Naturerfahrungen und ihre Wirkung auf die ganzheitliche Gesundheit des Menschen


Diploma Thesis, 2012

67 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abstract

1 Einleitung

2 Die Gesundheit des Menschen
2.1 Begriffsdefinition der Gesundheit
2.2 Krankheits- vs. Gesundheitsorientiertes Denken
2.3 Von der Krankheitsprävention zur Gesundheitsförderung
2.3.1 Prävention und Gesundheitsförderung in Österreich
2.3.2 Salutogenese-Modell nach Antonovsky
2.3.3 Das Kohärenzgefühl
2.4 Was den Menschen gesund hält
2.4.1 Physische Faktoren
2.4.2 Psychische Faktoren
2.4.3 Faktoren der sozialen Ungleichheit

3 Die Umwelt des Menschen
3.1 Die natürliche Umwelt
3.1.1 Begriffsdefinition Natur
3.1.2 Landschaftsformen
3.2 Die kulturelle Umwelt
3.3 Die soziale Umwelt

4 Erleben von Natur heute
4.1 Naturdefizit-Störung
4.2 Naturaktivitäten vs. Medien, Computer und Co.

5 Formen von Naturerfahrungen
5.1 Naturnahe Organisationen
5.2 Natur- und Umweltpädagogik
5.3 Freizeitsport in der Natur
5.4 Sinneserfahrungen
5.5 Naturerfahrungen als Therapieform

6 Wirkung von Naturerfahrungen
6.1 Psychische Aspekte
6.2 Physische Aspekte
6.3 Soziale Aspekte
6.4 Wirkung auf das Kohärenzgefühl

Zusammenfassung und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Sterblichkeit seit 1980 nach Todesursachen und Geschlecht

Abbildung 2: Ernährungsgewohnheiten nach Geschlecht :

Abbildung 3: Körperliche Aktivität in der Freizeit nach Altersgruppen und Geschlecht

Abbildung 4: Bedürfnishierarchie nach Maslow (1954) (nach Flade,1987,53)

Abbildung 5: Subjektiver Gesundheitszustand nach Einkommen und Geschlecht (in %)

Abbildung 6: Subjektiver Gesundheitszustand nach höchster abgeschlossener Schulbildung und Geschlecht (in %)

Abbildung 7: Subjektiver Gesundheitszustand nach beruflicher Tätigkeit und Geschlecht (in %)

Abbildung 8: Gerätebesitz der Kinder

Abbildung 9: Gerätebesitz der Kinder 2010

Abbildung 10: Mitgliederentwicklung des österreichischen Alpenvereins 2001 – 2011

Abbildung 11: Tourenbewertung als Spaziergang oder Wanderung in Abhängigkeit von der Gehzeit (nach Profilstudien Wandern 2000, Differenz zu 100 % „Zwischending“)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Spontane Naturassoziationen. Diverse Einzelstudien 1992 – 1996

Tabelle 2: Naturaktivitäten im Vergleich

Tabelle 3: Naturzuwendung nach Alter

Tabelle 4: Besitz eigener Medien

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abstract

In der heutigen schnelllebigen Zeit, in der die technische Entwicklung rasch vorangeht und der Wirtschaftssektor auf immer mehr Wachstum ausgerichtet ist, bleiben andere Dinge immer öfter auf der Strecke. Zu Beginn der Menschheit musste man sich seine Nahrungsmittel sammeln und jagen. Man war dadurch ständig in der Natur unterwegs. Mit der Entstehung der virtuellen Welt ist es oft nicht einmal nötig das Haus zu verlassen um Besorgungen zu machen. Was aber damit ebenso immer weniger wird, ist der Kontakt zur Natur. Der Naturkontakt scheint jedoch ein wichtiger Faktor zur Erhaltung oder Verbesserung der ganzheitlichen Gesundheit des Menschen zu sein. Dieses Verhältnis wird in der vorliegenden Arbeit beschrieben.

Im ersten, allgemeinen Teil dieser Literaturarbeit wird zur besseren Verständlichkeit der Begriff Gesundheit definiert. Im Anschluss daran wird auf die derzeitige Situation, die Gesundheitsförderung und Prävention betreffend, in Österreich eingegangen. Das Wesentlichste im ersten Teil der Arbeit stellt jedoch die Erläuterung des Salutogenese-Modells nach Antonovsky und die für die ganzheitliche Gesundheit verantwortlichen Faktoren dar.

Im zweiten Teil der Arbeit wird zuerst die Umwelt des Menschen beschrieben um darauf folgend das Erleben von Natur in der heutigen Zeit darzustellen. Bevor abschließend die Wirkung von Naturerfahrungen erläutert wird, erfolgt eine Beschreibung unterschiedlicher Formen von Naturerfahrungen.

Für eine bessere Lesbarkeit wird in dieser Arbeit auf eine Gender-spezifische Formulierung verzichtet. Natürlich sind immer Damen und Herren gleichermaßen gemeint.

1 Einleitung

Der Mensch (lat. Homo sapiens) ist Teil der Natur. Wie im Verlauf dieser Arbeit noch festzustellen sein wird, ist dies nicht immer eindeutig und wird in unterschiedlichen Bereichen auch anders gesehen. Aufgrund seiner Fähigkeiten ist der Mensch das einzige Lebewesen, welches in die Natur eingreifen und sie nach seinen Vorstellungen verändern und gestalten kann. Vor etwa 10.000 Jahren wurden die Menschen sesshaft, begannen zu handeln, Städte zu bauen und soziale Strukturen zu bilden. Dies war der Beginn der Zivilisation. Die Menschheit begann, die materiellen und sozialen Lebensbedingungen zum eigenen Vorteil zu verbessern. Dies brachte jedoch nicht nur eine Erhöhung des Lebensstandards, sondern auch Nachteile, wie zum Beispiel Zivilisationskrankheiten, mit sich.[1]

Sieht man sich heute im Gesundheitsbereich um, bemerkt man schnell, dass die Gesellschaft einer Zeit des Umdenkens lebt. Bisher dominierte eine pathogenetische Sichtweise, in der das Hauptaugenmerk darauf lag, Krankheiten zu heilen. Dies bewegt sich nach und nach in die Richtung einer salutogenetischen Denkweise, in der es darum geht, die Gesundheit des Menschen zu erhalten. Artikel zum Thema Prävention findet man bereits in vielen Zeitschriften. Unternehmen denken darüber nach, wie sie ihre Mitarbeiter, die zum höchsten Gut des Unternehmens „aufgestiegen“ sind, gesund und leistungsfähig halten können. Dazu gibt es auf dem Markt unterschiedliche Maßnahmen und Programme, welche von Einzelpersonen und Unternehmen genutzt werden können. Woher kommt dieses Umdenken? Und was ist mit den Dingen die wir immer schon „besaßen“ – wie zum Beispiel die Natur? Können uns Naturerfahrungen dabei helfen, mit dem Leistungsdruck, dem Stress und den „Forderungen“ der Gesellschaft besser um zu gehen?

Diese Arbeit setzt sich damit auseinander, wie sich Naturerfahrungen auf die ganzheitliche Gesundheit des Menschen auswirken. Ob und wie lässt sich durch Naturerfahrungen die körperliche, seelische und geistige Gesundheit des Menschen positiv beeinflussen?

Mit Naturerfahrungen sind einerseits sportliche Tätigkeiten bzw. Bewegung in der Natur und andererseits das Lernen von und in der Natur gemeint. Auch Sinneserfahrungen spielen dabei eine Rolle. Zusammenhänge zwischen Natur und (gesunden) Menschen werden dargestellt.

2 Die Gesundheit des Menschen

Die Gesundheit des Menschen ist einer der wichtigsten gesellschaftlichen und persönlichen Faktoren des täglichen Lebens. Oft schenkt der Mensch erst dann der eigenen Gesundheit die nötige Aufmerksamkeit, wenn sie nicht mehr vollständig vorhanden ist, also wenn er krank ist.

Das Thema Gesundheit ist abgesehen vom Empfinden des Menschen auch zu einem nicht unbedeutenden Markt herangewachsen. Einerseits werden sogenannte „Wellnesstempel“ gebaut, Lebensmittel aus biologischem Anbau genauso wie Nahrungsmittelergänzungen zum Verkauf angeboten und Fitnesseinrichtungen unterschiedlichster Art errichtet. Andererseits kann den Medien entnommen werden, dass die Kosten zur Bewältigung von Krankheiten immer mehr ansteigen. Diesen Umständen zufolge, hat sich offensichtlich seit dem Beginn der menschlichen Zivilisation im Gesundheitssektor viel geändert. Ging es damals noch um das Überleben durch Jagen und Sammeln in der Natur, so ist die Gesundheit heute zu einem wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und sozialen Thema geworden, welches aus unserer Gesellschaft nicht mehr weg zu denken ist.

2.1 Begriffsdefinition der Gesundheit

Um den Begriff der Gesundheit zu definieren, gibt es bereits unterschiedliche Versuche. Die Definition der WHO, welche bereits am 22. Juli 1946 formuliert wurde, ist die in der Wissenschaft am weitverbreitetsten.

Diese Definition lautet:

„Health is a state of complete physical, mental an social well-being and not merely the absence of disease or infirmity.“[2]

„Die Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“[3]

Nimmt man diese Definition wörtlich, so ist Gesundheit etwas Starres. Etwas, das vom Begriff der Krankheit getrennt betrachtet wird. Der Mensch ist also gesund oder krank. Erstaunlich an dieser Definition ist allerdings die Tatsache, dass bereits 1946 die körperlichen, geistigen und sozialen Aspekte gleichrangig behandelt wurden. Zu hinterfragen ist jedoch was unter dem sehr allgemeinen Begriff des Wohlergehens verstanden wird. Aufgrund dieser Tatsache und moderneren Versuchen den Begriff der Gesundheit zu definieren, gilt diese Definition teilweise als veraltet.

Betrachtet man im Folgenden, weiterentwickelte Definition von B. Badura, so erscheint der Begriff des Wohlergehens bereits spezifischer.

„Gesundheit ist […] eine Fähigkeit zur Problemlösung und Gefühlsregulierung, durch die ein positives seelisches und körperliches Befinden – insbesondere ein positives Selbstwertgefühl – und ein unterstützendes Netzwerk sozialer Beziehungen erhalten oder wieder hergestellt wird.“[4]

Diese Definition weist ebenfalls auf körperliche, geistige und soziale Faktoren hin, die zur Erhaltung der Gesundheit wesentlich sind. Mehr zu den Faktoren der Gesundheit wird im Kapitel 2.4 erläutert.

Nach Recherchen wurden weitere Definitionen von Gesundheit gefunden. Es kann gesagt werden, dass die moderne Definition der Gesundheit von einer Fähigkeit des Menschen ausgeht, Defizite bei den Aktivitäten des Lebens festzustellen und den dynamischen Prozess der Gesundheit steuern zu können. Wie diese Fähigkeit und somit auch die Gesundheit entsteht, wird im Folgenden beschrieben.

2.2 Krankheits- vs. Gesundheitsorientiertes Denken

Im Kapitel zuvor erkennbar, ist die Gesundheit eines Menschen von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Der Zugang zur Gesundheit und zur Krankheit ist jedoch in unserer Gesellschaft eher krankheitsorientiert. Maßgeblich dafür verantwortlich ist das Denken und Handeln dem menschlichen Organismus gegenüber. Üblicherweise sind keine körperlichen oder seelischen Beschwerden zu erkennen. Der Körper gilt demnach als gesund. Ist dies nicht mehr der Fall, werden also körperliche oder seelische Beeinträchtigungen erkannt, fühlt sich der Mensch krank. Darauf folgend wird ärztliches Personal konsultiert um eine Diagnose stellen zu lassen, die zur Behandlung der Krankheit führt. Einerseits wird dadurch die Verantwortung für den eigenen Körper gewissermaßen in die Hände des Arztes gelegt, andererseits die Gesundheit auf die Abwesenheit von Krankheit reduziert. Auch Begriffe aus dem Alltag deuten auf ein krankheitsorientiertes Denken hin. Bekanntlich spricht man auch von Krankenanstalten oder Krankenscheinen und nicht von „Gesundenanstalten“ und „Gesundenscheinen“. Dem gegenüber steht ein gesundheitsorientiertes Denken und Handeln, bei dem die Gesundheit nicht auf einen starren Zustand reduziert wird. Folglich gibt es Konstitutionen, die sich auf einem Kontinuum zwischen Gesundheit und Krankheit bewegen, also dynamisch sind.

2.3 Von der Krankheitsprävention zur Gesundheitsförderung

Die seuchenartigen Infektionskrankheiten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden größtenteils durch verhältnis- und verhaltenspräventive Maßnahmen, wie zum Beispiel der Verbesserung der materiellen und der hygienischen Verhältnisse, bekämpft. Ebenfalls, aber nur in geringerem Maße, war die Einführung von Schutzimpfungen daran beteiligt. Nicht nur die Entwicklung einer fast doppelt so hohen Lebenserwartung, sondern auch die Veränderung der vorherrschenden Krankheiten beziehungsweise Todesursachen waren die Folge.[5]

In der folgenden Abbildung sind die häufigsten Todesursachen Österreichs dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Sterblichkeit seit 1980 nach Todesursachen und Geschlecht[6]

Auffallend an dieser Darstellung ist die mit Abstand häufigste Todesursache der Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, gefolgt von Krebserkrankungen.

Mittlerweile haben viele große Studien Bewegungsmangel, Rauchen, falsche Ernährung und zu geringe Stressbewältigung als Hauptursachen für Krankheiten dieser Art bestätigt. Im Vergleich zu den Infektionskrankheiten des beginnenden 20. Jahrhunderts entstehen die Krankheiten der Gegenwart nicht mit akuten Symptomen, sondern entwickeln sich langsam. Die Verantwortung kann nicht nur im Verhalten des Einzelnen gesucht werden, sondern muss als Verantwortung der gesamten Gesellschaft gesehen werden.[7]

Um die in Kapitel 2.1 von der WHO beschriebenen Definition von Gesundheit, „Die Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen“, umzusetzen, entwickelte sich aus den Diskussionen der Begriff „Gesundheitsförderung“. Dabei geht es um die Verbesserung der Lebensqualität und die Erhaltung der Gesundheit. Im Vergleich dazu ist die Krankheitsprävention auf die Vermeidung von Krankheiten ausgerichtet.[8]

2.3.1 Prävention und Gesundheitsförderung in Österreich

„Der Leistungsbereich Prävention und Gesundheitsförderung ist eine ‚Querschnittsmaterie‘ […] Traditionell waren die sozialversicherungsrechtlichen Bestimmungen stark kurativ ausgerichtet, während die Aufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes im Wesentlichen auf die sanitäre Aufsicht und Gutachtertätigkeit beschränkt bzw. mit einzelnen Präventionsprogrammen verknüpft waren.

Dem dadurch entstandenen Vakuum in Hinblick auf zeitgemäße Konzepte zur Gesundheitsförderung und zur Prävention wurde mit Hilfe einer Reihe von Gesetzesinitiativen begegnet“.[9]

Im Folgenden werden einige dieser Gesetzesinitiativen erläutert.[10]

Vorsorgeuntersuchungen, Beratung und Gesundheitspässe

Ziel ist eine Verbesserung des Gesundheitszustandes der Bevölkerung, beziehungsweise eine Früherkennung von Krankheiten. Dieses Angebot erstreckt sich über den gesamten Lebensverlauf der Menschen. Die Jugendlichenuntersuchung und die Gesundenuntersuchung zählen zu den Pflichtleistungen der sozialen Krankenversicherung. Durch die Einführung des Gesundheitspasses im Zuge der Gesundheitsreform 2004/2005 wurde das Vorsorgeangebot erweitert.

Mutter-Kind-Pass

Anfang der 70er Jahre eingeführt, dient der Mutter-Kind-Pass der gesundheitlichen Vorsorge von Schwangeren und Kleinkindern. Durchgeführt werden die kostenlosen Untersuchungen von Allgemeinmedizinern und Fachärzten.

Schulärztlicher Dienst und Gesundheitspass für Jugendliche

Hauptaufgabe des schulärztlichen Dienstes ist die Untersuchung der Schüler auf ihre gesundheitliche Eignung für den Unterricht. Dabei werden Seh- und Hörvermögen und die Leistungsfähigkeit für den Turnunterricht festgestellt.

Vorsorgeuntersuchungen für Erwachsene und Gesundheitspässe

Die Vorsorgeuntersuchung für Erwachsene gibt es bereits seit den 70er Jahren. Die Kosten werden von der sozialen Krankenversicherung getragen. Auch für Nichtversicherte werden die Kosten durch den Bund übernommen. Ab dem vollendeten 19. Lebensjahr dürfen Versicherte, Angehörige, Personen, die ihren Wohnsitz im Inland haben und Nichtversicherte einmal jährlich zur Vorsorgeuntersuchung gehen. Ziel dieser Untersuchung ist einmal mehr die frühzeitige Erkennung von Krankheiten. Zwischen den Jahren 1990 und 2003 hat sich die Zahl der durchgeführten Untersuchungen verdoppelt. Seit der Gesundheitsreform in den Jahren 2004/2005 wurde die ursprüngliche Form der Vorsorgeuntersuchung um einige Interventionen für Erwachsene, und speziell auch für Senioren, erweitert.

Gesundheitsförderung

„Gesundheitsförderung wird auf der Ebene der Bundesländer und auf Ebene des Bundes vorgenommen. Die Gesundheitsförderung in den Ländern basiert im Wesentlichen auf öffentlichen Subventionen, die nach bestimmten Förderkriterien vergeben werden (die Kriterien sind in den Bundesländern unterschiedlich). Andererseits fußt sie auf Initiativen von Institutionen und Vereinen, die Gesundheitsförderungsprojekte initiieren und dafür um Subventionen ansuchen.“

Fonds Gesundes Österreich

„Die Aufgabenfelder des Fonds umfassten im Dreijahresprogramm 2003 – 2005 die Schwerpunkte Projektförderung, Unterstützung des Strukturaufbaus für Gesundheitsförderung, Investition in Fort- und Weiterbildung und Forcierung der Vernetzung der in der Gesundheitsförderung und Primärprävention Tätigen sowie Information, Aufklärung und begleitende öffentlichkeitswirksame Aktivitäten […] Die Finanzierung des Fonds Gesundes Österreich erfolgt über das Steueraufkommen. Jährlich stehen dem Fonds Mittel in der Höhe von 7,25 Mio. Euro zur Verfügung. Die Organe des Fonds Gesundes Österreich sind das Kuratorium (Aufgaben umfassen u. a. die Beschlussfassung der Förderanträge über 72 000 Euro und die inhaltliche Festlegung des Fonds), der Projektbeirat (fachliche Bewertung der Projektanträge und Beratung der Organe des Fonds über die Wirkungsbereiche und den Zweck des Fonds) und die Geschäftsstelle [...].“[11]

„Gemeinsames Ziel der beiden Interventionsformen ‚Krankheitsprävention‘ und ‚Gesundheitsförderung‘ ist, einen sowohl individuellen als auch kollektiven Gesundheitsgewinn zu erzielen – einmal durch das Zurückdrängen von Risiken für Krankheiten, zum anderen durch die Förderung von gesundheitlichen Ressourcen. Dabei beruft sich die Krankheitsprävention auf die Dynamik der Entstehung von Krankheit, die Gesundheitsförderung auf die Dynamik der Entstehung von Gesundheit.“[12]

A. Antonovsky entwickelte dazu ein Gesundheitsmodell welches im folgenden Kapitel erläutert wird.

2.3.2 Salutogenese-Modell nach Antonovsky

Der zuvor beschriebenen Pathogenese, also dem krankheitsorientierten Denken, stellte der israelische Medizinsoziologe Aaron Antonovsky die Salutogenese gegenüber.

Eine 1970 durchgeführte Untersuchung an Frauen, die den Schrecken eines Konzentrationslagers überlebt hatten, war für Antonovsky der Anlass dazu. Dieser Untersuchung zufolge, waren 29 Prozent der untersuchten Gruppe in einem psychisch und physisch guten Gesundheitszustand. Dies ist eine erstaunlich hohe Zahl, wenn man die unvorstellbaren Grausamkeiten dieser Zeit bedenkt.[13]

Während sich die Pathogenese mit der Entstehung und den daran beteiligten Faktoren der Krankheit beschäftigt, geht die Salutogenese der Frage des Ursprungs der Gesundheit nach. Dabei wird der Zustand eines Menschen in Form eines Gesundheits-Krankheits-Kontinuums klassifiziert. Die starre Einteilung in gesund oder krank fällt dabei weg. Wesentlich dabei ist die Betrachtung des Menschen als Ganzes, anstatt sich allein auf die Ursache der Krankheit zu konzentrieren. Das bedeutet, man konzentriert sich auf die Faktoren die dafür verantwortlich sind, um die Position auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum beizubehalten oder in die Richtung Gesundheitspol zu steuern. Dabei werden Stressoren als allgegenwärtig betrachtet anstatt zu versuchen diese zu reduzieren.[14]

Als Stressoren werden alle inneren und äußeren Anforderungen bezeichnet, die auf den Organismus einwirken. Sie können sowohl positiv als auch negativ sein. Dabei gelten erfreulich, nützlich und behaglich angelegte Reize als positiv. Unangenehme, betrübliche oder belastende Reize werden negativ bewertet.

Zur Veranschaulichung des Salutogenese-Modells folgt ein Beispiel:

Es werden bei einer Person Verspannungen im Nackenbereich diagnostiziert. Aus pathogentischer Sichtweise ist der Schmerz das Leitsymptom. Darauf folgend werden die Verspannungen zum Beispiel mit Massagen aufgelöst um den Patienten vom Schmerz zu befreien. Es wird dabei das Krankheitssymptom behandelt.

In der Salutogenese werden die Verspannungen als Zeichen des Körpers gesehen, die „aufzeigen“, dass mit ihm etwas nicht in Ordnung ist. Geht man dem Auslöser der Verspannungen nach, könnte man auf negativ einwirkende Reize – beispielsweise Zeitdruck am Arbeitsplatz – stoßen. Damit ist jedoch noch immer nicht die tatsächliche Ursache der Verspannungsschmerzen gefunden. Die Ursache des Zeitdruckes und somit der Verspannungen könnte bei diesem Patienten möglicherweise in fehlendem Zeitmanagement liegen. Erweitert man die Massagetherapie um die Wissensvermittlung zum Thema Zeitmanagement, werden sich nicht nur die Verspannungen lösen, sondern möglicherweise wird auch die allgemeine Lebensqualität verbessert, also eine Bewegung in Richtung Gesundheitspol.

2.3.3 Das Kohärenzgefühl

Zentraler Aspekt der Salutogenese ist das Kohärenzgefühl, welches Antonovsky als „[…] Maß ausdrückt, in dem man ein durchdringendes, andauerndes aber dynamisches Gefühl des Vertrauens hat, daß[sic!] die eigene interne und externe Umwelt vorhersehbar ist und daß[sic!] es eine hohe Wahrscheinlichkeit gibt, daß[sic!] sich die Dinge so entwickeln werden, wie vernünftigerweise erwartet werden kann.“[15]

Dieses Kohärenzgefühl teilt Antonovsky in drei zusammenhängende Komponenten die im Folgenden beschrieben werden.[16]

Verstehbarkeit

Das Gefühl der Verstehbarkeit verleiht einem Menschen die Fähigkeit, innere und äußere Reize die auf ihn eintreffen, zuordnen und verstehen zu können. Dabei geht es gewissermaßen auch darum, sich unvorhersehbare Reize erklären zu können und die Zusammenhänge des Lebens zu verstehen.

Handhabbarkeit

Dass man davon überzeugt ist, das eigene Leben in der Hand zu haben beschreibt die zweite Komponente des Kohärenzgefühls. Jemand der sein Leben mit einem hohen Ausmaß an Handhabbarkeit erlebt, ist sich seiner eigenen Ressourcen, mit denen er die Anforderungen des Lebens meistern kann, bewusst. Ebenso glaubt er dabei an die Ressourcen von ihm nahe stehenden Menschen denen er vertrauen kann.

Bedeutsamkeit

Bei der dritten Komponente des Kohärenzgefühls, der Bedeutsam- oder Sinnhaftigkeit, geht es um den Glauben an die Sinnhaftigkeit des Lebens. Dies ist jene motivationale Komponente bei dem ein Mensch zumindest in einigen Aufgaben des Lebens einen Sinn sieht und bereit ist, Energie in sie zu investieren. Jemand mit einem ausgeprägten Gefühl für Sinnhaftigkeit wird auch unangenehme Herausforderungen annehmen und seine ihm möglichen Ressourcen nutzen um diese zu bewältigen.

2.4 Was den Menschen gesund hält

„Jeder Mensch hat Anspruch auf eine Umwelt, die ein höchstmögliches Maß an Gesundheit und Wohlbefinden ermöglicht.“[17]

Zu einer positiven Entwicklung, beziehungsweise zur Erhaltung der Gesundheit des Menschen, tragen unterschiedliche Faktoren bei. Der Mensch kann nur bei sauberer und ausgeglichener Umwelt seine Gesundheit und sein Wohlbefinden erhalten, beziehungsweise fördern. Dabei ist es von wesentlicher Bedeutung, die Gesundheit mit ihren physischen, psychischen und sozialen Aspekten vor wirtschaftliche Entscheidungen zu stellen.[18]

Die folgenden Unterpunkte der physischen, psychischen und sozialen Faktoren von Gesundheit, beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf das Skriptum „Psychosoziale Gesundheit“ aus dem Lehrgang PSGT 13 BB H der body&health academy.[19]

2.4.1 Physische Faktoren

Ausreichend Schlaf, Entspannung, Erholung und Ruhe

Zur Erhaltung der Gesundheit und der Leistungsfähigkeit ist ausreichend Schlaf ein unverzichtbarer Faktor. Die Schlafdauer ist bei jedem Menschen individuell. Bei Säuglingen beträgt die Schlafdauer täglich bis zu 16 Stunden. Während der nächsten Jahre, im Kleinkindalter, verkürzt sich die Schlafdauer, während diese in der Pubertät wieder ansteigt. Mit dem 16. Lebensjahr sollte die persönliche Schlafdauer gefunden sein. Vom Geschlecht unabhängig, haben die meisten älteren Menschen eine Schlafdauer von etwa 7 Stunden täglich. Schlaf ist nicht nur die bloße Abwesenheit von Wachheit. Mit Hilfe von digitaler Elektronik und mit Methoden der Elektrophysiologie wurden zwei unterschiedliche Regulationsmuster des zentralen Nervensystems festgestellt, die im Volksmund als Schlaf bezeichnet werden. Diese beiden Stadien werden als REM-Schlaf (ein Schlafstadium) und NREM-Schlaf (vier Schlafstadien) bezeichnet und wechseln während des dauernden Schlafes in einem etwa 90 Minuten dauerndem Zyklus. Die Veränderung des Muskeltonus und der Regulationssysteme des Organismus sind dabei von den Schlafstadien abhängig. Atmung, Kreislauf und Verdauung sind dabei wesentliche Funktionen des autonomen Nervensystems die sich dabei anpassen. Da viele Funktionen mit dem Tag-Nacht-Rhythmus im Zusammenhang stehen, ist die Nachtphase die für die Erholungsprozesse am besten geeignetste Phase des Schlafes. Die Folgen eines gestörten, beziehungsweise nicht erholsamen Schlafverhaltens, sind Befindungsstörungen, Leistungseinschränkungen und Krankheit. Es muss jedoch betont werden, dass die Ursachen für einen gestörten Schlaf sehr unterschiedlich sind. Diese reichen von Umwelteinflüssen und persönlichen Verhaltensfaktoren bis zu intrinsischen Störungen aus dem Organismus, die genetisch bedingt sein können.[20]

Ausgewogene, vitaminreiche, mineralstoffreiche Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung liefert nicht nur Energie durch - Kohlehydrate, Proteine und Fette, sondern auch wesentliche Bestandteile wie Mineralstoffe und Vitamine. Damit kann unsere Leistungsfähigkeit und der Ablauf der Stoffwechselprozesse aufrecht erhalten werden. Auch für den Aufbau von Zellen sowie für die Erhaltung des Immunsystems ist eine ausreichende Aufnahme von Mineralstoffen und Vitaminen von großer Bedeutung. Vor allem pflanzliche Nahrung wie Obst, Gemüse und Getreide enthalten viele dieser Nährstoffe und werden für eine gesunde Ernährung empfohlen. Auch die psychosoziale Komponente spielt in der Ernährung eine Rolle. Die Möglichkeiten reichen hier von reinem „Genussessen“ bis hin zum gesundheitsschädigenden Fasten mit Suchterscheinungen wie etwa Anorexia nervosa (Magersucht), Bulimia nervosa (Bulimie) oder Alkoholismus. Ernährung kann also nicht nur als Versorgung mit den Nährstoffen gesehen werden, sondern auch als Symptom oder mitbedingte Ursache einer Krankheit. Knochenbrüche aufgrund von zu geringer Knochendichte (Osteoporose) oder Unfälle aufgrund von Alkoholkonsum sind hierfür als Beispiele zu nennen. Die Ernährung spielt neben den genetischen Faktoren, zu wenig körperlicher Aktivität und einem veränderten Östrogenspiegel, bei der Bildung von Osteoporose eine wichtige Rolle. Eine übermäßige, also über dem Bedarf liegende Nahrungsmittelzufuhr, kann die Ursache für Übergewicht darstellen. Dies führt oft zu Folgekrankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2 oder Bluthochdruck (Hypertonie).[21]

Die folgende Grafik zeigt einen Überblick der Ernährungsgewohnheiten der österreichischen Bevölkerung, die im Zuge der Gesundheitsbefragung 2006/2007 erstellt wurde.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Ernährungsgewohnheiten nach Geschlecht[22]

„Am häufigsten wird in Österreich den Antworten zufolge eine Mischkost mit wenig Fleisch bevorzugt. Etwa die Hälfte der Frauen (52 %) und 41 % der Männer geben diese Form der Ernährung an, wobei der Anteil mit dem Alter bei beiden Geschlechtern zunimmt. Bei Männern ist der Fleischkonsum deutlich höher als bei Frauen, 40 % der Männer, aber nur 14 % der Frauen geben eine Mischkost mit viel Fleisch als ihr Ernährungsverhalten an. Allerdings nimmt der Fleischkonsum mit dem Alter ab. Während die Hälfte der 15- bis 29-jährigen Männer eine Mischkost mit viel Fleisch bevorzugt, ist es bei den über 75-Jährigen nur noch jeder Sechste. Eine Mischkost mit viel Obst und Gemüse wird von 30 % der Frauen und 17 % der Männer angegeben. Bei den Männern nimmt der Anteil jener, die vermehrt Obst und Gemüse essen, mit dem Alter zu, während sich bei den Frauen das Auftreten dieser Ernährungsform nicht mit dem Alter ändert.“[23]

Körperliche Bewegung, Sport

Aufgrund der umfangreichen Wirkung auf den menschlichen Körper, ist die Bewegung einer der wesentlichsten Faktoren zur Erhaltung der Gesundheit. In unserer Gesellschaft wird jedoch meist einer sitzenden Erwerbstätigkeit nachgegangen. Bewegung wird in unterschiedliche Formen von Aktivitäten unterteilt. Einerseits steigert schon die alleinige Bewegung der Skelettmuskulatur den Energiebedarf, andererseits sind geplante, regelmäßige Aktivitäten zur Verbesserung der körperlichen Fitness zu nennen, welche durch Übungen und Training erreicht wird. Positiver Effekt zeigt sich bei der Ausübung von körperlicher Aktivität durch die Verminderung des Risikos vieler Krankheiten, insbesondere Diabetes mellitus Typ 2 und Herz- Kreislaufkrankheiten. Zur Verbesserung des Herz- Kreislaufsystems sind vor allem Sportarten wie Schwimmen, Radfahren und Laufen bestens geeignet. Körperliche Aktivität trägt dann einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheit bei, wenn sie regelmäßig durchgeführt wird.[24]

„Etwa die Hälfte der österreichischen Bevölkerung ab 15 Jahren kommt zumindest einmal pro Woche in ihrer Freizeit durch körperliche Betätigung ins Schwitzen (Männer: 60 %, Frauen: 49 %) […] Bei den Männern sinkt der Anteil an Aktiven mit zunehmendem Alter kontinuierlich von etwa 42 % bei den 15- bis 29-Jährigen bis unter 27 % bei den 60- bis 75-Jährigen. Bei den Frauen liegt der Anteil der an zumindest drei Tagen in der Woche körperlich Aktiven durchgehend niedriger als bei den Männern. Eine Ausnahme sind die Frauen im mittleren Alter, bei den 45- bis 59-Jährigen Frauen liegt der Anteil der körperlich Aktiven so wie bei den Männern bei 28 %.“[25]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Körperliche Aktivität in der Freizeit nach Altersgruppen und Geschlecht[26]

Das Risiko von Osteoporose oder Übergewicht wird ebenfalls durch einen aktiven Lebensstil verringert. Da die körperliche Entwicklung dadurch beeinflusst wird, ist Bewegung bereits im Kindes- und Jugendalter von wesentlicher Bedeutung. Gesundheitliche Beschwerden aufgrund von Bewegungsmangel treten meist nicht sofort auf, sondern machen sich erst im späteren Alter bemerkbar. Dies widerspricht jedoch der Tatsache, dass mit dem jungen Erwachsenenalter die körperlichen Aktivitäten abnehmen. Daher ist es von großer Bedeutung bereits im Kindesalter für ausreichend Bewegung zu sorgen, um auch im Alter noch mobil sein zu können. Kinder üben ihren natürlichen Drang zur Bewegung meist automatisch aus. Grund dafür ist das Erlernen der motorischen Fähigkeiten, das Kennenlernen der eigenen körperlichen Leistungsfähigkeit und, nicht unwesentlich, die Erkundung der Natur und der Umwelt. Auf dieses Thema wird jedoch im zweiten Teil der Arbeit näher eingegangen.[27]

Soziale Beziehungen

Im Laufe der Evolution des Menschen haben sich, bedingt durch die Urbanisierung und den Anforderungen der Arbeitswelt, die sozialen Beziehungen zueinander verändert. Lebten wir vor tausenden von Jahren noch in Kleingruppen mit großem Gruppenzusammenhalt, so bilden sich heute immer mehr, eher instabile Netzwerke. Soziale Beziehungen haben jedoch, abhängig von Art, Umfang und Qualität, direkten Einfluss auf die seelische und körperliche Gesundheit des Menschen und bilden eine Grundlage zur Bewältigung von schwierigen Lebensumständen. Vor allem in der ersten und letzten Lebensphase ist diese Tatsache in Bezug auf die Realitätskonstruktion, Gefühlsregulierung, Sinnstiftung und Verhaltensorientierung von großer Bedeutung. Heute wird zwischen qualitativen und quantitativen Beziehungen unterschieden. Quantitative Aspekte beziehen sich eher auf Netzwerkbeziehungen und sagen zum Beispiel über die Größe, Homogenität, Kontaktfähigkeit oder Stabilität einer Gruppe etwas aus. Dieser Ansatz findet häufig bei Untersuchungen im Zusammenhang von Gesundheit und sozialen Kontakten Anwendung. Vorteil davon ist die Möglichkeit einer zuverlässigen und externen Validierung. Aufgrund der Tatsache, dass diese Untersuchungsform keine Rückschlüsse auf die Qualität von sozialen Beziehungen erlaubt, wurden Konzepte entwickelt, die sich mit der protektiven, unterstützenden Wirkung von sozialen Beziehungen auseinandersetzt.[28]

„Im ersten Modell wird davon ausgegangen, dass sich die gesundheitsrelevanten Wirkungen von sozialen Beziehungen nur in Risiko- bzw. Stresssituationen offenbaren. Dieses Modell ist im Zusammenhang mit der Stressforschung und der Beschäftigung mit kritischen Lebensereignissen entstanden und schreibt sozialen Beziehungen die Wirkung eines ‚Puffers‘ zu, der die gesundheitsschädlichen Folgen von Stresssituationen abzumildern vermag. Das zweite Modell geht demgegenüber davon aus, dass soziale Beziehungen durch verschiedene verhaltensbezogene, psychologische und physiologische Mechanismen einen direkten Einfluss auf die Gesundheit ausüben und schreibt ihnen die Wirkung eines Protektivfaktors zu. Umgekehrt führen diesem Modell zufolge unzureichende soziale Beziehungen zu einer Erhöhung der Erkrankungswahrscheinlichkeit.“[29]

Intakte Natur wie zum Beispiel Gewässer, Luft, Wälder

„Die Umwelt des Menschen ist ein Symbolsystem. Für den Bezug des Menschen zu den äußeren Dingen ist das ein folgenschwerer Gedanke: Zwischen Ich und Welt, zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Innen und Außen gibt es einen dritten Bereich, der vermittelnd den Kontakt herstellt. Damit wird sowohl Subjektivität als auch Objektivität konstruiert. Dies wird grundlegend auch die Beziehung des Menschen zur Natur beeinflussen. Die nichtmenschliche Umwelt, die Natur, ist nie nur das äußere Phänomen, sondern immer auch ein mit (subjektiver) Bedeutung aufgeladenes Symbolsystem.“[30]

Die Natur besteht aus den unterschiedlichsten Formen und Gestalten. Betrachtet man diese Tatsache im Zusammenhang mit der in Kapitel 2.3.2 dargestellten Salutogenese von Antonovsky, wird klar, dass die zuvor beschriebene Symboltheorie Einfluss auf die menschliche Psyche und somit auf die Gesundheit hat. Eine nähere Erläuterung von Naturerfahrungen und deren Wirkungen auf die Gesundheit des Menschen folgt im zweiten Teil dieser Arbeit und wird daher an dieser Stelle nicht weiter bearbeitet.

Menschliche Umwelt wie zum Beispiel Unterkunft

Seit Beginn der Menschheit sorgen wir für Orte, an denen wir uns zu Hause fühlen können. Der Begriff Wohnen und die dazugehörige Unterkunft stellt in unseren Breiten beinahe eine Selbstverständlichkeit dar, die uns erst dann fehlt beziehungsweise bewusst wird, wenn wir diese nicht mehr besitzen. Wohnen stellt nicht nur einen Faktor für die Gesundheit dar, sondern gilt auch als grundlegendes Bedürfnis des Menschen.

Hier sei auf die Bedürfnishierarchie nach Maslow hingewiesen, in der er die Grundbedürfnisse des Menschen in Pyramidenform darstellt. Wohnen und alle damit einhergehenden Faktoren wie Schutz vor Kälte, Vertrautheit, familiärer Kontakt und Selbstverwirklichung können zu allen Ebenen dieser Bedürfnispyramide zugeordnet werden. Die Ebenen der Bedürfnispyramide nach Maslow sind in der folgenden Abbildung dargestellt.[31]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Bedürfnishierarchie nach Maslow (1954) (nach Flade,1987,53)[32]

Ein persönlich erfülltes Sexualleben

In den folgenden beiden Definitionen der WHO, wird die sexuelle Gesundheit beschrieben. Darin ist der Zusammenhang mit der ganzheitlichen Gesundheit des Menschen deutlich erkennbar. Es ist nicht auf die emotionalen, geistigen und körperlichen Aspekte des einzelnen Individuums hingewiesen, sondern auch auf die gesellschaftliche Herangehensweise zur Sexualität.

„Sexual health is a state of physical, emotional, mental and social well-being in relation to sexuality; it is not merely the absence of disease, dysfunction or infirmity. Sexual health requires a positive and respectful approach to sexuality and sexual relationships, as well as the possibility of having pleasurable and safe sexual experiences, free of coercion, discrimination and violence. For sexual health to be attained and maintained, the sexual rights of all persons must be respected, protected and fulfilled.“[33]

„Sexual health is the integration of the somatic, emotional, intellectual, and social aspects of sexual being, in ways that are positively enriching and that enhance personality, communication, and love.“[34]

Vermeidung von andauerndem Stress

Stress ist ein Begriff der in unserer Gesellschaft bereits in aller Munde ist. Meist wird Stress jedoch als ein negatives Gefühl assoziiert. Physiologisch gesehen ist Stress keineswegs nur ein negatives Gefühl, sondern ein lebensnotwendiger Zustand. Allgemein kann Stress als eine körperliche Reaktion auf innere oder äußere Stressoren (Reizereignisse) bezeichnet werden. Da Stressoren als angenehm sowie auch als unangenehm empfunden werden können, sind verschiedene Arten von Stress zu unterscheiden. Einerseits spricht man dabei von Eustress, welcher einen positiven Stress beschreibt und daher nicht gesundheitsgefährdend ist. Diese Art von Stress kann als Antrieb wirken und gibt dem Menschen das Gefühl, einer Herausforderung gewachsen zu sein. Eustress wirkt sich somit eher positiv auf die Gesundheit aus. Auch Erlebnisse in der Natur können diese Art von Stress verursachen, da dort besonders viele Reize auf den Menschen einwirken. Wie diese mit der Gesundheit im Zusammenhang stehen, wird im zweiten Teil der Arbeit erläutert.

Stress, genauer gesagt Distress, kann sich jedoch auch als gesundheitsschädlich erweisen. Die ursprüngliche Funktion von Stress war jene, den Organismus auf Kampf oder Flucht optimal vorzubereiten. Hier sei auf das vielzitierte Beispiel mit dem urzeitlichen Säbelzahntiger verwiesen, bei dessen Anblick man vor die Entscheidung von Kampf oder Flucht gestellt wurde. Da der Mensch heute eher selten vor diese Wahl gestellt wird, verbraucht der Körper die durch Glukoneogenese und Lipolyse bereitgestellte Energie nicht mehr. Die Blutbahnen verstopfen sich mit Fetten, Zucker und verklumpten Blutplättchen, was zu Infarkten in Herz, Lunge oder Gehirn führen kann. Gesundheitsschädlich wirkt sich Stress auch bei chronischen Belastungen aus. Im heutigen beruflichen als auch im privaten Bereich sind viele Menschen dazu angehalten immer mehr zu leisten. Dadurch fehlt oft die Zeit zur Erholung und Entspannung. Dauert diese Phase über einen längeren Zeitraum, wird der Körper in einer hohen Widerstandsbereitschaft gehalten. Wird die Belastung nicht verringert, kann der Organismus zusammenbrechen. In diesem Stadium der Erschöpfung kann es zu vielfältigen Symptomen bis hin zu Organerkrankungen kommen. Risikoverhalten wie falsche Ernährung, Rauchen oder Alkoholkonsum treten beim Versuch der Stressbewältigung vermehrt auf. Diese wirken nicht nur direkt gesundheitsschädlich, sondern tragen auch zu einer verminderten Widerstandskraft und allgemein geringerer Belastbarkeit bei. Durch chronischen Stress wir nicht nur die physische, sondern auch die psychische Gesundheit negativ beeinflusst.[35]

[...]


[1] Vgl. Hellbrück/Fischer, 1999, S. 24f.

[2] WHO: Constitution of the World Health Organsiation (22.07.1946), Online im WWW unter URL: http://www.searo.who.int/LinkFiles/About_SEARO_const.pdf. [Stand 07.01.2012].

[3] Schweizerische Eidgenossenschaft: 0.810.1 Übersetzung der Verfassung der Weltgesundheitsorganisation (25.06.2009), Online im WWW unter URL: http://www.admin.ch/ch/d/sr/i8/0.810.1.de.pdf. [Stand: 07.01.2012].

[4] Badura/Ritter/Scherf, 1999, S. 24.

[5] Vgl. Kaluza, 2011, S. 4.

[6] Quelle: Statistik Austria, 2011, S. 40.

[7] Vgl. Kaluza, 2011, S. 5.

[8] Vgl. Hurrelmann/Klotz/Haisch, 2010, S. 13.

[9] Hofmacher/Rack, 2006, S. 120.

[10] Die nachstehenden Ausführungen basieren – sofern nicht anders angeführt – auf Hofmacher/ Rack. Vgl.: Hofmacher/Rack, 2006, S. 120ff.

[11] Hofmacher/Rack, 2006, S. 125f.

[12] Hurrelmann/Klotz/Haisch, 2010, S. 14.

[13] Vgl. Antonovsky/Franke, 1997, S. 15.

[14] Vgl. Antonovsky/Franke, 1997, S. 29f.

[15] Antonovsky/Franke, 1997, S. 16.

[16] Vgl. Antonovsky/Franke, 1997, S. 34f.

[17] WHO: Europäische Charta zu Umwelt und Gesundheit, 1989, Online im WWW unter URL: http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0003/114087/ICP_RUD_113_ger.pdf. [Stand: 07.01.2012].

[18] Vgl. WHO: Europäische Charta zu Umwelt und Gesundheit, 1989, Online im WWW unter URL: http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0003/114087/ICP_RUD_113_ger.pdf. [Stand: 07.01.2012].

[19] Vgl. body&health academy. Psychosoziale Gesundheit, S. 5f.

[20] Vgl. Penzel/Peter H. /Peter J. H., 2005, S. 7ff.

[21] Vgl. Mensink/ u.a., 2002, S. 9f.

[22] Quelle: Statistik Austria, 2007, S. 29.

[23] Statistik Austria, 2007, S. 29.

[24] Vgl. Mensink, 2003, S. 3ff.

[25] Statistik Austria, 2007, S. 30.

[26] Quelle: Statistik Austria, 2007, S. 31.

[27] Vgl. Mensink, 2003, S. 3ff.

[28] Vgl. Hurrelmann/Razum, 2012, S. 200ff.

[29] Hurrelmann/Razum, S. 201f.

[30] Gebhard, 2009, S. 29.

[31] Vgl. Hellbrück/Fischer, 1999, S. 389ff.

[32] Hellbrück/Fischer, 1999, S. 390.

[33] WHO: Defining sexual health. Report of a technichal consultation an sexual health 28-31 January 2002, Geneva, 2006, Online im WWW unter URL: http://www.who.int/reproductivehealth/topics/gender_rights/defining_sexual_health.pdf. [Stand: 08.05.2012].

[34] WHO: Education and treatment in human sexuallity: The Training of health professionals. Geneva, 1975, Online im WWW unter URL: http://whqlibdoc.who.int/trs/WHO_TRS_572.pdf. [Stand: 08.05.2012].

[35] Vgl. Kaluza, 2011, S. 23f.

Excerpt out of 67 pages

Details

Title
Naturerfahrungen und ihre Wirkung auf die ganzheitliche Gesundheit des Menschen
College
Body & Health Academy
Course
Lehrgang akademisches psychosoziales Gesundheitstraining
Grade
1,0
Author
Year
2012
Pages
67
Catalog Number
V352933
ISBN (eBook)
9783668394773
ISBN (Book)
9783668394780
File size
1067 KB
Language
German
Keywords
naturerfahrungen, wirkung, gesundheit, menschen
Quote paper
Markus Bachleitner (Author), 2012, Naturerfahrungen und ihre Wirkung auf die ganzheitliche Gesundheit des Menschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/352933

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