Der USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) ist innerhalb der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung bis heute – im Vergleich zur Geschichte der SPD oder der KPD – weniger Aufmerksamkeit beschieden. Keine der beiden anderen Arbeiterparteien beriefen sich später auf die USPD. Nach einer ersten Veröffentlichung von Eugen Prager im Jahr 1922 , Redakteur der USPD-Zeitung „Freiheit“, erschienen nach einem wissenschaftlichen Halbschlaf von 53 Jahren im Jahr 1975 drei voneinander unabhängige Arbeiten über die USPD: vom englischen Historiker David W. Morgan , vom Amerikaner Robert W. Wheeler sowie meine Arbeit ; einige regionale oder lokale Arbeiten folgten.
Wozu sich an 100 Jahre Gründung der USPD erinnern, die bereits nach 5 Jahren (1922) auseinanderbrach? Parteigründungen gab es immer wieder, die nach kurzem Aufblühen genauso schnell wieder verglühten oder völlig einflusslos wurden. Ich nenne beispielsweise in der Weimarer Republik den Sozialistischen Bund (Ledebour 1924-1931), den Leninbund (1928-1933) oder die SAPD (Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands, 1931ff.), in der Bundesrepublik die GVP (Gesamtdeutsche Volkspartei, 1952-1957), die Partei Rechtsstaatliche Offensive (Schill-Partei, 2000-2007) oder die Piratenpartei (seit 2006). Fast immer bildete ein wichtiges Thema den Grundstein der neuen Partei. So unterschiedlich diese Parteien jeweils waren, gab es keine Erweiterung auf allgemeine demokratische Problembereiche, keine Integration unterschiedlicher politischer Flügel in der neuen Partei, keine innerparteiliche Demokratie und auch keine nennenswerte parlamentarische Vertretung in der Weimarer Republik bzw. in der Bundesrepublik Deutschland. Aber gerade hier unterschied sich die USPD von den genannten Parteien. [...]
In diesem Buch wird zunächst nach Gemeinsamkeiten innerhalb der Leitung, der ersten “Führungscrew“ der USPD gefragt. Danach sollen die wichtigsten Stationen der innerparteilichen Entwicklung der parlamentarischen Opposition in der SPD seit Beginn des 1. Weltkrieges nachgezeichnet werden, die zu ihrer Spaltung und zur Gründung der USPD im April 1917 geführt haben, um am Ende der Frage nachzugehen, was diese kurze Geschichte der USPD nach 100 Jahren noch heute relevant macht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Fragestellung
- Die „Führungscrew\" der USPD
- Auf dem Weg zur Spaltung
- Der Gründungskongress in Gotha April 1917
- Die USPD 1917 – 1922: Stichworte der weiteren Entwicklung
- Erinnerungen und Wertungen zur Gründungsgeschichte der USPD
- 1917-2017: Was ist an dieser Geschichte der USPD heute noch oder heute wieder relevant?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit widmet sich der Geschichte der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) und beleuchtet insbesondere ihre Gründungsgeschichte und die Gründe für ihr Scheitern. Sie analysiert die wichtigsten Stationen der innerparteilichen Entwicklung der parlamentarischen Opposition in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) während des Ersten Weltkriegs, die zur Spaltung und zur Gründung der USPD führten. Darüber hinaus untersucht die Arbeit die Relevanz dieser kurzen Geschichte für die heutige Zeit.
- Die Entstehung der USPD als Ergebnis der Spaltung der SPD im Ersten Weltkrieg
- Die Rolle der „Führungscrew“ der USPD in der Gründung und Entwicklung der Partei
- Die innerparteilichen Konflikte und die unterschiedlichen politischen Flügel der USPD
- Die Bedeutung der USPD in der Novemberrevolution und ihre Rolle im Deutschen Reichstag
- Der Niedergang der USPD und die Gründe für ihr Scheitern
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Entstehung und die Bedeutung der USPD im Kontext der deutschen Arbeiterbewegung und setzt die Arbeit in den wissenschaftlichen Kontext. Kapitel zwei analysiert die Biographien der führenden Persönlichkeiten der USPD und zeichnet die Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer politischen Ziele und Strategien nach. Kapitel drei beschreibt die zentralen Ereignisse und Prozesse, die zur Spaltung der SPD und zur Gründung der USPD führten. Im vierten Kapitel werden der Gründungskongress der USPD in Gotha und die wichtigsten Beschlüsse der Partei behandelt. In den Kapiteln 5 und 6 werden die weiteren Entwicklungen der USPD bis zu ihrem Zerfall im Jahr 1922 sowie die Erinnerungen und Wertungen zur Gründungsgeschichte der Partei analysiert.
Schlüsselwörter
USPD, Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands, SPD, Sozialdemokratische Partei Deutschlands, Erster Weltkrieg, Kriegskredite, Novemberrevolution, Reichstagswahlen, Kommunismus, III. Internationale, Arbeiterbewegung, politische Spaltung, Führungspersönlichkeiten, politische Ziele, innerparteiliche Konflikte.
- Citation du texte
- Dr. Hartfrid Krause (Auteur), 2017, Die Gründung der USPD vor 100 Jahren in Gotha am 6. April 1917. Eine sozialistische Alternative?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/351493