Einsatzmöglichkeiten der Software 'Cubase Education' im Musikunterricht der Hauptschule - dargestellt an verschiedenen Unterrichtssequenzen in den Lerngruppen 5b, MKB9 und Band-AG


Examination Thesis, 2005

74 Pages, Grade: 1.0


Excerpt


Gliederung

1. Einleitung
1.1. Problemumriss
1.2. Begründung der Themenwahl
1.3. Fragestellung und Eingrenzung

2. Theoretischer Hintergrund
2.1. Begriffsklärung
2.2. Fachdidaktischer Hintergrund zum Thema Computer im Musikunterricht
2.3. Klassifikationen von Musikanwendungen
2.4. Musikpädagogische Einsatzmöglichkeiten des Programms „ Cubase Education
2.4.1. Das Programm Cubase Education
2.4.2. Die Möglichkeiten für den Musikunterricht
2.5. Technische Vorraussetzungen für den Einsatz in der Schule

3. Unterrichtspraktische Umsetzung
3.1. „Differences“: Einsatz des Programms zur Rezeption
3.1.1. Unterrichtszusammenhang
3.1.2. Lernziele der Stunde:
3.1.3. Situationsanalyse
3.1.4. Sachanalyse
3.1.5. Didaktische Vorüberlegungen
3.1.6. Methodische Überlegungen
3.1.7. Methodisch didaktische Überlegungen zum Einsatz des Programms
3.1.8. Reflexion
3.2. Überblick über Einsatzmöglichkeiten des Programms zur Reproduktion
3.2.1. „Here we are!“ Einsatz von Cubase Education in der Band AG
3.2.2. Reflexion
3.2.3. Weitere Einsatzmöglichkeiten
3.3. „Here we are! The Remix“ Einsatzes des Programms zur Produktion:
3.3.1. Unterrichtszusammenhang
3.3.2. Lernziele der Stunde
3.3.3. Situationsanalyse
3.3.4. Sachanalyse
3.3.5. Didaktische Vorüberlegungen
3.3.6. Methodische Vorüberlegungen
3.3.7. Didaktisch-methodische Überlegungen zum Einsatz des Programms Cubase Education:
3.3.8. Reflexion der Stunde

4. Gesamtreflexion
4.1. Ergebnisse der Arbeit
4.2. Ökonomie und Effizienz von Cubase Education als Medium im Musikunterricht an der Hauptschule
4.3. Fazit

5. Literaturangaben

6. Anhang

1. Einleitung

1.1. Problemumriss

„Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.“

Traditionell

Gehört der Computer in den Musikunterricht an der Hauptschule? Und wenn ja, warum?

Die Möglichkeiten des Computereinsatzes sind inzwischen sehr vielfältig. Mit jedem Programm und in jedem Unterrichtszusammenhang eröffnen sich andere Möglichkeiten für den Unterricht. Die Vielfalt der Programme, die für den Musikbereich zur Verfügung stehen, ist verwirrend. Welches Programm kann was? Wie kann man welches Programm am besten nutzen? Hinzu kommt die Tatsache, dass kommerzielle Musiksoftware (ob nun für den Schulunterricht oder für den Freizeit- oder professionellen Bereich entworfen) meist recht teuer sind und der Etat des Musikbereichs natürlich begrenzt ist. Es ist daher wichtig, die Möglichkeiten und Grenzen eines Programms zu kennen und abzuwägen, ob sich die Anschaffung lohnt.

In dieser Arbeit soll daher ein Computerprogramm daraufhin überprüft werden, ob und wie es im Musikunterricht an der Hauptschule sinnvoll eingesetzt werden kann. Das Programm um das es geht, heißt Cubase Education.

1.2. Begründung der Themenwahl

Meine persönlichen Erfahrungen mit dem Programm Cubase gehen weit zurück. Seit meinem 12. Lebensjahr arbeite ich damit. Experimentierend nutzte ich die recht intuitive Bedienung des Programms zu ersten Aufnahmen und Improvisationen, machte mich immer mehr mit den Möglichkeiten des Programms vertraut und lernte durch die Arbeit mit Cubase das Komponieren und Improvisieren. Ich konnte durch das Programm musikalisch viel lernen und hatte oft Spaß dabei. Daher interessiert mich persönlich die Frage, ob und inwiefern auch Hauptschüler und Hauptschülerinnen durch das Programm motiviert werden und mit ihm beim Musikmachen und Musiklernen unterstützt werden können.

Als Musiklehrer ist man oft auf der Suche nach Medien, die den Musikunterricht bereichern, den Schülern und Schülerinnen beim Lernen helfen und Themen interessanter machen. Die Tatsache, dass immer mehr Schulen im Rahmen von Projekten wie „N21“ oder „Schulen ans Netz“ mit Computerräumen gut ausgestattet sind, fordert von uns Musiklehrern die Initiative, Möglichkeiten zu untersuchen, dieses bereitstehende Potential sinnvoll für unser Fach zu nutzen.

In der Tat gibt es bereits viele Programme, die im Bereich Musik Lerninhalte vermitteln und die Schüler zu motivieren vermögen. Viele dieser kommerziellen Programme sind aber für den Unterricht nicht sinnvoll einsetzbar, weil sie zum einen zu stark auf einen Lernbereich beschränkt und zum anderen schlichtweg zu teuer für normal ausgestattete Hauptschulen sind.

Betrachtet man vor diesem Hintergrund die Werbung für das Programm Cubase Education, so erscheint es nahezu als „Allroundtalent“. So wirbt etwa der Mildenberger Verlag, in dessen Schulbuch Rondo 9/10 die Arbeit mit Cubase Education fest verankert ist:

„Mit Cubase Education kann man Sachverhalte klären und diese anschaulich und an"hör"lich machen. (…)

Mit Cubase Education kann die Kreativität und Eigentätigkeit gefördert werden (…)

Mit Cubase Education können musikalische Inhalte geübt werden (…)

Mit Cubase Education kann man die Schüler für den aktiven Musikunterricht motivieren (…)

Mit Cubase Education können auch außermusikalische Unterrichtseinheiten erarbeitet werden (…)“

(SCHLEGEL 2004, Cubase Education)

Ein einziges Programm, das in so vielen Bereichen des Musikunterrichts sinnvoll einsetzbar scheint, das zudem, kostenfrei erhältlich ist, und für das bereits in einem Lehrwerk verschiedene Unterrichtentwürfe vorliegen, scheint geradezu ideal für den Musikunterricht zu sein. Oder sind dies doch nur leere Versprechungen? Zumindest erscheint es unbedingt notwendig, diesem „geschenkten Gaul“ sehr intensiv ins Maul zu schauen.

1.3. Fragestellung und Eingrenzung

Ziel dieser Arbeit ist es, Einsatzmöglichkeiten des Programms Cubase Education im Musikunterricht der Hauptschule darzustellen und im regulären Unterricht selbst zu erproben.

Es erscheint mir wichtig, zu betonen, dass das Programm hierbei vordergründig als Medium und weniger selbst als Unterrichtsgegenstand betrachtet werden soll. Es soll nicht darum gehen, eine Unterrichtseinheit zum Programm Cubase Education zu planen und die Schüler so lange damit arbeiten zu lassen, bis sie Methodenkompetenz im Umgang mit diesem Arbeitsmittel des Musikunterrichts erlangen. Der normale Unterricht soll nicht durch Musikunterricht am Computer ersetzt, sondern durch den Computer sinnvoll ergänzt werden.

Die Kernfragen, die ich stelle lauten: Gibt es Möglichkeiten, das Programm Cubase Education sinnvoll im regulären Musikunterricht der Hauptschule einzusetzen? Hilft es den Schülerinnen und Schülern, den Unterrichtsstoff besser zu bearbeiten oder zu verstehen? Eröffnet es neue Möglichkeiten, Unterrichtsstoff zu vermitteln?

In verschiedenen Klassenstufen sollen daher im Rahmen der regulären Unterrichtseinheiten einzelne Aspekte des jeweiligen Themas am Computer erarbeitet werden.

Unter Punkt 2 wird das Thema „Computer im Musikunterricht“ zunächst aus theoretischer Sicht erörtert, wobei vom Allgemeinen zum Speziellen vorgegangen wird. Nach Klärung der verwendeten Begriffe unter Punkt 2.1 wird unter Punkt 2.2 der Stand der aktuellen Diskussion zum Thema Computer im Musikunterricht dargestellt. Nachdem in diesem Punkt allgemein die Möglichkeiten und Gefahren von Computern im Musikunterricht dargestellt wurden, wird unter Punkt 2.3 der Blick genauer auf die verschiedenen zur Verfügung stehenden Programmtypen gerichtet, um schließlich unter Punkt 2.4 einen sehr genauen Blick auf das Programm Cubase Education zu werfen. Das Kapitel abschließend, werden die notwendigen Vorrausetzungen dargestellt, die gegeben sein müssen, um Cubase Education für den Unterricht nutzen zu können.

werden die genauen Vorraussetzungen in der Schule dargestellt, die gegeben sein müssen, um Cubase Education für den Unterricht zu nutzen.

Nachdem das Thema auf diese Weise theoretisch betrachtet wurde, sollen Unter Punkt 3 drei Möglichkeiten der Einbindung des Programms in den regulären Unterricht in drei verschiedenen Lerngruppen dargestellt werden.

Anhand der Ergebnisse dieser Unterrichtsexperimente und der theoretischen Analyse des Programms folgt unter Punkt 4 abschließend eine Gesamtreflexion.

2. Theoretischer Hintergrund

„Alles, was man pädagogisch erreichen will, erreicht man besser ohne den Computer. Alles was man pädagogisch vermeiden will, vermeidet man besser ohne ihn. Alle Dummheiten, die Schule macht, macht sie mit ihm verstärkt.“

(Hartmut v. Hentig 1993, Die Schule neu denken)

2.1. Begriffsklärung

Es wurde betont, dass in der vorliegenden Arbeit der Computer und Cubase Education nicht selbst als zentraler Unterrichtsgegenstand, sondern vorrangig als Medium des Musikunterrichts betrachtet werden sollen. Im Folgenden soll daher kurz der Begriff „Medium“, geklärt werden.

Der Begriff Medium im Allgemeinen ist sehr umfassend und vieldeutig. Die Definition des Dudens, Medium als „Mittler“ (WERMKE 2000, 640) lässt die Bedeutung noch sehr offen. Auerswald kommt nach genauer Betrachtung zu dem Schluss, das Wort „Medium“ sei „zum einen (...) in seinen Bedeutungsinhalten vielschichtig und abhängig von den jeweiligen sprachlichen und situativen Kontexten, in denen es benutzt wird, zum anderen ist als ein grundlegender Bedeutungsinhalt ’Mittel’ festzustellen, der in allen Begriffsbestimmungen enthalten ist. Im weitesten Sinn kann auch von ’Vermittler ’ gesprochen werden“ (AUERSWALD 2000, 17).

Da es in dieser Arbeit jedoch um die Anwendung des Computers im Unterricht geht, ist es notwendig, diese noch sehr allumfassende Definition auf den unterrichtlichen Bereich zu beschränken. Was jedoch ein Unterrichtsmedium ist, darüber herrscht in der Literatur eher Uneinigkeit. Fröhlich spricht im Hinblick auf Definitionsversuche für „Unterrichtsmedien“ sogar von einer „babylonischen Sprachverwirrung“ (FRÖHLICH 1977, 4). Schon Weyer stellt die große Vielfalt an Bezeichnungen für Unterrichtsmedien fest: „Da ist die Rede von Lehr und Lernmitteln, Lehr und Lernwerkzeugen, Lernmaterialien, Arbeitsmitteln, Selbstbildungsmitteln, Übungsmitteln, Schulhilfsmitteln, audio-visuellen Bildungsmitteln, Unterrichtshilfen, Unterrichtsmittlern, Unterrichtsmaterialien, didaktischen Apparaten, didaktischen Mittlern, Erarbeitungsmittlern, Anschauungsmittlern, didaktischem Handwerkszeug, Medien, technischen Medien, apparativen Unterrichtshilfen“ (WEYER 1989, 13). Weiterhin stellt er fest, dass diese vielen Bezeichnungen nicht zur Differenzierung dienen und klar voneinander abgegrenzt sind, sondern eine „erstaunliche Uneinheitlichkeit im Umgang mit ihnen“ (WEYER 1989, 14) herrscht. Auerswald vermutet, dass diese vielfältigen Ansätze der Benennung und Einteilung von Medien auf den „unterschiedlichen pädagogischen Konzepten, Klassifizierungsgrundlagen und individuellen Ausrichtungen der Wissenschaftler“ (AUERSWALD 2000, 20) basieren.

Im Folgenden werden Medien nach Boeckmanns Definition als „alle Objekte, aus denen Informationen für den im Unterricht angestrebten Lernprozess entnommen werden sollen“ verstanden (BOECKMANN 1981, 40). Diese Definition ist sehr umfassend, da Boeckmann zudem unter Informationen alles versteht, was eine Funktion für den angestrebten Lernprozess hat, also nicht nur Mitteilungen über den Lerngegenstand, sondern auch Rückmeldungen oder Motivation oder Stoffvermittlung (Vgl. BOECKMANN 1981, 45).

Deutlich wird bei dieser Definition auch die Intentionalität des Unterrichtsgeschehens durch die Formulierung „entnommen werden sollen “. Ritter fasst diesen Punkt auf und bezieht ihn direkt auf den Computer: „Zum Unterrichtsmedium wird (...) ein Objekt also erst dann, wenn es „Informationen“ für das Lehr- und Lerngeschehen bereitstellen kann. Somit ist etwa der Computer als Gerät (Hardware) noch kein Medium; erst die über ihn vermittelten Informationen (Software) für den Unterrichtsprozeß machen ihn zu einem solchen – es sei denn, die Hardware selbst wäre der „Gegenstand“ des Unterrichts“. (RITTER 1995, 65).

Kocka hingegen hebt hervor, dass der Computer nicht nur zur Vermittlung von Informationen sondern auch als Mittel zum Lösen von Aufgaben, wie auch zur Vorbereitung des Unterrichts oder zum selbstständigen Arbeiten der Schüler genutzt werden kann. Er nutzt daher den Begriff „Arbeitsmittel“ (KOCKA 1993. 22) In diesem Sinne nimmt der Computer eine Sonderstellung unter den Medien ein, weil er sowohl als Arbeitsmittel als auch als Informationsvermittler eingesetzt werden kann

Sowohl in der allgemeinen Definition nach Auerswald als auch in der engeren Definition nach Boeckmann ist ein Medium ein „Mittel zum Zweck“, wobei Kocka deutlich macht, dass dieser „Zweck“ mehr als reine Informationsvermittlung sein kann. In dieser Arbeit soll das Programm Cubase Education als Medium in diesem Sinne, also als „Mittel zum Zweck“, eingesetzt werden.

2.2. Fachdidaktischer Hintergrundzum Thema Computer im Musikunterricht

Eine konkrete Didaktik des Musikunterrichts mit dem Computer, vergleichbar etwa mit einer Lied-Didaktik, existiert bisher noch nicht.

In der Fachliteratur wurde das Thema Computer im Musikunterricht der Hauptschule noch kaum behandelt. Noch sind es meist einzelne Lehrerinnen und Lehrer, die versuchen, den Computer in den Musikunterricht einzubinden und ihre Erfahrungen veröffentlichen.

Zwei Bücher sollen hier besonders erwähnt werden. In dem Buch „Computer und handlungsorientierter Unterricht“ nimmt sich Mischa Ritter (RITTER 1995) allgemein und aus fremdsprachendidaktischer Sichtweise dem neuen Medium an. Für den Musikbereich ist die Hauptliteraturquelle Auerswalds Buch „Der Computer im handlungsorientierten Musikunterricht“ (AUERSWALD 2000), welches direkt auf den Musikunterricht bezogen, und auch noch recht aktuell ist.

Neben diesen beiden wichtigsten Büchern gibt es in Fachzeitschriften wie „Praxis des Musik-unterichts“ oder „Musik und Bildung“ Einzelbeiträge zu dem Thema. In diesen Artikeln stehen jedoch oft eher unterrichtspraktische Aspekte im Zentrum der Betrachtungen (wie etwa: „Welchen Computer sollte man für den Musikraum anschaffen?“ oder „Wie kann das Programm Magix Music Maker im Unterricht eingesetzt werden?“). Inzwischen gibt es sogar eine Zeitschriftenreihe: „Computer und Musikunterricht“, die vierteljährlich erscheint und sich ausschließlich sich mit der Thematik beschäftigt. Ältere Veröffentlichungen zum Thema Computer im Musikunterricht, wie etwa Kockas „Computer – ein neues Arbeitsmittel für Musiklehrer“ (KOCKA 1993) haben aufgrund der rasanten Entwicklung im Bereich der Computertechnik nur noch eine sehr begrenzte Aussagekraft.

Vor der Frage, ob und wie man den Computer im Musikunterricht einsetzen kann, steht aber zuerst die Frage, ob man es überhaupt sollte. Zu dieser Frage sind viele, teilweise auch argumentativ sehr stichhaltige Meinungen in verschiedenen Artikeln und Büchern zu finden.

Noch 1987 begründete von Hentig begründet sein striktes „Nein!“ zum Computer in der Schule (vgl. Eingangszitat Punkt 2) mit der für ihn deutlichen Gefahr, dass die medialisierte Erfahrung die direkte und unmittelbare Erfahrung bis hin zum Verschwinden der Wirklichkeit auslösche. (vgl v. Hentig 1993, 60). Er schreibt: „In einer Welt, in der ursprüngliche Erfahrung immer knapper wird, in einer Welt, in der es gilt, den Menschen gegen das überwältigende Aggregat der Sachen zu ermutigen, in einer Gehäusewelt, die sich nicht mehr selbst erklärt, hole ich ihn [den Computer] nicht ohne Not ins Klassenzimmer“ (HENTIG 1987, 40). Besonders im Bereich der Musik, wo Erfahrungen aus erster Hand, wie Konzerte oder Opernaufführungen von heutigen Schülern kaum noch wahrgenommen werden, lässt sich dieses Argument nicht von der Hand weisen.

Hentig geht sogar noch weiter und fordert die „Verlangsamung des Fortschritts“ (HENTIG 1987, S. 133). Seine Forderung, den Einzug des Computers in der Schule künstlich aufhalten zu wollen (vgl. HENTIG 1987, 46) bezeichnet Austermann jedoch als „Weltfremd und [eine] moralisierende Bewahrpädagogik“ (AUSTERMANN 1987, 1037)

Inzwischen stellen viele Autoren Hentigs Forderungen das Argument entgegen, dass der Computer längst schon nicht mehr nur ein Medium, welches die Welt zeigt, sondern selbst inzwischen „Teil der Lebenswirklichkeit unserer Schüler und damit auch unmittelbare und kommunizierbare Erfahrung“ (NIMCZIK 1998, 4) geworden ist. Der Computer nimmt heute einen wichtigen Stellenwert im Leben vieler Kinder ein. Dieses Stück Lebenswirklichkeit nicht in den Unterricht zu integrieren, sei absurd: „Als verantwortliche Erzieherinnen und Erzieher dürfen wir uns den Entwicklungen der Zeit nicht verschließen. Der Computer hat sich in unserer Gesellschaft in solchem Umfang durchgesetzt, dass die Frage nach dem schulischen Einsatz geradezu anachronistisch wäre.“ (DANKSIN, 2001, 7) . Bedenkt man, wie intensiv heutige Musikproduktionen vom Einsatz des Computers und in vielen Studios inzwischen auch von Programmen wie Cubase geprägt sind, wird deutlich, dass nicht nur in der Lebenswirklichkeit der Kinder, sondern auch im aktuellen Musikgeschehen Computer inzwischen weit mehr sind als nur „Wirklichkeit aus zweiter Hand“.

Eine anderes Problem des Computers im Unterricht nennt Eurich: Er sieht die Gefahr, dass die Schüler durch den Computer zu Passivität verleitet werden: „Wie beim Fernsehen so gilt auch beim Computer: Die Zeit, die Kinder vor dem Bildschirm verbringen, spielen sie nicht und setzen sich nicht mit natürlichen Bewegungen und der natürlichen Umwelt auseinander“ (EURICH 1985, 73 in RITTER 1995, 36). Diesem Argument kann entgegengehalten werden, dass die Gleichsetzung von Fernseher und Computer unangemessen ist. Ritter zeigt auf, dass Kinder am Computer sehr wohl intensiv spielen, aktiv werden und handelnd lernen können (vgl. RITTER 1995, 36).

Nimcik sieht im Computer sowohl Chance als auch Gefahr. Einerseits ermöglicht der Computer das individualisierte interaktive Lernen, weil sich heutige Programme an unterschiedlichste Lernniveaus anpassen können, sowie direkte Rückmeldungen an den Benutzer geben können. Nimczik macht auf gleichzeitig auf die Gefahr der Vereinzelung durch den Computer, nennt aber auch eine Lösung: „[Das Gelernte] muss sich im Gegenüber mit anderen Lernern, d.h. im lebendigen Gespräch bewähren und auf die Sozialität bezogen sein.“ (NIMCZIK 1998, 4). Die Möglichkeiten die durch das gemeinsame Lernen am Computer entstehen seien größer, als die des individualisierten Lernens, besonders auf dem Gebiet der Kreativität: „Gerade gemeinsamer Kreativität wohnt eine generative Kraft inne, die in spontaner und nicht vorhersehbarer Weise dazu führt, auf neue und auch ungewöhnliche Gestaltungsmöglichkeiten zu stoßen“. (NIMCZIK 1998, 5).

Dass der Computer im Musikunterricht eingesetzt werden sollte, darin sind sich die Autoren in den meisten neueren Veröffentlichungen einig (vgl. z.B. NIMCZIK 1998, 4; DANKSIN 2001, 7). Schon 1993 erkannte Kocka, dass „weder die Schule noch die Musikpädagogik der Herausforderung durch die sog. Neuen Technologien ausweichen können. Versuchen sie es aber doch, so laufen sie Gefahr den Anschluss an die Schüler einmal mehr zu verlieren“ (KOCKA 1993, 129)

Ob der Computer eingesetzt werden soll, scheint nicht die Frage zu sein, sondern wie. In diesem Hinblick wird oft gleichzeitig vor einer „vorbehaltlosen Begeisterung ohne Rückversicherung vor Nebenwirkungen und Folgen“ gewarnt, die ebenso fehl am Platze sei, wie die „Skepsis und das blinde Ablehnen ohne Abwägen der Chancen und Möglichkeiten“ (NIMCZIK 1989, 3). Es macht genauso wenig Sinn, gänzlich auf dieses neue Medium zu verzichten, als gleich den ganzen Unterricht auf den Computer auszurichten. Dieser Argumentation folgend, schließt Nimcik, dass „computerbezogene Lehr- und Lernweisen nur eine Möglichkeit musikunterrichtlicher Arbeit unter vielen anderen darstellen. Die Arbeit mit dem Computer sollte daher eingebunden sein in ein breites Feld musikpädagogischer Methoden, in dem die unterschiedlichen Zugangsweisen wie aktives Singen, Bewegen, Spielen etc. gleichermaßen genutzt werden.“ (NIMCZIK 1989, 3). Der Musikunterricht darf nicht durch die Arbeit am Computer ersetzt werden, sondern muss durch ihn ergänzt werden (vgl. auch JOSWOWITZ 2003, 7). Folgerichtig ist die Frage, die wir Lehrer uns stellen müssen nicht, „Wie soll ich in meinen wenigen Musikstunden denn nun auch noch den <<Musikunterricht am Computer>> einbauen?“, sondern „Wie kann mich der Computer in meiner musikpädagogischen Arbeit unterstützen?“ (DANKSIN 2001, 7).

Vielen Autoren fallen gleich mehrere Möglichkeiten ein, wie der Computer sinnvoll den Musikunterricht ergänzen kann:

Wiedemann sieht die Möglichkeit, durch den Einsatz des Computers im Musikunterricht die Rolle des Lehrers anders wahrzunehmen: “An die Stelle gesteuerter Lehr- und Lernprozesse traten Lernberatung und Lernbegleitung, das Miteinander und Voneinander-Lernen“ (WIEDMANN 1998, 25). In dem Unterrichtsbeispiel auf das er sich hierbei bezieht, arbeiten Schülerinnen und Schüler an mehreren Computern selbstständig an einem Problem, was dem Lehrer diese Rolle ermöglicht.

Auerswald lobt die Möglichkeiten der Multimedialität des Computers durch die Lerner auf mehreren Lernkanälen angesprochen werden. „Das, was bisher unterschiedlichste Medien präsentieren mussten – Buch, Film Tonband, Bild – kann nun von einem Medium präsentiert werden“. (AUERSWALD 2000, 43). Die Vorerfahrungen, die viele Schüler inzwischen im Umgang mit dem Computer haben, können durch den Einsatz in der Schule ernst genommen und genutzt werden.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Computer sowohl Chancen als auch Gefahren für den Musikunterricht bieten kann. Wie bei jedem Medium kommt es darauf an, wie er eingesetzt wird.

Das Hauptproblem mit generalisierenden Positionen wie der von von Hentig oder von Eurich, bringt Euler auf den Punkt, der von einer „situationsinvarianten Medienanalyse“ spricht, „die von einer weitgehenden Differenzierung nach den über das Medium transportierten Inhalten absehe“ (vgl. EULER 1983, 2 zit. in RITTER 1995, 35 ). Es wird deutlich, dass beim Computer, der unbegrenzt viele Inhalte auf unterschiedlichste Art und Weise darstellen kann, keine allgemeine Aussage über die Sinnhaftigkeit des Mediums Computer im Musikunterricht getroffen werden kann. Erst, wenn man den Blick konkret auf die durch den Computer vermittelten Inhalte und die diese vermittelnden Computeranwendungen richtet, kann genauer analysiert werden, ob sie für den Musikunterricht angemessen, hilfreich oder überflüssig sind.

Im folgenden Teil sollen daher die Programme, die im Musikunterricht eingesetzt werden können, einer genaueren Betrachtung unterzogen werden.

2.3. Klassifikationen von Musikanwendungen

Was kann alles mit dem Computer im Musikunterricht erreicht werden? Danksin erstellte folgende Liste:

„Der Computer dient zum Recherchieren im Internet, als interaktives Medium zum Lernen, als methodisches Hilfsmittel zur Vermittlung von musikalischen Sachverhalten, als Midi-Produktionszentrum, als Gerät für Audioaufnahmen, als komplette Arrangiermaschine, zum Digitalisieren und Nachbearbeiten von Audioaufnahmen, als Hilfsmittel bei einer CD-Produktion, als Werkzeug beim Erstellen eines multimedialen Gesamtkunstwerkes, zur multimedialen Präsentation“ (DANKSIN, 2001 11-12).

Eine eindrucksvolle Liste, die, obwohl nur wenige Jahre alt, bereits veraltet ist. Eine Aufführung, was mit Computern heute möglich ist, ginge noch wesentlich weiter. Wie aber bereits unter Punkt 2.2 dargestellt, hängen die Einsatzmöglichkeiten des Computers immer vom jeweiligen verwendeten Programm ab.

Um in dieser Vielfalt von Anwendungsmöglichkeiten einen Überblick zu behalten macht es Sinn, Musikanwendungen nach ihren Möglichkeiten oder nach ihren Zielen zu sortieren, um sich einen Überblick zu verschaffen. Den Versuch einer solchen Kategorisierung macht Ritter. Er unterteilt Programme in tutorielle Programme, Computer-Lernspiele und -Simulationen und Werkzeugprogramme. (vgl. RITTER 1995, 102 – 177). Auerswald greift diese Einteilung auf, und ergänzt sie um die multimedialen Informationsprogramme. Außerdem macht er den Versuch, diese vier Oberkategorien von Programmen jeweils einem konkreten musikdidaktischen Ziel zuzuordnen: Informieren über Musik, Bearbeiten von Musik, Spielen sowie Lehren und trainieren (vgl. Auerswald 2000, 35-45). Im Folgenden sollen diese vier Hauptkategorien von Musiksoftware genauer betrachtet werden.

Tutorielle Programme

... Mischa wusste, dass er die Aufgabe eigentlich hätte lösen können. Der sprechende Violinenschlüssel hatte ihm doch gerade erklärt, welche Note die Halbe und welche die Ganze war. Trotzdem wusste er jetzt nicht weiter und der Violinenschlüssel wartete auf die Antwort. Zum Glück gab es noch den immer bereitstehenden Papagei. Auf den klickte er jetzt. „Brauchst Du Hilfe?“ krächzte der Papgei und erklärte Mischa die Aufgabe noch einmal.

Bei tutoriellen Programmen übernimmt der Computer (genauer, das Programm) die Rolle eines „elektronischen Lehrers“ (vgl. RITTER 1995, 107), der Informationen bereitstellt und vom Lerner wieder abfragt, sowie die Antworten überprüft. Je nach Komplexität des Programms reichen die Reaktionen auf die Antworten über ein einfaches richtig-falsch-Feedback, bis hin zu genauer Antwortanalyse und entsprechend differenzierter Reaktion des „Tutors“. Neuere Programme ermitteln sogar das Lerntempo der Nutzer selbstständig. Aufgrund der so gesammelten Daten ist es möglich, die Schwierigkeit der Aufgaben und das Lerntempo genau auf den jeweiligen Nutzer abzustimmen und sehr individuelleres Lernen zu ermöglichen.

Auerswald, der die tutoriellen Programme unter dem weiter gefassten Begriff „Lehr- und Lernprogramme“ (vgl. AUERSWALD, 2000 43- 44) unterordnet, sieht große Vorteile in den multimedialen Möglichkeiten dieser Programme. Nach Auerswald erfüllt diese Gruppe von Programmen die Hauptfunktion „lehren und trainieren“. An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass die eindeutige Zuordnung zu einer bestimmten Funktion bei heutigen Programmen immer weniger möglich ist. Auch Auerswald schränkt die Eindeutigkeit der Zuordnung ein, da neuere Programme immer komplexer und aufgrund ihrer vielfältigen Möglichkeiten weniger eindeutig zuordenbar sind. (vgl. AUERSWALD 2000, 43)

Computer-Lernspiele und Simulationen

Der Rebellenpilot Mischa flog eine enge Rechtskurve, indem er gleichzeitig die Tasten d und w drückte. Dann schaltete er den Autopiloten mit Shift und A ein und visierte gleichzeitig mit der von der rechten Hand geführten Maus den Tie-Fighter an. Alle Tastenkombinationen hatte er innerhalb weniger Stunden gelernt, war jetzt professioneller Pilot eines virtuellen X-Wing (von dem er alle 32 Einzelteile kennt) und kannte sich bestens mit den aktuellen Preisen für Ersatzteile auf 7 verschiedenen Planeten aus.

Als Lehrer staunen wir oft vor den Massen an Wissen und Fingerfertigkeiten, die sich Schülerinnen und Schüler bei Computerspielen, wie z.B das eben beschriebene X-Wing vs Tie-Fighter von Lukasarts, aneignen. Wie schön wäre es doch, wenn auch unterrichtliche Inhalte so spielerisch vermittelt werden könnten und von den Schülerinnen und Schülern mit ähnlicher Begeisterung und Konzentration aufgenommen würden.

Es verwundert daher nicht, dass sich die so genannte „Edutainmentsoftware“ entwickelte, bei der Lerninhalte in einem spielerischen Kontext dargeboten werden. Auch hier gibt es bei einigen Programmen einen Tutor, der hilft und erklärt. Bei anderen Programmen muss hingegen alles von den Benutzern selbst entdeckt werden. Durch den spielerischen Charakter dieser Programme wirken sie sehr motivierend. Die immer weiter fortschreitenden Verbesserungen auf dem Gebiet der Speicher-, Sound- und Graphikfähigkeiten heutiger Computer sorgen beim Lernen für echten Spielspaß.

Das Grundprinzip dieser Programme beruht meist auf Spielspaß, sowie einem Belohnungssystem: Lernerfolge werden durch kurze Videosequenzen, oder die Freigabe von Bonusspielen oder den Fortgang einer in das Spiel eingebauten Geschichte belohnt.

Auerswald ordnet diese Programme der Funktion „Spielen“ zu. Es muss jedoch angemerkt werden, dass die Übergänge zum Bereich „Lehren und Trainieren“ hier fließend sind, da oft auch viel Theoriewissen vermittelt und abgefragt wird.

Werkzeug-Programme

Mischa schob den Schlagzeugrhythmus in die freie Spalte. Gleich ertönte über die Kopfhörer der laute Beat und er holte das Mikrofon. Er klickte auf den roten Aufnahmeknopf und begann zu singen. Noch während er sang, sah er die Wellenmuster der Aufnahme im Computer entstehen. Das klang schon ganz gut. Nur der Teil am Schluss musste weg. Er klickte auf die Wellenform und löschte mit dem Radiergummi den Schluss. Nur noch ein wenig Hall dazu und fertig war der Hit...

Ritter bezeichnet Werkzeugprogramme sehr allgemein als „Plattform verschiedener Hilfsmittel zur Problemlösung am Computer“ (RITTER 1995, 160). Diese Beschreibung umfasst Programme zur Datenverarbeitung, Textverarbeitung, Präsentationssysteme, Notendruckprogramme, Aufnahmeprogramme, Grafikprogramme und noch viel mehr.

Ritters allgemeine und umfassende Betrachtung wird durch Auerswalds genaueren Blick auf den Musikbereich präzisiert. Er definiert Werkzeugprogramme im musikalischen Kontext als „ spezielle Computerprogramme (…), die der Aufnahme, Speicherung, Bearbeitung und Wiedergabe musikspezifischer Daten dienen.“ (AUERSWALD, 2000 37). Im Hinblick auf den Musikunterricht nennt er folgende Untergruppen der Werkzeugprogramme als bedeutsam: Notations- und Sequencerprogramme, Arrangerprogramme und Soundbearbeitungsprogramme. Obwohl diese Unterteilung noch vor wenigen Jahren sinnvoll war, ist die aktuelle Programmgeneration bereits soweit ausgereift, dass viele musikalische Werkzeugprogramme, wie etwa Cubase, Notator oder Capella die Fähigkeiten dieser drei Untergruppen vereinen.

Ritter betont, dass diese Programme für die außerschulische Anwendung konzipiert sind und daher nicht ohne weiteres in den Unterricht übernommen werden können. Er weist aber auch darauf hin, dass es inzwischen zu vielen Werkzeugprogrammen spezielle Schulversionen gibt, die in ihrem Funktionsumfang reduziert, oder um spezielle Hilfsfunktionen erweitert sind (vgl. RITTER 1995 161). Als Beispiel sei hier das Arrangerprogramm „Logic Fun“ oder auch „Cubase Education“ genannt. Solche Programme versuchen den Spagat zu vollbringen, gleichzeitig annähernd die Funktionsfülle der ursprünglichen Werkzeugprogramme zu bieten und dabei trotzdem intuitive und schülergerechte Handhabung zu bieten.

Für den Musikbereich ordnet Auerswald die Werkzeugprogramme recht eindeutig der Funktion „Bearbeiten von Musik“ zu.

Multimediale Informationsprogramme

Wer war Mozart? Und wann lebte er? Was hat der denn so Tolles gemacht? Mischa gab das Stichwort Mozart in die Suche des Programms ein und schon füllte ein langer Text über Mozarts Leben den Bildschirm. Er las ein wenig, betrachtete die Bilder, hörte sich einige Musikbeispiele an und sah einen kurzen Videoausschnitt einer Aufführung der Zauberflöte. Er entdeckte einen Querverweis zu anderen Komponisten klickte auf ihn und tauchte in ein anderes Thema ein.

Auerswald nennt eine weitere Kategorie, die Ritter noch nicht aufzählt, wohl, weil derartige Programme 1993 noch nicht annähernd vorstellbar waren: Die multimedialen Informationsprogramme, denen er die Funktion „Informieren über Musik“ zuordnet. Er beschreibt sie als eine „neue Form von Lexika“ (AUERSWALD 2000, 45). Und genau so funktionieren die meisten von ihnen auch: Auf einer CD-Rom oder DVD lassen sich große Mengen an Informationen im Textformat speichern. Ganze Bände von Brockhaus Lexika etwa finden auf der einzelnen CD „Brockhaus Multimedial“ Platz. Der Benutzer manövriert sich mittels einer Suchfunktion, die oft durch ein Kategoriensystem unterstützt wird, durch die ungeheuren Informationsmassen. Die Texte sind meist ausgiebig mit Bildern, Klangbeispiele und ganzen Videosequenzen illustriert.

Den Vorteil und gleichzeitig die Gefahr solcher Programme fasst Joswowitz in einem Satz zusammen: “Nie war Informationsgewinnung einfacher, nie waren Quellen zahlreicher zugänglich, aber nie war es auch aufwendiger, aus der Informationsfülle Brauchbares herauszufiltern und aufzubereiten.“ (JOSWOWITZ 2003, 35).

Die Darstellung der verschiedenen Programmtypen sollte deutlich machen, dass Computer im Musikunterricht recht vielseitig einsetzbar sind. Sie können eingesetzt werden, um über Musik zu informieren, Musik zu bearbeiten, musikalische Inhalte zu lehren und zu trainieren und um musikalische Inhalte spielerisch zu vermitteln.

Nach dieser Übersicht soll nun ein spezielles Programm, das Programm Cubase Education, einer genaueren Beobachtung unterzogen werden.

2.4. Musikpädagogische Einsatzmöglichkeiten des Programms „ Cubase Education “

Im Folgenden soll das Programm Cubase Education zunächst generell und überblicksartig vorgestellt werden. Nach dieser ersten Betrachtung soll der Blick konkret auf die Ziele des Musikunterrichts gerichtet und das Programm hieran gemessen werden. In dieser zweiten, intensiveren Betrachtung werden auch einige in Fachzeitschriften beschriebene Unterrichtsversuche mit dem Programm kurz dargestellt werden.

2.4.1. Das Programm Cubase Education

Ein Programm wie Cubase umfassend zu beschreiben, ist aufgrund der Funktionsvielfalt des Programms eine recht schwere Aufgabe. Hier kann lediglich ein Kurzüberblick gegeben werden. Weiterführende Informationen zum Programm finden sich in der Veröffentlichung „CUBASE, die Referenz“ von Seite Eins bis Seite Eintausendzweihundertvierundachzig (STEINBERG PRESS 2002).

Bei dem Programm handelt es sich, kurz gesagt, um eine Anwendung zum professionellen Aufnehmen, Wiedergeben, Bearbeiten, und Darstellen von Musik. Es vereint die Möglichkeit des Notendrucks mit Audioaufnahmefähigkeit und entsprechenden Nachbearbeitungsmöglichkeiten.

Die für den Schulgebrauch herausgegebene Version „ Cubase Education “ entspricht bis auf einige Vereinfachungen und Reduzierungen diesem Hauptprogramm.

Aufnahme, Wiedergabe und Bearbeitung:

Über ein an den Computer angeschlossenes Mikrofon (oder andere Eingangsquellen) können Audioaufnahmen in CD Qualität getätigt werden. Die Schallwellen werden hierbei digitalisiert und auf der Festplatte gespeichert (vgl. AUERSWALD 2000, 38 – 39). Es können beliebig viele Audioaufnahmen getätigt und gleichzeitig bis zu acht davon abgespielt werden. Auch während der Aufnahme können die bereits eingespielten Spuren wiedergegeben werden.

Während das „Mutterprogramm“ Cubase noch viele Möglichkeiten der Weiterbearbeitung des Audiomaterials bietet (z.B. Lautstärkeanpassung, rückwärts spielen, Tonhöhe oder Geschwindigkeit verändern) wurde hierauf bei Cubase Education größtenteils verzichtet. Es besteht jedoch die Möglichkeit, Audioaufnahmen zu zerschneiden und die einzelnen Teile frei zu bewegen und zu kopieren. Außerdem kann man das Audiosignal durch einen Equalizer (für jeden der acht Kanäle einzeln einstellbar) verändern und durch Effekte (z.B. Hall, Verzerrung, Chorus) verfremden.

Zusätzlich zur Audioaufnahme bietet Cubase Education die Möglichkeit auch Midi-Instrumente aufzunehmen: Dabei werden z.B. von einem Keyboard punktuelle Ereignisse wie der genaue Zeitpunkt des Drückens und Loslassens einer Taste oder des Pedals und die Anschlagstärke als Daten an den Computer übermittelt und von dem gespeichert. (vgl. AUERSWALD 2000, 38). Da bei dieser Technik einzelne Daten gespeichert werden, bestehen anschließend vielfältige Möglichkeiten diese weiterzubearbeiten. Die Nachbearbeitung von Midi-Aufnahmen bietet sehr viele Möglichkeiten (z.B: Quantisierung, Lautstärkeanpassung, Verspieler korrigieren etc.). Die Midi Aufnahmen können aber auch auf anderen Instrumenten wiedergegeben werden. So kann zum Beispiel etwas auf einem billigen Keyboard eingespielt und auf einem gut klingendem E-Piano wiedergegeben werden. Oder es gibt die Möglichkeit, die Signale an einen Klangenerator weiterzuleiten oder die in einige Soundkarten bereits integrierten Soundfonts (vgl. Punkt 2.5) zur Wiedergabe zu nutzen. So können auch mit sehr günstigen Eingabegeräten bei entsprechend guten Soundkarten und Sounds bereits qualitativ hochwertige Klangeindrücke geschaffen werden[1].

Neben dem eigenen Aufnehmen, erlaubt Cubase Education auch das Einfügen von Dateien, die im Audio-, Midi-, oder Rex- Format[2] gespeichert sind. Diese kann man direkt in das Arrangement ziehen, wo sie wie normale Aufnahmen behandelt werden.

Mittels des „Transportbars“ (siehe Abb. 1, Markierung <4>), der dem Bedienungsfeld eines Kassettenrekorders nachempfunden wurde, kann man abspielen und aufnehmen, vor- und zurückspulen, das Tempo ändern, ein Metronom einschalten oder eine vorher eingegrenzte Stelle im Stück als „Loop“ wiederholen. Hilfreich ist auch die Funktion, mittels der Solo-Taste nur einzelne Stimmen abzuspielen (<5>) oder einzelne Stimmen während der Wiedergabe stumm zu schalten.

[...]


[1] (vgl. hierzu auch das Klangbeispiel des dargestellten Songs einmal mit dem normalen Windows-Midi Sounds gespielt, und einmal mit dem freien Soundfont „Realfont 2.0“, Track 2 und Track 3)

[2] Rex-Dateien: Mit dem Programm „Recycle“ speziell aufbereitete Audiodateien. Diese Audiodateien sind in viele kleine Stücke zerschnitten worden wodurch sie im Tempo angepasst werden können.

Excerpt out of 74 pages

Details

Title
Einsatzmöglichkeiten der Software 'Cubase Education' im Musikunterricht der Hauptschule - dargestellt an verschiedenen Unterrichtssequenzen in den Lerngruppen 5b, MKB9 und Band-AG
College
Studienseminar Helmstedt
Grade
1.0
Author
Year
2005
Pages
74
Catalog Number
V35304
ISBN (eBook)
9783638352635
ISBN (Book)
9783668211780
File size
1975 KB
Language
German
Notes
In meiner Examensarbeit zum zweiten Staatsexamen habe ich praktisch untersucht, wie man den Computer und das Program Cubase Education möglichst vielfältig im Musikunterricht eingesetzt werden kann. Da das Programm für Lehrer/innen kostenlos ist, können die beschriebenen 3 Einheiten ohne großen Aufwand direkt selbst ausprobiert werden... Autor erwünscht Rückmeldungen (über den Verlag) !! ohne CDROM !!
Keywords
Einsatzmöglichkeiten, Software, Cubase, Education, Musikunterricht, Hauptschule, Unterrichtssequenzen, Lerngruppen, MKB9, Band-AG
Quote paper
Oliver Brunotte (Author), 2005, Einsatzmöglichkeiten der Software 'Cubase Education' im Musikunterricht der Hauptschule - dargestellt an verschiedenen Unterrichtssequenzen in den Lerngruppen 5b, MKB9 und Band-AG, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35304

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Title: Einsatzmöglichkeiten der Software 'Cubase Education' im Musikunterricht der Hauptschule - dargestellt an verschiedenen Unterrichtssequenzen in den Lerngruppen 5b, MKB9 und Band-AG



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