Die NS-Sturmabteilung (SA). Entstehung, Ausbreitung und Niedergang


Trabajo Escrito, 2012

20 Páginas, Calificación: 1,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Von den Anfängen bis zum Reichstagsbrand

3. Vereitelte «Revolutionsarmee»
3.1 Gewalt der SA nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler
3.2 Röhm-Putsch

4. Die gebändigte Sturmabteilung
4.1 Säuberung und Neuordnung der Sturmabteilung
4.2 Unzufriedenheit und verdeckte Aggressionen
4.3 Novemberpogrom 1938

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die nationalsozialistische «Bewegung» stützte sich bis Juni 1934 auf zwei Pfeiler, zum einen die Sturmabteilung (SA) und zum anderen das politische Konzept der NSDAP. Sie gestalteten ein Gefüge, das erst durch Adolf Hitler, als «Oberster SA-Führer» und «Parteiführer» zur NS-Bewegung verbunden wurde.

Die SA trug beim Aufstieg der NSDAP, von einer bedeutungslosen Splitterpartei zu einer Massenbewegung eine entscheidende Rolle, als Werkzeug für Propaganda und Terroraktionen, wie es bis dato in der Weimarer Republik nicht bekannt war. Gleichzeitig zeigte sich die SA für das NS-Regime als eine wachsende Bedrohung, da die Neigung zu Gewaltakten die «legale» Machtergreifung Hitlers bezweifeln ließ. Nach der Ernennung Hitlers zum deutschen Reichskanzler am 30. Januar 1933 bestand die SA aus mehreren Millionen Mitgliedern, die Forderungen bezüglich ihrer finanziellen Absicherung an den NS-Staat richteten. Diesen Ansprüchen wurde das neue Regime nur mangelhaft gerecht und die SA-Führerschaft, ehemalige Freikorps und Soldaten, strebten eigene politische und militärische Ziele an und gefährdeten damit das Machtgefüge in Nazi-Deutschland. Die Ereignisse am 30. Juni 1934 beendeten letztlich die Losung «zweite Revolution».[1]

Die Geschichte der SA ist bereits vielfach erforscht worden. Hierzu sind die Abhandlungen „Die Mobilmachung der Gewalt“ von Wolfgang Sauer, das Werk „Hitler und die SA“ des ehemaligen SA-Führers Heinrich Bennecke, weiterhin „Stormtroopers. A Social, Economic and Ideological Analysis“ von Conan Fischer, sowie „Die braunen Bataillone“ von Peter Longerich zu erwähnen. Aus diesem Grunde stützt sich die vorliegende Arbeit auf einen Großteil dieser Publikationen.

Als Hauptanliegen dieser Hausarbeit soll anhand der Geschichte der Sturmabteilung der Fragestellung nachgegangen werden, ob die Gewaltakte der SA vom 9. und 10. November 1938 dem Typus der Organisation entsprachen oder ob sie «von oben» gesteuert wurden. Weiterhin wird insbesondere ein Überblick über Entstehung, Ausbreitung und den Niedergang der Organisation gegeben werden. Hierbei beleuchtet diese Arbeit das Aggressionsverhalten der SA-Männer und das Verhältnis zwischen der NS-Führung und der SA-Basis im besonderen Maße.

2. Von den Anfängen bis zum Reichstagsbrand

Seit 1920 agierte die Sturmabteilung (SA) der NSDAP als Ordnungstruppe bei Werbeveranstaltungen, Konfrontationen mit politischen Widersachern und bei Veranstaltungen. Unter dem Namen Sturmabteilung war sie seit 1921 bekannt. Ihre Mitglieder waren hauptsächlich ehemalige Soldaten des Ersten Weltkrieges. Die Einsatzgruppe war nach militärischem Vorbild, „landsmannschaftlichen Gesichtspunkten“[2], physischen Fähigkeiten und Altersklassen strukturiert. Die Entwicklung der Mitgliederzahlen sind recht ungenau. Für das Jahr 1921 werden 300 Männer aufgeführt und für die Beteiligung am gescheiterten Hitlerputsch 1923 werden 1500 SA-Männer angegeben. In den folgenden Jahren stieg die Zahl der Mitglieder trotz politischer Spannungen, diverser Verbote und Austritte, aufgrund persönlicher Streitereien. Bis 1934 wuchs die Mitgliederzahl von etwa 420 000 Mitgliedern (1932) auf circa 4,2 Millionen Mitglieder an und sank dann nur noch kontinuierlich. Im Jahre 1935 verzeichnete die SA lediglich bis dahin 1,6 Millionen Mann, 1938 ungefähr 1,2 Millionen Mann und 1940 nur noch 900 000 Mann.

Den Nachwuchs berief die Sturmabteilung größtenteils aus der Hitler-Jugend ein, da deren Sonderformationen denen der SA glichen (Sanitäts-, Pionier-, Reiter-, Nachrichten-, Marineeinheiten). In den Städten Krefeld, Berlin, Stuttgart, München, Stettin und Hattingen war die Wachstandarte «Feldherrnhalle» aus sechs Sturmbannen vertreten, deren Haupttätigkeitsfeld die Sicherung der parteiinternen und staatlichen Dienststellen waren. Nach mehreren Amtsvorgängern wie Hermann Göring (1923) und Franz Pepper von Salomon (1926-1929) ergriff Hitler selbst die SA-Führung, von nun an Oberster SA-Führer. Otto Wagner wurde der erste Stabschef unter Adolf Hitler (1929-1930). Der eigentliche Leiter der SA als Parteiarmee war jedoch Ernst Röhm. Er wurde 1931 von Adolf Hitler zum Stabschef der SA ernannt und behielt die Position bis zu seiner Ermordung 1934.

Vor der Reichskanzlerernennung Hitlers hatten die «Braunhemden» den Machtkampf der NSDAP mit den Straßenschlachten auf der Straße unterstützt. Ende der 1920er Jahre wurden in den Wohnbezirken der Arbeiter zu diesem Zweck in den Großstädten «Stammlokale» eröffnet. Sie entstanden aus den Stammlokalen und Versammlungsorten der jugendlichen Gefolgsleute, die ihre Hoffnungen in den Nationalsozialismus setzten und dienten manchen zeitweise als Wohnsitz. Die SA koordinierte von diesen Stammlokalen ihre Übergriffe auf die Gefolgsmänner der KPD. Die gewaltsamen Straßenschlachten, die nur dazu dienten, um öffentlich aufzufallen, führten zu einer Welle von Gewaltakten, von denen die Bevölkerung hoffte Hitler würde sie unterbinden. Aus der Reichskanzlerernennung Adolf Hitlers schlussfolgerte die SA , dass sie als «Ordnungsfaktor des Dritten Reiches» fungieren würden und mit den politischen Widersachern abrechnen könnten.

3. Vereitelte «Revolutionsarmee»

3.1 Gewalt der SA nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler

Am Abend des 30. Januar 1933 versammelten sich in etlichen Städten Deutschlands SA-Truppen zu Siegeskundgebungen und Fackelzügen nach dem Muster des Berliner Triumphzuges, über den Propagandaminister Goebbels im Rundfunk berichtete. Die Einheiten hofften, dass sie nun nach langem Abwarten den Befehl zum «Losschlagen» bekommen würden. Die bewusst verbreiteten Mitteilungen der SA-Führerschaft und der NSDAP ließen erkennen, dass nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten die «Straße frei gegeben» werden würde bzw. die SA mit alten Gegnern abrechnen könne.[3] Die unterdrückte Gewaltbereitschaft der SA benötigte unbedingt die Rache.

Die NSDAP-Führung dämmte allerdings die Ausschreitungen ein. Der Weg der Legalität musste erstmal beibehalten werden. Die Suche nach einem Ventil der SA musste unterdrückt werden aus Berücksichtigung der «Einrahmer» in der Regierung und dem Erstreben eines Sieges bei den kommenden Reichstagswahlen (05. März 1933), der der Machtergreifung eine legitime Verpackung bieten sollte. Daher wurde die SA erneut mit dem altbekannten Aufgabenfeld, Wahlkampf, vertröstet. Dabei konnten die SA-Truppen die Aggressionen abbauen, wobei die gewünschte Vergeltung noch warten musste. In Verbindung mit den Notverordnungen zum „Schutz des deutschen Volkes“[4] vom 04. Februar 1933, die das Versammlungs- und Redeverbot regelten und der Polizei, die überwiegend von der neuen Regierung gelenkt wurde, war es für die SA eine Leichtigkeit den Wahlkampf der Opposition zum Scheitern zu bringen.

In diesen Tagen traf man innerhalb des Staates bereits Vorkehrungen für die neuen Dienststellen des Terrorregimes. In Preußen, bereits gleichgeschaltet, kam es schnell zu einer Umbesetzung der Polizeiämter, bei der viele SA-Führer als Polizeipräsidenten eingesetzt wurden. In einem Runderlass[5] an die preußische Polizei (17. Februar 1933) informierte sie Hermann Göring, Kommissar für das preußische Innenministerium, dass sie sich widerstandslos den neuen Befehlsinhabern unterzuordnen haben. Am 22. Februar 1933 wurde eine «Hilfspolizei» eingesetzt, die der SS und SA die Möglichkeit bot ihren Rachegelüsten freien Lauf zu lassen und Aktionen als rechtmäßig erklären zu lassen.[6]

Der Reichstagsbrand, den die Nationalsozialisten als einen kommunistischen Hinterhalt propagierten, nutzen sie als Rechtfertigung für den Ausbau ihrer Herrschaft. Die Notverordnung zum „Schutze des von Volk und Staat“[7] vom 28. Februar 1933 gestaltete den Ausnahmezustand, der die Grundrechte beseitigte und das Einmischen in die Angelegenheiten der Länder ermöglichte. Mit Hilfe der neuen Hilfspolizei und der Notverordnungen wurde die Zerstörung der KPD begünstigt. Es war mühsam bei diesen Verhältnissen den Mythos der Legalität noch zu bewahren. Die SA war nur noch schwerlich im Zaume zu halten und von einem Vergeltungsschlag gegen die restlichen Widersachern abzuhalten, nachdem sie an den Kämpfen Gefallen gefunden hatte. Aus diesem Grund rief Ernst Röhm bei der SS und SA am 04. März 1933 die «Disziplin und Treue» als Säulen der Sturmabteilung ins Gedächtnis.

Nach der Reichstagswahl vom 05. März 1933 verschaffte der «Kampf gegen den Marxismus» den optimalen Beweggrund, um politische Widersacher zu bekämpfen und die Gleichschaltung von Staat und Gesellschaft anzugehen. Aus der Machtergreifung resultierte die sogenannte nationalsozialistische „Revolution“[8]. SS- und SA-Einheiten erstürmtem Rathäuser, Zeitungsverlage, Parteidienststellen, Verbandsbüros, bestanden auf die Freilassung von nationalsozialistischen Strafgefangenen, inhaftierten die Gegnerschaft und folterten sie. In kleineren Stößen setzte die SA ihre Aktionen gegen die betroffenen Gruppen durch und führte durch die Aktivierung des «Volkszorns» Maßnahmen durch, die nachträglich von der NS-Regierung für legitim befunden wurden.

Im März 1933 schaffte man die Landesvertretungen ab, die nicht von den Nationalsozialisten regiert wurden. Die SA und andere NS-Gefolgsmänner sorgten mit Ausschreitungen, Aufständen und Demonstrationen für die notwendige Unruhe, sodass die NS-Regierung die Veranlassung hatte, Reichskommissare in die Länder zu schicken, um geordnete Zustände und Ruhe zu schaffen. Weiterhin standen die Maßnahmen gegen die Sozialdemokraten auf dem Programm der SA. Sie belagerten die Dienststellen und Verlage, verprügelten und deportierten SPD-Mitglieder, zerschlugen Mobiliar, erbeuteten die Dokumente der Archive. Beendet wurden diese Maßnahmen am 10. Mai 1933 mit der Enteignung sämtlicher Güter, die im Besitz der Partei waren. Darüber hinaus kam es zu Übergriffen auf Gewerkschaftshäuser. Mit diesen Angriffen erprobte die SA, wie groß der Protest der Gewerkschaften sein würde. Die Antwort der Gewerkschaften war die Bereitwilligkeit zur Annäherung. Daher konnte das NS-Regime am 02. Mai 1933 mit Leichtigkeit gegen die Gewerkschaft vorgehen. Erstaunt war die nationalsozialistische Führung allerdings über den Umfang der spontanen Übergriffe auf Juden. Es wurden bereits 1933 unzählige Juden inhaftiert, misshandelt und in Konzentrationslager gebracht oder jüdische Geschäfte geplündert und zerstört. Im Mai und Juni 1933 richteten sich die Maßnahmen der SA schließlich gegen die Gefolgsleute der DNVP und von Stahlhelm. Alles in allem behandelte man sie besser als beispielsweise die Sozialdemokraten, allerdings folgten ebenso gewalttätige Übergriffe. Ende Juni 1933 kam es zur endgültigen Niederschlagung der Deutschnationalen Volkspartei, nachdem die Gewalttaten die öffentlichen Auftritte bereits nahezu unmöglich machten. Der Stahlhelm wurde am 21. Juli 1933 gedrängt, sich der SA unterzuordnen und währenddessen wurden die Institution der Deutschnationalen «Kampfring der monarchistischen Bewegung Deutschlands» von Polizisten gestürmt.

Die Reihenfolge der bekämpften Gegnerschaft der SA war nicht ausschließlich nach der Strategie der nationalsozialistischen Machtergreifung ausgerichtet, sondern ergab sich aus den Feindbildern, die in den Köpfen der SA-Männer seit Jahren schon errichtet waren. Für die Terrormaßnahmen der SA brauchte es keine Lenkung seitens NS-Regierung, da es bei der Frage nach den Feinden keine Unstimmigkeiten gab. Die Regierung konnte daher die SA frei agieren lassen und „griff gelegentlich korrigierend ein“[9]. Die unkalkulierbaren, unabsehbaren Methoden der SA gestalteten eine Umgebung der Angst, die jede öffentliche Kritik gegen die NS-Regierung beschwerlich machte. Die Nationalsozialisten beabsichtigten Schlüsselfiguren der Gegnerschaft zu isolieren und sie unter die Kontrolle der SS und SA zu bringen, um ihnen zu verdeutlichen, wie zwecklos ihr Widerstand sei und ihren Willen zu brechen. Die Inhaftierungen der SS und SA ordneten sich demnach neben die «Schutzhaft» der Polizei ein, die gegen unzählige Personen im Zusammenhang mit dem Ergreifen von Regimegegnern angeordnet wurden. Es ist anzunehmen, dass mehr als 100 000 Personen inhaftiert wurden. Die Schätzung für die ermordeten Häftlinge liegt bei 500-600 Personen. Diese vermutlich zu niedrige Anzahl ist zweifelhaft, jedoch fehlt bisher eine Aufführung der Opfer der «Machtergreifung». Die verhafteten Personen wurden anfangs gewaltsam in die SA-Heime und SA-Lokale geschafft, die sich nun zu buchstäblichen Folterkammern umformten. Eine Vielzahl von Dienstgebäuden der Gegnerschaft wurde auf die selbe Weise umfunktioniert. Für Berlin vermutet man mehr als 100 jener SA-Folterstätten.

In allen größeren Städten errichte die SA die ersten Terrorstandorte und auf dem Land postierten sie fliegende Kommandos. Seit dem Frühjahr 1933 war das Konzentrationslager für die SA zusätzlich zu den spontanen Gewaltakten, ein anhaltender, für die Bevölkerung abgeschirmter Ort des Terrors. Die SA operierte somit wie die Polizei, die NS-Führung und die SS zu dieser Zeit.

Es wäre allerdings ein Irrtum zu glauben, die Terrormaßnahmen der SA seien nur eine systematische Bekämpfung der Gegnerschaft des Nationalsozialismus gewesen. Die Gewaltaktionen während der Machtergreifung waren nicht ausschließlich eine Methode, um politische Gegner zu beeinflussen und auszuschalten, sondern ein Ergebnis der unterdrückten Gewalt und Frustration der SA-Männer. Die SA, mit mehreren Hunderttausend Mitgliedern, vor allem enttäuschte, arbeitslose Jugendliche mit einer hohen Gewaltbereitschaft, die zu Raufbolden erzogen wurden, hatte monatelang den Freibrief der Regierung, um sich ungezügelt mit ihren Aggressionen auszutoben.

[...]


[1] Vgl. Longerich; 1989: S.7.

[2] Benz, Graml, Weiß; 1997: S.752.

[3] Vgl. in Münchener Polizeiberichte Aussagen von SA-Führern (Appell eines SA-Sturms vom 03.02.1932 und eines Sturmbanns vom 11.09.1931: SAM, PolDir.6810.

[4] Reichsgesetzblatt I; 1933, 06.02 1933.

[5] Vgl. Sauer; 1960: S.864 f.

[6] Vgl. Sauer; 1960: S.866.

[7] Reichsgesetzblatt I; 1933, 28.02.1933.

[8] Vgl. Sauer; 1960. Bessel; 1984. Fischer; 1983.

[9] Longerich; 1989: S.172.

Final del extracto de 20 páginas

Detalles

Título
Die NS-Sturmabteilung (SA). Entstehung, Ausbreitung und Niedergang
Universidad
University of Frankfurt (Main)
Calificación
1,7
Autor
Año
2012
Páginas
20
No. de catálogo
V353029
ISBN (Ebook)
9783668391659
ISBN (Libro)
9783668391666
Tamaño de fichero
649 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
SA, Sturmabteilung, Nationalsozialismus
Citar trabajo
Antje Karger (Autor), 2012, Die NS-Sturmabteilung (SA). Entstehung, Ausbreitung und Niedergang, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/353029

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