Die Relevanz des Registers und die Häufigkeit von "who", "whom" und "that" als Relativpronomen in englischen Relativsätzen


Examination Thesis, 2016

183 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhalt

1. Einleitung

2. Theoretischer Hintergrund
2.1 Linguistische Fachterminologie
2.2 Zentrale Aussagen und Erkenntnisse aus Lehrbüchern und früheren
Studien
2.3 Hypothesen

3. Methodologie
3.1 Erhebung und Umfang des Datensatzes
3.2 Kodierung der Konkordanzlinien

4. Präsentation der Ergebnisse
4.1 Allgemeine Einordnung
4.2 Häufigkeit in Abhängigkeit der Verben
4.3 Häufigkeit in Abhängigkeit der Antezedenzien
4.4 Häufigkeit in Abhängigkeit der J ahre
4.5 Häufigkeit in Abhängigkeit des Register

5. Diskussion der Ergebnisse
5.1 Besprechung der Hypothesen
5.2 Vergleich mit bisherigen Forschungsergebnissen

6. Fazit
6.1 Zusammenfassung und Schlussfolgerung
6.2 Ausblick und weiterführende Arbeit

Bibliographie

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Beispielhafte Eingabe in Suchmaske

Abbildung 2: Verteilung von who, whom und that in integrierten und supplementären Relativsätzen

Abbildung 3: Verteilung von who, whom und that auf mündliche und schriftliche Sprachproduktion

Abbildung 4: Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit von met, saw, found, asked und helped

Abbildung 5: Prozentuale Verteilung von who, whom und that innerhalb der einzelnen Verben

Abbildung 6: Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit von met, saw, found, asked und helped in integrierten Relativsätzen

Abbildung 7: Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit von met, saw, found, asked und helpedin supplementären Relativsätzen

Abbildung 8: Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit der Kategorien der Antezedenzien

Abbildung 9: Prozentuale Verteilung von who, whom und that innerhalb der einzelnen Kategorien der Antezedenzien

Abbildung 10: Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit der Kategorien der Antezedenzien in integrierten Relativsätzen

Abbildung 11: Prozentuale Verteilung von who, whom und that innerhalb der einzelnen Kategorien der Antezedenzien in integrierten Relativsätzen 35 Abbildung 12: Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit der Kategorien der Antezedenzien in supplementären Relativsätzen

Abbildung 13: Gebrauchsverlauf und Trendlinien von who, whom und that in Abhängigkeit der Zeit

Abbildung 14: Gebrauchsverlauf von who, whom und that in Abhängigkeit der Zeit und Prognose

Abbildung 15: Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit der Register

Abbildung 16: Prozentuale Verteilung von who, whom und that innerhalb der einzelnen Register

Abbildung 17: Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit der Register in integrierten Relativsätzen

Abbildung 18: Prozentuale Verteilung von who, whom und that innerhalb der einzelnen Register in integrierten Relativsätzen

Abbildung 19: Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit der Register in supplementären Relativsätzen

Abbildung 20: Prozentuale Verteilung von who, whom und that innerhalb der einzelnen Register in supplementären Relativsätzen

Abbildung 21: Vollständige Darstellung der Antezedenzien nach Kategorien geordnet Abbildung 22: Mosaikplot von who, whom und that in Abhängigkeit von met, saw, found, asked und helped

Abbildung 23: Mosaikplot von who, whom und that in Abhängigkeit von met, saw, found, asked und helped in integrierten Relativsätzen

Abbildung 24: Mosaikplot von who, whom und that in Abhängigkeit von met, saw, found, asked und helped in supplementären Relativsätzen

Abbildung 25: Mosaikplot von who, whom und that in Abhängigkeit der Kategorien der Antezedenzien 'Name einer Person‘, 'Allgemeine Bezeichnung von Einzelpersonen oder Gruppen‘, 'Beruf, Tätigkeit oder Amt einer Person‘, 'Familien- und Verwandtschaftsmitglieder‘ und 'Pronomen‘71

Abbildung 26: Mosaikplot von who, whom und that in Abhängigkeit der Kategorien der Antezedenzien 'Name einer Person‘, 'Allgemeine Bezeichnung von Einzelpersonen oder Gruppen‘, 'Beruf, Tätigkeit oder Amt einer Person‘, 'Famlien- und Verwandtschaftsmitglieder‘ und 'Pronomen‘ in integrierten Relativsätzen

Abbildung 27: Mosaikplot von who, whom und that in Abhängigkeit der Kategorien der Antezedenzien 'Name einer Person‘, 'Allgemeine Bezeichnung von Einzelpersonen oder Gruppen‘, 'Beruf, Tätigkeit oder Amt einer Person‘, 'Famlien- und Verwandtschaftsmitglieder‘ und 'Pronomen‘ in supplementären Relativsätzen

Abbildung 28: Tabellarische Darstellung von who, whom und that in Abhängigkeit der Jahre

Abbildung 29: Gebrauchsverlauf von who, whom und that in Abhängigkeit der Zeit in integrierten Relativsätzen

Abbildung 30: Gebrauchsverlauf von who, whom und that in Abhängigkeit der Zeit in supplementären Relativsätzen

Abbildung 31: Tabellarische Darstellung von who, whom und that in Abhängigkeit der Jahre in integrierten Relativsätzen

Abbildung 32: Tabellarische Darstellung von who, whom und that in Abhängigkeit der Jahre in supplementären Relativsätzen

Abbildung 33: Mosaikplot von who, whom und that in Abhängigkeit der Register 'spoken’, ‘fiction’, ‘magazine’, ‘newspaper’ und ‘academic’

Abbildung 34: Mosaikplot von who, whom und that in Abhängigkeit der Register ‘spoken ’, ‘fiction’, ‘magazine’, ‘newspaper’ und ‘academic’ in integrierten Relativsätzen

Abbildung 35: Mosaikplot von who, whom und that in Abhängigkeit der Register ‘spoken ’, ‘fiction’, ‘magazine’, ‘newspaper’ und ‘academic’ in supplementären Relativsätzen

Abbildung 36: Gesamter Datensatz 82

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Forschungsfragen und Hypothesen

Tabelle 2: Eingabe in Suchmaske

Tabelle 3: Kategorien der Antezedenzien

Tabelle 4: Verteilung der Verben in COCA und im Datensatz

Tabelle 5: Verteilung der Antezedenzien (n>5) in Abhängigkeit von who, whom und that

Tabelle 6: Eingabe in Suchmaske mit Anzahl gefundener, eliminierter und behaltener Ergebnisse

Tabelle 7: Beispielhafte Berechnung von Chi-Quadrat, dem Freiheitsgrad und dem p-Wert

Tabelle 8: Berechnungsgrundlage für die Trendlinie von who in Abbildung 13 nach der Methode der kleinsten Quadrate

1. Einleitung

Wer in Deutschland eine Schule besucht, wird unweigerlich irgendwann einmal im Englischunterricht, aktuell in der 6. - 8. Jahrgangsstufe (Ministe­rium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen 2007, S. 33), mit Relativsätzen konfrontiert. In diesem Rahmen lernen die Schüler unterschiedliche Regeln für den Gebrauch von Relativpronomen kennen. Ein Blick in Schul- und Grammatikbücher verrät, dass es eine Vielzahl sol­cher Regeln gibt (Carter und McCarthy 2007; Fenn 2010; Harger et al. 2011, S. 154; Horner und Weisshaar 2010, S. 128-130, 2015, S. 178; Hudd­leston et al. 2002). Doch schon Aarts (1994: 71) hat festgestellt, dass diese Regeln nicht immer exakt sind und die Lerner deswegen verunsichern, so- dass sie dann gegen eben diese Regeln verstoßen.

In der Vergangenheit wurden einige Untersuchungen vorgenommen, um Regeln zu finden, die den tatsächlichen und korrekten Sprachgebrauch wi­derspiegeln (z.B. von Aarts 1993, 1994; Ball 1996; Quirk 1957; Romaine 1982). Sie alle haben interessante Aspekte im Gebrauch von who, whom und that in englischen Relativsätzen gezeigt, decken jedoch auch ein sehr breites Anwendungsspektrum ab. So zeigen Aarts (1993) oder Ball (1996) den Ge­brauch von who, whom und that, wenn das Antezedens in unterschiedlichen Funktionen (wie z.B. als Subjekt, Objekt oder als präpositionales Komple­ment) verwendet wird. Die Schlussfolgerungen daraus lassen sich jedoch nicht immer ohne weiteres auf einzelne Teilgebiete übertragen.

Deswegen konzentriert sich diese Arbeit auf ein sehr beschränktes Teilge­biet. Die Relevanz des Registers und die Häufigkeit von who, whom und that als Relativpronomen bzw. Subordinator in englischen Relativsätzen wird lediglich in solchen Relativsätzen untersucht, die ein personales Ante- zedens in Objekt-Position aufweisen. Dieser Fokus sollte es uns ermögli­chen einen präzisen Einblick zu erhalten.

Im Rahmen dieser Arbeit werden wir uns zunächst einmal der terminologi­schen Klärung widmen, dann einen Überblick über den Forschungsstand zu diesem Thema geben und anschließend unsere Hypothesen präsentieren. Nachdem in Kapitel 3 die Methodologie erläutert wurde, wird der Fokus danach darauf liegen die Ergebnisse speziell im Hinblick auf Häufigkeit und Relevanz des Registers zu präsentieren, diese dann zu diskutieren und einige weitere Erklärungsansätze (wie z.B. den Einfluss der Art des Antezedens) für die gefundenen Ergebnisse zu liefern. Zum Schluss werden wir analysie­ren, ob sich unsere Hypothesen verifizieren lassen und darstellen, wie unse­re Ergebnissen zu den Erkenntnissen anderer Untersuchungen stehen. Selbstverständlich werden sich dabei auch neue Felder für weiterführende Forschungen zeigen.

2. Theoretischer Hintergrund

Um die Relevanz des Registers und die Häufigkeit von who, whom und that in Relativsätzen zu untersuchen, müssen wir zunächst einmal einen Blick auf den theoretischen Hintergrund werfen. Da sich jedoch viele Grammatik­bücher bereits in der Definition von Fachtermini unterscheiden, ist es unbe­dingt notwendig alle relevanten Termini zu definieren.

2.1 Linguistische Fachterminologie

Relativsatz, Relativpronomen und Subordinator Ein Relativsatz modifiziert für gewöhnlich ein Nomen und wird dabei häu­fig von einem Relativpronomen oder einem Subordinator eingeleitet. Hier einige Beispiele:

(1) I know the girl who _plays the guitar.
(2) This is Peter, whom I helped a lot.
(3) He gave me the book that he found yesterday.

In Beispiel (1) und (2) bildet der einfach unterstrichene Teil den Relativsatz und who bzw. whom ist das Relativpronomen, das den Relativsatz einleitet. Auch in (3) ist der Relativsatz einfach unterstrichen, doch hier ist that kein Relativpronomen, sondern ein Subordinator. Nicht alle Grammatikbücher sind sich in diesem Punkt einig. Manche Autoren wie z.B. Fenn (2010: 534) klassifizieren that ebenfalls als Relativpronomen, doch ich beziehe mich auf die Ausführungen von (Huddleston et al. 2002), deren Argumentation schlüssiger ist als beispielsweise die von van der Auwera (1985, S. 150— 163).

Antezedens

Darüber hinaus findet sich in den drei Beispielen (1), (2) und (3) jeweils ein Antezedens: girl, Peter bzw. book. Dieses Antezedens ist eng mit dem Re­lativpronomen verknüpft und bestimmt seine Interpretation (Huddleston und Pullum 2010). In (1) sind also girl und who so miteinander verknüpft, dass man das Relativpronomen in zwei separaten Sätzen mit dem Antezedens austauschen könnte:

(4) I know the girl. The girl plays the guitar.
(5) I know the girl who plays the guitar.

Da das Antezedens häufig ein Nomen ist, werden wir für die weiteren Aus­führungen eine Unterteilung des Begriffs Nomen benötigen: Eigennamen, allgemeine Nomen und Pronomen. Eigennamen sind: Peter, Sam, Ameri­ca, etc., allgemeine Nomen sind: man, woman, student, etc. und Pronomen sind: I, he, someone etc. (Huddleston und Pullum 2010).

Integrierte und supplementäre Relativsätze

Ein weiteres Paar von wichtigen Termini bilden integrierte (manchmal auch ‘restrictive’ oder ‘defining’) und supplementäre (manchmal auch ‘ non-restrictive' oder ‘non-defining’) Relativsätze. Um den Unterschied besser zu verdeutlichen hier ein Beispiel von Huddleston und Pullum (2010, S. 187):

(6) Politicians who make extravagant promises aren’t trusted.
(7) Politicians, who make extravagant promises, aren’t trusted.

Beispiel (6) zeigt einen integrierten, Beispiel (7) einen supplementären Re­lativsatz. Der markanteste Unterschied sind die Kommata. Supplementäre Relativsätze werden häufig durch Kommata (oder z.B. durch Bindestriche) vom Rest des Satzes abgehoben, um die besondere Art der Aussprache zu verdeutlichen.1Es gibt jedoch auch Relativsätze, die zwar nicht durch Kommata abgetrennt, aber dennoch aufgrund ihrer Bedeutung oder der Syn­tax supplementär sind (Huddleston et al. 2002, S. 1058).

Ein zweiter Unterschied zeigt sich in der Bedeutung. Während die Aussage in Beispiel (6) ist, dass nur solchen Politikern nicht vertraut wird, die extra­vagante Versprechen geben, ist in Beispiel (7) gemeint, dass man Politikern generell nicht vertraut (‘Politicians aren ’t trusted'). Die Aussage, dass sie extravagante Versprechen geben ist nur eine zusätzliche Information. All­gemeiner lässt sich sagen, dass bei integrierten Relativsätzen das Anteze- dens genauer definiert wird, also eine Untergruppe des Antezedens gebildet wird und der Relativsatz somit unbedingt notwendig ist, um den Sinn der Aussage zu verstehen. In supplementären Relativsätzen hingegen kann die Aussage des Satzes auch ohne den Relativsatz verstanden werden, weil die­ser lediglich eine zusätzliche, nicht unbedingt notwendige Information lie­fert (Huddleston et al. 2002, S. 1058-1059).

Ein dritter Unterschied besteht in der Syntax. Da es aber viele syntaktische Unterschiede gibt, werde ich hier nur die erläutern, die für diese Untersu­chung von Nöten sind. Nach Huddleston et al. (2002, S. 1059) können who und whom sowohl in integrierten als auch in supplementären Relativsätzen vorkommen. That hingegen ist zwar in integrierten Relativsätzen üblich, jedoch in supplementären Relativsätzen äußerst selten und unüblich.

Ein zweiter syntaktischer Unterschied zeigt sich bei Eigennamen. Wenn diese als Antezedens verwendet werden, dann folgt darauf ein supplementä­rer Relativsatz. Integrierte Relativsätze sind nur dann möglich, wenn dem Eigennamen ein Determinator (z.B. the) vorangeht. Dies verdeutlichen folgende Beispiele von Huddleston et al. (2002, S. 1060):

(8) You should speak to Sue Jones, who was here the whole time. (supplementär)
(9) She is obviously not the Sue Jones they are looking for. (integriert)

Register

Der letzte wichtige Fachbegriff, der definiert werden muss, ist das Register. Nach Crystal (2008, S. 409) wird in der Soziolinguistik mit Register der Gebrauch einer Varietät einer Sprache in einer bestimmten sozialen Situati­on bezeichnet, wie zum Beispiel das wissenschaftliche Register oder das formelle Register. In dieser Arbeit werden wir uns lediglich auf die Formali­tät des Registers konzentrieren. Im ‘Corpus of Contemporary American English' (COCA) (Davies 2008-) werden alle gefundenen Ergebnisse nach der Formalität des Registers wie folgt kodiert: ‘spoken ’, ‘fiction ’, ‘magazi­ne’, ‘newspaper' und ‘academic’. Diese fünf Register sind bereits so sor­tiert, dass ganz links das informellste Register und ganz rechts das formells­te Register steht.

Nun, da die wichtigsten Fachbegriffe definiert sind, können wir uns dem nächsten Bereich widmen und uns einen Überblick über den aktuellen Wis­sensstand zu diesem Thema verschaffen.

2.2 Zentrale Aussagen und Erkenntnisse aus Lehrbüchern und früheren Studien

Schon seit vielen Jahren gibt es Bemühungen Regeln für den Gebrauch von who, whom und that in Relativsätzen zu formulieren. So finden sich schon in Grammatikbüchern des 19. Jahrhunderts Regeln wie: Who und whom können nur bei Nomen verwendet werden, die Männer, Frauen oder Kinder repräsentieren. That hingegen kann bei allen Nomen gebraucht werden (Cobbett 1820, S. 40).

Häufigkeit

Seit dieser Zeit wurden viele unterschiedlichen Studien durchgeführt, um solche allgemeinen Regeln genauer zu spezifizieren und um sie gegeben falls auch zu korrigieren. So zeigt Aarts (1993, S. 21) anhand von zwei Korpora über gesprochenes Englisch (Quirk 1968; Svartvik und Quirk 1980), dass von who, whom und that in Objekt-Position, auf die wir uns in dieser Arbeit konzentrieren werden, that am häufigsten und who am seltens- ten verwendet wird. Diese Ergebnisse sind jedoch nicht sonderlich aussage­kräftig, weil in beiden Korpora zusammen lediglich 37 Relativsätze dieser Art vorkommen. Lässt man jedoch die Funktion außer Acht, dann wird who am häufigsten gebraucht, was auch zu den Aussagen von Huddleston und Pullum (2010, S. 190) passt.

In einer neueren Untersuchung zeigen Aarts und Aarts (2002, S. 126) unter Berücksichtigung von weiteren Korpora, dass whom in geschriebenem Eng­lisch häufiger als in gesprochenem Englisch gebraucht wird. Diese Aussage bestätigen auch andere Autoren wie zum Beispiel Carter und McCarthy (2007, S. 570). Nichtsdestotrotz, so behauptet Yule (2008, S. 251), ist der Gebrauch von whom in kontemporärem Englisch jedoch stark rückläufig.

Es muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass nach Kikai et al. (1989, S. 266), Quirk (1985, 1257ff) oder auch Huddleston et al. (2002, S. 1052) eine Unterscheidung zwischen integrierten und supplementären Relativsät­zen enorm wichtig ist, weil supplementäre Relativsätze in der Regel mit wh- Relativpronomen (also who, whom, whose, which usw.) gebildet werden.

Register

Zur Relevanz des Registers finden sich in der Fachliteratur viele Hinweise. Huddleston und Pullum (2010, S. 190) sagen, dass who eher in informellen und whom in formellen Registern verwendet wird. That hingegen fungiere in integrierten Relativsätzen als neutraler Ausweg, wenn der Sprecher sich nicht auf ein Register festlegen will. Dazu führen sie aus:

“...in integrated relatives the choice between the cases is very often avoided by the use of the non-wh construction: [ 18iii] is used as a neutral way of sidestepping the choice between the distinctly formal [18ii] and the distinct­ly informal [ 18i].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Huddleston und Pullum 2010, S. 190)

Ähnliche Aussagen entdecken wir auch bei Carter und McCarthy (2007, S. 569-570). Sie sind jedoch in ihrer Einschätzung bei who radikaler, denn laut ihren Ausführungen ist es nicht möglich who in einem formellen Register auf das Objekt eines Relativsatzes zu beziehen. Die Untersuchungen von Plag et al. (2015, S. 252-255) bestätigen diese Aussagen, denn bei Ihnen findet sich bei einem Datensatz von ca. 250 Relativsätzen kein einziger Ein­trag von einem who im formellsten Register 'academie'.

Antezedens

Auch das Antezedens wurde in vielen früheren Studien berücksichtigt. Häu­fig wird eine Unterteilung in personale und nicht-personale Antezedenzien (oder auch lebende und nicht-lebende Antezedenzien) vorgenommen, wie z.B. bei Quirk (1957). Hier zeigt sich, dass wh-Relativpronomen und der Subordinator that nahezu gleich häufig bei lebenden Antezedenzien in Ob­jekt-Position in integrierten Relativsätzen vorkommen (Ball 1996, S. 232). Bei Bauer (2014, S. 79) finden wir jedoch die Aussage, dass that bei perso­nalen Antezedenzien zwar grammatikalisch richtig, aber höchst unüblich ist. Diese sich offensichtlich widersprechenden Aussagen bedürfen einer weite­ren Klärung. Dazu werde ich in Kapitel 5.2 meine eigenen Ergebnisse in diesem Bereich präsentieren.

Bei Yule (2008, S. 251-252) finden noch zwei wichtige Aussagen über den Gebrauch von that in Relativsätzen. So führt er zum einen aus, dass that besonders häufig verwendet wird, wenn das Antezedens ein kollektives Nomen (z.B. group, crowd) darstellt. Zum anderen führt er aus, dass der Gebrauch von that impliziert, dass entweder alle relevanten Eigenschaften des Antezedens (personal, nicht personal, Subjekt-Position, Objekt-Position) bekannt oder irrelevant sind. So führt er aus: “In essence, the relative pro­noun that signals that all relevant properties of the referent are already known from the antecedent, or are otherwise irrelevant at that point.” (Yule 2008, S. 252)

2.3 Hypothesen

Der Blick in Lehrbücher und Studien zu diesem Thema hat offenbart, dass die Befunde recht unterschiedlich, zum Teil sogar widersprüchlich sind. Nichtsdestotrotz ergeben sich nun Forschungsfragen und die dazugehörigen Hypothesen in Tabelle 1, anhand derer ich meinen Datensatz untersuchen werde.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Forschungsfrage: Zeigt sich bei II (a) ein Unterschied zwischen inte­grierten und supplementären Relativsätzen?

Hypothese: Sowohl in integrierten als auch in supplementären Rela­tivsätzen mit personalem Antezedens in Objekt-Position wird sich innerhalb der einzelnen Register eine ähnliche Korrelation wie bei II(a) für who bzw. whom zeigen. That hingegen wird in supplementä­ren Relativsätzen nur äußerst selten zu finden sein und deswegen werden wir nur in integrierten Relativsätzen ähnliche Ergebnisse wie bei II(a) vorfinden.

Hypothesen I(a) und I(b) behandeln die Häufigkeit von who, whom und that. Da es wenige aussagekräftige Ergebnisse zu Relativsätzen mit personalem Antezedens in Objekt-Position gibt, stützen wir uns hauptsächlich auf die Aussagen von Aarts (1993) und erwarten diese Ergebnisse („that häufiger als whom, und whom häufiger als who“) nun bei einem viel größeren Daten­satz reproduzieren zu können. Da wir keine Untersuchungen finden konn­ten, die in diesem speziellen Fall eine Unterscheidung zwischen integrierten und supplementären Relativsätzen vornehmen, gehen wir in Hypothese I(b) davon aus, dass sowohl in integrierten als auch in supplementären Relativ­sätzen mit personalem Antezedens in Objekt-Position whom häufiger als who verwendet wird. Die Rangordnungen bleiben also dieselben wie in I(a). Lediglich bei that wird ein signifikanter Unterschied zu den Ergebnissen in I(a) zu erkennen sein. Weil that in supplementären Relativsätzen nur äußerst selten zu finden ist, werden nahezu alle Einträge der Kategorie der integrier­ten Relativsätze zuzuordnen sein. Somit wird that hier deutlich häufiger auftreten als who oder whom.

Hypothesen II(a) und II(b) behandeln den Gebrauch von who, whom und that unter dem Aspekt der Formalität des Registers. Da sich alle oben ge­nannten Autoren in diesem Bereich einig sind, gehen auch wir davon aus, dass who häufiger in informellen als in formellen Registern und whom häu­figer in formellen als in informellen Registern verwendet wird. Die Aussage von Huddleston und Pullum (2010, S. 190), dass that als neutraler Ausweg fungiert, wenn sich der Sprecher nicht auf ein Register festlegen will, deuten wir so, dass that in allen fünf Registern ungefähr gleich häufig vorkommen wird. Mit andern Worten heißt das, dass der Gebrauch von that nicht von der Formalität des Registers beeinflusst wird. Ähnlich wie bei Hypothese I(b) gehen wir auch bei Hypothese II(b) davon aus, dass sowohl in integrier­ten als auch in supplementären Relativsätzen mit personalem Antezedens in Objekt-Position who häufiger in informellen als in formellen Registern und whom häufiger in formellen als in informellen Registern verwendet wird. Bei that werden lediglich in integrierten Relativsätzen ähnliche Ergebnisse wie bei II(a) erzielt, weil nahezu alle Einträge bei that der Kategorie der integrierten Relativsätze zuzuordnen sind.

Ob sich diese Hypothesen verifizieren oder falsifizieren lassen, wird sich zu einem späteren Zeitpunkt zeigen, wenn in Kapitel 4 und 5 die Ergebnisse der Untersuchung präsentiert und diskutiert werden.

3. Methodologie

Nachdem der theoretische Hintergrund geklärt wurde, können wir uns nun der Methodologie widmen. Hierzu werden wir zunächst das Vorgehen bei der Erhebung der Daten erklären und darstellen welchen Umfang der Daten­satz umfasst. Anschließend werden wir die Kodierung der einzelnen Kon­kordanzlinien erklären und dabei auftretende Schwierigkeiten aufzeigen.

3.1 Erhebung und Umfang des Datensatzes

Corpus of Contemporary American English

Wie oben bereits schon einmal angedeutet bildet der ‘ Corpus of Contempo­rary American English' (COCA) (Davies 2008-) die Grundlage für diese Untersuchung. Hier muss deswegen gleich angemerkt werden, dass sämtli­che Ergebnisse und Schlussfolgerungen, die in dieser Arbeit gezogen wer­den, somit lediglich für das Amerikanische Englisch gelten. Über andere Varietäten, wie zum Beispiel das Britische Englisch, lassen sich aus diesen Daten keine Aussagen treffen.

COCA umfasst aktuell Daten aus einem Zeitraum von 26 Jahren (1990­2015) und beinhaltet ca. 530 Millionen Wörter. Bezüglich der Jahre und Register ist dieser Korpus sehr gleichmäßig verteilt, da jedes Jahr ca. 20 Millionen Wörter hinzukamen und jedes der 5 Register durchschnittlich ca. 106 Millionen Wörter fasst. Diese Tatsache erleichtert die spätere Auswer­tung der Daten, da die marginalen Unterschiede innerhalb der Jahre und Register ignoriert werden können. Die einzelnen Register (sortiert von in­formell zu formell) setzen sich aus folgenden Quellen zusammen (Corpus of Contemporary American English (COCA)):

- 'spoken ‘: Transkripte von Unterhaltungen aus mehr als 150 Fernseh- und Radiosendungen
- 'fiction ': Kurzgeschichten, Drehbücher uvm.
- 'magazine ‘: ungefähr 100 verschiedene Zeitschriften mit unter­schiedlichem Genre
- 'newspaper ‘: 10 bekannte Zeitungen aus den USA (wie z.B. New York Times)
- 'academie ‘: ungefähr 100 wissenschaftliche Zeitschriften aus ver­schiedenen Fachgebieten

Erhebung der Daten

Um nun Relativsätze mit personalem Antezedens in Objekt-Position in COCA zu finden, bedarf es der richtigen Eingabe in die Suchmaske. Aus Tabelle 2 lassen sich sämtliche Eingaben ablesen. Dazu müssen alle Verben der linken Spalte mit den Eingaben der rechten Spalte kombiniert werden.2

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

So muss beispielsweise, wie Abbildung 1 veranschaulicht, bei 'Word/phrase‘ [n*] who [pp*] und bei 'Collocates‘ met eingegeben werden. Wenn dann noch auf der rechten Seite die 1-2 ausgesucht wird, erhält man 37 relevante Einträge, die zunächst einmal unseren Suchkriterien entsprechen. Später werden wir noch darauf eingehen, ob, und wenn warum, einige dieser Ein­träge wieder eliminiert werden müssen. Zunächst einmal müssen wir aber noch klären, was unsere bisherigen Eingaben bedeuten.

Mit der Eingabe [n*] wird festgelegt, dass wir nur nach solchen Relativsät­zen suchen, denen unmittelbar vor dem Relativpronomen bzw. dem Subor­dinator ein Nomen, in der Regel das Antezedens, vorangeht. Diese Methode hat zwar den Nachteil, dass manche Relativsätze so nicht erfasst werden, aber gleichzeitig bietet sich auch der entscheidende Vorteil, dass auf diese Art und Weise viele Sätze gar nicht erst erfasst werden, die für unsere Un­tersuchung unbrauchbar sind.

(10) or the men my father's age and younger that I saw at Tet festivals (COCA, Triquarterly 2009)
(11) like the parents of those teenagers back against the wall who we found smoking pot outside a rock concert. (COCA, ABC_Primetime 1997)
(12) lobbyists and campaign donors with whom he met. (COCA, Hou­ston Chronicle 2011)

Beispiele (10) und (11) zeigen Relativsätze, die für unsere Untersuchung brauchbar wären. Sie haben beide die Besonderheit, dass das Antezedens (doppelt unterstrichen) nicht unmittelbar vor dem Relativpronomen bzw. Subordinator steht. Jedoch wird mit unserer Suchmethode lediglich Beispiel (11) erfasst, weil vor dem Relativpronomen dennoch ein Nomen (wall) steht. Sätze wie die in Beispiele (10) können wir auf diese Weise nicht er­mitteln. Der oben erwähnte Vorteil dieser Methode ist jedoch, dass Rela­tivsätze wie Beispiel (12) nicht erfasst werden. Dieser ist zwar ein Relativ­satz, aber nach Huddleston und Pullum (2010, S. 185) steht das Antezedens hier nicht in Objekt-Position, sondern ist ein Komplement der Präposition with. Somit entspricht dieser Relativsatz nicht unseren Kriterien.

Wenn [p*] statt [n*] eingegeben wird, dann werden solche Einträge gefun­den, in denen ein Pronomen (hier: everybody) dem Relativpronomen bzw. dem Subordinator vorangeht. In diesem Fall werden Relativsätze wie in Beispiel (13) gefunden.

(13) I was extraordinarily impressed by everybody that I saw up there. (COCA, Fox_Hannity 2011)

Mit der Eingabe eines Kommas können wir gezielt nach supplementären Relativsätzen suchen. Wie in Kapitel 2 dargestellt, ist das offensichtlichste Kennzeichen eines supplementären Relativsatzes das Komma.3

Den letzten Teil der Eingabe bildet [pp*]. Dieser Befehl bewirkt, dass auf das Relativpronomen bzw. den Subordinator immer ein Personalpronomen folgen soll. Komplementiert wird diese Eingabe in der nächsten Zeile durch eines der fünf Verben (met, saw, found, asked, helped). Von jedem dieser Verben ist zu erwarten, dass sie zum einen sehr häufig vorkommen, weil es gängige Verben sind. Zum anderen kann davon ausgegangen werden, dass mit diesen Verben häufig Relativsätze gefunden werden, die unseren Vor­gaben entsprechen, da das direkte Objekt dieser Verben häufig personaler Natur ist (anders als beispielsweise bei written). Der Zusatz, dass rechts 1-2 eingestellt wird, bewirkt, dass das gesuchte Verb maximal die zweite Stelle rechts einnehmen kann. Somit wird gewährleistet, dass Relativsätze folgen­der Art nicht erfasst werden:

(14) twenty-three-year-old factory worker named Paddy Fitzgibbon who she had met at the Church of the Immaculate Conception (COCA, Bk:OneYear 2015)
(15) listening to these two women who I had never met before (COCA, NPR_NewsNotes 2007)

In Beispiel (14) befindet sich das Verb met an dritter Stelle, in Beispiel (15) sogar an vierter Stelle. Zugegebenermaßen wären Sätze dieser Art zwar denkbar für eine Analyse, doch da für diese Arbeit ein enger zeitlicher Rahmen gesetzt ist, ist es nicht möglich diese auch noch zu analysieren. In einer weitergehenden Forschung wäre es aber interessant zu untersuchen, ob sich der Gebrauch von who, whom und that in Relativsätzen wie in Beispiel (14) und (15) von denen unterscheidet, die in dieser Untersuchung betrach­tetet wurden. Ungeachtet dieser Tatsache ergibt sich, dass mit der oben er­klärten Suchmethode also nur Relativsätze gefunden werden, die eine Form wie die Beispiele (16)-(18) haben.

(16) According to one board member whom I met during a reception at Vuka in South Austin, proposals are (COCA, Austin 2015)
(17) The crowd is crazy, three or four times the crowd that we saw last year. (COCA, Fox 2015)
(18) tell me the name of the pianist who you _ found through the Internet (COCA, NPR_FreshAir 2009)

Auf diese Art und Weise wurden 4516 Einträge gefunden, von denen aber nur 900 brauchbar für unsere Untersuchung gewesen sind, weil sie den Vor­gaben entsprachen. Nach welchen Kriterien diese aussortiert wurden, erklärt der folgende Abschnitt.

Gründe für die Eliminierung mancher Einträge

Der Eintrag ist kein Relativsatz

(19) To this day, is there any question in your mind whom you saw with Cater? (COCA, CNN_News 2011)
(20) Robinson also made an assumption that I saw these R-rated films without "adequate parental guidance". (COCA, Houston 2004)

Beispiele (19) und (20) werden zwar mit unserer Suchmethode erfasst, weil sie die passende Wortfolge aufweisen, jedoch handelt es sich hier nicht um Relativsätze. Beispiel (19) ist laut Huddleston et al. (2002, S. 1038-1039) ein ‘interrogative content clause' und bei Beispiel (20) handelt es sich um ein ‘declarative content clause'. „The obligatory presence of an (overt or covert) relativised element likewise distinguishes relative clauses from con­tent clauses.” (Huddleston et al. 2002, S. 1038) Da in beiden Fällen das rela­tivierte Element fehlt, handelt es sich folglich auch nicht um Relativsätze.

Das Antezedens ist nicht in Objekt-Position

(21) I promised Dave and Mary the very first day that I met them (CO­CA, ABC 2014)
(22) The place that I found probably the most interesting is China. (COCA, NBC_Today 2007)

Beispiel (21) ist laut Huddleston et al. (2002, S. 1045) ein ‘adjunct of time' und bei Beispiel (22) handelt es sich um ein ‘adjunct of location'. Um dies zu veranschaulichen, kann man Beispiel (22) auch so neu anordnen, dass deutlich wird, dass place ein Adjunkt ist.

(23) The most interesting place is China.

Das Antezedens ist nicht personal

(24) And we're still seeing the same things that I saw in 1980. (COCA, ABC_20/20 1991)

In diesem Beispiel liegt zwar ein Relativsatz vor, jedoch beschreibt das An- tezedens (in diesem Fall things) keine Person, sondern einen Gegenstand. Relativsätze dieser Art müssen unbedingt eliminiert werden, weil weder who noch whom hier grammatikalisch möglich sind. Es gibt allerdings auch Fälle, die nicht so klar und einfach zu klären sind:

(25) William, I mean, the pictures of William that we saw that were re­leased of him, they were interesting in a certain sense (COCA, CNN_Intl 2003)
(26) in the past two months have given me a much different impression of the Andrew that I met last year. (COCA, CNN_King 1997)
(27) there to do humanitarian work, to prevent that huge and horrible flood of refugees that we saw in 1991. (COCA, CNN_CapGang 2003)

Die Beispiele (25) - (27) weisen beim unterstrichenen Teil eine ähnliche Struktur auf. Es handelt sich immer um zwei Nomen, die mit dem Wort of verbunden sind. Das erste Nomen ist nicht personal, das zweite Nomen ist personal. In Beispiel (25) wird deutlich, dass der Sprecher nicht William selbst gesehen hat, sondern lediglich Bilder von William. Um zu entschei­den, welches der beiden Nomen das Antezedens ist helfen folgende Hilfss­ätze.

(28) We saw pictures of William.
(29) We saw William.

Da Beispiel (28) den Sachverhalt besser darstellt, ist in diesem Fall auch pictures das Antezedens. Somit müssen Relativsätze dieser Art eliminiert werden. In Beispiel (26) ist der Fall ein anderer, was wieder zwei Hilfssätze verdeutlichen.

(30) I met impressions of Andrew.
(31) I met Andrew.

In diesem Fall stellt Beispiel (31) den Sachverhalt besser dar. Somit haben wir mit Andrew ein personales Antezedens und der Relativsatz muss nicht eliminiert werden. Deutlich schwieriger ist Beispiel (27). Dazu wieder zwei Hilfssätze.

(32) We saw a_ flood of refugees.
(33) We saw refusees.

Einerseits scheinen beide Sätze den Sachverhalt treffend wiederzugeben. Wenn dies der Fall ist, dann lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, welches der beiden Worte das Antezedens ist. Andererseits scheint mehr dafür zu sprechen, dass Beispiel (32) den Sachverhalt besser darstellt. Wenn man über die Bedeutung des Satzes argumentiert, dann muss man zwar feststel­len, dass tatsächlich Flüchtlinge gesehen wurden und nicht eine Flut. Flut ist hier in diesem Fall metaphorisch zu verstehen. Allerdings liegt das Problem, das hier aufgezeigt wird, nicht bei einzelnen Flüchtlingen, sondern bei der großen Anzahl der Flüchtlinge. Somit scheint mehr dafür zu sprechen, dass flood das Antezedens ist und diese Art von Relativsätzen eliminiert werden muss.

3.2 Kodierung der Konkordanzlinien

Die Daten, die wir von COCA übernommen haben, enthielten bereits wich­tige Kodierungen. So waren das Register (‘spoken’, ‘fiction’, ‘magazine’, ‘newspaper' und ‘academic’), das Jahr (1990-2015) und die Quelle bereits kodiert. Für unsere Untersuchung fehlten noch Kodierungen, ob es sich um einen integrierten oder supplementären Relativsatz handelt, was das Ante- zedens ist und welcher Kategorie sich dieses Antezedens zuordnen lässt.4

Integrierte und supplementäre Relativsätze

Wie in Kapitel 3.1 bereits erwähnt ist das markanteste Kennzeichen eines supplementären Relativsatzes die Abtrennung durch Kommata. Wenn also dem Relativpronomen bzw. dem Subordinator ein Komma vorangeht, dann können wir diesen Fall als supplementären Relativsatz kennzeichnen (im Gesamten Datensatz in Abbildung 36, S.82, durch ein „s“ gekennzeichnet). Wenn dem kein Komma vorangeht, dann überprüfen wir, ob das Anteze- dens ein Eigenname mit Determinator ist. Wenn es wie in Beispiel (34) ein Eigenname ohne Determinator ist, dann wird der Relativsatz als supplemen­tär kodiert, auch wenn kein Komma vor dem Relativpronomen zu finden ist. Wenn es sich jedoch wie in Beispiel (35) um einen Eigennamen mit Deter­minator handelt, dann liegt ein integrierter Relativsatz vor (im Gesamten Datensatz in Abbildung 36, S.82, durch ein „i“ gekennzeichnet). Alle weite­ren Fälle werden als integrierter Relativsatz gekennzeichnet.

(34) You mentioned Ray Charles who you met when you were just a kid.
(COCA, PBS_Tavis 2004 ) (supplementär)
(35) he's certainly not the same Joran who we met two-and-a-half years
ago. (COCA, Fox_Susteren 2008) (integriert)

Auf eine letzte Besonderheit möchte ich noch eingehen. In Kapitel 2.1 war davon die Rede, dass that in supplementären Relativsätzen äußerst selten und unüblich ist. Diese Tatsache verlangt es, dass jeder dieser Fälle in Ein­zelnen überprüft und erklärt wird.

(36) Was that Leonardo DiCaprio that we saw in that movie? (COCA, CBS_Morning 1998)
(37) told Georgia he was in love with a twenty-seven-year-old whore gutter trash samba teacher, that he met at Equinox. (COCA, Bk:HowBeSingle 2008)
(38) For example, I'm sure Chris , that we saw before, would recom­mend me -- or at least I hope you would (COCA, Ind_Geraldo 1996)

Bei Beispiel (36) müssen wir derselben Argumentation folgen wie bei Bei­spiel (34). Auch hier handelt es sich beim Antezedens um einen Eigenna­men ohne Subordinator. Somit haben wir es hier eindeutig mit einem supp­lementären Relativsatz zu tun. Auch Beispiel (37) erweist sich durch das Komma vor dem Relativpronomen als supplementärer Relativsatz, bei dem das Antezedens ein (äußerst ungewöhnliches) Kompositum ist: whore gutter trash samba teacher. Beispiel (38) ist ein zugegebenermaßen schwieriger Fall. Auch unter Rücksichtnahme des erweiterten Kontexts ließ nicht ein­deutig klären, ob es sich hier um einen Relativsatz handelt. Wenn that we saw before ein Relativsatz wäre, dann wäre Chris das dazugehörige Antezedens und der Relativsatz im Ganzen supplementär. Allerdings scheint es hier so zu sein, dass that we saw before ein ‘declarative content clause’ ist. Dies verdeutlicht folgendes Beispiel:

(39) I’m sure Chris would recommend me. We saw him recommending me before.

In diesem Fall würde sich in Beispiel (38) that nicht auf Chris beziehen, sondern auf recommend me. Da diese Argumentation schlüssiger erscheint, ist dieser Satz eliminiert worden.

Antezedens

Eine weitere Kategorie, die kodiert werden musste, war das Antezedens. In den meisten Fällen war es nicht schwer, das Antezedens zu identifizieren. (40) und (41) sind nur zwei Beispiele, in denen sich das Antezedens (kids bzw. guy) ohne weiteres identifizieren lässt.

(40) a very ugly, young sea monster, who has remarkable adventures with little kids that he met along the seashore. (COCA, CNN_News 1995)
(41) The last straw was this guy who Ifoundjust standing outside a res­taurant. (COCA, CBS_SixtyII 2005)
(42) dancing once in a while with his wife, Miriam Rivas, a molecu­lar biologist whom he met at Hunter College and is now a member of his lab. (COCA, Smithsonian 2006)

In manchen Fällen ist das Antezedens jedoch nicht so leicht zu klären, wie Beispiel (42) zeigt. Um die Schwierigkeit zu verdeutlichen, konstruieren wir wieder Hilfssätze.

(43) He met his wife at Hunter College.
(44) He met Miriam Rivas at Hunter College.
(45) He met a molecular biologist at Hunter College.

Alle drei doppelt unterstrichenen Wörter bzw. Wortfolgen in (43)-(45) sind potenzielle Antezedenzien für das Beispiel (42). Es ist jedoch so, dass mit wife, Miriam Rivas und a molecular biologist ein und dieselbe Person ge­meint. Somit ist das Antezedens die Person, die alle drei Eigenschaften in sich vereint. In solchen Fällen, haben wir uns bei der Kodierung dazu ent­schieden, den Namen (hier also Miriam Rivas) als das Antezedens zu wäh­len.

Kategorien der Antezedenzien

Bei 900 relevanten Relativsätzen ergaben sich 522 unterschiedliche Anteze­denzien. Deswegen war es unumgänglich Kategorien zu finden, in denen sich die Antezedenzien gruppieren lassen. Schon bei Ball (1996, S. 232) und bei (Bergs 2003, S. 99) findet sich der Ansatz Antezedenzien zu gruppieren. Jedoch sind ihre Ansätze für unsere Untersuchung unbrauchbar. Nach Ball würden alle unsere Daten in eine einzige Kategorie fallen ('nonpersonal object ') und auch die Kategorien von Bergs ('Animate ', 'Human', 'Worthy Person' und 'Deity j helfen uns nicht weiter. Deswegen mussten eigene Ka­tegorien gefunden werden, wie Tabelle 3 zeigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Grundgerüst bilden die drei Kategorien des Nomens: Eigennamen, All­gemeine Nomen und Pronomen. Für diese Untersuchung wird statt Eigen­namen die Bezeichnung 'Name einer Person‘ (z.B. Anne, Barack Obama, Martin) verwendet, um zu verdeutlichen, dass nicht alle Eigennamen perso­nal sind (wie z.B. Städtenamen). Die Kategorie Allgemeine Nomen wird in drei Unterkategorien unterteilt: 'Allgemeine Bezeichnung von Einzelper­sonen oder Gruppen‘ (z.B. people, man, woman, girl), 'Beruf, Tätigkeit oder Amt einer Person‘ (z.B. leaders, students, priest, officer) und 'Fami­lien- und Verwandtschaftsmitglieder‘ (z.B. husband, mother, wife, daugh­ter). Die Kategorie Pronomen (z.B. someone, one, everybody) behält auch in dieser Untersuchung ihren Namen.5

4. Präsentation der Ergebnisse

Wir haben uns bis hierhin lediglich um die Grundlagen gekümmert. Doch nun, da der theoretische Hintergrund analysiert und die Methodologie dar­gelegt wurden, können wir uns nun um die Präsentation der eigentlichen Ergebnisse kümmern. Dazu werden wir nacheinander die Ergebnisse von who, whom und that zuerst allgemein einordnen, sie dann in Abhängigkeit von Verben, Antezedenzien, Jahren und Registern vorstellen und dabei auch in jedem dieser Abschnitte auf integrierte und supplementäre Relativsätze eingehen.

4.1 Allgemeine Einordnung

Bevor wir einen detaillierteren Blick auf die Ergebnisse werfen, ist es not­wendig die grundlegenden Verteilungen vorzustellen. Vergleiche dazu Ab­bildung 2.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Verteilung von who, whom und that in integrierten und supple­mentären Relativsätzen6

Dieser Grafik können wir die Verteilung von who, whom und that in integrierten und supplementären Relativsätzen und die daraus resultierenden Summen ent­nehmen. Eine der wichtigsten Spalten ist die Summe rechts. Sie zeigt uns, dass in unserem Datensatz 159 Relativsätze (18%) mit who gebildet werden, von denen 75 integriert und 84 supplementär sind. Die Einträge bei who teilen sich also ungefähr gleichmäßig auf integrierte und supplementäre Re­lativsätze auf. Bei whom sehen wir, dass von insgesamt 387 Relativsätzen (43%) 114 integriert und 273 supplementär sind. Hier sind also ca. ein Drit­tel integriert und zwei Drittel supplementär. Schließlich ist zu erkennen, dass bei that 352 integrierte und lediglich 2 supplementäre, in der Summe also 354 Relativsätze (39%) zu finden sind. Somit sind nahezu 100% der Fälle von that den integrierten Relativsätzen zuzuordnen. Folglich haben wir in der Summe 541 integrierte und 359 supplementäre Relativsätze. Es zeigt sich außerdem, dass who nur jeweils halb so häufig gebraucht wird wie whom oder that. Dies ist eine wichtige Information, auf die wir zurück­kommen werden, wenn wir in Kapitel 5 Hypothese I(a) besprechen werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Verteilung von who, whom und that auf mündliche und schriftli­che Sprachproduktion7

Auch in Abbildung 3 sehen wir wichtige Informationen, die uns dabei helfen die grundlegende Verteilung der Daten besser einzuordnen. Die linke Spalte entspricht den Werten aus dem Register 'spoken'. Somit sind hier alle Rela­tivsätze aufgeführt, die der mündlichen Sprachproduktion zuzuordnen sind. In der Spalte rechts daneben findet sich die Summe aller weiteren Register. Daher finden wir hier alle Relativsätze, die der schriftlichen Sprachproduk- tion entnommen sind. Wie wir feststellen können herrscht in unserem Da­tensatz ein Gleichgewicht zwischen diesen beiden Bereichen (438 zu 462 Einträgen). Außerdem ist erkennbar, dass who und that häufiger in mündli­cher, whom dagegen häufiger in schriftlicher Sprachproduktion verwendet wird.

4.2 Häufigkeit in Abhängigkeit der Verben

Wie bereits mehrfach erwähnt, umfasst der Datensatz 900 Relativsätze mit who, whom und that als Relativpronomen bzw. Subordinator, die jeweils ein personales Antezedens in Objekt-Position aufweisen. Die Verteilung der einzelnen Verben zeigt Tabelle 4:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Den beiden untersten Zeilen ist zu entnehmen, dass unsere Daten bei wei­tem nicht gleichmäßig verteilt sind. Während met mit 441 Einträgen nahezu die Hälfte unserer Einträge ausmacht, wird asked in lediglich 3% (n=26) der Fälle verwendet. Um zu überprüfen, ob solch eine Verteilung zu erwarten ist, betrachten wir einmal die absoluten Zahlen. So kommt met insgesamt 70403-mal in COCA vor, was 10% der Summe dieser fünf Verben ent­spricht. Wenn man eine ähnliche prozentuale Verteilung annimmt, dann würden wir also 88 Relativsätze mit met erwarten. Tatsächlich sind es aber 5-mal so viele. Damit weicht met am deutlichsten von dem erwarteten Wert ab. Die geringste Abweichung zeigt sich bei helped. Hier zeigt sich leid­glich eine Abweichung von 3 Prozentpunkten (8% zu 5%). Insgesamt muss uns diese Abweichung aber nicht beunruhigen, da sich dafür plausible Er­klärungen finden lassen. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, weil dies nicht das Hauptthema dieser Arbeit ist, kann man sehr leicht erklären, dass ein Verb wie met sicherlich prozentual häufiger mit personalen Antezedenzien verknüpft wird als z.B. found, das häufig in Verbindung mit Gegenständen aller Art vorzufinden ist.

Widmen wir uns nun einmal der Verteilung von who, whom und that in Ab­hängigkeit dieser Verben.8 Betrachten wir dazu Abbildung 4.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit von met, saw, found, asked und helped9

In dieser Darstellung wird schnell deutlich, dass whom der häufigste Eintrag bei met, und that der häufigste Eintrag bei saw ist. Daher liegt die Vermu­tung nahe, dass es innerhalb der Verben eine Präferenz gibt, ob who, whom oder that am ehesten gebraucht wird. Um genauere Aussagen über diese Vermutung treffen zu können, zeigt Abbildung 5 die prozentuale Verteilung von who, whom und that innerhalb der einzelnen Verben. Ganz praktisch lassen sich die Daten folgendermaßen erklären. Wenn in unserem Datensatz beispielsweise das Verb asked verwendet wird, dann wird in der Hälfte die­ser Fälle whom gebraucht, zu einem Drittel that und zu einem Fünftel who.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Detail bedeutet das, dass who bei keinem der Verben am häufigsten be­nutzt wird. Im Gegensatz dazu ist whom bei vier der fünf Verben am häu­figsten vertreten. Erklären lässt sich dieses Phänomen aber dadurch, dass die absoluten Zahlen von who bereits deutlich niedriger als die von whom sind. Besonders auffällig ist jedoch die Verteilung bei saw. Zum einen ist sie deswegen auffällig, weil who und whom nahezu identische Prozentpunkte aufweisen. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass whom insgesamt doppelt so häufig vorkommt wie who, ist dies erstaunlich. Zum andern ist die Verteilung bei saw deswegen auffällig, weil that als deutlicher Favorit heraussticht.

Integrierte und supplementäre Relativsätze

Wie oben in Kapitel 4.1 erwähnt sind fast alle Relativsätze mit that inte­griert. Dies verändert nun deutlich unsere Relationen, wie Abbildung 6 zeigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit von met, saw, found, asked und helped in integrierten Relativsätzen10

Mit 352 Einträgen, und somit 65% aller integrierten Relativsätze, ist that nun dominierend. Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, wenn der Höchstwert bei jedem Verb bei that zu finden ist. Analog dazu verhält es sich mit whom bei supplementären Relativsätzen wie Abbildung 7 veran­schaulicht. Mit 273 Einträgen weist whom drei Viertel aller Einträge bei supplementären Relativsätzen auf und bildet somit auch die Spitze bei allen Verben. That hingegen fällt mit lediglich 2 Einträgen nicht mehr ins Ge­wicht.11

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit von met, saw, found, asked und helped in supplementären Relativsätzen12

4.3 Häufigkeit in Abhängigkeit der Antezedenzien

Kommen wir nun zu den Häufigkeiten und Relationen von who, whom und that in Abhängigkeit zu den Antezedenzien. Betrachten wir dazu Abbildung 8.13

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit der Kate­gorien der Antezedenzien14

Wie die Grafik veranschaulicht, sind die beiden umfangreichsten Kategorien 'Name einer Person‘ (319 Einträge) und 'Allgemeine Bezeichnung von Ein­zelpersonen oder Gruppen‘ (364 Einträge). Zusammen bilden sie 75% aller Daten. Die kleinsten Kategorien 'Familien- und Verwandtschaftsmitglieder‘ und 'Pronomen‘ fallen mit jeweils 5% kaum ins Gewicht. Übrig bleiben 14% für die Letzte Kategorie 'Beruf, Tätigkeit oder Amt einer Person‘.

Des Weiteren ist sichtbar, dass die Häufigkeiten von who und vor allem von whom ein deutliches rechts-links-Gefälle aufweisen. That hingegen zeigt keine dazu vergleichbaren Tendenzen. Bei genauerem Betrachten des Dia­gramms fallt außerdem auf, dass es bei den Kategorien 'Name einer Person‘ und 'Allgemeine Bezeichnung von Einzelpersonen oder Gruppen‘ eine Prä­ferenz für die Wahl des Relativpronomens bzw. Subordinators zu geben scheint (whom bzw. that). Diesen Eindruck bestätigt auch Abbildung 9.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9: Prozentuale Verteilung von who, whom und that innerhalb der einzelnen Kategorien der Antezedenzien

Die Grafik zeigt die prozentuale Verteilung von who, whom und that in je­der einzelnen Kategorie. Dabei wird deutlich, dass es in vier der fünf Kate­gorien mit jeweils mindestens 67% eine deutliche Präferenz gibt. Wenn das Antezedens der Name einer Person oder ein Familien-und Verwandt­schaftsmitglied ist, dann wird in zwei von drei Fällen whom verwendet. Wenn das Antezedens eine allgemeine Bezeichnung von Einzelpersonen oder Gruppen oder ein Pronomen ist, dann wird in zwei von drei Fällen that verwendet.

Besonders auffällig sind auch zwei niedrige Werte. So zeigt die Grafik, dass es unüblich ist that zu verwenden, wenn das Antezedens der Name einer Person ist. Bei genauerem Betrachten dieser Fälle fällt eine Gemeinsamkeit auf:

(46) And the fact that Morris found that the Ronald Reasan that he saw in private was pretty much the same Ronald Reagan you got in public (COCA, CNN_King 1999)
(47) The Tommy that you saw is not the Tommy that we saw here. That was an act for the camera. (COCA, ABC_Nightline 1994)
(48) an emotional and impassioned Johnnie Cochran. We'll see more of the Johnnie Cochran that we saw during the news conferences than we've seen in the courtroom so far (COCA, CNN_News 1995)

Alle drei Beispiele von (46) - (48) weisen die Besonderheit auf, dass eine bestimmte Person mit sich selbst verglichen wird, um zu zeigen, dass ihr Verhalten in einer speziellen Situation vollkommen anders bzw. genau so war, wie der Sprecher es für gewöhnlich von der Person kennt.

Der zweite auffällig niedrige Wert zeigt uns, dass es unüblich ist whom zu verwenden, wenn das Antezedens ein Pronomen ist. Da die Gründe für diese Wahl nicht eindeutig sind, ergibt sich hier eine Frage für eine neue Untersu­chung.

Bei den oben angesprochenen Präferenzen weist leidglich die Kategorie 'Beruf, Tätigkeit oder Amt einer Person‘ keine Auffälligkeit auf. Ursache dafür könnte sein, dass die Kategorie nicht spezifisch genug gewählt worden ist. Dies lässt sich aber nicht mit Sicherheit sagen. Wie schwierig es ist, ge­eignete Kategorien zu benennen, zeigt Tabelle 5.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 5 zeigt sämtliche Antezedenzien, die mindestens 5 Einträge im Da­tensatz aufweisen, und ihre Verteilung auf who, whom und that. Dabei zeigt sich, dass von 21 Antezedenzien lediglich vier (group, husband, wife und one) mit genau einem von who, whom oder that kombiniert werden können. Dem gegenüber stehen 12 Antezedenzien, die mit allen dreien kombiniert werden. Zwar zeichnen sich häufig Tendenzen ab (z.B. people wird vor­nehmlich mit that kombiniert), jedoch mangelt es an Konsequenz bezüglich der Fokussierung auf ein bestimmtes Relativpronomen bzw. auf den Subor- dinator. Wenn es also schon kaum möglich ist, innerhalb eines konkreten Antezedens eine eindeutige Regel zu finden, dann ist es umso schwieriger solche Regeln für Gruppen von Antezedenzien zu finden.

Integrierte und supplementäre Relativsätze

Ähnlich wie schon zuvor, verändern sich auch hier die Relationen in inte­grierten Relativsätzen15sehr stark, weil that fast ausschließlich hier vorzu­finden ist. Dies zeigt auch die Verteilung von who, whom und that in Ab­hängigkeit der Kategorien der Antezedenzien in integrierten Relativsätzen in Abbildung 10. That ist nun in allen Kategorien am häufigsten vertreten. Vor allem die Kategorie 'Allgemeine Bezeichnung von Einzelpersonen oder Gruppen‘ fallt auf, da hier that mit deutlicher Mehrheit präferiert wird. Um jedoch auch weitere Besonderheiten zu entdecken, schauen wir uns einmal die prozentuale Verteilung von who, whom und that innerhalb der einzelnen Kategorien der Antezedenzien in integrierten Relativsätzen in Abbildung 11 an.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 10: Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit der Kategorien der Antezedenzien in integrierten Relativsätzen16

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 11: Prozentuale Verteilung von who, whom und that innerhalb der einzelnen Kategorien der Antezedenzien in integrierten Relativsätzen

Die erste Auffälligkeit ist, dass sich bezüglich der deutlichen Präferenzen bei that nichts verändert hat. That wird nach wie vor in den Kategorien 'Allgemeine Bezeichnung von Einzelpersonen oder Gruppen‘ und 'Prono- men‘ mit mehr als 2 Dritteln deutlich präferiert. Auch in der Kategorie 'Be­ruf, Tätigkeit oder Amt einer Person‘ hat sich nicht viel verändert. Zuvor war dies die Kategorie, in der wir keine deutliche Präferenz feststellen konnten, und dabei ist es auch geblieben. Den höchsten Wert nimmt nun aber nicht mehr whom, sondern that ein. In den letzten beiden Kategorien 'Name einer Person‘ und 'Familien- und Verwandtschaftsmitglieder ‘ wies zuvor whom deutlich die meisten Einträge auf. Nun haben hier whom und that nahezu identische Werte. Weitaus mehr Veränderungen sind im Be­reich der supplementären Relativsätze17 zu sehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 12: Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit der Kate­gorien der Antezedenzien in supplementären Relativsätzen

Beim Betrachten von Abbildung 1218 fallen gleich mehrere Besonderheiten auf. Zum einen können wir wieder festhalten, dass that einen so verschwin­dend geringen Anteil ausmacht, dass es kaum ins Gewicht fällt. Im Gegen­satz dazu ist whom deutlich am stärksten vertreten und wird in allen Katego­rien am häufigsten verwendet. Zum anderen fällt auf, dass drei Viertel unse­rer Daten der Kategorie 'Name einer Person‘ zuzuordnen sind. Innerhalb dieser Kategorie fällt auf, dass ca. zwei Drittel der Einträge mit whom und ein Drittel mit who gebildet werden. Eine letzte Besonderheit ist, dass wir keinen einzigen Eintrag in der Kategorie 'Pronomen‘ haben. Es scheint also so zu sein, dass es nicht möglich ist - oder zumindest höchst unüblich - einen supplementären Relativsatz zu bilden, wenn das Antezedens ein Pro­nomen ist.

4.4 Häufigkeit in Abhängigkeit der Jahre

Notwendig ist es auch den Gebrauch von who, whom und that als Relativ­pronomen bzw. Subordinator im Verlauf der Zeit zu untersuchen. Zwar ist der Zeitraum, den COCA abdeckt, mit 26 Jahren nicht sonderlich groß, den­noch lassen sich, wie Abbildung 13 zeigt, einige interessante Beobachtungen machen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 13: Gebrauchsverlauf und Trendlinien von who, whom und that in Abhängigkeit der Zeit19

Die Grafik zeigt in einem Liniendiagramm den Gebrauchsverlauf von who, whom und that im Zeitraum von 1990-2015. Der Korrelationskoeffizient nach Pearson20 beträgt bei who r=0.48, bei whom r=-0.51 und bei that r=0.01. Zusätzlich sind auch drei lineare Trendlinien21 eingezeichnet, die uns dabei helfen den Verlauf genauer zu analysieren. Vergleichen können wir nun die Steigungswerte dieser Trendlinien.

[...]


1Die Unterschiede in der Aussprache werden hier nicht thematisiert, da sie bei dieser Art von Korpus-basierter Untersuchung nicht relevant sind.

2 Eine detailliertere Darstellung zu der Eingabe und den jeweiligen Ergebnissen findet sich im Anhang unter Tabelle 6 (S.60).

3Eine genauere Erläuterung, warum manche Relativsätze auch ohne Komma als supple­mentär kodiert wurden, folgt in Kapitel 3.2

4Vergleiche dazu den gesamten Datensatz unter Abbildung 36, S.83

5Die vollständige Auflistung der Antezedenzien nach Kategorien geordnet findet sich im Anhang unter Abbildung 21 (S.62)

6Chi-Quadrat=391,07; Freiheitsgrad=2; p=1,2041E-85; Signifikant. Da der p-Wert von Chi-Quadrat unter 0,05 liegt, sind die Werte signifikant und somit dazu geeignet Aussagen über die Verteilung zu treffen. Eine beispielhafte Berechnung für Chi-Quadrat, den Frei­heitsgrad und den p-Wert findet sich im Anhang unter Tabelle 7 (S.67)

7Chi-Quadrat=405,81; Freiheitsgrad=2; p= 7,58084E-89; Signifikant

8 Ein Mosaikplot zur Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit von met, saw, found, asked und helped befindet sich im Anhang unter Abbildung 22 (S.68)

9Chi-Quadrat=100,05; Freiheitsgrad=8; p=4,16734E-18; Signifikant

10 (Chi-Quadrat=40,85; Freiheitsgrad=8; p=2,22252E-06; Signifikant)

11 Mosaikplots zur Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit von met, saw, found, asked und helped in integrierten und supplementären Relativsätzen befinden sich im Anhang unter Abbildung 23 (S.69) und Abbildung 24 (S.70)

12Chi-Quadrat=39,7; Freiheitsgrad=8; p=3,642E-06; Signifikant

13Ein Mosaikplot zur Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit der Kategorien der Antezedenzien befindet sich im Anhang unter Abbildung 25 (S.71)

14Chi-Quadrat=316,39; Freiheitsgrad=8; p=1,33429E-63; Signifikant

15Ein Mosaikplot zur Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit der Kategorien der Antezedenzien in integrierten Relativsätzen befindet sich im Anhang unter Abbildung 26 (S.72)

16Chi-Quadrat=53,49; Freiheitsgrad=8; p=8,66845E-09; Signifikant

17 Ein Mosaikplot zur Verteilung von who, whom und that in Abhängigkeit der Kategorien der Antezedenzien in supplementären Relativsätzen befindet sich im Anhang unter Abbil­dung 27 (S.73)

18 Berechnung von Chi-Quadrat und dem p-Wert nicht möglich

19 Die absoluten Zahlen, die dieser Grafik zugrunde liegen sind im Anhang unter Abbildung 28 (S.74) zu finden

20 Der Korrelationskoeffizient nach Pearson wird in dieser Arbeit mit „r“ abgekürzt

21 Eine beispielhafte Berechnungsgrundlage zu solch einer Trendlinie nach der Methode der kleinsten Quadrate findet sich im Anhang unter Tabelle 8 (S. 75)

Excerpt out of 183 pages

Details

Title
Die Relevanz des Registers und die Häufigkeit von "who", "whom" und "that" als Relativpronomen in englischen Relativsätzen
College
University of Siegen
Grade
1,3
Author
Year
2016
Pages
183
Catalog Number
V350969
ISBN (eBook)
9783668378209
ISBN (Book)
9783668378216
File size
49341 KB
Language
German
Notes
Inklusive 119 Seiten Anhang!
Keywords
relevanz, registers, häufigkeit, relativpronomen, subordinator, relativsätzen
Quote paper
Eduard Schiefer (Author), 2016, Die Relevanz des Registers und die Häufigkeit von "who", "whom" und "that" als Relativpronomen in englischen Relativsätzen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/350969

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