„Wir riefen Gastarbeiter und es kamen Menschen“ lautet eine Redewendung, die 1965 Max Frisch formulierte. Hier spricht der berühmte Schriftsteller ein Phänomen an, das bis heute nicht an Brisanz verloren hat. Nachdem im deutschsprachigen Raum in den Sechziger Jahren aufgrund des Wirtschaftsbooms Arbeitskraftmangel herrschte, wurden zwischenstaatliche Abkommen getroffen, die eine befristete Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis für Ausländer festlegten. Mit der Anwerbung von Arbeitern kamen zahlreiche Menschen, die hierzulande zu Wohlstand und Prosperität beitrugen. Die Politiken der deutschsprachigen Länder waren jedoch kurz gedacht, da man primär den Nutzen der migrantischen Arbeitsleistung sah und weniger welche kulturellen und zivilisatorischen Dynamiken und Herausforderungen damit verbunden waren.
Gastarbeiter, welche eben zunächst als Gäste verstanden wurden, siedeln sich an, fingen an sich Existenzgrundlagen aufzubauen und Familien zu gründen.
Bald erkannte die Politik, dass man einerseits diese Menschen nicht einfach wieder in ihre Herkunftsländer zurückschicken konnte und andererseits auch von deren systemstabilisierender Arbeit abhängig wurde. Somit wurde teilweise die zeitliche Aufenthaltsbefristung aufgehoben und es bildeten sich ethnische Communities. Die Nutzung der Arbeitsleistung der Migranten stellte kritisch betrachtet eine zweckrationale Verdinglichung von menschlichen Existenzen dar.
Aus der Gastarbeit wurde eine langfristige Arbeitsmigration und schließlich stellte man fest, dass ehemalige Gastarbeiter sich als gleichwertiger Teil der Aufnahmegesellschaft begreifen wollen. Zu lange vernachlässigt wurde hinsichtlich einer hegemonialen Betrachtungsweise der angestammten
Bevölkerung, dass für Integration ein Engagement und ein Perspektivenwechsel von Nöten ist. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 EINFÜHRUNG
- 2 MIGRATION - DIE ENTSTEHUNG VON INTERKULTURELLEM KONTAKT
- INTEGRATION
- 3 DACHBEGRIFF UND REIZWORT
- 3.1 BEGRIFFE ETHNISCHER SOZIALSTRUKTUREN
- 4.1 ASSIMILATION
- 4.2 MULTIKULTURALISMUS
- 4.3 SEGREGATION
- 5 PARALLELGESELLSCHAFTEN - EIN UMSTRITTENES PHÄNOMEN
- 5.1 ANALYSE
- 5.2 PROBLEME
- 5.3 CHANCEN
- 6 FAZIT UND AUSBLICK
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Phänomen der Parallelgesellschaften und bietet eine diskursive Annäherung an das Thema. Ziel ist es, verschiedene Integrationsformen zu diskutieren und eine differenzierte Betrachtung von parallelgesellschaftlichen Strukturen anzustreben. Die Arbeit soll einen Beitrag leisten, um dem Trend rechtspopulistischer Bewegungen entgegenzuwirken, die die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund behindern.
- Migration und die Entstehung von interkulturellem Kontakt
- Integration als vielschichtiges Konzept
- Begriffe ethnischer Sozialstrukturen: Assimilation, Multikulturalismus, Segregation
- Parallelgesellschaften als umstrittenes Phänomen
- Analyse, Probleme und Chancen von Parallelgesellschaften
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema ein und beleuchtet die historische Entwicklung der Migration im deutschsprachigen Raum. Es werden die Herausforderungen der Integration und die Entstehung von parallelgesellschaftlichen Strukturen diskutiert. Das zweite Kapitel widmet sich dem Begriff der Migration und beleuchtet verschiedene Dimensionen und Beweggründe für Wanderungsbewegungen. Es wird auf Push- und Pullfaktoren sowie auf freiwillige und erzwungene Migration eingegangen. Das dritte Kapitel behandelt den Dachbegriff „Integration“ und führt verschiedene Begriffe ethnischer Sozialstrukturen ein, darunter Assimilation, Multikulturalismus und Segregation. Das vierte Kapitel analysiert das Phänomen der Parallelgesellschaften, betrachtet ihre Probleme und Chancen.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe Migration, Integration, Parallelgesellschaften, ethnische Sozialstrukturen, Assimilation, Multikulturalismus, Segregation. Weitere wichtige Themen sind die Herausforderungen der Integration, die Entstehung von interkulturellem Kontakt und die Rolle des Diskurses bei der Konstruktion von Parallelgesellschaften.
- Citar trabajo
- Lukas Niggel (Autor), 2017, Die Perzeption von Parallelgesellschaften. Entstehung von interkulturellem Kontakt durch Migration, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/364449