Gibt man das Wort Industrialisierung in eine der gängigen Internetsuchmaschinen ein, werden zahlreiche Bilder präsentiert, die in solcher oder ähnlicher Form schon seit
Jahrzehnten als Ikonen dieser Epoche gelten: Rauchende Schlote, riesige Fabrikanlagen, Dampfmaschinen, Lokomotiven und Scharen von Arbeitern. Die gewählten Darstellungen sind auf den ersten Blick einleuchtend, da sie unverzichtbare und zentrale Elemente der Industrialisierung zeigen. Dem Betrachter wird dabei jedoch der Eindruck vermittelt, als könne man den Prozess der Industrialisierung nur auf eben diese Bereiche, die Industrie und die technologischen Neuerungen, reduzieren. Dass dies zu kurzgefasst ist, zeigt schon allein
der Blick auf die Bevölkerungsstatistiken Deutschlands im 19. Jahrhundert. So arbeitete noch im Jahr 1882 fast die Hälfte der erwerbstätigen Personen in der Landwirtschaft. Bedenkt man, dass in den Jahren zuvor, während der Frühphase der deutschen Industrialisierung, ein noch erheblich größerer Teil der Bevölkerung in der Landwirtschaft
tätig gewesen sein muss, wird deutlich, dass diesem Wirtschaftszweig ein ebenso großes Gewicht bei der Betrachtung des Industrialisierungsprozesses zugesprochen werden müsste.
In der vorliegenden Arbeit soll daher untersucht werden, welche Bedeutung die Landwirtschaft für den Industrialisierungsprozess in Deutschland hatte, welche Voraussetzungen sie schuf und welche Wachstumsimpulse sie auf die Industrie aussandte. Nach einer zeitlichen und regionalen Eingrenzung soll zunächst auf die Bedeutung der Agrarreformen für die Industrialisierung eingegangen werden. Im Fokus stehen dabei vor allem die Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Produktionsverhältnisse, das Arbeitskräftepotential und die Kaufkraft der bäuerlichen Schichten. Im zweiten Teil der Arbeit soll die Bedeutung der Landwirtschaft für die Entwicklung spezieller Industriezweige in Deutschland untersucht werden. Dabei wird vor allem auf die Chemieindustrie, die Stahl- und Eisenindustrie sowie die Maschinenbauindustrie eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zeitliche und geographische Eingrenzung
- Agrarreformen als Grundlage industrieller Entwicklung
- Verfügbarmachung von Arbeitskräften
- Steigerung der bäuerlichen Kaufkraft
- Wachstumsimpulse der Landwirtschaft auf die Industrie
- Wachstumsimpulse der Landwirtschaft auf die Chemieindustrie
- Wachstumsimpulse der Landwirtschaft auf die Eisen- und Stahlindustrie
- Wachstumsimpulse der Landwirtschaft auf den Maschinenbau
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Bedeutung der Landwirtschaft für den Industrialisierungsprozess in Deutschland vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Sie untersucht, welche Voraussetzungen die Landwirtschaft für die Industrialisierung schuf und welche Wachstumsimpulse sie auf die Industrie aussandte.
- Die Auswirkungen von Agrarreformen auf die landwirtschaftlichen Produktionsverhältnisse, das Arbeitskräftepotential und die Kaufkraft der bäuerlichen Schichten.
- Die Bedeutung der Landwirtschaft für die Entwicklung der Chemieindustrie, der Stahl- und Eisenindustrie sowie der Maschinenbauindustrie.
- Die Rolle der Landwirtschaft als Schlüsselfaktor für den Übergang von einem verstärkten wirtschaftlichen Wachstum im gewerblichen Sektor zur industriellen Revolution.
- Die regionalen Unterschiede in der Industrialisierung und die Bedeutung eines übergreifenden nationalen Wirtschaftsraums.
- Die Entwicklung der Industrialisierung in Deutschland als ein Prozess, der regional zu verschiedenen Zeitpunkten und in unterschiedlicher Intensität stattfand.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Bedeutung der Landwirtschaft für den Industrialisierungsprozess in Deutschland heraus und zeigt, dass die landwirtschaftliche Bevölkerung auch während der Frühphase der Industrialisierung eine erhebliche Rolle spielte. Sie führt die Argumentation von Hartmut Harnisch und Paul Bairoch an, welche der Landwirtschaft eine Schlüsselrolle im Industrialisierungsprozess zuschreiben.
- Zeitliche und geographische Eingrenzung: Dieses Kapitel diskutiert die Periodisierung des Industrialisierungsprozesses in Deutschland und betont die Herausforderungen bei der Festlegung eindeutiger Jahreszahlen. Es wird die Argumentation von Kiesewetter vorgestellt, der die Industrialisierung Deutschlands in der Zeit von 1815 bis 1914 betrachtet und dabei politische und soziale Veränderungen miteinbezieht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Agrarreformen, Industrialisierung, Landwirtschaft, Deutschland, Chemieindustrie, Stahl- und Eisenindustrie, Maschinenbauindustrie, Arbeitskräftepotential, Kaufkraft, Wachstumsimpulse, regionale Unterschiede, nationale Wirtschaftsräume.
- Quote paper
- Sebastian Flock (Author), 2015, Die Bedeutung der Landwirtschaft für den Industrialisierungsprozess Deutschlands, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346926