Das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück aus Sicht der Bundestagsabgeordneten auf Twitter

Klartext vs. #muttimachts


Bachelor Thesis, 2013

59 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Politische Kommunikation im Internet
2.1 Social Media als Wahlkampfinstrument
2.2 Twitter und Politik

3 Das TV-Duell – ein besonderes Wahlkampfereignis
3.1 TV-Duelle im Urteil der Zuschauer
3.2 Personalisierung, Mobilisierung und Priming

4 Twitter als Second Screen

5 Forschungsfragen, Methodik und Untersuchungsdesign

6 Ergebnisse
6.1 Inhaltliche vs. formale Aspekte
6.2 Angesprochene Themengebiete
6.3 Bewertung der Kandidaten
6.4 Einseitige vs. zweiseitige Kommunikation

7 Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhang
Tabellen
Abgeordneten-Liste
Codebuch

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildungen

Abb. 1: Darstellung der Abgeordneten-Tweets im Tagesverlauf

Abb. 2: Vorkommen der Bewertung bestimmter kandidatenbezogener Eigenschaften innerhalb der Tweets mit Bezug auf Merkel/Steinbrück

Abb. 3: Darstellung der von Abgeordneten weitergeleiteten Tweets im Tagesverlauf

Abb. 4: Von dem Abgeordneten Peter Tauber innerhalb eines Tweets verlinktes Foto auf twitpic.com.

Tabellen im Text

Tab. 1: Bezug des politischen Tweets nach Parteizugehörigkeit des Autors

Tab. 2: Bewertung der Union/SPD nach Parteizugehörigkeit des Autors

Tab. 3: Allgemeine Bewertung zum TV-Duell nach Parteizugehörigkeit des Autors

Tab. 4: Erwähnung der Union/SPD im Tweet nach darin angesprochenem Politikfeld

Tab. 5: Häufigkeit und Rolle/Funktion innerhalb der Tweets zitierter Akteure

Tabellen im Anhang

Tab. A-1: Intracoder-Reliabilität nach Holsti für verschiedene Kategorien von Variablen

Tab. A-2: Kategorisierung der Autoren nach Geschlecht

Tab. A-3: Kategorisierung der Autoren nach Parteizugehörigkeit

Tab. A-4: Kategorisierung der Tweets nach Parteizugehörigkeit des Autors

Tab. A-5: Zeitpunkt des Veröffentlichens des Tweets

Tab. A-6: Kontext des Tweets nach Zeitpunkt der Veröffentlichung

Tab. A-7: Erwähnung der Union und/oder SPD nach Parteizugehörigkeit des Autors

Tab. A-8: Ist in dem Tweet mit Erwähnung der Union und/oder SPD auch eine Bewertung der jeweiligen Partei sichtbar?

Tab. A-9: Allgemeiner Bezug der Tweets zum TV-Duell

Tab. A-10: Ist eine allgemeine Bewertung zum TV-Duell vorhanden?

Tab. A-11: Im politischen Tweet angesprochenes Politikfeld

Tab. A-12: Kandidatenbezug des Tweets nach Zeitpunkt

Tab. A-13: Aspekt, der im Tweet mit Kandidatenbezug angesprochen wird

Tab. A-14: Kandidatenbezug des Tweets nach Geschlecht des Autors

Tab. A-15: Bewertung der Kandidaten nach Geschlecht des Autors

Tab. A-16: Kandidatenbezug des Tweets nach Parteizugehörigkeit des Autors

Tab. A-17: Bewertung der Kandidaten nach Parteizugehörigkeit des Autors

Tab. A-18: Vorkommen kandidatenbezogener Eigenschaften, die im Tweet bewertet werden, nach Kandidat, auf den sich der Tweet bezieht

Tab. A-19: Bewertung der kandidatenbezogenen Eigenschaften nach Kandidat

Tab. A-20: Bewertung kandidatenbezogener Eigenschaften nach Zeitpunkt

Tab. A-21: Strategie, die im Tweet erkennbar wird

Tab. A-22: Vorkommen einer Erwähnung/Adressierung im Tweet nach Zeitpunkt

Tab. A-23: Vorkommen einer Erwähnung/Adressierung im Tweet nach Followerzahl

Tab. A-24: Im Tweet per @-Mention erwähnte/angesprochene Akteure

1 Einleitung

17,6 Millionen Zuschauer, 173.000 Tweets, #tvduell kurzzeitig der meistgenutzte Hashtag weltweit – und am Ende folgen über 6000 Twitternutzer dem Account von Merkels Halskette (vgl. FOCUS Online 2013; Weis 2013). Die Zahlen zum TV-Duell zeigen, dass die Sendung sich längst nicht mehr nur im Fernsehen abspielt, sondern auch in den Sozialen Medien angekommen ist. Als am 01. September 2013 ab 20:30 Uhr die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Herausforderer Peer Steinbrück (SPD) sich 90 Minuten lang den Fragen von Maybrit Illner (ZDF), Peter Kloeppel (RTL), Stefan Raab (Pro7) und Anne Will (ARD) stellten, ging es vor allem um wichtige Wahlkampfthemen aus den Bereichen "Aktuelles", "Arbeit und Soziales", "Finanzen" und "Sicherheit". Die Schlagzeilen des folgenden Tages (vgl. z.B. Huber 2013; Bild.de 2013; FOCUS Online 2013; SPIEGEL Online 2013) zeigen jedoch, dass noch ein weiteres Thema von Bedeutung war: die Frage, wie die Netzgemeinde das TV-Duell auf Twitter kommentierte. Diese Frage dient als Aufhänger der vorliegenden Arbeit. Während Bild, Spiegel, Süddeutsche und Co. einen nicht-wissenschaftlichen Blick auf alle Twitternutzer warfen, soll hier jedoch eine quantitative Inhaltsanalyse der Twitterkommentare einer begrenzten Gruppe von Politikern, der auf Twitter vertretenen Bundestagsabgeordneten, vorgenommen werden:

Wie kommentieren die Bundestagsabgeordneten auf Twitter das TV-Duell zwischen den Kanzlerkandidaten Angela Merkel und Peer Steinbrück?

Als wichtige Punkte zur Beantwortung dieser Forschungsfrage soll geklärt werden, welche Aspekte des TV-Duells die Abgeordneten kommentieren und welche Politikthemen dabei eine besondere Rolle spielen. Außerdem wird untersucht, wie die Abgeordneten die Kandidaten Merkel und Steinbrück bewerten und ob Hinweise auf einen Dialog und Interaktion mit anderen Twitternutzern erkennbar sind.

Um zu zeigen, wie sich Politiker allgemein in den Sozialen Medien bewegen, wird in Kapitel 2 zunächst die Social Media-Nutzung der Politiker dargestellt. Dabei wird unterschieden zwischen der alltäglichen Nutzung verschiedener Social Media-Plattformen (Kapitel 2.1), der Nutzung dieser Plattformen in Wahlkampfzeiten (Kapitel 2.2) und der speziellen Rolle von Twitter als Wahlkampfinstrument (Kapitel 2.3). Da es sich bei der für die Forschungsfrage relevanten Stichprobe um deutsche Abgeordnete handelt, werden bei der Betrachtung politischer Kommunikation im Web 2.0 lediglich Ergebnisse aus Studien mit Deutschlandbezug berücksichtigt.

Die Wahl des TV-Duells als Ausgangspunkt der Analyse wird in Kapitel 3 begründet. Das TV-Duell stellt ein besonderes Highlight in der Endphase des Wahlkampfs dar. Die Fernsehübertragung bietet den Spitzenkandidaten der beiden größten Parteien die Chance, eine Vielzahl an potenziellen Wählern zu erreichen. Dieses Publikum gilt es von dem Programm der eigenen Partei zu überzeugen. Ob das in der Vergangenheit gelang und wie die Zuschauer in vergangenen Jahren das TV-Duell bewerteten, wird in Kapitel 3.1 thematisiert. Zudem findet in Kapitel 3.2 eine Betrachtung möglicher Einflüsse des TV-Duells auf das Wahlverhalten und die Entscheidungskriterien der Rezipienten statt. Dafür wird zunächst der Frage einer möglichen Personalisierung nachgegangen, gefolgt von einem Blick auf das Mobilisierungspotenzial der Sendung. Als dritter möglicher Effekt wird die Theorie des Medien-Primings in Bezug auf TV-Duelle behandelt.

Während Kapitel 3 sich auf die Bereiche Fernsehen und Publikum beschränkt, wird in Kapitel 4 der Aspekt der Social Media-Nutzung wieder mit aufgenommen. Da die Nutzung von Twitter als Second Screen zu politischen Fernsehdebatten in Deutschland noch nicht in größerem Umfang erforscht ist, dienen zur Beschreibung des Forschungsstandes wissenschaftliche Studien aus dem Ausland. Dabei wird zum einen auf den Wandel vom passiven Publikum zum aktiven „Viewertariat“ (vgl. Anstead/O'Loughlin 2011) eingegangen, zum anderen wird gezeigt, wie Soziale Medien – darunter vor allem Twitter – den Nachrichtenzyklus traditioneller Medien beeinflussen. Mit der Verknüpfung von Twitternutzung einerseits und politischer Fernsehdebatte andererseits dient das vierte Kapitel gleichzeitig als Überleitung zum empirischen Teil der Arbeit.

Dieser beginnt in Kapitel 5 mit einer Beschreibung des methodischen Vorgehens. Hier werden unter anderem die untergeordneten Forschungsfragen sowie die wichtigsten Variablen vorgestellt. Daran anschließend werden in Kapitel 6 die für die Beantwortung der Forschungsfragen relevanten Ergebnisse präsentiert. Kapitel 7 liefert schließlich eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse, wobei auch auf mögliche Probleme und Limitationen der Analyse eingegangen wird. Zum Abschluss der Arbeit soll zudem gezeigt werden, welche Forschungslücken weiterhin bestehen und wie diese durch zukünftige Studien geschlossen werden könnten.

2 Politische Kommunikation im Internet

Seit dem Aufkommen des Internets hat sich das Verhältnis von Politik zu einfachen Bürgern verändert. Partei-Webseiten, „E-Mail Newsletter“ und „E-Petitionen“ sind nur einige Beispiele dafür, wie Wähler und Gewählte über das Internet Kontakt aufnehmen können[1]. Mit Blick auf die Forschungsfrage werden in der vorliegenden Arbeit nur die Sozialen Medien behandelt.

„Soziale Medien ermöglichen ihren Nutzern nicht nur das einfache Erstellen und Teilen von Inhalten, sie dienen vor allem dem Aufbau und der Pflege von Beziehungen im Internet. Das Web 2.0 bildet damit die Grundlage für das Herausbilden kommunikativer Netzwerke, in denen jeder Teilnehmer zugleich Informationskonsument und -produzent sein kann.“ (Meckel et al. 2011: 3)

Wie die vom Institut für Medien und Kommunikationsmanagement der Universität St. Gallen durchgeführte ISPRAT-Studie „Politiker im Netz“ ergab, nutzen zwei Drittel aller Bundestagsabgeordneten Soziale Medien[2], wobei sich die Politiker in ihrer Aktivität stark unterscheiden (vgl. ebd.: 10). Die Partei mit den im Durchschnitt aktivsten Nutzern ist Bündnis 90/Die Grünen[3], gefolgt von SPD und FDP (vgl. ebd.: 20). An oberster Stelle der meistgenutzten Social-Media Plattformen steht Facebook; Xing, ein Netzwerk zum Knüpfen von Geschäftskontakten, spielt nur unter Abgeordneten der FDP und der CSU eine größere Rolle (vgl. ebd.: 25–26). Dies könnte darauf hindeuten, dass die Politiker ihre Aktivitäten auf die Plattformen konzentrieren, auf denen sie ihre Wähler vermuten. Dafür spricht auch, dass 94% der Bundestagsabgeordneten angeben, über Soziale Medien ihre Wähler erreichen zu wollen. Dabei setzen sie jedoch weniger auf Dialog, sondern verfolgen in erster Linie eine Strategie der Selbstvermarktung (vgl. Meckel et al. 2013: 3). Eine Kategorisierung der Politiker nach ihrem Nutzertyp ergibt, dass die Mehrheit der Politiker sich als „Profi“[4] in den Sozialen Medien bewegt und diese selektiv nutzt, um dadurch Aufmerksamkeit und Zustimmung unter den Wählern und innerhalb der Partei zu erzielen (vgl. ebd.: 6). Das Potenzial zur Interaktion mit den Bürgern und zur Mobilisierung möglicher Unterstützer wird hingegen noch nicht ausgeschöpft (vgl. ebd.: 3).

2.1 Social Media als Wahlkampfinstrument

In Wahlkampfzeiten suchen Politiker in besonderer Weise den Kontakt zum Bürger, etwa über Infostände und Wahlkampfveranstaltungen. Daher wäre zu erwarten, dass auch die Möglichkeiten zur persönlichen Ansprache und Mobilisierung potenzieller Wähler über die Social Media-Plattformen von den Politikern während des Wahlkampfs verstärkt wahrgenommen werden.

Alle im Bundestag vertretenen Parteien setzten im Wahlkampf 2009 auf die Nutzung Sozialer Netzwerke. Die insgesamt höchste Aktivität wurde bei der Union gemessen; allerdings zeigten die Grünen im Laufe des Wahlkampfs mit einem starken Zuwachs ihrer Social Media-Aktivität die positivste Entwicklung (vgl. Unger 2012: 225–226)[5]. Die Online-Wahlkampfstrategie bestand im Wesentlichen aus vier Elementen: Information, Organisation, Kommunikation sowie Interaktion/Partizipation (vgl. ebd.: 228–229). Obwohl die Parteien die Wichtigkeit, „ausreichend Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten […] anzubieten“ (ebd.: 161), erkannten, wurden gerade diese Elemente zur Einbeziehung möglicher Wähler aus Expertensicht unzureichend genutzt (vgl. ebd.: 232). Auch Marx (2010: 116) kritisiert den fehlenden Willen der Parteien zur Kommunikation: „Auf keinem der untersuchten Profile gab es öffentliche Rückmeldungen an die User. So blieben die Kommentare eine scheinbar unbedeutende Meinung, die […] nicht zur Basis eines Gesprächs werden sollte.“

Die Mobilisierung der Internetnutzer gelang ebenfalls in nur geringem Maße (vgl. Unger 2012: 236). Dies deckt sich mit den Ergebnissen zur alltäglichen Social Media-Nutzung der Politiker (vgl. Meckel et al. 2013: 3). Dennoch wurden in Einzelfällen Unterstützer für Wahlkampfaktivitäten außerhalb des Internets gewonnen, was auf erste Ansätze einer Online-Offline-Integration hindeutet (vgl. Unger 2012: 236–237). Auswirkungen der Social Media-Aktivitäten auf das Wahlverhalten konnten hingegen nicht nachgewiesen werden (vgl. ebd.: 237; Marcinkowski/Metag 2013: 38).

„Eine lebendige Online-Kampagne ist dann möglich, wenn die Klassifizierung nach Sender und Empfänger aufgelöst und somit ein Rollentausch ermöglicht wird“ (Unger 2012: 233). Im Bundestagswahlkampf 2009 nutzten die Parteien die Sozialen Netzwerke jedoch in erster Linie als Distributionskanal für Parteiinformationen (vgl. Marx 2010: 115; Unger 2012: 236); die für einen „Wahlkampf 2.0“ wichtigen Elemente Kommunikation und Interaktion/Partizipation wurden nur in Ansätzen sichtbar. Entgegen den Erwartungen war in der Social Media-Nutzung der Politiker kaum ein Unterschied zwischen Alltag und Wahlkampf erkennbar.

2.2 Twitter und Politik

Twitter ist nach Facebook die von Bundestagsabgeordneten im Alltag meistgenutzte Social Media-Plattform (vgl. Meckel et al. 2011: 11)[6]. Über den Microblogging-Dienst können angemeldete Nutzer Kommentare von bis zu 140 Zeichen Länge veröffentlichen. Diese als Tweets bezeichneten Kurzmitteilungen sind generell für alle Internetnutzer sichtbar. Mit Hilfe twitterspezifischer Operatoren können die Mitteilungen an bestimmte Personen adressiert (@-Mentions), Tweets anderer Nutzer weitergeleitet (Retweets) oder Kommentare als einem bestimmten Thema zugehörig markiert (Hashtags) werden. Auch Verlinkungen auf andere Websites sind innerhalb eines Tweets möglich.[7]

Nach dem Erfolg Barack Obamas im US-Präsidentschaftswahlkampf 2008, in dem das Internet und dabei auch Twitter in besonderem Ausmaß für die Kampagne genutzt wurden, führte der „Mythos Obama“ (vgl. Siri/Seßler 2013: 64) dazu, dass sich Twitter auch in Deutschland zum Wahlkampfinstrument entwickelte und als solches Gegenstand verschiedener Studien wurde (vgl. z.B. Jürgens/Jungherr 2011; Thimm/Einspänner/Dang-Anh 2012; Elter 2013). Da sich die Untersuchungen zum Bundestagswahlkampf 2009 größtenteils auf die Erwähnung politischer Inhalte sowie das Vorkommen von Parteien und Politiker fokussieren (vgl. Jürgens/Jungherr 2011; Tumasjan et al. 2011; Jungherr 2013), für die vorliegende Arbeit jedoch die Twitternutzung der Politiker selbst von Interesse ist, werden im Folgenden hierauf bezogene Ergebnisse aus den Landtagswahlkämpfen 2011 dargestellt. Diese sind jedoch auf Grund genereller Unterschiede in der Social Media-Nutzung von Bundes- und Landespolitikern (vgl. Meckel et al. 2013: 61) sowie der seit 2009 gesammelten Erfahrungen nicht zwangsläufig mit den unter 2. und 2.1. vorgestellten Resultaten vergleichbar.

Thimm, Einspänner und Dang-Anh (2012) untersuchten im Rahmen der Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg die Twitterkommunikation der Landesparteien sowie ausgewählter Listenkandidaten auf partizipationsfördernde Elemente. Während die Anzahl verschickter Tweets in Baden-Württemberg bei Kandidaten der besonders netzaffinen Piratenpartei am höchsten war, ließ sich für Sachsen-Anhalt kein systematischer Unterschied nach Parteizugehörigkeit ausmachen (vgl. ebd.: 301). Ein Vergleich des Operatoreneinsatzes ergab, dass jeder Politiker seine eigene Strategie auf Twitter verfolgt, die sich auf einem Kontinuum zwischen interaktiv-persönlich (viele @-Mentions und Retweets, wenige Hyperlinks) und thematisch-informativ (viele Hyperlinks, geringere Anzahl an @-Mentions und Retweets) einordnen lässt (vgl. ebd.: 303–304). Inhaltlich ließen die Tweets vier Strategietypen erkennen: Veranstaltungswerbung, politische Parolen und Wahlaufforderungen, Negativbewertung des politischen Gegners sowie die Nutzung von Twitter als parteiinternes Kommunikationsmittel (vgl. ebd.: 304-306). Diese Strategien weisen darauf hin, dass die Landespolitiker, ähnlich wie ihre Kollegen auf Bundesebene bei der Social Media-Nutzung (vgl. Kapitel 2.1.), Twitter eher zu Werbezwecken als dialogorientiert einsetzten (vgl. Thimm/Einspänner/Dang-Anh 2012: 306). Fand ein Dialog statt, so spielte sich dieser zudem in knapp 70 Prozent der Fälle zwischen Politikern ab; umgekehrt kommunizierten auch die Bürger vor allem untereinander (vgl. ebd.: 306–307). Auch Elter (2013: 216) zeigt in einer Analyse von Partei-Tweets, dass der Aufbau einer Beziehung zu anderen Twitternutzern per @-Mention oder Retweet nur einen geringen Anteil in der Twitterkommunikation der Parteien ausmacht. Die politische Nutzung von Twitter zur Kommunikation mit dem Bürger war somit 2011 auf Landesebene durchaus noch ausbaufähig. Daraus sollten jedoch aus den oben genannten Gründen keine Rückschlüsse auf die Twitternutzung der Bundestagsabgeordneten gezogen werden.

3 Das TV-Duell – ein besonderes Wahlkampfereignis

Während die Wirkung politischer Social Media-Nutzung im Wahlkampf fraglich ist (vgl. Kapitel 2), hat das TV-Duell einen hohen Stellenwert als bedeutendes Wahlkampfereignis (vgl. Maurer/Reinemann 2007: 229). Seit der ersten „Presidential Debate“ zwischen Nixon und Kennedy 1960 in den USA wird darüber diskutiert, welche Faktoren in einer solchen Fernsehdebatte ausschlaggebend sind: Aussehen und Auftreten der Kandidaten[8], politische Inhalte oder die in der Nachberichterstattung stattfindende Interpretation durch die Medien (vgl. Tiemens 1978; Kraus 1996; Schroeder 1996)?

Anhand der Debatten von 2002, 2005 und 2009[9] soll gezeigt werden, wie TV-Duelle von den Rezipienten wahrgenommen werden, welchen Einfluss dies auf das Wahlverhalten hat, welche Faktoren die Publikumsmeinung prägen und inwiefern die mediale Berichterstattung dabei von Bedeutung ist.

3.1 TV-Duelle im Urteil der Zuschauer

Das Format der TV-Duelle zwischen Kanzler und Herausforderer feierte 2002 in Deutschland eine Doppelpremiere: Am 25. August lieferten sich Gerhard Schröder und Edmund Stoiber die erste Debatte bei RTL und Sat.1, gefolgt von einem zweiten Fernsehduell am 8. September bei ARD und ZDF. Obwohl beide Duelle ein großer Quotenerfolg waren, fiel das Publikumsurteil eher negativ aus (vgl. Dehm 2002). Besonders die erste Sendung wurde wegen der strengen Regeln kritisiert, die einen Schlagabtausch zwischen den Kandidaten kaum ermöglichten (vgl. ebd.: 600). Bei beiden Duellen vermissten die Zuschauer zudem klare Antworten und einen Informationsgewinn (vgl. ebd.: 601). Die im Vorfeld diskutierte Frage, inwiefern TV-Duelle die Wahlentscheidung beeinflussen, wurde auch nach dem Duell nicht einheitlich beantwortet. So deuten die Ergebnisse der ZDF-Befragung darauf hin, dass die individuelle Kandidatenpräferenz die Wahrnehmung und Bewertung der Duellanten geprägt hat: „Die Mehrheit hat gesehen, was sie sehen wollte“ (ebd.: 608). Scheufele, Schünemann und Brosius (2005: 417) stellten hingegen nach dem ersten Duell kurzfristige Veränderungen der Kandidaten- und Parteienpräferenz fest. Laut Maurer und Reinemann (2003: 219) hatte das zweite TV-Duell „erhebliche Auswirkungen auf die Vorstellung der Zuschauer von den Kandidaten“, womit sie die Annahme „dass Fernsehdebatten […] keine Meinungsänderungen hervorrufen können, weil die Zuschauer ohnehin nur das wahrnehmen, was ihren bestehenden Meinungen entspricht“ (ebd.: 221), widerlegen. Unterschiede in der Fragestellung und die Wahl des Befragungszeitpunktes könnten eine Erklärung für die ungleichen Ergebnisse der Studien sein.[10]

Das TV-Duell zur vorgezogenen Neuwahl 2005 zwischen Gerhard Schröder und Angela Merkel war die meistgesehenen Sendung des Jahres (vgl. Dehm 2005: 627). Im Gegensatz zu den Duellen drei Jahre zuvor bewertete diesmal über die Hälfte der Zuschauer die Sendung insgesamt positiv (vgl. ebd.) und jeder Dritte konnte neue Erkenntnisse gewinnen (vgl. ebd.: 629). Dennoch waren nur neun Prozent der Befragten „der Meinung, das Wahlduell habe die Wahlentscheidung der Wähler beeinflusst […] jeder Vierte sagt, es hat keinen Einfluss gehabt“ (ebd.: 633). Dies deckt sich weitgehend mit den bereits geschilderten Ergebnissen der ZDF-Befragung aus dem Jahr 2002. Allerdings ergab die Befragung 2005, dass die in diesem Jahr relativ große Gruppe Unentschiedener sich in ihrer Wahlabsicht und Kandidatenpräferenz zumindest kurzfristig vom TV-Duell beeinflussen ließ (vgl. ebd.: 637). Maurer und Reinemann (2007: 235) sahen wiederum eine starke Wirkung des TV-Duells auf die Kandidatenbewertung, die den Einfluss der Parteibindung überlagert habe. Von den zwei Befragungsgruppen veränderte je zwischen einem Fünftel und einem Drittel der Zuschauer im Anschluss an das Duell seine generelle Meinung über die Kandidaten und seine Kanzlerpräferenz (vgl. ebd.). In Bezug auf den festgestellten Erkenntnisgewinn betonen Maurer und Reinemann, dass der Lerneffekt sich nicht nur auf wahre Informationen bezog, sondern auch inkorrekte Darstellungen als vermeintlich richtige Erkenntnisse aufgenommen wurden (vgl. ebd.: 236).

2009 traten mit Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier zwei Politiker gegeneinander an, die bereits vier Jahre in der großen Koalition zusammengearbeitet hatten. So ist es wenig verwunderlich, dass das TV-Duell von Medien und Zuschauern gleichermaßen als besonders langweilig empfunden wurde (vgl. Dehm 2009; Maier/Faas/Maier 2013: 82). Nicht nur die Einschaltquote, auch die Bewertung der Sendung fiel dementsprechend schlechter aus als 2005 (vgl. Dehm 2009). Zur Wirkung des TV-Duells auf die Wahlentscheidung ergab die ZDF-Umfrage erneut, dass der Zuschauer „den eigenen Favoriten für das Kanzleramt […] durch die subjektive ‚Brille‘ der individuellen Voreinstellung wohlwollender“ (ebd.: 657) betrachtet. Allerdings sprachen sich nach dem Duell mehr Zuschauer für eine Weiterführung der großen Koalition aus (vgl. Reinemann et al. 2013: 280–281).

3.2 Personalisierung, Mobilisierung und Priming

Wie bereits erwähnt, fand die Idee des TV-Duells ihren Ursprung in den „Presidential Debates“ der USA, die dort bereits in den 60er Jahren als Bestandteil eines Präsidentschaftswahlkampfs eingeführt wurden. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob mit der Übernahme des Formats eine Amerikanisierung des Wahlkampfs in Deutschland Einzug gehalten hat.

Ein Hinweis darauf wäre die Personalisierung des Wahlkampfs „also die zunehmende Fokussierung der politischen Auseinandersetzung auf Personen anstelle von Inhalten“ (Maier/Maier 2007: 219) . Für Voß (2007) ist die Wirkung des TV-Duells als „Katalysator für die Personalisierung des Wahlverhaltens“ (Maier/Maier 2007) offensichtlich:

„Hier treten die Spitzenkandidaten der stärksten Fraktionen an. […] Durch die vorher festgelegten Regeln und die damit verbundenenQuasi-Selbstaufgabe der TV-Journalisten entwickeln die Parteien eine Form reinster Personalisierung“ (Voß 2007: 257–258).

Dieser These widersprechen jedoch die Ergebnisse der Studie von Maier und Maier (2007) zum TV-Duell 2005. Dabei unterscheiden die Forscher zwischen direkten und indirekten Effekten: Zwar bewerten die Zuschauer beide Kandidaten nach dem Duell positiver als zuvor (direkter Effekt), die Rezeption der Nachberichterstattung und persönliche Gespräche führen jedoch dazu, dass diese positive Wirkung wenige Tage nach dem Duell wieder abnimmt (indirekter Effekt) (vgl. ebd.: 224). Insgesamt stellen Maier und Maier fest, „ dass sich der Einfluss unpolitischer Kandidateneigenschaften auf die Gesamtbewertung der Politiker infolge der Rezeption des Fernsehduells nicht eindeutig systematisch erhöht (ebd.: 228). Entscheidend für die Wahlabsicht seien vielmehr die durch das TV-Duell verstärkte Themenorientierung und die Parteiidentifikation der Wähler (vgl. ebd.: 229).

Die Frage einer Mobilisierung der Wähler durch das TV-Duell untersuchen Maier, Faas und Maier (2013: 81) anhand des Einflusses der Rezeption des TV-Duells 2009 auf die Wahlbeteiligungsbereitschaft. Da diese bei den Teilnehmern der Studie bereits vor dem Duell sehr hoch war, konnte bei der Gesamtbetrachtung aller Befragten kein Mobilisierungseffekt durch das TV-Duell festgestellt werden. Bei differenzierter Betrachtung der Teilnehmer nach ihrem politischen Interesse wurden jedoch Unterschiede sichtbar:

„Die Intention, an der Bundestagswahl 2009 teilzunehmen, steigt unter den politisch am wenigsten interessierten Probanden deutlich an […]. Demgegenüber verändert sich die Beteiligungsbereitschaft bei mittelmäßig Interessierten kaum; bei politisch stark Interessierten sinkt sie sogar leicht“ (ebd.: 84–85).

Somit zeigt sich, dass das TV-Duell insgesamt zwar eine egalisierende Wirkung hat, im Hinblick auf die politisch Uninteressierten jedoch einen wichtigen Beitrag zur Mobilisierung dieser sonst nur schwer erreichbaren Gruppe leistet (vgl. ebd.: 90).

Medien-Priming[11] ist definiert als

„der Prozess, in dem […] massenmedial vermittelte Informationen (als »Primes«) im Gedächtnis des Rezipienten verfügbare Wissenseinheiten [...] temporär leichter zugänglich machen. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, […] dass die nunmehr leichter zugänglichen Wissenseinheiten auch bei der Rezeption, Interpretation oder Beurteilung nachfolgend angetroffener Umweltinformation (dem »Zielstimulus«) eher aktiviert und benutzt werden als weniger leicht zugängliche Wissenseinheiten (und letztlich somit auch Verhalten beeinflussen können)“ (Peter 2002: 22).

Übertragen auf das TV-Duell lassen sich drei Wirkungsebenen unterscheiden: Die Bedeutung bestimmter Persönlichkeitseigenschaften des Kandidaten für dessen Beurteilung (Ebene 1), der Einfluss, den die wahrgenommene Persönlichkeit insgesamt gegenüber der wahrgenommenen Sachkompetenz des Kandidaten auf dessen Bewertung ausübt (Ebene 2) sowie der Stellenwert, den die Vorstellung über den Kandidaten im Vergleich zur themenbezogenen Vorstellung und der Parteiidentifikation für die Wahlentscheidung einnimmt (vgl. Maurer/Reinemann 2003: 32-33). Auf all diesen Ebenen spielt die Berichterstattung zum TV-Duell eine bedeutende Rolle, da dort bestimmte Themen, wie beispielsweise persönliche Eigenschaften der Kandidaten, besonders hervorgehoben oder vernachlässigt werden können, was sich wiederum auf die Urteilskriterien der Rezipienten auswirkt (vgl. ebd.).

Diese von den Medien verursachten Verschiebungen in den Urteilskriterien konnte Zerback (2013: 272) in seiner Studie zum TV-Duell 2009 - zumindest in Teilen - nachweisen: „Beide Kandidaten wurden nach dem Duell und infolge der Nachberichterstattung wesentlich stärker anhand ihrer Persönlichkeit beurteilt. Der Einfluss ihrer Sachkompetenz auf die Gesamtbewertung blieb hingegen vor- und nachher konstant.“ Die Ergebnisse zeigen zudem, dass Medien-Priming besonders stark auf Personen mit schwach ausgebildeten Einstellungen und Spätentscheider wirkt. Die Kriterien für die Wahlabsichten der Befragten wurden durch die Medienberichte hingegen nur in geringem Maße beeinflusst (vgl. ebd.: 273).

4 Twitter als Second Screen

“Amongst the most prominent uses of Twitter at present is its role in the discussion of widely televised events” (Highfield/Harrington/Bruns 2013: 315). So erreichte der Eurovision Song Contest (vgl. ebd.) sowie beispielsweise die Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton (vgl. Bruns 2011) und das Finale der australischen Kochsendung „Masterchefs“ (vgl. Bruns 2010) neben den reinen Fernsehzuschauern eine große Anzahl an Twitternutzern, die über den jeweiligen Hashtag das Fernsehgeschehen live kommentierten. Diese für TV-Events und Unterhaltungsformate festgestellte Bedeutung von Twitter lässt sich zunehmend auch im Umfeld politischer Fernsehsendungen beobachten, wie die folgenden Studien belegen.

Das „Viewertariat“

Am Beispiel von „BBC Question Time“, einer wöchentlich ausgestrahlten politischen Fernsehdebatte, zeigen Anstead und O'Loughlin (2011: 450), dass das Publikum während des Fernsehens die Twitter-Plattform dazu nutzt, die Debatte zu kommentieren, und so zu einer Hybridisierung der Medien beiträgt. In diesem Zusammenhang führen sie den Begriff des „Viewertariat“ ein,

„which we define as viewers who use online publishing platforms and social tools to interpret, publicly comment on, and debate a television broadcast while they are watching it. The viewertariat is an example of media hybridity, meaning a blurring of old and new processes to form new systems and practices” (ebd.: 441).

Anhand der knapp 40,000 Tweets, die zur Live-Sendung verschickt wurden, konnten Anstead und O’Loughlin zudem zeigen, wie sich diese Vielzahl an Kommentaren über die 16,852 twitternden Autoren verteilt (ebd.: 446). Sie stellten fest, dass die oberen 20 Prozent der produktivsten Twitternutzer für über die Hälfte aller während der Sendung verschickten Tweets verantwortlich waren (ebd.: 449). Ein zeitlicher Vergleich der Tweetzahlen ergab zudem, dass die Twitternutzung während der Live-Übertragung ihren höchsten Stand erreichte. Damit untermauern Anstead und O’Loughlin ihre These einer Hybridisierung zwischen Fernsehen und Internet (ebd.: 450). Zusätzlich untersuchten die Forscher die Verwendung der twitterspezifischen Operatoren Hashtag, Retweet und @-Mention. Die häufige Verwendung von Hashtags und der Retweet-Funktion zeigte, dass das Publikum Twitter im Rahmen der Live-Sendung vorwiegend dazu nutzte, Kommentare für eine möglichst breite Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Auffallend ist, dass die Anzahl an Retweets für den Zeitraum der Live-Übertragung abnimmt; hier wurde anscheinend dem Verfassen eigener Inhalte Vorrang gegeben. Die vergleichsweise geringe Verwendung von @-Mentions deutet zudem darauf hin, dass das „Viewertariat“ weniger an einer Interaktion mit anderen Twitternutzern interessiert ist (vgl. ebd.: 453–454).

Ähnliche Ergebnisse zum Zusammenspiel von Fernsehen, Publikum und Social Media fanden auch Shamma, Kennedy und Churchill (2009) zur „Presidential Debate“ zwischen John McCain und Barack Obama. Sie kamen bei ihrer Analyse von Tweets mit Hashtag zum TV-Duell zu dem Schluss, dass Twitterkommentare zu politischen Debatten eher Reaktionen und Evaluationen beinhalten und weniger einer inhaltlichen Diskussion dienen (vgl. ebd.). Elmers Twitteranalyse zu einer Fernsehdebatte kanadischer Politiker im selben Jahr ergab zudem eine seiner Meinung nach erstaunlich geringe Anzahl von Verlinkungen auf andere politische Inhalte: „Such a finding seems counterintuitive given Twitter’s predominate convention today of sharing links to articles, YouTube videos, Wikipedia and the like“ (Elmer 2013: 27). Beides deutet darauf hin, dass die Möglichkeiten, Twitter als Erweiterung der im Fernsehen stattfindenden politischen Diskussion zu nutzen, noch nicht voll ausgeschöpft werden.

Twitter als Teil des „Political Information Cycle“

2010 fand in Großbritannien die erste Fernsehdebatte zwischen den Parteiführern statt, laut Chadwick (2010: 24) „the most important single development in the media’s treatment of politics since the arrival of television during the 1959 campaign”. Wie seine amerikanischen und kanadischen Kollegen vor ihm nahm auch er dieses Ereignis zum Anlass, das Verhältnis zwischen „neuen“ und „alten“ Medien zu untersuchen. Er stellte dabei fest, dass der traditionelle Begriff des „news cycle“[12] den veränderten Umständen angepasst werden muss. Als neue Bezeichnung schlägt er den Begriff des „Political Information Cycle“ vor, „assemblages of personnel, practices, genres and temporalities in which supposedly ‘new’ online media are increasingly integrated with supposedly ‘old’ broadcast and press media” (ebd.: 24).

Diesen Zyklus sieht Chadwick als mehrstufigen Prozess: Vor der Debatte werden feste Regeln für das Format aufgestellt, um möglichst optimal auf die andernfalls unberechenbare Live-Situation vorbereitet zu sein[13]. In einer zweiten Stufe werden während der Debatte Momentaufnahmen und Reaktionen aus dem Netz präsentiert. Diese Informationen sind jedoch nicht repräsentativ und dienen eher dazu, den Live-Charakter der Sendung zu betonen. Hier spielen die Twitternutzer eine große Rolle: Über Hashtags und Programme wie den „sentiment tracker“ können die Reaktionen auf Twitter zur Sendung in Echtzeit analysiert und wiedergegeben werden. Damit stellt Twitter einen wichtigen Rückkanal zum Fernsehen dar. Die dritte Stufe in Chadwicks „Political Information Cycle“ schließt direkt an das Ende der Fernsehdebatte an, wenn Meinungsumfragen renommierter Institute und Interviews mit Vertretern der Parteien die Berichterstattung bestimmen. Auch Diskussionen über die in Stufe zwei selektiv vorgetragenen Ergebnisse aus dem Internet finden in dieser dritten Stufe statt. Daran anschließend folgen weitere Sendungen und Berichterstattung mit detaillierten Analysen und Kommentaren zur Fernsehdebatte. Diese vierte Stufe, von Chadwick als „Augmenting real time“ (ebd.: 34) bezeichnet, geht dann in die letzte Stufe, „Contesting real time“ (ebd.: 35), über, in der sich sowohl Medien als auch die Parteien einen Wettbewerb um Aufmerksamkeit und Publikums- beziehungsweise Wählergunst liefern (vgl. ebd.). Als einen wichtigen Faktor im neuen Zyklus der Informationsproduktion und -verbreitung betont Chadwick die Rolle des normalen Bürgers, der, obwohl er selbst weder der Medien- noch der Politikelite angehört, mitunter die Bedeutung und Verbreitung bestimmter Nachrichten mitbestimmen kann (vgl. ebd.).

Im Fall von Twitter würde das bedeuten, dass auch der einfache Nutzer durch seine Kommentare in der Lage ist, Einfluss auf das Nachrichtenumfeld eines Fernseh-Ereignisses wie beispielsweise des TV-Duells zu nehmen. Dennoch ist es laut Harrington (2014: 238) noch zu früh, von einer totalen Umkehr der Verhältnisse zu sprechen: „Convergence, and the era of 'Web 2.0', have not seen a complete inversion of the pre-Internet power dynamics between audiences and 'big media'.“ Es bleibt abzuwarten, inwiefern die Möglichkeiten der Social Media-Plattformen in Zukunft dazu genutzt werden, das bestehende Verhältnis zwischen Medien, Politik und Publikum aufzubrechen und neue Formen der Nachrichtenverbreitung und Diskussion – verbunden mit einer Aufwertung der Rolle des einfachen Bürgers – zu etablieren.

5 Forschungsfragen, Methodik und Untersuchungsdesign

Wie in den vorangegangenen Kapiteln dargestellt wurde, existieren bereits verschiedene Studien zur Social Media-Nutzung von Politikern im Wahlkampf – unter anderem zur Kommunikation auf Twitter (vgl. Kapitel 2). Es konnte zudem gezeigt werden, welche Bedeutung dem TV-Duell im Wahlkampf zukommt (Kapitel 3) und wie ähnliche Formate im Ausland live von Twitternutzern kommentiert wurden (Kapitel 4). Die vorliegende Studie soll nun diese Aspekte miteinander verknüpfen und anhand einer quantitativen Inhaltsanalyse von Abgeordneten-Tweets das Twitterverhalten der Bundestagsabgeordneten zum TV-Duell 2013 untersuchen. Daraus ergibt sich als Forschungsfrage:

Wie kommentieren die Bundestagsabgeordneten auf Twitter das TV-Duell zwischen den Kanzlerkandidaten Angela Merkel und Peer Steinbrück?

Da zum Zeitpunkt des Erstellens dieser Arbeit keine Studien zum TV-Duell 2013 vorliegen und auch die Twitternutzung der Bundestagsabgeordneten im Wahlkampf bisher nur in Ansätzen erforscht ist[14], soll das Twitterverhalten der Abgeordneten zum TV-Duell anhand folgender untergeordneter Fragestellungen explorativ untersucht werden:

F1: Werden eher inhaltliche oder formale Aspekte des TV-Duells kommentiert?

F2: Welche im TV-Duell angesprochenen Themengebiete werden am häufigsten kommentiert?

F3: Wie werden die Kandidaten des TV-Duells von den Abgeordneten auf Twitter bewertet?

F4: Nutzen die Bundestagsabgeordneten Twitter im Rahmen des TV-Duells eher zur einseitigen Kommunikation oder sind sie an einer Diskussion mit anderen Twitter-Nutzern interessiert?

Als Datengrundlage zur Beantwortung dieser Fragen dienen alle von Bundestagsabgeordneten verfassten „Primärweets“, die am 01. September 2013 mit dem Hashtag #tvduell (oder #TVDuell) auf Twitter veröffentlicht wurden. Der Begriff „Primärtweets“ schließt jene Tweets aus, die von den Abgeordneten nicht selbst verfasst, sondern lediglich – mit oder ohne zusätzlichen Kommentar – weitergeleitet wurden[15]. Daraus ergibt sich ein Datensatz von 834 Tweets[16], die im Rahmen des Forschungsprojekts Mapping Networked Politics – Vergleichende Analyse der Kommunikation deutscher und australischer Politiker auf Twitter, einer ATN-DAAD Forschungskooperation zwischen dem IfKW, LMU München, und der Queensland University of Technology, von den australischen Forschern aufgezeichnet und zur Verfügung gestellt wurden. Tweets, die sich auf beide Kandidaten beziehen oder mehrere Nutzer adressieren, wurden zudem doppelt beziehungsweise mehrfach gemäß der Anzahl der enthaltenen @-Mentions in den Datensatz aufgenommen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass alle im Tweet sichtbaren Bezüge bei der Auswertung der Ergebnisse Beachtung finden. Diese Tweets wurden als Einheit 2 (Kopie zur Analyse einer @-Mention-Beziehung) oder Einheit 3 (Kopie zur Analyse eines Kandidatenbezugs) im Datensatz markiert und sind lediglich für die Forschungsfragen F3 und F4 von Bedeutung. Der zu codierende Datensatz umfasste einschließlich dieser Kopien 944 Zeilen. Als Vorlage für das hier verwendete Codebuch (vgl. Anhang) diente das von Neubarth und Nuernbergk im Sommersemester 2013 entwickelte Codebuch zum Seminar „Twitter und Politik“ am Lehrstuhl Prof. Neuberger des IfKW, LMU München. Das an die Forschungsfragen angepasste Codebuch enthält 83 Variablen, von denen die wichtigsten jeder Kategorie kurz vorgestellt werden sollen:

Zeitpunkt der Veröffentlichung

Jeder Tweet wurde mit einem Timestamp versehen, der anzeigt, zu welcher Uhrzeit der Tweet veröffentlicht wurde. Anhand dieses Timestamps wird codiert, ob die Veröffentlichung vor, während oder nach dem TV-Duell geschah.

Autorvariablen

Für jeden Abgeordneten im Datensatz wird die Anzahl der Follower und Followees erhoben (vgl. Abgeordneten-Liste im Anhang) sowie das Geschlecht und die Parteizugehörigkeit codiert.

Kontextvariablen

Die inhaltliche Codierung des Tweets beginnt damit, zu erfassen, ob der inhaltliche Bezug zum TV-Duell eher politisch, unpolitisch oder gemischt ist. Für Tweets mit politischem Kontext wird dann weiter untersucht, ob sie sich auf ein politisches Thema, einen Kandidaten oder beides beziehen oder einen sonstigen politischen Bezug aufweisen. Für unpolitische Tweets mit allgemeinem Bezug zum TV-Duell wird codiert, ob sie sich auf die Moderatoren, Regeln, Studio-Gestaltung, das Format generell, die eigene Teilnahme an Veranstaltungen zum TV-Duell oder die im Anschluss an das Duell stattfindenden Diskussionsrunden beziehen. Auch eine mögliche Bewertung dieses allgemeinen Bezugs wird erfasst.

Kandidatenbezogene Variablen

Wurde im Tweet ein Bezug zu einem oder beiden Kanzlerkandidaten sichtbar, so wird in einem zweiten Schritt detaillierter erfasst, auf welchen Aspekt sich der Tweet bezieht (optische Performance, Auftreten in der Sendung, Eignung für das Amt, vergangene Handlungen, Einhaltung der Regeln oder Sonstiges). Außerdem wird überprüft, ob eine Bewertung bestimmter Eigenschaften des Kandidaten sichtbar ist. Als zu bewertende Eigenschaften werden in Anlehnung an die Zuschauerbefragung von Infratest Dimap (2013) Glaubwürdigkeit, Kompetenz, Angriffslust, Verständlichkeit, Argumentation und Fairness unterschieden sowie gegebenenfalls Angaben darüber erfasst, welche Erwartungen der Autor an den Kandidaten hatte, ob diese erfüllt wurden und wer insgesamt überzeugen konnte.

Variablen zum Erfassen im Beitrag genannter politischer Akteure

Für Tweets mit politischem Bezug werden die darin genannten oder bewerteten Parteien, sowie die Nennung/Bewertung der Regierung, der Opposition, Angela Merkels und Peer Steinbrücks erfasst.

Strategievariablen

Tweets mit politischem Kontext werden zudem auf die darin erkennbare Strategie untersucht. Zu den Strategien zählen, ähnlich wie bei Thimm, Einspänner und Dang-Anh (2012), Werbung, Mobilisierung, Spendenaufrufe, parteiinterne Kommunikation mit Wahlkampfbezug, Dialog mit dem Bürger und Negative Campaigning.

Variablen zur Beschreibung der Operatoren

Für jede im Tweet enthaltene @-Mention wird zusätzlich zum Accountnamen eine Typisierung als politischer oder journalistischer Akteur, als Repräsentant einer zivilgesellschaftlichen Organisation, eines Verbands, eines Unternehmens oder einer kirchlichen Organisation, als einfacher Bürger oder als pseudo-journalistischer Akteur vorgenommen. Politische und journalistische Akteure werden zudem detaillierter auf ihre politische Funktion beziehungsweise ihren Medienbereich untersucht. Für alle erwähnten Akteure werden außerdem das Vorhandensein und gegebenenfalls die Art der Bewertung erfasst. Ähnlich wird mit im Tweet enthaltenen Verlinkungen verfahren; an die Stelle des erwähnten Akteurs tritt hier der Website-Anbieter des verbundenen Linksziels. Zusätzlich wird die Multimedialität des verlinkten Inhalts codiert.

Variablen zur Beschreibung zitierter Sprecher

Wird im Tweet direkt oder indirekt ein anderer Sprecher zitiert, so werden für diesen sowohl Name und Organisation als auch die Zuordnung nach Akteurstyp sowie das Vorhandensein und gegebenenfalls die Art der Bewertung erfasst.

Ein im Abstand von 4 Wochen durchgeführter Intracoder-Reliabilitätstest mit 40 Tweets der Einheit 1 ergab über alle Variablen eine Reliabilität nach Holsti von 0,95. Dabei wurde für keine Variable eine Codierübereinstimmung von unter 0,75 erzielt. Wie erwartet war die Reliabilität der formalen Variablen (0,98) höher als die der inhaltlichen Variablen (0,91). Die niedrigste Reliabilität wurde für die Gruppe der kandidatenbezogenen Eigenschaften erzielt. Hier zeigte sich, dass sich die einer Infratest Dimap-Befragung entnommenen Kategorien für die Codierung der Tweets nicht optimal eigneten und zudem im Codebuch nicht präzise genug definiert waren (vgl. Tab. A-1).

6 Ergebnisse

Im August 2013 waren 344 der insgesamt 620 Mitglieder des 17. Deutschen Bundestags auf Twitter registriert. 102 von ihnen kommentierten am 01. September das TV-Duell unter Verwendung des entsprechenden Hashtags[17]. In diesem Kapitel soll zunächst ein genauerer Blick auf diese 102 Abgeordneten geworfen und betrachtet werden, wie sich ihre Twitteraktivität über den Tag verteilte. Daran anschließend werden in vier Unterkapiteln die Ergebnisse zu den untergeordneten Forschungsfragen präsentiert.

Die Gruppe der 102 Abgeordneten setzt sich aus 67 Männern und 35 Frauen zusammen (vgl. Tab. A-2). CDU/CSU[18] und SPD sind mit jeweils 29 Abgeordneten am häufigsten vertreten, was auf Grund der Tatsache, dass diese Parteien die Kandidaten zum TV-Duell stellen, nicht überrascht. Knapp dahinter folgen die Grünen mit 25 Abgeordneten. Von der FDP und den Linken kommentierten nur 12 bzw. 7 Abgeordnete das TV-Duell auf Twitter (vgl. Tab. A-3). Betrachtet man die Anzahl der Tweets, so wird deutlich, dass die Grünen mit 35,5% aller Kommentare am aktivsten waren. Die Abgeordneten der SPD (31,8%) twitterten eifriger als ihre Kollegen von CDU/CSU (18,2%). FDP und Linke sind mit 9,5% und 5% aller Tweets, auch bei Berücksichtigung ihrer geringeren Anzahl twitternder Abgeordneter, unterproportional vertreten (vgl. Tab. A-4). Während die Grünen Twitter anscheinend dazu nutzten, durch eine hohe Anzahl an Kommentaren das Fehlen eines eigenen Kandidaten im TV-Duell auszugleichen, schienen solche Überlegungen bei FDP und Linkspartei keine Rolle zu spielen.

Wie bereits Anstead und O’Loughlin (2011: 449) feststellten, zeigt sich auch in dieser deutlich kleineren Stichprobe, dass über die Hälfte der Tweets zum TV-Duell von den oberen 20% der aktivsten Twitternutzer stammen. Die Top 5 sind Volker Beck (Die Grünen), der somit seinen bereits 2011 gewonnen Titel als „Twitter-Champion“ (vgl. Meckel et al. 2013: 19) verteidigen konnte, Ulrich Kelber (SPD), Renate Künast (Die Grünen), Sven-Christian Kindler (Die Grünen) und Oliver Luksic (FDP), der mit 27 Kommentaren alleine für knapp ein Drittel aller FDP-Tweets verantwortlich ist.

Betrachtet man, zu welchem Zeitpunkt die Tweets veröffentlicht wurden, zeigt sich direkt zu Beginn der Sendung um 20:30 Uhr ein starker Anstieg in der Twitternutzung. Insgesamt wurden über 80% der untersuchten Tweets während der Live-Übertragung des TV-Duells verfasst (vgl. Tab. A-5). Zudem fällt auf, dass im Anschluss an das Duell nur noch verhältnismäßig wenig getwittert wurde. Die Ergebnisse zur Twitteraktivität der Abgeordneten im Tagesverlauf[19] (Abb. 1) unterstreichen somit die Nutzung von Twitter als Second Screen zum Fernsehgeschehen (vgl. Kapitel 4).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 : An die Twitteraktivität angepasste Darstellung der Abgeordneten-Tweets im Tagesverlauf (n=834). Das rote Rechteck markiert den Zeitraum der Sendung.

Für die folgenden Analysen wurden FDP, Grüne und Linke als „sonstige im Bundestag vertretene Parteien“ zusammengefasst, wodurch ein Vergleich der Parteien der beiden Kandidaten und der nicht im Duell repräsentierten Parteien ermöglicht wird. Um zu untersuchen, ob Unterschiede im Twitterverhalten nach Anzahl der Follower existieren, wurden die absoluten Followerzahlen als „geringe“, „mittlere“ und „hohe“ Anzahl gruppiert, wobei das 25%-Quartil (1.385) und das 75%-Quartil (5.180) jeweils als Gruppengrenze fungieren.

6.1 Inhaltliche vs. formale Aspekte

Der Großteil der Abgeordneten-Tweets zum TV-Duell ist mit 77,6% rein politisch. Dieser Anteil nimmt während des TV-Duells sogar noch zu. Tweets, die einen allgemeinen Bezug zum TV-Duell aufweisen und deshalb als „unpolitisch“ codiert wurden, dominieren zwar mit 40% die Twitternutzung vor dem TV-Duell, insgesamt machen sie jedoch lediglich 9,3% der Kommentare aus (vgl. Tab. A-6).

Fast die Hälfte der politischen Tweets[20] weist Bezüge zu einem politischen Thema sowie zu einem oder beiden Kandidaten auf, wobei sich CDU/CSU-Abgeordnete als einzige öfters nur auf die Kandidaten beziehen (vgl. Tab. 1), was die große Bedeutung der Kanzlerin Angela Merkel für die Union unterstreicht.

Tab. 1 : Bezug des politischen Tweets nach Parteizugehörigkeit des Autors (Angaben in %; Inhaltsanalyse 2013)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] Einen Überblick zur Veränderung der internen und externen Kommunikation politischer Akteure durch das Internet liefern Emmer und Bräuer (2010) .

[2] Die Analyse umfasst Facebook, MeinVZ, StudiVZ, XING, wer-kennt-wen.de/WKW, MySpace, Flickr, Youtube, Twitter und Blogs (vgl. Meckel et al. 2011: 7).

[3] im Folgenden verkürzt als „Grüne“ bezeichnet

[4] Als weitere Typen werden der „begeisterte“ und der „skeptische“ Nutzer identifiziert (vgl. Meckel et al. 2013: 6).

[5] Erwähnenswert ist hier die Aktion „3-Tage-wach“, bei der Twitternutzer den Kandidaten der Grünen Fragen stellen konnten, welche von diesen zum Teil unmittelbar beantwortet wurden (vgl. Marx 2010: 95).

[6] Eine qualitative Analyse zur Twitterkommunikation von Politikern findet sich bei Siri und Seßler (2013).

[7] Zur Definition von Twitter und Erklärung der Operatoren siehe auch Jürgens/Jungherr (2011: 203-204), Thimm/Einspänner/Dang-Anh (2012: 297-300).

[8] Umfragen deuten darauf hin, dass Nixon „[who] looked ill and appeared to be sluggish” (Kraus 1996: 82) von den Radiohörern zum Sieger des Duells gekürt wurde, während Kennedy „[who] looked fit and lively during that debate” (ebd.) die Mehrheit der Fernsehzuschauer für sich gewinnen konnte (vgl. ebd.).

[9] Zum TV-Duell 2013 zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück liegen zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Arbeit noch keine wissenschaftlichen Analysen vor.

[10] Die ZDF-Befragung fand ein bis zwei Werktage nach dem Duell statt (vgl. Dehm 2002: 600); die Ergebnisse von Scheufele et al. (2005: 409) stammen aus einer Omnibus-Umfrage des Forsa-Instituts drei Tage nach dem ersten TV-Duell; Maurer und Reinemann (2003: 218) führten zum zweiten TV-Duell drei Befragungen „kurz vor dem Duell, kurz nach dem Duell und fünf Tage nach dem Duell“ durch, weisen jedoch darauf hin, dass ihre „Probandengruppe für repräsentative Schlüsse zu klein ist“.

[11] Zur Theorie des Priming siehe auch Schenk (2007: 305-314).

[12] Dieser Zeitraum zwischen zwei Ausgabe einer Zeitung wurde traditionell zum Sammeln, Schreiben, Redigieren, Zusammenstellen, Auswählen und Präsentieren neuen Materials genutzt (vgl. ebd: 25).

[13] Wie in Kapitel 3.1 dargestellt, werden gerade diese strengen Regeln vom Publikum häufig kritisiert.

[14] Erste Ergebnisse zur Kommunikation der Bundestagsabgeordneten auf Twitter im Wahljahr 2013 finden sich in einem Blogbeitrag von Nuernbergk (2013), sowie einem unveröffentlichten Forschungsbericht aus dem Hauptseminar „Twitter und Politik“ am Lehrstuhl Prof. Neuberger des IfKW, LMU München (vgl. Baumann/Klein/Scheiber 2013). Da das Forschungsprojekt, aus dem diese Ergebnisse stammen, noch nicht abgeschlossen ist, gibt es dazu jedoch bisher keine veröffentlichten Studien.

[15] Retweets wurden mit aufgezeichnet, jedoch nicht codiert.

[16] Allerdings kann hier keine Garantie auf Vollständigkeit gegeben werden. So wurde bereits festgestellt, dass die Tweets von Peer Steinbrück zum TV-Duell, vermutlich auf Grund technischer Schwierigkeiten bei der Aufzeichnung, nicht erfasst wurden und somit in der Analyse fehlen.

[17] Informationen zu den Abgeordneten können der Abgeordnetenliste im Anhang entnommen werden. Es wird davon ausgegangen, dass die Liste zum Stand Ende August auch am 01. September noch Gültigkeit hat.

[18] Die Union aus CDU und CSU wurde für die Codierung als eine „Partei“ erfasst.

[19] Der erste Tweet des Tages wurde um 10:12 Uhr veröffentlicht, der letzte erschien um 23:48 Uhr.

[20] Tweets mit sowohl politischem als auch unpolitischem Bezug wurden zu beiden Kategorien – politischer Tweet und allgemeiner Tweet – gezählt.

Excerpt out of 59 pages

Details

Title
Das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück aus Sicht der Bundestagsabgeordneten auf Twitter
Subtitle
Klartext vs. #muttimachts
College
LMU Munich  (Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung)
Grade
1,0
Author
Year
2013
Pages
59
Catalog Number
V369457
ISBN (eBook)
9783668505131
ISBN (Book)
9783668505148
File size
1612 KB
Language
German
Keywords
Twitter, Politik, TV-Duell, Social Media, Second Screen, Wahlkampf, Bundestagswahl 2013
Quote paper
Marlies Klein (Author), 2013, Das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück aus Sicht der Bundestagsabgeordneten auf Twitter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/369457

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