Byzantinische Thronrivalitäten im Vorfeld des 4. Kreuzzugs und die Rolle Alexios IV. bei der Entscheidung für den Zug nach Konstantinopel


Trabajo, 2004

21 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


INHALTSVERZEICHNIS

A) EINLEITUNG

B) BYZANTINISCHE THRONRIVALITÄTEN
1) Vorgeschichte seit 1180
2) Alexios III. Putsch gegen Isaak II. Angelus
3) Flucht Alexios IV. nach schwaben
4) Das Treffen in Hagenau und Besuche beim Papst
a) Die Anwesenden am Hofe zu Weihnachten 1201
b) Bonifaz von Montferrat und sein Verhältnis zu Konstantinopel
c) Die Lage für Philipp von Schwaben
d) Alexios IV. und Bonifaz von Montferrat beim Papst
5) Alexios Iv. Ankunft in Zara – Aufbruch nach Konstantinopel
a) Das Kreuzheer erfährt vom Putsch in Byzanz
b) Entscheidung für die Fahrt nach Konstantinopel

C) SCHLUSSFOLGERUNGEN

Literatur

A) EINLEITUNG

Christen kämpfen gegen Christen unter dem Banner des Kreuzzugs. Für die Gläubigen des Hochmittelalters muss diese Vorstellung ungeheuerlich gewesen sein. Und auch die heutigen Zeitgenossen schütteln meist verständnislos den Kopf, wenn das Thema des vierten Kreuzzugs angeschnitten wird, in Folge dessen das ehemals prunkvolle christliche Konstantinopel von westlichen Kreuzfahrern geplündert und gebrandschatzt wurde.

Die Fragen, um die sich seit Jahrhunderten eine angeregte Forschungsdiskussion rankt, sind deshalb zahlreich: Wie konnte es dazu kommen, dass Christen sich gegen ihre eigenen Glaubensbrüder wandten? Was waren die Gründe für die Ablenkung des vierten Kreuzzugs weg von seinem ursprünglichen Ziel, dem Heiligen Land, wo der Kampf gegen die Ungläubigen glorreiche Taten und immerwährende Glückseligkeit versprach? Und nicht zuletzt: Wer hatte Schuld?

Auf jede dieser Fragen kann in dieser Arbeit nicht eingegangen werden. Dennoch soll versucht werden, die Zusammenhänge und die überlieferten zeitgenössischen Quellen daraufhin zu untersuchen, welche Personen eine besondere Rolle in der Entwicklung der Jahre ab 1201 hatten und inwieweit sie zu der Ablenkung des Kreuzzuges beigetragen haben. Besonderes Augenmerk soll dabei auf den byzantinischen Prinzen und späteren Mitkaiser Alexios IV. gerichtet werden. Dieser hatte durch seine Flucht aus der Gefangenschaft in Konstantinopel die verhängnisvollen Geschehnisse erst ins Laufen gebracht und durch völlig überhöhte Versprechungen an die Kreuzfahrer jene Krise heraufbeschworen, die die Plünderung Konstantinopels zur Folge hatte. In diesem Zusammenhang soll auch ein kurzer Blick auf vorherige Thronwechsel in Konstantinopel geworfen werden, um zu verdeutlichen, warum der junge Prinz womöglich mit völlig falschen Vorstellungen von der Wichtigkeit seiner Person in den Westen reiste.

Da ein Jugendlicher jedoch wohl kaum allein dafür verantwortlich gemacht werden kann, dass ein mehrere tausend Mann starkes Kreuzheer von seiner ursprünglich geplanten Route abweicht und die Eroberung einer christlichen Metropole in Kauf nimmt, sollen des weiteren auch die Personen Philipps von Schwaben und Bonifaz’ von Montferrat näher beleuchtet werden. In der Forschungsdiskussion des 19. und 20. Jahrhunderts wurden immer wieder Theorien aufgestellt, die wahlweise den gebannten deutschen König oder den italienischen Kreuzzugsführer als Alleinschuldigen darstellten, oder die von einer Verschwörung aller drei Fürsten ausgingen, die im Jahr 1201 geschmiedet worden sein soll. Die Einwirkung der Venezianer soll in dieser Arbeit ausgeklammert werden, da diese ein eigenes Thema rechtfertigen und den Rahmen sprengen würde.

Nach heutigen Erkenntnissen kann wohl von einem Zusammenwirken verschiedener Faktoren ausgegangen werden, wie dies 1898 auch schon Walter Norden in seiner „modifizierten Zufallstheorie“ angedeutet hat.[1] Er gibt zu bedenken, dass zwar Staufer, Venezianer und Kreuzfahrer Vorteile in der Eroberung Konstantinopels gesehen haben mochten, aber dass wohl keiner von ihnen von vorneherein ein Komplott geplant habe.

Ob nun durch eine Verschwörung von langer Hand geplant oder ob durch eine Verkettung ungünstiger Ereignisse hervorgerufen – die Ablenkung des vierten Kreuzzugs nach Konstantinopel hinterließ unwiderrufbare Schäden im Verhältnis von Byzanz und dem Westen, eine geplünderte und ihrer Schätze beraubte christliche Metropole und zahllose Kreuzfahrer, die ihr Lebensziel – die Vertreibung der Ungläubigen aus Jerusalem – verfehlt hatten.

B) BYZANTINISCHE THRONRIVALITÄTEN

1) Vorgeschichte seit 1180

Der byzantinische Kaiser Manuel I. Komnenos hinterließ bei seinem Tode im Jahre 1180 nur einen minderjährigen Sohn: Alexios II. Dessen Mutter war Lateinerin und als Regentin unerwünscht. Schon bald erwuchsen aus dieser instabilen Lage Probleme. Die Regentschaft für den jungen Kaiser agierte lateinerfreundlich, was nach und nach zu einer immer stärkeren Opposition im Reich führte. Die byzantinische Oberschicht nutzte 1182 schließlich einen antilateinischen Aufstand in Konstantinopel zu einem Staatstreich. Andronikos Komnenos kam in Folge dessen an die Macht, schwang sich zum Mitkaiser auf und ließ zunächst die Regentschaft und dann auch den jungen Kaiser Alexios II. und dessen Mutter hinrichten. Auf die daraufhin aufbrandenden Aufstände reagierte er mit Terror. Seine Herrschaft währte nicht lange, denn Andronikos Komnenos musste außenpolitische Misserfolge hinnehmen, und unternahm nichts gegen die Plünderung von Thessalonike durch die Normannen. Breiter Widerstand regte sich in Bevölkerung und Adel.[2]

Schon 1185 kam er bei einem Volksaufstand zu Tode, der durch Isaak Angelos ausgelöst wurde. Isaak gehörte der Adelsschicht an und hatte sich öffentlich gegen seine Verhaftung gewehrt. Er wurde nach dem Aufstand als Isaak II. Angelos neuer byzantinischer Kaiser.[3]

Wie allein aus dieser kurzen Zeitspanne zu sehen ist, war es in Konstantinopel durchaus nicht unüblich, dass das Staatsoberhaupt gewaltsam abgesetzt wurde. Das byzantinische Kaisertum war sehr dynamisch, schwache Kaiser hatten keine Existenzberechtigung. Nicht wenige Kaiser fielen spontanen Revolten zum Opfer, zu denen zumindest ein Teil der Bevölkerung immer bereit war.[4] Im weiteren Verlauf wird sich zeigen, dass aus solchen gewaltsamen Machtwechseln große innen- und außenpolitische Probleme erwachsen können, wie beispielsweise die Ablenkung des vierten Kreuzzugs nach Konstantinopel und die darauf folgende tief greifende Entzweiung zwischen Ost und West.

2) Alexios III. Putsch gegen Isaak II. Angelus

Auch Kaiser Isaak Angelos entging einer gewaltsamen Entthronung nicht. Da er nur einer Seitenlinie der Komnenen angehörte, war er im Reich nicht anerkannt, es regte sich überall Widerstand. Der Autoritätsverfall des Kaisertums nahm seinen Lauf, zahlreiche lokale Machthaber machten sich in den Provinzen selbstständig.[5] Isaak wurde sogar davor gewarnt, dass sein eigener Bruder eine Verschwörung plane, doch Isaak hatte volles Vertrauen in Alexios.[6] Als der Kaiser früh im April 1195 während seines Feldzuges gegen die Bulgaren in Thrace lagerte und zur Jagd aufbrach, bewahrheiteten sich allerdings die Gerüchte. Alexios schützte ein Unwohlsein vor und ließ seinen Bruder allein reiten. Sobald Isaak fort war, ging Alexios zum kaiserlichen Zelt und wurde dort von seinen Verbündeten zum Kaiser ausgerufen. Isaak hörte den Aufruhr noch von fern und Boten berichteten ihm von der Verschwörung.[7] Isaak wurde gefangen genommen und im Kloster Vera geblendet, denn Blindheit wurde als Disqualifikation für die Herrschaft angesehen. Anschließend wurde er zusammen mit seinem minderjährigen Sohn, dem späteren Alexios IV., in Konstantinopel gefangen gesetzt. Sein Bruder bestieg ohne Schwierigkeiten als Alexios III. den Kaiserthron.[8]

Die Bevölkerung reagierte laut Nicetas Choniates seltsam gelassen auf sein neues Oberhaupt, denn eigentlich stand es rechtlich dem Volk zu, den neuen Kaiser zu wählen Lediglich ein gewisser Alexios Kontostephanos und seine Anhänger versuchten einen Aufstand und erklärten Kontostephanos zum Gegenkaiser. Doch Ihre Opposition wurde sofort blutig niedergeschlagen. Es gab kaum weitere Unruhen und Alexios regierte die nächsten Jahre ohne nennenswerten Widerstand.[9] Die Bevölkerung Konstantinopels war offensichtlich an rasche Machtwechsel gewöhnt und scheinbar auch relativ gleichgültig gegenüber dem obersten Herrscher, solange ein Machtwechsel keine gravierenden Änderungen mit sich brachte.[10]

[...]


[1] Norden Walter: Der Vierte Kreuzzug im Rahmen der Beziehungen des Abendlandes zu Byzanz, Berlin 1898.

[2] Brand, Charles: Byzantium confronts the west. 1180-1204, Cambridge 1968, S. 31-51.

[3] Lilie, Ralph-Johannes: Byzanz. Das zweite Rom, Berlin 2003, S. 428.

[4] Lilie, Ralph-Johannes: Byzanz, Geschichte des oströmischen Reiches 326-1453, 3. durchgesehene Auflage, München 2003, S. 13-23.

[5] Lilie: Byzanz, S. 88.

[6] Nicetas Choniates, O City of Byzantinum. Annals of Nicetas Choniates, übersetzt von Harry J. Magoulias, Detroit 1984, 448.

[7] Nicetas, 450-451.

[8] Ders., 452 : « His brother ascended the throne peacefully and without factional strife... ».

[9] Nicetas, 456.

[10] Lilie: Byzanz, S. 13.

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Detalles

Título
Byzantinische Thronrivalitäten im Vorfeld des 4. Kreuzzugs und die Rolle Alexios IV. bei der Entscheidung für den Zug nach Konstantinopel
Universidad
LMU Munich
Calificación
2,0
Autor
Año
2004
Páginas
21
No. de catálogo
V34779
ISBN (Ebook)
9783638349000
ISBN (Libro)
9783640869831
Tamaño de fichero
610 KB
Idioma
Alemán
Notas
Mit ausführlicher Literatur- und Quellenliste
Palabras clave
Byzantinische, Thronrivalitäten, Vorfeld, Kreuzzugs, Rolle, Alexios, Entscheidung, Konstantinopel
Citar trabajo
M.A. Ellen Stickel (Autor), 2004, Byzantinische Thronrivalitäten im Vorfeld des 4. Kreuzzugs und die Rolle Alexios IV. bei der Entscheidung für den Zug nach Konstantinopel, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34779

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