Franz Ansprenger - Wie unsere Zukunft entstand. Von der Erfindung des Staates zur internationalen Politik - ein kritischer Leitfaden.


Recension Littéraire, 2003

12 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Kapitel 1 – 7: Historische Entwicklungen

III. Kapitel 8 – 10: Die Vereinten Nationen

IV. Kapitel 11 – 16: Die Internationale Politik in der Gegenwart

V. Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

I. Einleitung

Der Politikwissenschaftler Franz Ansprenger hat mit seinem Buch „Wie unsere Zukunft entstand. Von der Erfindung des Staates zur internationalen Politik – ein kritischer Leitfaden“, erschienen 2000 im Wochenschau Verlag, eine Einführung in die internationale Politik vorgelegt, welche sich in vielerlei Hinsicht von anderen Einführungen in dieses Thema und auch von anderen politikwissenschaftlichen Sachbüchern unterscheidet. 1991 bis 1997 lehrte Ansprenger Internationale Politik für Politik-/ Sozialkundelehrer aus Berlin (Ost) und Brandenburg. Aufgrund dieser Tätigkeit entstand die Absicht, das, in diesem Literaturbericht bearbeitete, Buch zu schreiben.[1] Zunächst einmal gibt er zu Beginn seiner Arbeit den Hinweis, dass er sich aus historischer Sicht dem Thema nähert. Dass Ansprenger gelernter Historiker ist, wird dem Leser in der Darstellung der einzelnen Kapitel und im Aufbau des gesamten Buches deutlich. Immerhin beschäftigen sich die Kapitel 1 bis 7 mit der Historie der Staaten, der internationalen Politik und des Völkerrechts. Neben dem historischen Einschlag des Buches, fällt dem Leser auch eine juristische und wirtschaftspolitische Betrachtung vieler Aspekte auf. Der Autor löst sich oftmals von ethischen oder moralischen Betrachtungen und lässt nüchtern staats- und völkerrechtliche Fakten einfließen, welche dem Leser Interessenkonflikte in der internationalen Politik visualisieren.

Neben der Herangehensweise und Aufarbeitung der Themen, fällt besonders der Schreibstil des Autors ins Auge. Losgelöst von penibler Sachlichkeit, verleiht er seiner vielfach kontrovers vorgetragenen Meinung Ausdruck. Überwiegend gekennzeichnet durch kursiv gedruckte Absätze. Dass das Buch dadurch in bestimmten Teilen angreifbar wird und viel Stoff für Diskussionen liefert, wird von Franz Ansprenger nicht nur in Kauf genommen, sondern ist gewollt.

Als Quellen seiner Arbeit nennt er zunächst die Primärliteratur, welche er vielfach in seinem Buch zitiert. Die verwendete Sekundärliteratur betrachtet Ansprenger weniger als den Versuch die Bibliographie in ihrer Vollständigkeit darzustellen, sondern vielmehr als wertvolle Literatur, auf die er mehr oder weniger zufällig gestoßen sei.[2]

Die von Ansprenger vorgelegte Einführung richtet sich nicht nur an Studenten, sondern auch an Professoren und Politik-/ Sozialkundelehrer.

Das es sich eben nicht um eine „mundgerecht“ portionierte Einführung, für den an einem allgemeinen Überblick interessierten Leser handelt, verdeutlicht die zum Widerspruch und zur Diskussion anregende Darstellung des Buches.

Das Buch besteht aus 16 Kapiteln, welche sich zum Zwecke der Bearbeitung, im vorliegenden Literaturbericht, in 3 Teile untergliedern lassen. Die Kapitel 1 bis 7 befassen sich, wie bereits erwähnt, mit der historischen Darstellung. Die Vereinten Nationen sind Gegenstand der Betrachtungen in den Kapiteln 8 bis 10. Im Blickpunkt steht die Entstehung der VN, Aufbau und Organisation, sowie die Rolle der VN in der gegenwärtigen internationalen Politik. Kapitel 11 bis 16 befassen sich letztlich mit der internationalen Politik in der Gegenwart. Verdeutlicht anhand von ausgewählten Beispielen.

II. Kapitel 1 bis 7: Historische Entwicklungen

Die einführenden Sätze des ersten Kapitels verdeutlichen die Problematik einer Definition von internationaler Politik, welche sich wie ein roter Faden durch das Werk Ansprengers zieht. Laut Ansprenger ist internationale Politik keine internationale Politik, denn sie spiele sich überwiegend zwischen den Staaten und nicht zwischen den Nationen (gemeint sind die Völker) ab. Zum einen habe nicht jede Nation einen Staat und zum anderen fehle oftmals das Wesensmerkmal der Demokratie in der Außenpolitik, solange Staaten und nicht Völker Politik betrieben.[3] Um aber überhaupt das Außenverhältnis von Staaten darstellen zu können, vermittelt der Verfasser einen historischen Überblick hin zum Wesen des modernen Staates, welches er über das Prinzip der Territorialgewalt definiert, versehen mit dem Zusatz, dass sich westlich Deutschlands eine Entwicklung abzeichnete, in welcher sich die Bevölkerung des Territorialstaates als einheitliche Nation betrachtete.[4] Ansprenger benennt drei Ebenen, um das Verhalten dieser Staaten zu analysieren, hinsichtlich der Frage, wie es zum aktuellen Zustand der internationalen Politik kam. Erstens sei dies der Umgang mit schwächeren Mächten, welche den Übergang zum Territorialstatt nicht schafften. Zweitens die mittlere Ebene der Beziehungen dieser Staaten untereinander und drittens die Ebene der gemeinsamen Außenbeziehungen zu Mächten, außerhalb der lateinischen Christenheit. Besonderes Augenmerk sei hier auf die mittlere Ebene gelegt, denn im 15. Jahrhundert beanspruchten die Fürsten Westeuropas das Recht gegeneinander Krieg zu führen. Die Lehre vom „gerechten Krieg (bellum iustum) bildete sich heraus, welche durch Thomas von Aquin (1225 – 1274) formuliert wurde. Die „Vollmacht des Fürsten“ zur Kriegserklärung nahmen die Staaten für sich allein in Anspruch. Die weiteren Bedingungen eines „gerechten Kriegs“, d.h. ein „gerechter Grund“ und „rechte Absichten“, traten in den Hintergrund.[5] Die Lehre vom „gerechten Krieg“ zieht sich durch die internationale Politik bis letztlich zur Gründung der Vereinten Nationen und wirkte prägend auf die Konfliktlösung und Methoden der Außenpolitik, gerade in Bezug auf die Großmächte Europas. Ansprenger widmet diesem Punkt ein ganzes Kapitel (Kapitel 5, Das Recht zum Kriege und andere Elemente des Völkerrechts) und macht so deutlich, welche Bedeutung die Entwicklung des Völkerrechts für die Beziehungen der Staaten untereinander hat. Erst nach dem Ersten Weltkrieg entwickelten sich ernst zu nehmende Ansätze zur Ächtung des Kriegs, welcher zuvor fast schon als integraler Bestandteil der Politik anzusehen war. Ansprenger verweist auf die Satzung des Völkerbundes, explizit auf Artikel 11 und 12,[6] wobei er jedoch auch hier noch keinen echten Fortschritt erkennt, denn eine Rückkehr zum ius ad bellum sei dadurch nicht ausgeschlossen. Eindeutiger seien hingegen Artikel 1 und 2 des „Briand-Kellog-Paktes“,[7] in dem die unterzeichnenden Staaten auf Krieg, als Lösung internationaler Streitfälle verzichteten. Der Autor bewertet dies zwar als Erfolg der friedliebenden Diplomatie, aber keinesfalls als einen Sieg für den Frieden, wie sich spätestens 1939 herausstellte.[8] In der äußerst anschaulichen Darstellung des Völkerrechts und im Schwerpunkt die Betrachtungen über die Lehre vom „gerechten Krieg“, sowie dessen Bewertung, gehen doch leider im fünften Kapitel die Bemühungen zur Ächtung des Krieges etwas unter. Immerhin entwickelte sich in der relativ kurzen Zeit von 1918/19 bis 1945 vieles im Völkerrecht, mehr als in den Jahrhunderten zuvor, auch wenn diese Bemühungen den Zweiten Weltkrieg nicht verhindern konnten, waren es aus rechtlicher Sicht doch enorme Fortschritte. Die rechtlich unumstrittene Ächtung des Kriegs durch die VN Charta steht in jener historischen Entwicklungslinie.

Neben dem Völkerrecht betont der Autor immer wieder die Bedeutung der Wirtschaftsgeschichte, ohne welche eine Betrachtung internationaler Beziehungen seit 1492, durch die Entdeckung Amerikas mit allen wirtschaftlichen Folgen, nicht möglich sei.[9] Obwohl die USA bereits 1929 die europäischen Mächte wirtschaftlich überflügelten, übernahmen sie zum damaligen Zeitpunkt noch nicht die politische Führung in der Welt, vielmehr führte der New Yorker Börsencrash im selben Jahr zu einer Weltwirtschaftskrise ungeahnten Ausmaßes. Die negativen wirtschaftlichen Entwicklungen trugen in Deutschland nicht unwesentlich zum Machtzuwachs der Nationalsozialisten bei.[10] Die Idee von wirtschaftlicher Hegemonie anstatt von militärischer, deutet Ansprenger humorvoll am Beispiel Japans an. Welches nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg die Notwendigkeit zu einer Neubesinnung auf andere Methoden internationaler Politik erkannte.[11]

[...]


[1] Franz Ansprenger, „Wie unsere Zukunft entstand. Von der Erfindung des Staates zur internationalen Politik – ein kritischer Leitfaden“, Wochenschau Verlag, Schwalbach/Ts., 2000, S. 7

[2] Ebenda, S. 8 f

[3] Ebenda, S. 11 f

[4] Ebenda, S. 17

[5] Ebenda, S. 17 ff

[6] siehe Anhang

[7] siehe Anhang

[8] Ebenda, S. 66 f

[9] Ebenda, S. 25

[10] Ebenda, S. 87 f

[11] Ebenda, S. 91

Fin de l'extrait de 12 pages

Résumé des informations

Titre
Franz Ansprenger - Wie unsere Zukunft entstand. Von der Erfindung des Staates zur internationalen Politik - ein kritischer Leitfaden.
Université
Helmut Schmidt University - University of the Federal Armed Forces Hamburg
Note
1,0
Auteur
Année
2003
Pages
12
N° de catalogue
V35416
ISBN (ebook)
9783638353359
Taille d'un fichier
570 KB
Langue
allemand
Mots clés
Franz, Ansprenger, Zukunft, Erfindung, Staates, Politik, Leitfaden
Citation du texte
Till Martin Hogl (Auteur), 2003, Franz Ansprenger - Wie unsere Zukunft entstand. Von der Erfindung des Staates zur internationalen Politik - ein kritischer Leitfaden., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35416

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