„Ihre Schönheit wirkt auf den Titelhelden, als er ihr zum ersten Mal begegnet, funktional, weil er sie braucht, um einen Wettbewerb zu gewinnen.“ Dieses Zitat stammt von Otfrid Ehrismann, welchem ich im Folgenden zustimme.
Die Schönheit Enites, welche durch eine detaillierte Beschreibung bei Hartmann (V.323-342) als etwas Besonderes herausgestellt wird, wird ebenfalls untermalt durch Vergleiche, wie „schwanenweiß“ (V. 330: durch wÎz alsam ein swan) und „Wie eine Lilie“ (V.337: alsam diu lilje).
Diese Vergleiche regen die Fantasie des Lesers an, welche jedoch bereits in Vers 342 wieder durchbrochen wird, da der Text nicht weiter auf diese Schönheit eingeht und diese damit unterläuft. Die Innensicht Erecs, welche durch „Êrecken muote ir ungemach“ wiedergespiegelt wird, lässt keine weiteren Gefühlsregungen erkennen, die sich auf die Schönheit Enites beziehen. Nur das Gefühl des Mitleids bringt Erec ihr entgegen und spricht davon, dass sie die Arbeit nicht verrichten müsse. Von Minne ist an dieser Stelle nichts zu finden. Damit wird das übliche Muster einer Descriptio, welche in diesem Fall eine Erwartung aufbaut, durchbrochen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Die Schönheit Enites – Ein Mittel zum Zweck?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Dieser Essay analysiert die Rolle der Schönheit Enites in Hartmanns Erec und beleuchtet die Frage, ob sie für den Titelhelden lediglich ein Mittel zum Zweck ist oder ob er tatsächlich tiefere Gefühle für sie hegt.
- Die Bedeutung der Schönheit Enites in Erecs Handlung
- Die Rolle der Ehre und der Minne in der Beziehung zwischen Erec und Enite
- Erecs Sicht auf Enite und seine Motivationen
- Die Rolle der Liebe in der höfischen Gesellschaft des Mittelalters
- Das Spannungsverhältnis zwischen Liebe und Ehre
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Der Essay beginnt mit einer Analyse der Beschreibung Enites durch Hartmann, die zwar ihre Schönheit hervorhebt, jedoch gleichzeitig durch den Bruch der Erwartungshaltung und die fehlende weitere Einlassung auf diese Schönheit einen rätselhaften Charakter Erecs offenbart.
Die Ehe zwischen Erec und Enite wird in Bezug auf die damaligen Gesellschaftsstrukturen und das Verständnis von Ehe als Zweckverbindung betrachtet, was darauf schließen lässt, dass auch Erecs Heiratsentscheidung zunächst pragmatisch motiviert ist.
Die Argumentation wird durch den Hinweis auf Erecs Fokus auf Ehrwiederherstellung und die fehlende Darstellung von Gefühlsregungen, die auf sexuelles Verlangen oder Zuneigung hindeuten, gestützt.
Es wird jedoch auch die Perspektive Enites beleuchtet, die Angst um Erec zeigt und ihre Liebe zu ihm durch Reaktionen auf Ereignisse und Lob zum Ausdruck bringt.
Der Essay diskutiert die Entwicklung der Beziehung zwischen Erec und Enite, die von Minne, Triuwe und Staete geprägt wird. Die Rolle der Ehre als zentraler Handlungsfaktor und das Spannungsverhältnis zwischen Liebe und Ehre werden ebenfalls thematisiert.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen des mittelalterlichen höfischen Romans, insbesondere mit der Rolle der Schönheit, Ehre, Minne und dem Spannungsverhältnis zwischen diesen Begriffen. Weitere wichtige Schlüsselbegriffe sind Descriptio, Ehe als Zweckverbindung, Innensicht, Gefühlsregungen und die Darstellung der Figuren Erec und Enite.
- Citation du texte
- Vanessa Wetzel (Auteur), 2015, Hartmanns "Erec". Die Schönheit Enites als Mittel zum Zweck?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/353011