigte die Farce realistisch die gegenwärtige Konflikte und fand für sie oft pragmatische Lösungen.[13] Konflikte in der Ehe sind das häufigste Thema. Bei den Farcen kommen zwar einige Typen wiederholt vor, doch diese sind nicht feststehend wie bei der Commedia dell’Arte. Die

Handlung der Farce ist auch jedes Mal anders, während die Commedia dell’Arte ein Schema folgt der in fast alle Theaterstücke wiederzufinden ist.

[...]


[1] https://www.theatrefolk.com/spotlights/moliere-and-17th-century-french-theatre. (19.03.2015)

[2] Vgl. Schoell, Konrad : Die französische Komödie. Wiesbaden 1983, S. 86.

[3] Vg. Krömer, Wolfram: Die italienische Commedia dell’Arte. Darmstadt 1976., S. 68.

[4] Vgl. Schwartz, Pauline: The commedia dell’arte and ist influence on french comedy in the seventeenth century. Paris 1933, S. 10.

[5] Bourqui, Claude/ Vinti Claudio : Molière à l’école italienne. Le lazzo dans la création moliéresque. Turin 2003. S. 362.

[6] Vgl. Schwartz (1933), S. 15.

[7] Vgl. Schwartz (1933), S. 43.

[8] Schwartz (1933), S.7.

[9] Vgl. Schwartz (1933), S.7.

[10] Vgl. Schwartz (1933), S. 48.

[11] Schweikle, Günther/ Irmgard, Schweikle: Metzler-Literatur-Lexikon. Begriffe und Definitionen. Herausgegeben von Günther und Irmgard Schweikle. Stuttgart 51990, S. 120.

[12] Schoell (1983), S. 58.

[13] Vgl. Schoell (1983), S. 88.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
"Les Fourberies de Scapin" und "La Jalousie du Barbuillé". Der Einfluss der italienischen "Commedia dell’Arte" in Molières Komödien
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Romanisches Seminar)
Veranstaltung
Hauptseminar Literatur - Molière
Note
2,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
15
Katalognummer
V346489
ISBN (eBook)
9783668358645
ISBN (Buch)
9783668358652
Dateigröße
514 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Molière, commedia dell'arte, scapin
Arbeit zitieren
Alexia Soraia Pimenta Gomes Zonca (Autor:in), 2014, "Les Fourberies de Scapin" und "La Jalousie du Barbuillé". Der Einfluss der italienischen "Commedia dell’Arte" in Molières Komödien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346489

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