Seit Anbeginn der Zeit nimmt die Frage um den Geist der Tiere in der Philosophie großen Raum ein. Gerade in der Frühen Neuzeit wurde exemplarischen Abhandlungen zur Tierphilosophie ein großer Stellenwert zugesprochen.
Hervorzuheben sind dabei die Meinungen anerkannter Philosophen wie Michel de Montaigne oder René Descartes, finden Forschungen um die Rolle des Geistes der Tiere jedoch bereits in der Antike bei Aristoteles ihren Ursprung. Dabei ist das Interesse an einer Unterscheidung zwischen Mensch und Tier nicht allein philosophisch, sondern in erster Linie anthropologisch begründet. Immer wieder stechen vor allem die kognitiven Fähigkeiten des Menschen heraus, welche die größte Divergenz zulassen und die immer wieder in philosophischen wie anthropologischen Forschungsansätzen aufgegriffen werden. Die hier vorliegende Arbeit beschäftigt sich einerseits mit den abstrakten Theorien unterschiedlicher philosophischer Ansätze und anthropologischer Weltanschauungen, differenziert und vergleicht.
In einem zweiten Teil soll außerdem jene Theorien anhand des Hundes Bobby in Emmanuel Levinas’ Aufsatz "Nom d’un chien oder das Naturrecht", geschrieben 1963, sichtbar gemacht werden. Analytische Erkenntnisse, welche im ersten Teil primär durch Markus Wilds Studien zur anthropologischen Differenz gewonnen wurden, sollen anschließend anhand Levinas’ Essay ausgewertet und beurteilt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Anthropologische Differenzierungsmethoden und philosophische Strategien
- 1.1 Differentialismus und Assimilationismus
- 1.2 Historischer Zugang – Der aristotelische Hintergrund
- 2. Tendenzen einer anthropologischen Differenz am Beispiel der Philosophen Montaigne und Descartes
- 2.1 Michel de Montaigne - Das Tier als vernünftiges Wesen
- 2.2 René Descartes - Das Tier als Maschine
- 3. Der Mensch als Tier unter Tieren - Markus Wilds Streben nach einer zoologischen Wende in der philosophischen Anthropologie
- 4. Die Mensch-Tier-Divergenz im Kontext von Emmanuel Levinas' Hund Bobby
- 4.1 Das Humane im Tier und das Bestialische im Mensch
- 4.2 Exodus 22,31 – Bobby als Nachkomme der ägyptischen Hunde
- 4.3 Individualität durch Namensgebung
- 4.4 Bobby als letzter Kantianer Nazideutschlands
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die anthropologische Differenz, also die Unterscheidung zwischen Mensch und Tier, anhand philosophischer Ansätze und am Beispiel des Hundes Bobby in Emmanuel Levinas' Essay "Nom d'un chien oder das Naturrecht". Sie vergleicht verschiedene philosophische Perspektiven auf die Tierfrage und analysiert, wie Levinas' Erzählung über Bobby diese Debatte beleuchtet.
- Die anthropologische Differenz und ihre Darstellung in der Philosophiegeschichte.
- Der Vergleich verschiedener philosophischer Positionen zur Tierfrage (z.B. Montaigne, Descartes).
- Die Rolle des Hundes Bobby in Levinas' Essay als Beispiel für eine Umkehrung der anthropologischen Differenz.
- Die Bedeutung von Individualität und Namensgebung bei Tieren.
- Der humane Aspekt im tierischen Verhalten und das Bestialische im menschlichen Verhalten.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der anthropologischen Differenz und des Verhältnisses von Mensch und Tier in der Philosophie ein. Sie beschreibt den Fokus der Arbeit auf die Untersuchung philosophischer Ansätze und die Analyse von Emmanuel Levinas' Essay "Nom d'un chien oder das Naturrecht" anhand des Beispiels des Hundes Bobby. Die Einleitung skizziert den methodischen Ansatz, der sowohl abstrakte Theorien vergleicht als auch Levinas' Essay im Kontext dieser Theorien auswertet. Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage nach der Individualität von Tieren und der Anerkennung ihrer Eigenständigkeit.
1. Anthropologische Differenzierungsmethoden und philosophische Strategien: Dieses Kapitel befasst sich mit verschiedenen methodischen Ansätzen zur Unterscheidung zwischen Mensch und Tier. Es beleuchtet die Geschichte der anthropologischen Differenz, beginnend mit Aristoteles, und differenziert zwischen Assimilationismus und Differentialismus. Die Kapitel analysiert die verschiedenen philosophischen Strategien zur Definition des Menschseins und setzt diese in Beziehung zu der Frage nach den kognitiven Fähigkeiten von Tieren. Es werden grundlegende Fragen aufgeworfen: Was macht den Menschen einzigartig? Welche Kriterien lassen eine klare Unterscheidung zu? Sind diese Kriterien überhaupt haltbar?
2. Tendenzen einer anthropologischen Differenz am Beispiel der Philosophen Montaigne und Descartes: Dieses Kapitel vergleicht die Ansichten von Montaigne und Descartes zur Frage des Tiergeistes. Montaigne, der die Vernunft bei Tieren anerkannte, wird Descartes gegenübergestellt, der Tiere als bloße Maschinen betrachtete. Der Vergleich dieser gegensätzlichen Positionen veranschaulicht die Spannweite der philosophischen Auseinandersetzung mit der Thematik und die unterschiedlichen Interpretationen der kognitiven Fähigkeiten von Tieren. Die Kapitel untersucht, wie diese philosophischen Positionen die anthropologische Differenz definieren und welche Konsequenzen sich daraus ergeben.
3. Der Mensch als Tier unter Tieren - Markus Wilds Streben nach einer zoologischen Wende in der philosophischen Anthropologie: Dieses Kapitel konzentriert sich auf Markus Wilds Ansatz, der den Menschen als ein Tier unter Tieren begreift. Es wird Wilds Plädoyer für eine zoologische Wende in der philosophischen Anthropologie dargestellt und analysiert, wie dieser Ansatz die traditionelle Sichtweise auf die anthropologische Differenz herausfordert. Das Kapitel untersucht, welche Konsequenzen sich aus der Einordnung des Menschen in das Tierreich für das Verständnis der Mensch-Tier-Beziehung ergeben.
4. Die Mensch-Tier-Divergenz im Kontext von Emmanuel Levinas' Hund Bobby: Dieses Kapitel analysiert Emmanuel Levinas' Essay "Nom d'un chien oder das Naturrecht" und konzentriert sich auf die Rolle des Hundes Bobby. Es untersucht, wie Levinas durch die Darstellung Bobbys die anthropologische Differenz neu interpretiert und welche Bedeutung er der Anerkennung der Individualität von Tieren beimisst. Die Analyse umfasst die beiden Tiergeschichten, die Levinas verwendet – die biblische Geschichte des Exodus und seine eigenen Erfahrungen im Arbeitslager – und zeigt, wie Tiere humane Züge aufweisen, im Gegensatz zum bestialischen Verhalten einiger Menschen.
Schlüsselwörter
Anthropologische Differenz, Mensch-Tier-Verhältnis, Tierphilosophie, Emmanuel Levinas, Nom d'un chien, Hund Bobby, Markus Wild, zoologische Wende, Individualität, Alteritätsethik, frühe Neuzeit, Montaigne, Descartes.
Häufig gestellte Fragen zu "Nom d'un chien oder das Naturrecht": Eine Analyse der Anthropologischen Differenz
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die anthropologische Differenz, also die Unterscheidung zwischen Mensch und Tier, anhand philosophischer Ansätze und am Beispiel des Hundes Bobby in Emmanuel Levinas' Essay "Nom d'un chien oder das Naturrecht". Sie vergleicht verschiedene philosophische Perspektiven auf die Tierfrage und analysiert, wie Levinas' Erzählung über Bobby diese Debatte beleuchtet.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die anthropologische Differenz in der Philosophiegeschichte, vergleicht verschiedene philosophische Positionen zur Tierfrage (Montaigne, Descartes, Markus Wild), analysiert die Rolle des Hundes Bobby als Beispiel für eine Umkehrung der anthropologischen Differenz, untersucht die Bedeutung von Individualität und Namensgebung bei Tieren und beleuchtet den humanen Aspekt im tierischen Verhalten und das Bestialische im menschlichen Verhalten.
Welche Philosophen werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht die Ansichten von Montaigne und Descartes zur Frage des Tiergeistes, wobei Montaignes Anerkennung von Vernunft bei Tieren Descartes' Sicht von Tieren als bloße Maschinen gegenüberstellt. Zusätzlich wird der Ansatz von Markus Wild diskutiert, der den Menschen als ein Tier unter Tieren begreift.
Welche Rolle spielt der Hund Bobby?
Der Hund Bobby in Levinas' Essay dient als zentrales Beispiel. Die Arbeit analysiert, wie Levinas durch die Darstellung Bobbys die anthropologische Differenz neu interpretiert und welche Bedeutung er der Anerkennung der Individualität von Tieren beimisst. Die Analyse bezieht die biblische Geschichte des Exodus und Levinas' eigene Erfahrungen mit ein.
Welche methodischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit verwendet einen vergleichenden Ansatz, der sowohl abstrakte philosophische Theorien vergleicht als auch Levinas' Essay im Kontext dieser Theorien auswertet. Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage nach der Individualität von Tieren und der Anerkennung ihrer Eigenständigkeit. Es werden verschiedene methodische Ansätze zur Unterscheidung zwischen Mensch und Tier beleuchtet, darunter Assimilationismus und Differentialismus.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zu anthropologischen Differenzierungsmethoden und philosophischen Strategien (inkl. Aristoteles), zu den Positionen von Montaigne und Descartes, zu Markus Wilds zoologischer Wende und schließlich zu Levinas' Hund Bobby. Sie schließt mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Anthropologische Differenz, Mensch-Tier-Verhältnis, Tierphilosophie, Emmanuel Levinas, Nom d'un chien, Hund Bobby, Markus Wild, zoologische Wende, Individualität, Alteritätsethik, frühe Neuzeit, Montaigne, Descartes.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Leser, die sich für Tierphilosophie, philosophische Anthropologie, die Geschichte der Anthropologie und die Ethik des Mensch-Tier-Verhältnisses interessieren. Sie eignet sich besonders für akademische Zwecke und die Analyse von Themen in einem strukturierten und professionellen Kontext.
- Citation du texte
- Lisa Lindner (Auteur), 2016, Die Mensch-Tier-Divergenz. Der Hund Bobby in Emmanuel Levinas’ Aufsatz "Nom d’un chien oder das Naturrecht", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/350040