Die extralegale Exekutive. Lynchjustiz und Vigilantismus in den USA


Trabajo, 2016

34 Páginas, Calificación: 1,0

Anónimo


Extracto


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung
1. Problemaufriss
2. Gang der Darstellung

II. Begriffsbestimmungen

III. Kolonialzeit und Frontier

IV. Der Übergang zum Neovigilantismus
1. Die San Francisco Regulators
2. Das Plädoyer der Vigilanten

V. Das nationale Verbrechen
1. Der Kampf um die Deutungshoheit
2. “The anger of the people knew no bounds”

VI. Die Antwort des Staates

Fazit

Originalzitate

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

1. Problemaufriss

Die Geschichte der USA ist eine Geschichte der Gewalt. Bewaffnete Auseinandersetzungen haben die Nation geformt und deren Verlauf bestimmt, von den Indianerkriegen über die amerikanische Revolution bis weit über den Sezessionskrieg hinaus. Aufstände, Klassenunruhen, Rassenspannungen und politische Revolutionen, verbunden mit einem tiefen Misstrauen gegen einen als schwach und unfähig empfundenen Staat haben einen Hang zum gewaltsamen interpersonalen Konflikt entstehen lassen. »Wachsamkeit« (vigilantism) und die stetige Bereitschaft, sich eigenhändig und gewaltsam vor Gefahren zu schützen, ist bis heute untrennbar mit dem Selbstverständnis der amerikanischen Bevölkerung verbunden. Der Gedanke der popular justice, einer legitimen Volksjustiz, lässt sich zu verschiedenen Zeiten in Ländern auf der ganzen Welt beobachten, wie z.B. im ländlichen Preußen, wo es im 19. Jahrhundert ebenfalls zu einzelnen Lynchfällen kam[1]. Doch der dafür weltweit geläufige Begriff, Lynchjustiz, ist eine semantische Erfindung des nordamerikanischen Kontinents[2]. Nirgends sonst hat die Vorstellung von Gerechtigkeit statt Recht die Herzen und die Köpfe der Bevölkerung so vereinnahmt, und nirgends sonst hat sich diese Tradition so lange halten können und eine derart krasse Auswirkung auf die Entwicklung der modernen Strafjustiz gehabt.

Die folgende Arbeit wird die Entstehung der Bürgerwehrtradition in den USA beschreiben, ihre Entwicklung und ihren langsamen Niedergang. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Motivation der Menschen gelegt, die den Anspruch erhoben haben, das Recht in die eigene Hand nehmen zu dürfen. Der Legitimationsdiskurs um Vigilantismus und Lynchjustiz soll genau analysiert, die Argumente der Apologeten und Befürworter dargestellt und deren Legitimität kritisch überprüft werden. Da die Ausübung von Selbstjustiz oft einer Kampfansage an das staatliche Gewaltmonopol gleichkam, wird ebenfalls beschrieben, in welcher Weise die staatlichen Institutionen auf diese Herausforderung reagiert haben. Am Ende dieser Arbeit soll es dem Autor möglich sein zu beurteilen, ob diese Taten im Lichte der historischen Ereignisse gerechtfertigt scheinen, und welche sozialen Auswirkungen sie auf die Gegenwart haben.

2. Gang der Darstellung

Diese Arbeit ist sowohl Chronologisch als auch thematisch Gegliedert. Zunächst sollen bestimmte Begriffe, die im Zuge der Arbeit benutzt werden, so genau wie möglich definiert werden.

Wie die Geschichte des Vigilantismus lässt sich auch diese Arbeit grob in zwei Kernbereiche gliedern. Obwohl Bürgerwehren und Lynchmorde im ganzen Land vorkamen, häufen sie sich besonders im berühmten „wilden“ Westen des 19. Jahrhunderts und im Süden des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.

Der Gang der Darstellung beginnt in der frühen Kolonialzeit Nordamerikas. In Kapitel III erläutere ich die grundlegende gesellschaftliche Situation der Kolonien, und wie die Mitwirkung der Bevölkerung an Strafprozessen als einforderbares Recht verstanden wurde. Vigilantismus und Bürgerkomitees finden ihren vorläufigen Höhepunkt in der großen Expansion nach Westen, dem Frontier, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In diesem Kapitel soll die Motivation dieser Selbstjustiz übenden Pioniere untersucht werden.

In Kapitel IV wird der Übergang vom „klassischen“ zum Neovigilantismus dargestellt. Insbesondere die Ereignisse in San Francisco in den 1850ern zeigen sehr deutlich, dass die Berufung auf den Namen des Volkes benutzt werden konnte, um politische Revolten zu legitimieren. Im zweiten Unterkapitel werde ich zu einem kurzen Zwischenfazit gelangen, ob bis hierhin die Tradition der Selbstjustiz gerechtfertigt erscheint.

Häufig ist von Amerikas „nationalem Verbrechen“ die Rede, wenn über Lynchjustiz diskutiert wird. Im fünften Kapitel soll untersucht werden, inwieweit die Institution der Sklaverei dafür verantwortlich war, ein weitreichendes System der Unterdrückung und der Gewalt entstehen zu lassen. Im ersten Unterkapitel analysiere ich die Bedeutung des Vokabulars, der im Kampf für und gegen die Lynchjustiz benutzt wurde. Das zweite Unterkapitel widmet sich der Motivation der Vigilanten im Süden während der Jahrhundertwende.

Das sechste und letzte Kapitel soll in aller Kürze darstellen, wie schwer sich die Regierungen der US-Bundesstaaten wie auch die Bundesregierung getan haben, das Problem der Mobgewalt einzudämmen, und welche Faktoren letztlich entscheidend an dem Rückgang der Lynchjustiz beteiligt waren.

II. Begriffsbestimmungen

Wie bei allen geschichtlichen Ausarbeitungen sind für eine genaue Bewertung der Ereignisse ergiebige und aufschlussreiche Quellen notwendig. Dies gestaltet sich bei der Analyse extralegaler Aktionen recht schwierig, und das aus mehreren Gründen. Zum einen sind die meisten Quellen zu diesem Thema Zeitungsberichte, offizielle Untersuchungen oder gar Statistiken wurden erst sehr spät in Auftrag gegeben. Waren die Zeitungsautoren also nicht der Meinung, dass ein Ereignis eine besondere Meldung wert war, konnte es auch nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Redakteure kleiner Zeitungen, die als Augenzeugen auftraten, waren meistens Teil der Gemeinschaft, die die außergerichtlichen Tötungen rechtfertigten, und von ihnen hing es ab, wie der Rest der Nation die Aktion aufnahm oder ob sie überhaupt bekannt wurde[3].

Das zweite Problem ergibt sich aus der Tatsache, dass einheitliche Begriffe fehlten, um die Ereignisse auf den Punkt zu bringen. Besonders deutlich wird das in der Entstehung und Auffassung des Wortes Lynchen. Ursprünglich während der amerikanischen Revolution verwendet, verstanden die meisten Zeitgenossen darunter die kollektive Arbeit einer Gemeinschaft, um besonders verwerfliche Verbrechen zu Sanktionieren. Die Tötung des Beschuldigten blieb die Ausnahme, meistens begnügten sich die Teilnehmer damit, ihn körperlich zu züchtigen und der Gegend zu verweisen. »Lynch Law« rief eine eher positive Konnotation bei den Menschen hervor, da in Abwesenheit einer staatlichen Instanz solche Maßnahmen als legitime Notwehr verstanden wurden.

Dieser Begriff wurde im Vorlauf zum Sezessionskrieg politisch instrumentalisiert, so z.B. von den Abolitionisten, die in der Mobgewalt des Südens eine geistige Verrohung der Menschen aufgrund der Institution der Sklaverei sahen. Zur gleichen Zeit benutzten ihn die Siedler im Westen, um kollektive Gefahrenabwehr zu rechtfertigen. Ab den 1880ern wurde der Begriff zunehmend rassistisch gefärbt, vor allem durch den Kampf der NAACP[4] gegen die Rassentrennung im Süden. Unter Berücksichtigung dieser Umstände soll in der folgenden Arbeit unter Lynchjustiz gewalttätige Akte verstanden werden, die mehr als drei Menschen mit der (zumindest vermuteten) Unterstützung ihrer Gemeinschaft und außerhalb der Gesetzmäßigkeit an einzelnen Personen verübten.

Vigilantismus definiert der Historiker Maxwell Brown als eine organisierte, außergesetzliche Bewegung, deren Mitglieder das Gesetz in die eigene Hand nehmen[5]. Er unterscheidet dabei zwischen sozial konstruktiven und destruktiven Formen von Vigilantismus. Die sozial konstruktive Form herrscht demnach vor, wenn die Bewegung die vollständige Unterstützung der Gesellschaft genießt, und den gesellschaftlichen Zusammenhalt insgesamt stärkt. War die Gemeinschaft jedoch gespalten, konnte dies zu bewaffneten Auseinandersetzungen und Bürgerkriegsähnlichen Situationen führen, und war damit sozial destruktiv. Die meisten Vigilantenbewegungen in den USA waren von der ersten Sorte.

Im Sinne der deutschen Lesart wird im Folgenden auch von Bürgerwehren die Rede sein. Wie das Lynchen ist der Begriff der Bürgerwehr dem zeitlichen Wandel unterlegen. Schlägt man deutsche Lexika auf, erfährt man lediglich über die ursprüngliche Bedeutung des Wortes, nämlich bewaffnete Volkskontingente, die im 19. Jahrhundert in den deutschen Landen zur Landesverteidigung herangezogen wurden. Historische Bürgerwehrvereine existieren heute in der Brauchtumspflege, beteiligen sich jedoch nicht an politischem Geschehen. Einschlägige Presseberichte[6] [7] [8] [9] benutzen dieses Wort in modernem Kontext, und setzen damit eine Assoziation beim Leser voraus, ohne es jedoch näher zu bestimmen. Da es sich um einen hoch politisierten Begriff handelt, und der Kampf um die Deutungshoheit noch in vollem Gange ist, sollen Bürgerwehren und Vigilantismus für diese Arbeit synonym verwendet werden. Indem die Bewegung Bürgerwehr und die Mitglieder Vigilanten genannt werden, wird den semantischen Unterschieden zwischen der englischen und der deutschen Sprache genüge getan.

III. Kolonialzeit und Frontier

Der Gedanke der Volksjustiz als amerikanische Tradition findet seinen Ursprung paradoxerweise in einer Zeit, aus der keine Hinweise für solche Vorkommnisse überliefert sind. In den frühen Kolonien Britisch-Nordamerikas war die Teilnahme des Volkes an der Strafverfolgung naturgemäß hoch, da die Justiz in Ermangelung einer gefestigten staatlichen Struktur kein Monopol von Regierungsbeamten darstellten konnte. Die Strukturen einer solchen bevölkerungsschwachen Agrargesellschaft mit ihrer gemeinhin niedrigen Kriminalitätsrate machten eine ständige Justiz wie auch eine Polizei oder Ordnungsbehörde weitgehend überflüssig. Solche Regularien wurden meist nur im Bedarfsfall gebildet. War beispielsweise ein Verbrecher flüchtig, beauftragte ein Richter die Bildung eines posse comitatus, eine Bürgerwehr unter Leitung des Sheriffs, um die Verfolgung aufzunehmen. Die Richter wiederum waren häufig aus der Mitte der Gemeinschaft gewählte Friedensrichter, die in ihrem Namen Recht über Verbrecher sprachen. „Der Umstand, dass die meisten Prozesse kurz und einfach waren, verstärkte das Gefühl einer gemeinschaftlich geübten Gerechtigkeit“[10].

Hinrichtungen wurden gleich einem religiösen Ritual vor den Augen der Gemeinschaft vollzogen. Da es noch keine Trennung von Sünde und Straftat gab, diente die Bestrafung dem Wiederherstellen der göttlichen Ordnung, dem Sündigen als Buße, und dem Volk als Vergeltung und Abschreckung. „Von den Hauptdarstellern des Dramas wurde erwartet, dass sie Haltung bewahrten, ihre Verbrechen gestanden, um Vergebung baten und das Publikum ermahnten, sich von Laster und Sünde fernzuhalten. Wenn das Publikum zufrieden war, durften sie auf Mitleidsbezeugungen der Menge und vielleicht sogar auf den Ruf nach Gnade hoffen“[11]. Anders als auf dem britischen Mutterland wurden viele der verhängten Todesstrafen nicht vollstreckt, dem Delinquenten winkte unter günstigen Umständen ein Gnadenerweis durch die Zuschauer oder dem zuständigen Gouverneur. „Begnadigungen waren allerdings keineswegs bloße Willkürakte, mit ihnen reagierte die Obrigkeit häufig auf öffentliche Stimmungen oder auf Petitionen angesehener Bürger. (…) Indirekt erschien die Begnadigung somit als Ausdruck des Willens der Gemeinschaft. (…) Obwohl öffentliche Hinrichtungen seltene Ereignisse waren, verschafften sie den religiösen und moralischen Gerechtigkeitsvorstellungen der Bevölkerung Geltung. Die Art und Weise, wie die Todesstrafe verhängt und vollstreckt wurde, befriedigte das Bedürfnis nach harter und gerechter Bestrafung und den Anspruch auf eine aktive Rolle der Gemeinschaft. (…) Unter diesen Umständen gab es keine Veranlassung für die Art von Mobaktionen, die später Lynchen genannt wurde“[12].

Die aktive Rolle der Gemeinschaft beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Mitwirkung an Strafprozessen, sondern auch an einer gemeinschaftlich ausgeübten Gefahrenabwehr. Die erste große organisierte Selbstschutzbewegung trat in South Carolina unter dem Namen »Regulator Movement« auf. Auslöser war der großflächige Überfall der Cherokee-Indianer auf das Hinterland South Carolinas 1760, welcher rasch in einen Krieg ausartete und das back country verwüstete. Mitte 1761 gelang es den Kolonialherren, die Cherokee zurückzuschlagen und zu besiegen, doch die Zerstörung des Landstriches war nicht wieder rückgängig zu machen. Hunderte Obdachlose und Waisen waren die Folge, die über kurz oder lang von Banditen angeworben wurden. Bis 1767 hatten Banden die Kontrolle über das Hinterland an sich gebracht, und terrorisierten die verbliebenen Farmer. „Sie entführten junge Mädchen, die in ihren Banditendörfern als Liebhaberinnen dienen sollten, und vergewaltigten Plantagenfrauen oder Töchter die zu alt, zu jung oder zu lästig zum Entführen waren. Wenn sie von einem Pflanzer oder Händler hörten, der etwas Besitz sein eigen nannte, überfielen sie den unglücklichen, misshandelten seine Familie und folterten ihn, bis er das Versteck seiner Reichtümer preisgab“[13].

Ende 1767 hatten die Bewohner South Carolinas genug von diesen Zuständen, gegen die die Regierung, sicher und weit entfernt an der Küste, aus Scheu vor höheren Ausgaben nichts unternommen hatte, und bildeten die erste organisierte Bürgerwehr der Vereinigten Staaten. Kleine Plantagenbesitzer taten sich zusammen, und gingen gegen die marodierenden Banden vor. Innerhalb von zwei Jahren hatten sie das Land wieder unter Kontrolle gebracht, die kriminellen Strukturen waren aufgebrochen und die Banditen verjagt. Wen die Regulators erwischten wurde manchmal gehängt, oft jedoch nur ausgepeitscht und des Landes verwiesen. Gaben die Betroffenen Anlass zur Hoffnung auf Resozialisierung wurde ihnen anschließend ein Stück Land zum Bestellen zugewiesen, um damit den Arbeitermangel in der Region abzuschwächen und die Betroffenen davon abzuhalten auf dumme Ideen zu kommen.

Wenngleich erfolgreich in der Wiederherstellung der Ordnung, wurde gegen die Regulators zunehmend Kritik laut wegen ihrer willkürlichen und teilweise sadistischen Vorgehensweise. Ohne eine kontrollierende Kraft war dem Ermessen der Regulators effektiv keine Grenzen gesetzt, und mancher vermeintlicher Gesetzesbrecher musste hart dafür büßen. Es formierte sich eine Gegenbewegung der Moderators, die einen Waffenstillstand der Regulators verhandeln konnte. Gleichzeitig machte die Regierung 1769 Zugeständnisse für mehr Sheriffs und Gerichte, womit sich die Regulatorbewegung zufrieden auflöste.

Ab 1830 stiegen die Fälle von Mobgewalt in weiten Teilen der USA steil an, wobei auch der Ausgang solcher Aktionen deutlich drastischer wurde. Lynchjustiz, die bisher eine Form kollektiver körperlicher Züchtigung dargestellt hatte, bekam nun das uns bekannte Gesicht illegaler Hinrichtungen. Die Gründe hierfür können in der wachsenden gesellschaftlichen Heterogenität der USA gesucht werden. Zwischen 1790 und 1840 wuchs die US-Bevölkerung von etwa vier auf mehr als achtzehn Millionen an. Die Immigranten aus Europa waren für die alteingesessenen unwillkommene Gegner auf dem Arbeitsmarkt. Es entstanden Spannungen die sozial, ethnisch und religiös motiviert waren, z.B. zwischen Engländern und Iren, Katholiken und Protestanten, sowie politische Spannungen zwischen dem Norden und dem Süden, speziell in der Sklavereifrage. Jedoch muss im Sinne dieser Arbeit eine Differenzierung vorgenommen werden. Obwohl es in den urbanen Ballungsgebieten häufig zu Aufständen und tödlichen Gewalttaten kam, darf nicht von Lynchmorden die Rede sein. Die Aufrührer zielten nicht auf einzelne Personen, denen sie konkrete Verbrechen vorwarfen, sondern richteten ihren Hass auf ganze Bevölkerungsgruppen, denen sie die Schuld an ihrem eigenen Versagen gaben.

Die meisten Fälle von klassischem Vigilantismus, also der kollektiven Bestrafung einzelner Beschuldigter, fanden zu dieser Zeit in den spärlich erschlossenen Grenzländern des Frontier statt, der Streifen äußersten Westens, der sich landhungrig weiter Richtung Pazifikküste fraß. Während sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert die frühen Kolonien an der Ostküste bereits zu modernen Städten entwickelt hatten, wies der Frontier im Westen weiterhin die Züge einer improvisierten Gemeinschaft auf. Selbstjustiz war der Versuch der Siedler, Recht und Ordnung in den neuen Gebieten zu erhalten, die im Zuge der großen Besiedelungswellen erschlossen wurden. Vigilantismus war die Antwort auf den Schrecken der Anarchie, und sollte Gesetzlose vorwarnen und vertreiben. Das Leben an dem Frontier gehört zu den einflussreichsten kulturellen Selbstbildern Amerikas, und wird vor allem mit harter Arbeit, Selbstentbehrung, aber auch mit wilder und romantischer Freiheit assoziiert. Dass dabei die Bürger das Gesetz in die eigene Hand nehmen mussten, ist Teil dieses Freiheits-Mythos.

Brown vertritt die These, dass die amerikanische Bürgerwehrtradition, die hier ihren Ausgang nahm, wenngleich auf den ersten Blick revolutionär und von der Unterschicht getragen anmutend, tatsächlich zutiefst Konservativ geprägt ist. Diese Form der Selbstjustiz ist im Kontext der Kolonialisierung zu verstehen, nämlich als erhaltende Kraft, die die gesellschaftlichen Strukturen der bereits kolonialisierten Gebiete, in denen die Rechte auf Leib, Leben und Eigentum weitgehend gesichert waren, auf die neuen Siedlungsgebiete zu übertragen suchte. Er nennt diese Bewegung the conservative Mob, die häufig von den respektablen und gut situierten Elementen der Gesellschaft angeführt wurde, zumal diese durch wachsende Kriminalität am meisten zu verlieren hatten[14].

[...]


[1] Siehe Berg, Lynchjustiz in den USA, S. 16

[2] Siehe Waldrep, The Many Faces of Judge Lynch, S. 18 f.

[3] Siehe Waldrep, The Many Faces of Judge Lynch, S. 3

[4] National Association for the Advancement of Colored People

[5] Siehe Brown, Strain of Violence, S. 95 f.

[6] http://www.bo.de/lokales/ortenau/buergerwehr-ortenau-steht-vor-dem-aus

[7] http://www.heute.de/bulgarien-buergerwehren-jagen-fluechtlinge-43873150.html

[8] http://www.das-ist-rostock.de/kurzmeldungen/polizeimeldungen/buergerwehr-bedroht-fluechtlinge-3697/

[9] http://www.morgenpost.de/politik/article207475123/Buergerwehren-Was-die-Hilfspolizisten-so-gefaehrlich-macht.html

[10] Berg, Lynchjustiz in den USA, S. 28

[11] Berg, Lynchjustiz in den USA, S. 29

[12] Ebenda, S. 30 f.

[13] Brown, Strain of Violence, S. 72

[14] Siehe Brown, Strain of Violence, S. 92 ff.

Final del extracto de 34 páginas

Detalles

Título
Die extralegale Exekutive. Lynchjustiz und Vigilantismus in den USA
Universidad
University of Applied Sciences for Public Administration of North Rhine-Westphalia; Duisburg
Calificación
1,0
Año
2016
Páginas
34
No. de catálogo
V346891
ISBN (Ebook)
9783668361881
ISBN (Libro)
9783668361898
Tamaño de fichero
654 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
selbstjustiz, vigilantism, vigilantismus, bürgerwehr, bürgerwehren, usa, lynchen, lynchjustiz, judge lynch, volksjustiz, vereinigte, staaten, amerika, popular justice, lynchmord, rassengewalt, kkk, ku, klux, klan, posse, regulators, mob, mobgewalt
Citar trabajo
Anónimo, 2016, Die extralegale Exekutive. Lynchjustiz und Vigilantismus in den USA, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346891

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