EINLEITUNG
Christen kämpfen gegen Christen unter dem Banner des Kreuzzugs. Für die Gläubigen des Hochmittelalters muss diese Vorstellung ungeheuerlich gewesen sein. Und auch die heutigen Zeitgenossen schütteln meist verständnislos den Kopf, wenn das Thema des vierten Kreuzzugs angeschnitten wird, in Folge dessen das ehemals prunkvolle christliche Konstantinopel von westlichen Kreuzfahrern geplündert und gebrandschatzt wurde.
Die Fragen, um die sich seit Jahrhunderten eine angeregte Forschungsdiskussion rankt, sind deshalb zahlreich: Wie konnte es dazu kommen, dass Christen sich gegen ihre eigenen Glaubensbrüder wandten? Was waren die Gründe für die Ablenkung des vierten Kreuzzugs weg von seinem ursprünglichen Ziel, dem Heiligen Land, wo der Kampf gegen die Ungläubigen glorreiche Taten und immerwährende Glückseligkeit versprach? Und nicht zuletzt: Wer hatte Schuld?
Auf jede dieser Fragen kann in dieser Arbeit nicht eingegangen werden. Dennoch soll versucht werden, die Zusammenhänge und die überlieferten zeitgenössischen Quellen daraufhin zu untersuchen, welche Personen eine besondere Rolle in der Entwicklung der Jahre ab 1201 hatten und inwieweit sie zu der Ablenkung des Kreuzzuges beigetragen haben. Besonderes Augenmerk soll dabei auf den byzantinischen Prinzen und späteren Mitkaiser Alexios IV. gerichtet werden. Dieser hatte durch seine Flucht aus der Gefangenschaft in Konstantinopel die verhängnisvollen Geschehnisse erst ins Laufen gebracht und durch völlig überhöhte Versprechungen an die Kreuzfahrer jene Krise heraufbeschworen, die die Plünderung Konstantinopels zur Folge hatte. In diesem Zusammenhang soll auch ein kurzer Blick auf vorherige Thronwechsel in Konstantinopel geworfen werden, um zu verdeutlichen, warum der junge Prinz womöglich mit völlig falschen Vorstellungen von der Wichtigkeit seiner Person in den Westen reiste.
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Inhaltsverzeichnis
- A) Einleitung
- B) Byzantinische Thronrivalitäten
- 1) Vorgeschichte seit 1180
- 2) Alexios III. Putsch gegen Isaak II. Angelos
- 3) Flucht Alexios IV. nach Schwaben
- 4) Das Treffen in Hagenau und Besuche beim Papst
- a) Die Anwesenden am Hofe zu Weihnachten 1201
- b) Bonifaz von Montferrat und sein Verhältnis zu Konstantinopel
- c) Die Lage für Philipp von Schwaben
- d) Alexios IV. und Bonifaz von Montferrat beim Papst
- 5) Alexios IV. Ankunft in Zara - Aufbruch nach Konstantinopel
- a) Das Kreuzheer erfährt vom Putsch in Byzanz
- b) Entscheidung für die Fahrt nach Konstantinopel
- C) Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den byzantinischen Thronrivalitäten im Vorfeld des 4. Kreuzzugs und analysiert die Rolle Alexios IV. bei der Entscheidung für den Zug nach Konstantinopel. Sie untersucht die Hintergründe, die zur Ablenkung des Kreuzzugs von seinem ursprünglichen Ziel, dem Heiligen Land, führten und beleuchtet die Personen, die in der Entwicklung der Ereignisse eine entscheidende Rolle spielten.
- Die byzantinischen Thronwechsel in Konstantinopel im späten 12. Jahrhundert
- Die Flucht von Alexios IV. aus Byzanz und seine Bemühungen um Unterstützung im Westen
- Die Rolle von Philipp von Schwaben und Bonifaz von Montferrat in der Ablenkung des Kreuzzugs
- Die Folgen der Ablenkung des 4. Kreuzzugs für Byzanz und den Westen
- Die Frage der Schuld an der Plünderung Konstantinopels
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die das Thema des 4. Kreuzzugs einführt und die zentralen Fragen beleuchtet. Anschließend analysiert sie die byzantinischen Thronrivalitäten seit 1180 und untersucht die Ereignisse, die zur Flucht von Alexios IV. nach Schwaben führten. Im nächsten Kapitel werden die Treffen in Hagenau und die Besuche bei Papst Innozenz III. beschrieben, wobei die Beziehungen von Alexios IV., Bonifaz von Montferrat und Philipp von Schwaben im Fokus stehen. Abschließend wird die Ankunft von Alexios IV. in Zara und die Entscheidung des Kreuzheeres für die Fahrt nach Konstantinopel beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen des 4. Kreuzzugs, der byzantinischen Geschichte, den Beziehungen zwischen Byzanz und dem Westen sowie den politischen Intrigen und Machtwechseln im byzantinischen Reich. Schlüsselbegriffe sind: Byzantinische Thronrivalitäten, Alexios IV., Philipp von Schwaben, Bonifaz von Montferrat, 4. Kreuzzug, Ablenkung des Kreuzzugs, Konstantinopel, Plünderung Konstantinopels, politische Intrigen, Machtwechsel.
- Quote paper
- M.A. Ellen Stickel (Author), 2004, Byzantinische Thronrivalitäten im Vorfeld des 4. Kreuzzugs und die Rolle Alexios IV. bei der Entscheidung für den Zug nach Konstantinopel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34779