1. Einleitung
Wir befinden uns heute in einer Welt der zunehmenden intra- und interkulturellen Vernetzungen. Dies bedeutet, dass eine individuelle Identifikation mit verschiedensten Einflüssen stattfindet und auch die Mainstream- Kultur als solche nicht mehr in "reiner Form" zu existieren scheint. Für die Literaturwissenschaft stellt sich hier die Frage nach neuen theoretischen Ansätzen, um die Vielfalt kultureller Einflüsse, aber auch um anhand von literarischen Repräsentationsfiguren die sich daraus ergebenden Spannungsfelder und Entwicklungsspielräume zu beleuchten. Die vorliegende Arbeit soll dazu dienen, einen "postkolonialen" Blickwinkel auf die im Werk von Rudolfo Anaya beschriebene Welt der Chicanos anzuwenden. Der Gegenstand der Untersuchung, Anayas Romantrilogie, umfasst die Werke Bless me, Ultima (1972), Heart of Aztlán (1976) und Tortuga (1979). Anhand der vorliegenden Arbeit soll, mittels Textanalysen vor dem Hintergrund der Theorien von Clifford, Anzaldúa und Bhabha der Blick weggelenkt werden vom kolonialen Diskurs, der traditionelles Denken in (meist in asymmetrischen Beziehungen zueinander stehenden) Dichotomien, wie farbig- weiss, Zentrum- Peripherie, reich- arm bedeutet, hin zu einem erweiterten Blickwinkel, der neue Spannungsfelder und Entwicklungsspielräume gestattet.
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Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Aufbau und Zielsetzung der Arbeit
- 1.2 Einordnung des Autors in den historischen Zusammenhang
- 1.3 Terminologische Bemerkungen zum "Chicano Movement"
- 2. Theoretische und definitorische Prämissen
- 2.1 Was bedeutet "postkolonial"?
- 2.2 James Clifford: Traveling Cultures - das Selbst als Reise(nder)
- 2.3 Gloria Anzaldúa: Borderlands - der Kultur- Raum der Grenze
- 2.4 Homi Bhabha: The Location of Culture: Kulturelle Hybridisierung als Aufbruch in die Zukunft
- 2.5 Zusammenfassung: Literarische Anwendungsmöglichkeiten der Begrifflichkeiten
- 3. Postkoloniale Blicke auf das Werk von Rudolfo Anaya
- 3.1 Bless me, Ultima
- 3.1.1 Die Figur Antonio und ihr Selbstfindungsprozess
- 3.1.2 Die Familie Márez und die Familie Luna - Gegensätze vereinigen sich
- 3.1.3 Die Titelfigur Ultima: Heilerin und Wegweiser
- 3.1.4 Zwischenfazit
- 3.2 Heart of Aztlán
- 3.2.1 Clemente Chávez - der gebrochene Held
- 3.2.2 Jason Bindeglied der Trilogie
- 3.2.3 Zwischenfazit
- 3.3 Tortuga
- 3.3.1 Tortuga: Heilung aus der Erstarrung
- 3.3.2 Salomón - der Mythenerzähler
- 3.3.3 Zwischenfazit
- 3.1 Bless me, Ultima
- 4. Zusammenfassung
- 5. Anhang
- 6. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Werk des Autors Rudolfo Anaya mit dem Fokus auf postkoloniale Perspektiven. Ziel ist es, die komplexe Identitätsbildung der Chicano-Protagonisten in Anayas Romantrilogie vor dem Hintergrund des Chicano Movements zu beleuchten und dabei den kolonialen Diskurs zu überwinden. Durch die Anwendung der Theorien von Clifford, Anzaldúa und Bhabha soll ein erweiterter Blickwinkel auf die Spannungsfelder und Entwicklungsspielräume der Figuren im Spannungsfeld zwischen Kulturen ermöglicht werden.
- Identitätsbildung im postkolonialen Kontext
- Kulturelle Hybridisierung und die Überwindung von Dichotomien
- Die Rolle von Tradition und Moderne im Chicano-Diskurs
- Literarische Repräsentation von Marginalisierung und Widerstand
- Das "Chicano Movement" als historischer Hintergrund
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Autor und den historischen Zusammenhang des Chicano Movements beleuchtet. Sie beschreibt die Zielsetzung der Arbeit, die darin besteht, postkoloniale Perspektiven auf Anayas Romantrilogie anzuwenden. Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit theoretischen und definitorischen Prämissen, insbesondere mit der Bedeutung des Begriffs "postkolonial". Dabei werden die Theorien von Clifford, Anzaldúa und Bhabha vorgestellt, die als Grundlage für die Analyse der Romane dienen. Der dritte Teil der Arbeit analysiert die Romane Bless me, Ultima, Heart of Aztlán und Tortuga im Hinblick auf postkoloniale Aspekte. Die Analyse konzentriert sich auf die Hauptfiguren und ihre Identitätsentwicklung im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne. Die einzelnen Kapitel beleuchten jeweils die spezifischen Themen der Romane, wie zum Beispiel die Figur des Heilers in Bless me, Ultima oder die Geschichte des gebrochenen Helden Clemente Chávez in Heart of Aztlán.
Schlüsselwörter
Postkoloniale Theorie, Chicano-Literatur, Rudolfo Anaya, Identitätsbildung, kulturelle Hybridisierung, Chicano Movement, Traveling Cultures, Borderlands, The Location of Culture, Bless me, Ultima, Heart of Aztlán, Tortuga.
- Citation du texte
- Claudia Haase (Auteur), 2004, Postkoloniale Blicke auf das Werk von Rudolfo Anaya: Protagonisten im Spannungsfeld zwischen Kulturen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36171